Im Unterschied zu UKW arbeitet DAB+ mit einem Gleichwellennetz. Das heißt, alle Sender sind auf der gleichen Frequenz. Was im analogen Bereich nur in Ausnahmefällen gelingt, ist also beim Digitalradio nicht nur môglich, sondern kann auch noch die Signalqualität verbessern.
Damit das funktioniert, müssen aber die Signale verschiedener Sender quasi gleichzeitig an der Antenne eintreffen. Da sich Radiowellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten, sind die Zeitunterschiede zwischen unterschiedlich weit entfernten Sendern natürlich sehr klein -- was aber schon ausreichen wäre, dass Signal zu stören.
Damit aber würden beispielsweise auch Reflexionen zu Signalausfällen führen (bei UKW machen sie sich als kurze Störungen bemerkbar). Deshalb fügt man ein so genanntes Guard Interval ein, also eine kurze Pause in der Übertragung. Wir reden hier von Mikrosekunden, wohlgemerkt.
Dank des Guard Intervals treffen Reflexionen oder die Signale weiter entfernter Sender ein, wenn beim nächsten Sender gerade "Pause" ist. Je länger diese Pause dauert, desto später kann ein Signal eintreffen, und desto weiter weg kann ein Sender weiter weg sein, ohne Störungen zu Verursachen.
Je länger man aber das Guard Interval wählt, je länger also die Pause ist, desto weniger Daten können pro Zeiteinheit übertragen werden. Es gibt also einen Konflikt zwischen dem Interesse, möglichst viele Daten zu übertragen, und dem möglicht lamgen Guard Interval.
In der Realität wird man also ein Guard Interval wählen, dass ausreichend lang ist, damit Sender innerhalb eines bestimmten Radios sich nicht gegenseitig stören, sondern zur Verbesserung des Empfangs beitragen. Daraus aber ergibt sich eine maximale Entfernung, die ein empfangbarer Sender vom Empfangsort haben darf.
Bei UKW kann man also hoch gelegene Standorte mit einer großen Leistung verwenden. Wie weiter oben geschildert, strahlen die UKW-Sender Bad Marienberg und Linz weit nach NRW ein.
Der Standort Nordhelle im Sauerland ist hoch gelegen. Sein UKW-Versorgungsgebiet ist recht klein, dennoch kann der Sender auch noch in 100 km Entfernung stellenweise höhere Feldstärken erzeugen, auch wenn das Signal nicht mehr stabil genug ist, um einen Nutzen zu haben.
Würde man also die genannten Senderstandorte auch bei DAB+ mit hohen Sendeleistungen betreiben, würden die Signale in der Entfernung "zu spät" ankommen und somit das Gleichwellennetz stören.
Aus diesem Grund werden auf den Berggipfeln niemals starke Sender für DAB+ installiert werden. (Es gibt wohl die Möglichkeit, einen exponierten Standort zu nutzen, der eine große Fläche abdeckt. Die dabei durch die Topographie entstehen Lücken können dann im Gleichwellennetz betrieben werden, in dem man das Signal von den Füllsendern etwas später aussendet und somit in das Guard Intervall des "Hauptsenders" passt. Außerhalb des Sendegebietes kann man dann unter Umständen sogar ein herkömmliches SFN auf gleicher Frequenz anschließen -- die Praxis ist hier entscheidend.)
Insofern ist auch der DAB+-Empfang außerhalb des Versorgungsgebietes trickreich. Vielleicht kann ich mit einer Richtantenne auf einen DAB-Sender des benachbarten Bundeslandes diesen heranholen. Wenn ich aber Pech habe, holt die Antenne dann aber auch einen anderen Sender aus einem entfernteren Teil (z. B. vom Ruhrpott aus Linz angepeilt, aber es kommt auch noch Haardkoof und Donnersberg mit, so dass bei angehobenen Bedingungen der DAB+-Empfang nicht mehr funktioniert) das Guard Inteval sprengt.