Bayern 2 ändert sein Programm

Am Ende von "Stadt Land Leute" wurde während des Trailers der Falsche Kanal zugeschalten und man konnte die Moderatoren der aktuellen und folgenden Stunde zuhören wie die Übernahme wieder zurück ins Funkhaus gelingt. Wenn auch ne Panne, dann aber eine besonders menschliche :)

Ja heut ging vieles schief - vor allem in den Übergängen zu den Zeitzeichen. Entweder waren die Mods zu früh oder zu spät dran. Und in Franken hat man scheinbar die neue Station-Voice noch nicht geleifert bekommen.
 
Das sagt die ehemalige BR2-Redakteurin Cornelia Zetzsche:


Was man vor der Paywall lesen kann, haut schon gut rein:

"Fest steht: Die aktuelle „kulturWelt“, bisher werktags 8.30 Uhr mit durchdachter Dramaturgie, fundierten Beiträgen und Interviews, wird zerlegt und die Häppchen ab 6 Uhr morgens in einem dreistündigen Magazin von fachfremden Moderationen serviert. Wer die Solitäre hören will, muss drei Stunden dranbleiben und bekommt sie einmal stündlich zwischen Gartentipps und Nahost im neuen Formatradio mit viel Musik. Schluss mit „Diwan“, dem Büchermagazin, die neue Hoffnung heißt „br_literally“, der BR-BookTok. Vom legendären „Nachtstudio“ bleibt ein Mode-Podcast. Passé sind fünfzig Jahre „Kulturjournal“ mit Debatten und Essays und „Filmkultur“. „radioTexte“, die Lesungen mit Autorengesprächen, landen im neuen Salon auf schlechten Sendeplätzen."
 
Das sagt die ehemalige BR2-Redakteurin Cornelia Zetzsche:

"Fest steht: Die aktuelle „kulturWelt“, bisher werktags 8.30 Uhr mit durchdachter Dramaturgie, fundierten Beiträgen und Interviews, wird zerlegt die Häppchen ab 6 Uhr morgens in einem dreistündigen Magazin von fachfremden Moderationen serviert. Wer die Solitäre hören will, muss drei Stunden dranbleiben und bekommt sie einmal stündlich zwischen Gartentipps und Nahost im neuen Formatradio mit viel Musik. ..."⁴
Fachfremd? Für den heutigen Moderator Knut Cordsen trifft das aber nicht zu.
Gartentipps zwischen 6 und 9? Habe ich da noch nie gehört.
Finde auch den Anteil an Musik nicht übertrieben.
Es gibt bestimmt Gründe für Kritik, aber da passen sie meines Erachtens nicht.
 
"Es geht bei Bayern 2 erkennbar nicht mehr so sehr darum, zu bestimmten Zeiten etwas Spezielles anzubieten. Das neue Programm ist der Versuch, vermehrt möglichst allen zu jeder Zeit etwas zu präsentieren, das sie interessieren könnte. Das geht nur, wenn es weniger sperrig ist, wenn Intellektualität zurückgedrängt wird und es mehr um Information geht als um Durchdringung.
...
Die Verantwortlichen des BR haben in den vergangenen Monaten immer wieder vorgerechnet, dass die Etats für Kultur keineswegs gekürzt werden, sie argumentieren, dass die Kultur auf Bayern 2 teilweise bessere Sendezeiten bekommt, der Gesamtumfang des Kulturangebots nicht abnimmt und außerdem viel Neues im Digitalen entsteht. Das ist jedoch eher eine buchhalterische Argumentation und keine inhaltliche. Die wenig besagt über Qualität und Substanz eines Kulturangebots ..."

(Bezahlschranke)

Ich spitze die Essenz des Artikels mal so zu: Würde Hannah Arendt, die durch das Radio groß geworden ist, heute einen Podcast machen? Im linearen Bayern 2 haben derartig lange und tiefe Sendungen ab sofort keinen Platz mehr. Auch als wöchentlicher Podcast endet das Nachtstudio:
 
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Ein Programm wie Bayern 2 muss sich meiner Meinung nach eben auch weiterentwickeln dürfen. In welche Richtung hat wahrscheinlich auch ein wenig mit dem Generationswechsel in den Redaktionen zu tun.
 
Unbestritten, ohne eine wünschenswerte, behutsame Weiterentwicklung würde es früher oder später zu einer Erstarrung kommen. Für einen deutlichen Konzeptwechsel gab es aber keine Not. Und eine Sendung wie das Nachstudio hat eigentlich einen gewissen Denkmalschutz verdient.
 
... und den bekommt es auch. Das war bisher an mir vorbei gegangen, einmal im Monat soll es eine neue Ausgabe des Nachstudios als Podcast geben:
 
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Ich meine schon, dass ein Konzeptwechsel bei Bayern 2 notwendig war. Das nun angebotene Tagesprogramm aus Wort und anspruchsvollem Pop wird vielleicht sogar neue Hörer ansprechen, für die jene mitunter langatmigen Wortstrecken ein Ausschaltimpuls darstellten.
 
Yep, wurde wohl alles neu eingesprochen......
Und da war eine Menge einzusprechen.
Bayern 2 hat tatsächlich jede Stunde andere Claims. Ich hab mal mitgeschrieben:

Die Welt am Morgen
(Nur Offair-Claim: Politik Kultur Gesellschaft)
06 Bayern 2 am Morgen mit...
0630 Bayern 2 Grenzenlos hören
07 Bayern 2 am Morgen mit...
07.30 Was in der Welt passiert - der Morgen auf Bayern 2
08 Bayern 2 am Morgen mit...
0830 Aktuelles am Morgen und das Wichtigste aus der Kultur

Nah dran
(Nur Offair-Claim: Gesellschaft Wissen Dialog)
09 Das Wissen der Welt entdecken
10 Mitreden und Weitersagen
11 Das Leben entdecken

Das Tagesgespräch
12 Kommen Sie mit uns ins Gespräch

Stadt Land Leute
13 Bayern 2 am Mittag mit....

Kulturwelt
14 Die ganze Vielfalt der Kultur
15 Wissen und Kultur

Eins zu Eins Der Talk mit ...
16 Eins zu Eins Der Talk auf Bayern 2. xxx im Gespräch mit xxx

Die Welt am Abend
(Nur Offair-Claim: Politik Gesellschaft Wissenschaft)
17 Bayern 2 am Abend mit....
1730 Gut informiert in den Feierabend - Bayern 2
18 Bayern 2 am Abend mit...
1830 Die ganze Welt des Wissens - Bayern 2 am Abend
 
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Am Ende von "Stadt Land Leute" wurde während des Trailers der Falsche Kanal zugeschalten und man konnte die Moderatoren der aktuellen und folgenden Stunde zuhören wie die Übernahme wieder zurück ins Funkhaus gelingt. Wenn auch ne Panne, dann aber eine besonders menschliche :)
Danke für den interessanten Zwischenfall zum Anhören. Ist zwar ein Fehler, aber toll, dass denen das auch mal passiert. Da hat man als Hörer etwas zum Schmunzeln und kann auch einfach mal so hinter die Kulissen hören, wie die Moderatoren die Übergabe im Hintergrund organisieren. Solche Fehler passieren leider viel zu selten ;)
 
Wieviel Kaffee hast du getrunken um durchzuhalten? :p
So viel Kaffee hat`s gar nicht gebraucht. Der BR hat – ganz vorbildlich – einen Online-Player, mit dem man unabhängig von den Clips der ARD-Audiothek alle BR-Wellen linear komplett nachhören kann – sogar mit Musik! WDR, SWR und NDR sollten sich daran ein Beispiel nehmen.

Übrigens ist die Jingle-Vielfalt noch größer. Die Jingles variieren teilweise sogar je nach Wochentag. So heißt es in der „Schwerpunktstunde“ von Bayern 2 Kulturleben am Donnerstag etwa „ Perspektivwechsel – Kultur von allen Seiten“.


Nach den ersten vier Tagen „Bayern 2 neu“ versuche ich mich mal an einer ersten Bilanz:

Insgesamt überzeugt mich das Konzept, das man mit „Tiefe bewahren und Durchhörbarkeit erhöhen“ beschreiben könnte. Letztlich hat Bayern 2 das seit Jahren praktizierte Modell vom Samstag- und Sonntagvormittag auf den ganzen Tag ausgeweitet.
Natürlich wurde auch einiges weggespart (das Nachtstudio zum Beispiel) – aber wie kann man das dem BR verdenken, wenn einfach weniger Geld zur Verfügung steht. An diesen stetigen Abwärtstrend werden wir uns leider gewöhnen müssen, wenn die politische Mediendebatte weiterhin unter so großem populistischen Einfluss wie in den vergangenen Jahren stehen und der Rundfunkbeitrag trotz steigender Kosten stagnieren sollte. Und es werden immer die wertvolleren Programmbestandteile sein, die es trifft, weil sie eben auch die teueren sind.

Vieles gibt es aber weiterhin – nur an anderer Stelle und mit anderer Verpackung und mit anderem Namen. Und da bin ich schon bei der Kritik. Der Salon wirkt - hoffentlich ungewollt- wie eine Art Reste-Kategorie. Während sich die Macherinnen und Macher tagsüber u.a. mit Jingles viel Mühe geben, Wiederauffindbarkeit zu fördern, wirkt der Salon beliebig bestückt. Der Salon ist mal nur die 1:1 -Wiederholung der Nachmittagskulturstrecke, mal - wie am Freitag – bestückt mit mehrteiliger Radiodoku und Hörspiel-Podcasts. Zu den Wochenendausgaben – übrigens zu ganz anderen Tageszeiten – kann man bislang noch nichts sagen.

Und mit der Kultur übertreiben sie`s – vermutlich, um den Kritikerinnen und Kritikern etwas entgegenzuhalten. Mitunter laufen einige Kulturbeiträge drei mal am Tag. Zuerst in der Welt am Morgen, dann im Kultur-Update im Kulturleben am Nachmittag und dann nochmal am Abend im Salon, wenn das ganze Kulturleben wiederholt wird.
Und besonders in der Welt am Morgen wirken die Kulturbeiträge für geübte Bayern2-Hörerinnen und -hörer wie Fremdkörper. Die hochtrabende Inszenierungsbesprechung am Dienstag um 6 Uhr 45 wird wohl viele verschreckt haben. Muss man wirklich die Kultur in die sonst anders geprägte Morgensendung zwängen, nur weil die reine Kultursendung bisher am späteren Morgen lief und jetzt halt an Nachmittag? Das ist eine Entscheidung für`s Schaufenster, inhaltlich überzeugt sie nicht.
 
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Dass Beiträge am Abend in einer weiteren Sendung wiederholt werden, nützt all jenen, die das tagsüber nicht hören konnten. Ich denke da beispielsweise an die arbeitende Bevölkerung, die abends nicht auch noch anstrengende Wortsendumgen hören möchte. Wer das sucht, dem bieten doch mittlerweile die App, die Website oder die vielen Podcasts ein Riesenangebot.
 
Würde gerne wissen, wie hoch der Anteil an Dauerhörern ist. Kann mir nicht vorstellen, dass das allzu viele sind. Gibt es dazu überhaupt irgendeine Info?
 
Dann sollten diese Menschen eben das Programm nicht dauerhaft hören, dann entstehen solche Probleme nicht. Derartige Sender sind darauf eh nicht ausgelegt, sondern fürs Hinhören gemacht.
Doch, das neue Bayern 2 ist dafür gemacht, es über längere Strecken zu hören als Tagesbegleiter. Eine Art Zuflucht für alle, die die inhaltsentleerten Dudelwellen nicht mehr aushalten ( Mit hr1 und SWR1 geht's ja auch stetig bergab.) Sonst hätte es diese Reform auch gar nicht gebraucht.
 

Obwohl ich nicht dabei war:

"Ganz überwiegend sind es ältere Hörerinnen und Hörer, die hier zusammengekommen sind."

"zu einer Resterampe verkommen ... ganz im Sinne der „Schnäppchen-Mentalität der Wisch-und-weg-Generation"
 
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"Ganz überwiegend sind es ältere Hörerinnen und Hörer, die hier zusammengekommen sind."
Aber bitte auch weiter zitieren, da steht noch was:
Ganz überwiegend sind es ältere Hörerinnen und Hörer, die hier zusammengekommen sind. Oft standen sie hier, seit die Umbaupläne des BR bekannt geworden waren, haben sich originelle Aktionen einfallen lassen. Einmal haben sie sogar einen Schneemann aufgebaut – zu einer Zeit, als in der Stadt schon alles weggetaut war. Den Schnee haben sie von außerhalb angekarrt. Im Netz haben fast 10.000 Menschen eine Petition gegen die Kürzungen bei „Bayern 2“ unterzeichnet.
Ich finde das enorm, wenn sich Menschen über einen langen Zeitraum zusammentun, um öffentlich für ihre – und damit auch für unsere – Interessen einzutreten. Hier geht es um das Gemeinwohl. Sehr herzlichen Dank dafür an alle Beteiligten!

Was die Frage der Generation angeht: Die Jüngeren, die dorthin nicht gekommen waren, sind schon weg. Die hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk für immer verloren. Es sind Ausweichbewegungen, die langfristig zu einer anderen Mediennutzung führen.
 
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