@Ammerländer: Du bringst es auf den Punkt.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Thema "Rundfunk" in der breiten Öffentlichkeit einen relativ niedrigen Stellenwert einnimmt, und dass Leute, die mit dem Angebot auf UKW unzufrieden sind, eher auf das Webradio ausweichen, anstatt selbst politisch aktiv zu werden.
Obwohl ich nach wie vor gerne Webradio höre, kann ich die gravierenden Nachteile dieses Mediums nicht leugnen:
- Ein mobiler Webradioempfang ist nicht immer möglich und wenn doch, dann mit erheblichen Kosten und Aufwand verbunden.
- Mit Internetradio lässt sich heute, bis auf einige, wenige Programme, die sich bereits vor Jahren, als es noch nicht eine derart große Auswahl an Stationen gab, etablieren konnten, kein Geld mehr verdienen. Für eine professionelle Moderation sind jedoch finanzielle Einnahmen unabdingbar.
Auch DAB+ ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine wirkliche Alternative: Die Auswahl an Programmen, die in den Multiplexen zur Verfügung steht, ist noch zu klein und die Klangqualität ist insbesondere beim Bundesmux unterirdisch (die Webstreams von Sunshine Live und Bob! klingen bspw. wesentlich besser, als deren Angebot via DAB+; - dabei sollte es genau umgekehrt sein).
Gute, sich selbst finanzierende Programme, brauchen die Möglichkeit einer UKW-Verbreitung, eine andere Option gibt es nicht.
Bisher war es so gewesen, dass alle kleinen Anbieter, die versucht haben, an eine Verbreitungsmöglichkeit auf UKW zu gelangen, bei der LfM ins Leere gelaufen sind oder sich eine blutige Nase geholt haben (die Landesmedienanstalten drohen bekanntlich mit Strafen bis zu 500.000€ für die illegale Verbreitung von Rundfunkprogrammen).
Hinzu kommt, dass leider unter den zahlreichen kleinen Webradioveranstaltern, Grundstücksfunkern und Piraten in NRW ein Konkurrenzdenken bis hin zur Feindschaft besteht.
Positive Ansätze, wie der Verband mittelständischer Radioveranstalter (VMR e.V.), sind daran gescheitert, dass es nicht gelingt, die divergierenden Interessen unter einen Hut zu bringen.
Es ist schlichtweg unmöglich, dass jedes kleine Webradio eine UKW-Frequenz bekommt; ich möchte mir jedoch nicht ausmalen, was man alles bewirken könnte, wenn mehrere Webradioveranstalter sich zusammenschlössen, um gemeinsam ein UKW-Projekt in Angriff zu nehmen.
Wenn dies mehr als einmal geschehen würde, könnte man ungeheuer viel bewirken: Nordrhein-Westfalen ist ohne Zweifel der attraktivste Markt für Rundfunkwerbung in Europa und es gibt gerade im Ausland Investoren, die gerne etwas vom Kuchen abbekommen würden, welcher gegenwärtig zur Gänze zwischen dem WDR und den an den Pseudo-Lokalradios beteiligten Unternehmen aufgeteilt wird.
Ich selbst habe versucht, etwas Ähnliches wie den VMR ausschließlich bezogen auf NRW aufzubauen, da hier besonders viele Webcaster aktiv sind: Von 15 angeschriebenen Webradioveranstaltern kamen 2 Absagen, 11 hatten überhaupt nicht reagiert; lediglich 2 waren zu einer Zusammenarbeit bereit. Mit so wenig Leuten kann man einfach nichts bewirken.
Der Ansatz von City Radio Düsseldorf ist insofern eine Neuheit, als dass das Projekt inzwischen weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus bekannt geworden ist.
Vor allem aber müsste bei einem negativen Entscheid der Medienkommission diese genauestens begründen, weshalb sie allen in der Veranstaltergemeinschaft zusammenwirkenden Akteuren vor den Kopf stößt, m.a.W. gerade durch die Existenz einer VG wird das Projekt demokratisch legitimiert!
Sollten die Veranstalter in Düsseldorf Erfolg haben, womit ich rechne, auch wenn mitunter noch kleinere Hürden zu bewältigen sein werden, dann liegt es auf der Hand, dass es in anderen kreisfreien Städten und Kreisen NRWs Nachahmer geben wird.
Mit der Lizensierung von City Radio Düsseldorf fiele eines der letzten Monopole im Radiosektor in Europa. Ohne zu übertreiben, lässt sich sagen, dass auf diese Weise Rundfunkgeschichte geschrieben würde.