Ok, der Reihe nach...
ENERGY Digital klingt in meinen Ohren für 72 kbps zu gut (ähnlich bei Klassikradio).
"Zu gut."
Wenns denn eine hohe Qualität hätte, wäre sie nie "zu gut", sondern würde dann allerhöchstens den Maßstab markieren für das, was bei dieser Bitrate möglich ist. Real bliebe es wohl fast immer durch manche Begleitumstände darunter.
Jedoch kriegt das irgendwie mein Lieblingssender sunshine live nicht hin. Über Sattelit haben sie einen satten knackigen Bassbetonten Sound
Warum geht das nicht auch auf DAB+?
Ich habe das jetzt nicht verglichen, aber wenn schon das grundlegende Soundprocessing (das abseits der Datenreduktions- und Artefakte-Diskussion den Klang bestimmt) unterschiedlich ist, wird man wohl für beide Verbreitungswege unterschiedliches Soundprocessing fahren. Das war bei Sunshine Live früher angeblich auch so: die damaligen UKW-Sender hatten ein völlig anderes Processing als z.B. Satellit. Warum man das macht, müßte man fragen - nicht hier, sondern die Techniker bei Sunshine Live.
Unteranderem wundert mich auch noch das sich DASDING mit 120 kbs sich eher wie etwas besseres 72 kbps anhört.
DASDING läuft, soweit mir bekannt, in LC-AAC (low complexity AAC). Das ist der eigentlich hochwertige Modus von MP4/AAC, bei dem das Audiosignal in voller Bandbreite ungefiltert (also das, was man reinschiebt) vom Codec verarbeitet wird. Letztlich ist das dann nicht anders als bei MP2 und MP3, auch da wird breitbandig verarbeitet vom Codec-Kern. Es gibt also keine "Sonderbehandlung" für irgendwelche Frequenzbereiche, es gibt nur eines: wenn die Datenrate zu niedrig ist, wird von obenher was weggelassen, der Tiefpaß vor dem Codec rutscht also nach unten. Das kann man u.U. durch gezielten Eingriff in die Codec-Parameter verhindern, dann bekommt man auch bei niedrigen Bitraten vollen Frequenzgang, aber eben deutlich hörbarere Artefakte, weil die Datenmenge nicht mehr ausreicht, alles leidlich gut umzusetzen.
Das ist beim alten MP2 so, das ist bei MP3 so, das ist auch bei LC-AAC so. Die Codier-Algorithmen sind nur halt immer trickreicher und komplexer geworden, so daß sich die Problematik der deutlich hörbaren Artefakte zu immer niedrigerer Bitrate verschiebt. Also: wo man bei MP2 noch 256 kbps für sehr gut wohnzimmertaugliche Qualität brauchte, waren es bei MP3 192 kbps und sind es bei LC-AAC vielleicht 144 kbps.
Nun hat AAC aber mehrere "Nachbrenner", um durch heftige Tricksereien auch bei noch deutlich niedrigerer Bitrate irgendwie "auf den ersten Blick" nicht besonders schlecht zu klingen. Einer dieser Nachbrenner ist SBR, die Spektralbandreplikation. Sie wird als erstes gezündet, wenn man mit niedrigerer Bitrate arbeiten will oder muß. Dabei läuft weiterhin LC-AAC wie oben beschrieben als Kern-Codec. Aber statt mit voller Abtastrate (im Rundfunk üblicherweise 48 kHz, möglich sind auch 32 kHz) zu arbeiten, schaltet der Kern-Codec auf halbe Abtastrate, also meist auf 24 kHz, in Sonderfällen auf 16 kHz.
Gemäß dem Shannon/Nyquist-Abtasttheorem der Digitaltechnik kann ich immer nur Signale bis maximal knapp halbe Abtastrate eineindeutig digitalisieren. Gehe ich mit höheren Frequenzen als die halbe Abtastrate in das System, spiegeln sich die Spektralkomponenten an der halben Abtastrate. Also: bei einem 48-kHz-System kann ich Audiofrequenzen bis knapp 24 kHz übertragen. Schicke ich einen Sinus-Testton mit 25 kHz in dieses System, erhalte ich eine Spiegelung an 24 kHz, das System gibt mir statt 25 kHz nun 23 kHz zurück. Aus 26 kHz werden 22 kHz. Aus 30 kHz werden 18 kHz. Aus 36 kHz werden 12 kHz. Undsoweiter. Filtert man das nicht vor der Digitalisierung weg, erhält man ein fies krank klingendes Audiospektrum.
Das ist exakt der gleiche Effekt wie der Stroboskop-Rand beim Plattenspieler: dreht er etwas zu langsam, laufen die Punkte oder Striche scheinbar nach hinten. Dreht er etwas zu schnell, laufen sie langsam nach vorne. Dreht sich der Teller konstant, scheinen die Striche zu stehen. Dieser Zustand entspricht in unserem Audiosystem dem Fall 48 kHz Abtastrate, 24 kHz Signal, also exakt halbe Abtastfrequenz. Auch da liefert ein A/D-Wandler konstanten (und somit unsinnigen) Output. Beim Stroboskop ist die "Abtastrate" die Blitzfrequenz des Lichtes, das den Tellerrand beleuchtet und die "Signalfrequenz" ist die Frequenz, mit der die Punkte, die auf den Plattentellerrand geprägt sind, dort vorbeilaufen. Es entstehen genau diese Stellen des scheinbaren Stillstandes mit nachfolgender Umkehr der scheinbaren Durchlaufrichtung. Das bekommt man auch bei höheren Drehzahlen (Teller von Hand drehen) immer wieder.
Zurück zu DAB. Typisch für Rundfunk läuft der Codec-Kern bei LC-AAC also mit 48 kHz und kann formal Audio bis knapp 24 kHz übertragen. Real sitzt eine Sperre etwas bis deutlich tiefer, je nach Bitrate. Die hat aber nichts mit dem Abtasttheorem zu tun.
Bei Zünden des "Nachbrenners" Spektralbandreplikation schaltet der Codec-Kern auf 24 kHz Abtastrate und kann somit nur noch bis knapp 12 kHz Audiobandbreite machen. Das hören selbst 50-jährige noch: die Höhen fehlen. Vor dem Codec-Kern sitzt nun ein Tiefpaßfilter, das knapp unterhalb 12 kHz zu sperren beginnt, danach folgt eine Abtastratenwandlung auf diese 24 kHz des Kern-Codecs. Parallel dazu erfolgt der Trick: die für den Kern-Codec nun nicht mehr darstellbaren Signalanteile höher als knapp 12 kHz werden einer Analyse zugeführt, die ihre momentane Struktur ermittelt. Daraus wird ein Steuersignal abgeleitet, das zusammen mit dem Verlauf des Signalspektrums unterhalb knapp 12 kHz dazu geeignet ist, leidlich brauchbar einen Hochton-Bereich zu generieren, der sich in etwa wie der originale Hochton-Bereich anhören soll. Übertragen wird dann nur dieses Steuersignal, und das hat nur geringe Bitrate.
Übertragen wird also nun: der Frequenzbereich bis knapp 12 kHz als "echtes", datenreduziertes LC-AAC-Signal und das Steuersignal, das das, was oberhalb knapp 12 kHz im Originalsignal war, irgendwie etwas beschreibt. Auf Empfängerseite wird aus dem Steuersignal und dem Audiospektrum bis knapp 12 kHz wieder der fehlende Bereich hergestellt. Das nennt man Spektralbandreplikation (SBR). Dann wird alles wieder zusammengefügt.
Ein DAB+ Programm, das damit arbeitet, läuft in HE-AAC (high efficiency-AAC) mit SBR. Oft hört man das auch beim Programmumschalten: es klingt kurzzeitig etwas dumpf (nur der Codec-Kern läuft), dann hellt sich der Klang auf (die Pseudo-Höhen kommen dazu).
Damit erreicht man auch bei z.B. 112 kbps (D-Radio Kultur) einen sehr guten Klang, während 112 kbps LC-AAC bereits Einschränkungen in den Höhen hätte, da der LC-Codec bei etwa 14 kHz dichtmachen würde, was weniger als UKW ist. Bei 96 kbps kann man mit HE-AAC auch noch "auf den ersten Blick" manierlich klingen, da wäre bei LC-AAC bereits bei ca. 13 kHz Schluß, also durchaus für viele Menschen hörbar dumpf.
Hier D-Radio Kultur zu einer Zeit, als sie 112 kbps LC-AAC (also ohne SBR) hatten:
Deutlich sieht man, wie bei 14 kHz schon Schluß ist, das ist ein Nachteil verglichen mit UKW.
Will man das vermeiden bei niedriger Bitrate, muß man auf HE-AAC mit SBR gehen. Die "Fake-Höhen" der Spektralbandreplikation erkennt man aber: sie sind zu brillant für z.B. alte, "warm" abgemischte Aufnahmen. Manche Gesangsstimmen wirken wie abgetrennt und "danebengesetzt", fügen sich also nicht unbemerkt in das Audiospektrum ein. Das gleiche passiert mit manchen Sprechern, sie klingen dann sehr merkwürdig. Auch bei klassischer Musik hört man teils störend, daß die Höhen nicht echt sind und gar nicht erst versuchen wollen, dazuzugehören.
Bei D-Radio Kultur fand ich einen interessanten Effekt, nachdem sie auf HE-AAC gewechselt sind: die "Fake-Höhen" der SBR sind etwas gedimmt, je nach Signalstruktur vielleicht 2 bis 5 dB. Damit verlieren sie ihre syntehtische Penetranz. Nun bin ich kein DAB-Nutzer, meine Hörtests sind nur sporadisch, aber D-Radio Kultur mit 112 kbps HE-AAC hielt ich bislang stets für angenehm erträglich. Für "alles außer Wohnzimmer" ein sehr guter Klang.
Und so sieht das aus:
Die grünen Kurven bitte mal ignorieren, das sind nur visualisierte Unterschiede zwischen 2 Decodern. Man soll bloß nicht denken, daß alle Decoder identisch performen würden.
Deutlich ist die gelb markierte Ansetzstelle der SBR-Höhen zu erkennen, bei ca. 11,5 kHz. Geht man auf niedrigere Bitrate, rutscht diese Grenze weiter runter in den Hörbereich, der wirklich kritisch ist für die Wahrnehmung von Stimmen und Instrumenten (11,5 kHz ist das schon nicht mehr). Die Programme mit mickriger Bitrate laufen deshalb Gefahr, völlig bizarr zu klingen. Zu einem deutlich synthetisch wirkenden Klang kommt bei AAC oft noch eine fiese "Rauhigkeit" hinzu, die Freaks nannten es mal "schabend". Klingt irgendwie heiser und nervt massiv. Wie ein "greller Nebel", der auf allem liegt.
Für den tieferen Einstieg:
https://tech.ebu.ch/docs/techreview/trev_305-moser.pdf - Seiten 3 bis 5. Da sieht man: brutaler psychoakustischer Betrug. Ein Wunder, daß man das überhaupt noch halbwegs ertragen kann, wenn es sehr gut gemacht ist. Und kein Wunder, daß es oft komplett scheiße klingt.
Zurück zu DASDING. DASDING läuft also mit 120 kbps LC-AAC (BaWü) bzw. 112 kbps LC-AAC (Rlp). Das wäre formal alles noch gut möglich, siehe DKultur, die klangen mit LC-AAC auch erträglich. Mit 112 kbps wäre halt bei 14 kHz Schluß, mit 120 kbps würde es bis vielleicht 14,5 kHz gehen.
Aber: es gibt leider eine Menge DAB+ Radios, die einen fehlerhaft implementierten LC-AAC-Modus haben. Soweit mir bekannt (inzwischen brachte auch der technische Leiter eines Hörfunkprogramms mir gegenüber genau diese Aussage) hat Fraunhofer als Entwickler versehentlich einen fehlerhaften Referenzcodec ausgeliefert, der prompt von einigen Chipherstellern in Hardware "gegossen" wurde. Radios, die diese Chips verwenden, sind damit unrettbar bei LC-AAC mackig. Symptom üblicherweise: nur die höchsten Bitraten 128 und 144 kbps klingen in LC-AAC erwartungsgemäß gut. Niedrigere Bitraten klingen viel, viel schlechter, als sie klingen sollten und könnten. Möglicherweise ist genau das Dein Problem: DAB-Empfänger mit mackigem Decoderchip.
Der BR hat Anfang 2015 den Großteil seiner Programme auf 96 kbps AAC umgestellt und dafür gemäß Empfehlung des IRT (!) LC-AAC verwendet. Laut Lehrbuch kann/soll man LC-AAC ab 96 kbps aufwärts verwenden. Die Programme waren damit auf vielen Empfängern unanhörbar schlecht. Nach 24 Stunden stellte der BR alles auf 96 kbps HE-AAC um. Die Pseudo-Höhen waren immer noch um Lichtjahre besser als der Klang auf nicht LC-tauglichen Empfängern. Und das IRT muß sich fragen lassen, ob sie überhaupt Praxiserfahrungen hatten oder nur nach Lehrbuch Ratschläge erteilten.
Der MDR hatte schon vor Jahren Beschwerden bekommen, es würde schlecht klingen. Man konnte dies erst nachvollziehen, als man sich Geräte mit diesem Fehler zulegte. Auch der MDR stellte daraufhin auf HE-AAC um.
Man hat sich also einen Betrieb mit klanglich "ehrlichem" LC-AAC durch Schlampigkeit beim Systemdesign dauerhaft versaut. Immerhin kann man auch mit HE-AAC gut klingen, wie D-Radio Kultur zeigt.
Meine Frage ist einfach, warum klingen bei DAB+ sämtliche Sender mit gleicher Bitrate doch so unterschiedlich?
Da kommen mehrere Punkte zusammen, die man prüfen müßte.
1. Wenn nicht nur Audio, sondern auch noch umfangreiche Zusatzdaten überragen werden, z.B. Slideshow-Bilder in schnellem Wechsel, gehen die dafür nötigen Datenmengen von der Gesamtsumme natürlich ab und stehen für Audio nicht mehr zur Verfügung. Wenn man also mit Slideshow sparsam ist und z.B. je Titel nur ein arg datenreduziertes Bild mit dem CD-Cover nachlädt, das vielleicht mit 2 kbps Datenrate tut und dafür aufs Bild 4 mal so lange wartet wie ein Programm, das mit 8 kbps Zusatzdaten sendet, kommt das dem Klang zugute. Wir operieren hier ja an der untersten Kotzgrenze der Datenraten, da zählt jedes kbps mehr.
2. Sind die Codecs wirklich identisch eingestellt?
3. Das Soundprocessing hat massiven Einfluß auf die erreichbare Klangqualität, vor allem bei den mickrigen Datenraten von AAC. Die Spektralbandreplikation hat zudem offenbar (das vermute ich, belegbar ist es nicht) Probleme mit Soundprocessings, die den Bassbereich künstlich aufblähen (die Gewinnung der SBR-Daten erfolgt ja aus den Spektralbereichen unterhalb der Höhen) und die ihrerseits Pseudohöhen erzeugen, damit es "crisper" klingt. Am Ende kommt fieser Murks heraus. Programme ohne Soundprocessing performen teils bei niedrigerer Bitrate um Klassen besser. Das betrifft auch LC-AAC und sogar Vergleiche LC-AAC gegen HE-AAC!
Anbei 2 Beispiele: 144 kbps LC-AAC (ohne Fake-Höhen), aber mit fettem Soundprocessing vs. nur 64 kbps HE-AAC (natürlich mit Fake-Höhen), jedoch ohne Soundprocessing. Nun, welches kann man länger ertragen? Beim 64er File hört man aber prima das "heisere", "schabende" und auch, wie die Höhen erst kurz nach Start der Wiedergabe dazukommen. Der Kern-Codec schneidet hier schon radikal bei exakt 9 kHz ab, und zwar sehr steil (was Phasenfehlern in diesem Bereich Tür und Tor öffnet):
Alles ab 9 kHz aufwärts bis 17 kHz (!) kommt aus den Fake-Höhen. Ein Wunder, daß man das überhaupt noch als einstmals natürlichen Klang erkennen kann. Es löst aber viel unbewußten Streß beim Hören aus:
Kann denn nicht auch in WAV gesesndet werden?
Wäre formal möglich, DAB ist ein offenes Konzept. Man kann ja auch großformatige JPG übertragen oder das Berliner U-Bahn-Fernsehen (das letztlich via DAB-Funktechnik in die Züge kommt, das System nennt sich T-DMB). Man braucht nur die passenden Endgeräte. Es würde dann auch sogar etwa 1 Radioprogramm in CD-Datenrate in ein DAB-Paket passen.
Wer seine Musik noch auf Magnetband selbst aufgenommen hat, der weiß, wie man pegelt.
Das glaubte ich damals auch, aber heute weiß ich: ich habe "technisch" ausgesteuert, nicht hörphysiologisch. Alles auf "voll", was das Tape gutwillig hergab - bei meinem Pioneer-Deck i.d.R. in den Peaks bis "+8", was etwa 400 mWb/m Bandfluss entsprach. Ich wollte natürlich kein dB Signal/Rauschabstand verschenken. Heute hat man formal soviel Dynamikbereich verfügbar und so wenig Rauschen, daß man auf einheitliche Lautheit aussteuern kann, also plattkomprimierte Musik durchaus auch mal 12 dB unter "voll". Bitte zu R128 kundig machen.
DAB+ ist im Gegensatz zum gescheiterten DAB datenkomprimiert
Meintest Du DSR, das digitale Satellitenradio, das tatsächlich ohne psychoakustische Datenreduktion auskam? DAB alt läuft auf MP2, also auch mit psychoakustischer Datenreduktion. DAB neu läuft auf AAC.
Ausgehend davon, dass die ÖRs die Mucke (auch für UKW) in 256er-mp2 (ich wüsste nicht von 320er) zum Senden vorhalten, die Frage, was passiert bei Sendung über DAB+?
Musikindustrie liefert heute filebasiert mittels FLAC an, also volle CD-Qualität, nur gepackt. Nach dem "Entpacken" (FLAC ist für Audio so etwas wie Zip für Daten mit hoher Redundanz) liegt PCM ("WAVE") vor, genau wie nach dem Grabben einer CD. Diese Files wandern i.d.R. ins Langzeitarchiv. Dort liegen sie zusammen mit den im Haus digitalisierten Aufnahmen aus dem Archiv (überspielte Bänder).
Für die Sendung wird i.d.R. eine datenreduzierte Fassung erstellt, und zwar mit 384 kbps MP2 und 48 kHz Abtastrate. Es sind also sogar 384 kbps, der RBB fährt hier als wohl einzige Anstalt 256 kbps. Ich war mir lange nicht sicher, ob das nur die Stunden-Belegmitschnitte betrifft, die man aus dem System ziehen kann, oder sämtliches Audio. Wenn Du jetzt auch 256 kbps erwähnst, ists wohl so, daß es tatsächlich beim RBB generell 256 sind. Schlanke Anstalt...
Die Umwandlung in 48 kHz ist formal sinnlos, denn mehr spektraler Inhalt als im angelieferten Original mit 44,1 kHz kann es ja nicht geben. Aber 48 kHz sind nunmal Rundfunk-Standard.
Im Sendespeicher liegen also i.d.R. 384 kbps MP2 mit 48 kHz. Das Ausspielen erfolgt digital durch Decoding des MP2 in PCM, diese Daten werden an das (Digital)mischpult übergeben. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die Player-Software ist mit dem Haustakt des Funkhauses verkoppelt und liefert synchron Sample für Sample mit 48 kHz, oder der Zuspieler läuft "frei" auf seinem eigenen (Quarz-)Takt und als erstes im Mischpult folgt ein Abtastratenwandler, der nun 48 kHz in 48 kHz umsetzt. Durch dessen langsame Nachführung werden geringe Abweichungen beider Takte aufgefangen und führen nicht zu Knackgeräuschen (wie zumindest vor einigen Monaten lange beim WDR zu bewundern, alle paar Sekunden knackte irgendwas).
Das digitale Mischpult verwurstet nun alles, dabei laufen zig Resamplings, Dither (Rauschzumischung), Bittiefenwandlungen etc. ab. Auch Dynamikbearbeitung kann bereits im Pult digital möglich sein.
Aus dem Pult geht es digital raus, entweder per AES/EBU-Digitalsignal (ein "Verwandter" des koaxialen/optischen Digitalausgangs gemäß S/PDIF am CD-Player) oder z.B. MADI oder via Netzwerkprotokoll. Da gibt es inzwischen einige, z.B. Ravenna oder Cobra-NET.
Im Schaltraum folgt die Soundquetschen-Folter und/oder die Aufbereitung für UKW (Bandbegrenzung auf 15 kHz, Transientenlimiter mit Emphasis-Berücksichtigung, ggf. HF-Clipper). Ohne UKW-Aufbereitung geht UKW nicht! Man hat nur Gezerre und Gespucke bei scharfen S-Lauten, muß sehr niedrig pegeln, um Hubüberschreitungen zu vermeiden und ist deshalb extrem leise. UKW-Aufbereitung ist so alt wie UKW, das ist keine Unsitte der Neuzeit. Und sie kann klanglich "unbemerkt" erfolgen, siehe z.B. D-Radio Kultur.
Alle dieses Bearbeitungen erfolgen heute i.d.R. digital. Es gibt aber Programme, die aus irgendwelchen Voodoo-Gründen die absurdesten Signalketten haben, teils inkl. Röhren-Equalizer, teils mit steinalten, aber "bewährten" Stereo-Breitmachern und Oberton-Zumischern, teils mit separatem Processing für Musik und Sprache. Getreu dem Motto "viel hilft viel und die Fehler, die das eine Gerät reinmacht, kann man mit einem nachgeschalteten Gerät potenzieren."
Dann geht das Signal z.B. zu UKW: als 384er APT-X via IP (Antenne Thüringen), als 384er MP2 via Astra 23,5° Ost (DLF), als 192er (!!!) MP2 via Astra 23,5° Ost (D-Radio Kultur), als 320er MP2 via Astra 19,2° Ost (viele Frequenzen von MDR Aktuell), eventuell auch noch irgendwo mit nem Capella-Codec (wie einst beim hr). Kaum jedenfalls noch über analoge Leitungen. Was inzwischen auch geht: im Funkhaus den Stereocoder und den RDS-Coder hinstellen und das MPX-Signal erzeugen. Also das, was direkt in einen UKW-Steuersender zugeführt wird. Dann das MPX-Signal (Bandbreite bis ca. 60 kHz!) digitalisieren und verlustfrei via Richtfunk oder Sat oder IP zu den Sendern bringen. Macht der BR mittels Richtfunk. Spart formal den Stereocoder am Sender (den man dann doch wieder braucht, weil man ja redundant sein muß).
Für DVB-S (Sat) geht in jeder Anstalt das Signal in einen
modularen Encoder/Muxer von QBit, der daraus 320 kbps MP2 macht:
Auch die RDS-Daten (ZI) gehen dort hinein, das System schluckt sowohl analog-Audio als auch sigital-Audio via AES/EBU:
(Bildquelle:
www.qbit.de)
Dort wird jeweils ein Vormultiplex mit den Programmen der jeweiligen Anstalt erzeugt und via ARD-Hybnet zum Uplink WDR / Langenberg geschickt. Dort wird aus allen Vormultiplexen sowie aus SR Fernsehen SD und ARD alpha SD der Hörfunktransponder 93 gebastelt und zum Astra geschickt.
Das Audiosignal, das den Vormultiplexen zugeführt wird, könnte ohne UKW-Processing sein. Damit wäre es optimal für Wohnzimmer-Anwendung. Leider hat sich die ARD entschieden, den meist völlig krank verbogenen Rotz, den sie auf UKW gibt, auch auf DVB zu geben. Damit ist das System geschändet (der RBB tut es seit September 2011) und bis auf die Kulturwellen unbenutzbar, wenn man empfindlich auf zerstörten Klang reagiert. Eine Forderung nach absolut unbearbeitetem Signal auf DVB, wie auch ich sie lange Zeit aufstellte, läuft aber einer Auskabelung von nicht ortsüblichen Programmen im UKW-Kabelnetz zuwider. Diese UKW-Umsetzung nimmt sich ja das DVB-Signal. Dort kämpft man dann mit Spuckeffekten etc. Eine Bearbeitung, wie sie z.B. D-Radio Kultur auf UKW oder BR Klassik auf DVB-S macht, wäre aber für die kaputtgebogenen ARD-Wellen sehr angenehm.
Ein Sonderfall sind einige Kulturwellen, die zusätzlich eine AC3-Audiospur bereitstellen auf DVB-S. Da arbeitet ein separater AC3-Encoder mit 448 kbps, dessen Ausgang über das QBit-System zusätzlich in den Vormultiplex eingepflegt wird.
Für DAB+ gibt es je Programm einen AAC-Codec, der i.d.R. mit dem UKW-verbogenen Signal gefüttert wird. Es soll ja beim Umschalten UKW-DAB gleich klingen im Auto, also muß es das gleiche (Schrott)signal sein. Damit hat man auf DAB den meist abartig kaputten UKW-Klang und die DAB-Artefakte noch dazu. Macht einem ein neues System so richtig schmackhaft: die Limitierungen des alten plus weitere Schäden, die das alte System nicht hat. Hurra!
Sämtliche DAB-Datenströme werden dann zusammengemuxt zu einem DAB-Paket, das als ETI-Stream via Leitung, Richtfunk oder auch Satellit (!) zu den Senderstandorten gebracht wird. Dort wird es empfangen und gepuffert und GPS-genau synchron (bzw. mit den gewünschten, für den Betrieb des Gleichwellennetzes erforderlichen Latenzen) auf den DAB-Modulator gebracht und dessen hochverstärkter Output auf die Antennen gegeben.