"Deutschpop" im Radio auf dem absteigenden Ast?

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Danach waren meine Gäste fassungslos und sagten, in Kanada hätte kein Sender eine Chance, der englischsprachige (oder französischsprachige) Songs ignoriere.
Das ist richtig. Es gibt zwei Hörfunkprogramme je auf Englisch (CBC Radio One, CBC Music) und auf Französisch (ICI Première, ICI Musique), und sie haben sich den Bedarf untereinander aufgeteilt: ICI Première ist ein typisches radio généraliste und bringt viele Gespräche, auch über kulturelle Themen, ICI Musique bringt eher Jazz und Grenzgebiete, während die englischen Kanäle eher den Mainstream bedienen. Aber beide transportieren in erster Linie kanadische Themen und – was die Musik angeht – kanadische Künstler bzw. Produktionen. Insoweit ist der kanadische ÖR Hörfunk mit dem australischen vergleichbar, wo man auch in erster Linie australische Künstler hören kann, und zwar in allen Genres: Klassik, Pop und Jazz. So etwas gibt es hierzulande tatsächlich nicht.
 
Ich habe wirklich keine Ahnung warum - aber ich nehme das GANZ anders wahr.

Bei SAW und JUMP läuft jeden Tag Max Giesinger, Mark Forster, Lea, Glasperlenspiel… ich könnte ewig weiter machen.
 
Gerade bei SAW für mich unverständlich, weil die mit 1A DE Hits ja einen eigenen Kanal für Frauen anbieten. Läuft z.B. sehr gern in Arztpraxen, dort arbeiten ausschließlich weibliche Praxismitarbeiter und Arzthelferinnen. Diese Musik richtet sich überwiegend an junge Frauen, vorzugsweise alleinerziehende Singlemütter zwischen Anfang 20 und Ende 30.
 
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Also entschuldige mal bitte, aber ich kann mir weder eine Fußballparty, ein Richtfest noch eine Grillfeier oder einen Ruderwettbewerb mit Kerlen vorstellen, bei denen das Gesäusel von Forster, Giesinger, Strate, Tawil und Sporties läuft. Das ist Frauenverstehermusik. :mad: Deswegen läuft das ja auch sooft in Arztpraxen, wo überwiegend weibliche Beschäftigte tätig sind.
 
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Es gibt genauso Frauen wie Männer, die schlechte Musik hören. Ich hingegen höre gute Musik und habe auch nur Freunde, die gute Musik hören – ebenfalls Frauen wie Männer.
 
Diese Musik richtet sich überwiegend an junge Frauen, vorzugsweise alleinerziehende Singlemütter zwischen Anfang 20 und Ende 30.
Ziemlich spitz diese Zielgruppe, oder?
Wieso lief da gerade von City - Am Fenster?
Um im kleinen Weltbild deiner Arztpraxen (wie viele kennst du eigentlich?) zu bleiben: Das ist doch Musik für alte Männer ab 60 Jahren mit DDR-Vergangenheit, jeglichen Familienstandes, die aber im Besitz mindestens eines Motorrades sind.

Grauzone - Eisbär muss dann vorhin ja wohl auch nur ein Ausrutscher gewesen sein

Hier die Eigenbeschreibung des Senders, im Bezug auf die Musik: "1A Deutsche Hits ist bunt und abwechslungsreich: Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Revolverheld, Beatrice Egli, Helene Fischer, Clueso, Andreas Bourani – dies ist nur eine Auswahl deutscher Musiker bei 1A Deutsche Hits.
Quelle: https://www.1a-deutsche-hits.de/programmschema

Du hast Recht: Gerade die beiden erstgenannten Künstler machen ja ausschließlich Musik für diese jungen Singlemütter. :)
 
Forster, Giesinger, Strate, Tawil und Sporties läuft. Das ist Frauenverstehermusik.
Frage 1: Was haben die Sportfreunde Stiller in der Aufzählung zu suchen? Die sind kilometerweit entfernt vom "Gesäusel" eines Giesingers oder Fosters, auch wenn sich deren Musik mittlerweile vom Indie eher zu irgendwas zwischen Pop und Rock gewandelt hat.
Frage 2: Die von dir genannten Künstler haben etliche goldene und teils sogar Platin-Schallplatten vorzuweisen, sprich hunderttausende Tonträger abgesetzt. Ich hätte gerne mal belegt, dass die alle von Frauen gekauft wurden.
 
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Ich hätte gerne mal belegt, dass die alle von Frauen gekauft wurden.
Kein Problem!

Giesinger:

"noch viele vorwiegend weibliche Fans mehr "

"Er habe zwar viele weibliche Fans"

Strate:


Tawil:

"umgeben von weiblichen Fans"

Forster:

"Die vielen weiblichen Fans freuten sich besonders auf den britischen Musiker Marlon Roudette sowie auf Mark Forster, "

Es sind überwiegend junge Frauen! Das lässt sich nicht leugnen.
Und man muss auch nicht für jeden Quatsch einen Beleg einfordern, wenn es schon die Erfahrung, Menschenkenntnis und der gesunde Verstand einem sagen, dass es nunmal einfach so ist.

So wie sich die Erde um die Sonne dreht. Das muss man nicht beweisen. Nimm es als Fakt gegeben hin!

Und zeige mir mal einen 65 jährigen Mann, der diese Musik hört und gut findet!
 
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Ein Beleg wäre eine belastbare Statistik der verkauften Tonträger. Was du hier anführst, sind lediglich Momentaufnahmen.
 
Bei Mediamarkt an der Kasse muss man nur seine PLZ angeben, aber leider nicht ob man M , W oder D ist.
 
Musik wird ja auch nach wie vor zum allergrößten Teil im stationären Einzelhandel und auf Tonträgern gekauft. Spotify weiß sicher sehr genau, wer was wie häufig hört.
 
Also wenn ich mir die Bewertungen so anschaue...

Radio Regenbogen Deutsch-Pop: 3,7 von 5
1/Deutsch(Regiocast) : 3 von 5
RPR1 100% Deutschpop : 4 von 5
1A DE Hits (SAW): 3,7 von 5

Das ist nicht überragend.😫


Eine Analyse aus der ZEIT:

Lethargie und Langeweile, Konfetti und Wohlfühlen für alle

Eine noch bessere Bestandsaufnahme vom VICE-Musikmagazin:

Musik gewordene Spießigkeit. Unfassbar langweilig. möglichst einfach, möglichst eingängig, möglichst dumm. Ergo: absolut massentauglich.

Denn was da im Radio läuft sind nicht SSIO, Fjørt und Fatoni, sondern Mark Forster, Joris, Glasperlenspiel, Philipp Dittberner, Nisse und Gestört aber Geil. Oder auch Robin Schulz featuring irgendwas. Oder Felix Jähn featuring irgendwas. Oder neuerdings Topic featuring irgendwas.

Alles klingt gleich und alles klingt gleich beschissen. Es ist eine größere Kunst, die Songs auseinanderzuhalten, als sie zu schreiben.

Angefangen hat die Welle mit Mark Forster. Forster ist der Allgemeinheit bekannt, weil er Ende 2013 aus dem Nichts gleich in zwei Songs auf Sidos Hausfrauen-Album 30-11-80 auftauchte. Ich frage mich bis heute: Woher hatte Sido diesen Kerl?

Bestandsaufnahme im STERN zu dieser Kindergartenmusik:

Mark Forster trifft die 14-Jährigen voll ins Herz

Kommentare im Branchendienstes LAUT.de:

Lieblose Kommerzkacke mit austauschbar dümmlichen und inhaltsleeren Texten von Major Label-Ghostwritern.

Und ein Streitgespräch im Musikexpress:
Es ist längst nicht mehr peinlich, auf deutsch zu singen. Rotz kann man dadurch schneller als solchen identifizieren - immerhin.
 
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@s.matze
Du hast mit einem Großteil deiner Kritik ja durchaus Recht. Aber der Quatsch wird nunmal gekauft, folglich gibts auch im Medium Radio einen Markt dafür. Warum sollte man den ignorieren? Weil die Musik an sich nicht der große Wurf ist? Dann müßten gefühlt 80% aller Radiosender sofort ihre Programme einstellen, denn da läuft inzwischen fast überall Musik, die nicht der große Wurf ist. Letztlich wollen bzw. müssen die Radiosender auch nur Geldverdienen damit, sprich man will ein Stück abhaben vom Kuchen. Und das ist legitim, ohne Wenn und Aber. Ob die Rechnung am Ende aufgeht ist eine andere Sache. Abwarten, Tee trinken und was anderes hören.
 
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Ein Mitarbeiter eines großen NRW-Lokalsenders erklärte mir das Phänomen noch vor ein paar Wochen so:

Bei Radio NRW (eine typische AC-Welle) habe "alles, was in die Schlager-Ecke einsortiert werden kann, keine Chance". Und hier fängt im Grunde das Problem an: Die Grenze zwischen Deutschpop/-rock und Schlager ist eigentlich nicht wirklich zu definieren. Bestes Beispiel ist die Münchener Freiheit: In den 80ern als Deutschpop kategorisiert, laufen dieselben Titel heute eher unter der Rubrik "Schlager". In den 90ern wiederholte sich dasselbe mit Pur.
Laut Aussage des Radio-NRW-Kollegen reicht auch schon das "Image" eines Sängers, um in die "Schlager"-Ecke geschoben zu werden. Wolfgang Petry etwa hat tatsächlich mit klassischen Discofox-Schlagern à la "Wahnsinn" seine Karriere gestartet. Und damit hat er schon sein Image weg, auch wenn er dann mit "Ruhrgebiet" einen Deutschrock-Titel in Reinform macht. Es ist rationell (also aus rein musikalischer Sicht) nicht zu erklären, wieso z. B. "Westerland" von den Ärzten auf Radio NRW regulär läuft, das "Ruhrgebiet" aber nicht. Auch der Deutschrock-Ausflug der Bläck Fööss wird im Radio NRW komplett ignoriert, während z. B. BAP "Verdamp lang her" läuft.
Und der moderne Discofox-Schlager ist - rein musikalisch betrachtet - nichts anderes als Eurodance mit deutschen Texten. Es scheint daher schlicht das "Image" eines Interpreten zu sein. Wie kommt es denn, dass z. B. "Don't Talk Just Kiss" von Right Said Fred im AC-Radio läuft und z. B. "Herzbeben" von Helene Fischer nicht? Das ist einfach unlogisch.
 
"alles, was in die Schlager-Ecke einsortiert werden kann, keine Chance".
Frag mal Ben Zucker, der kann buchstäblich ein Lied davon singen. Der Junge macht lupenreinen Deutschrock, aber nur weil er seinen ersten Auftritt bei Silbereisen hatte und über die "Schlager ist geil"-Schiene vermarktet wird, läuft er nicht im Kommerzradio - die weitaus schleimigeren Lieder der angepassten Softrock-Schnulzensänger wie Strate, Oerding oder Weiss dagegen schon. ("Was für eine Nacht, bin mit Kater aufgewacht").

Vincent Weiss oder Giesinger ist von Gesang, Texten, Komposition und Instrumentalisierung auch nichts anderes als Schlager, wenn man Ben Zucker oder Vincent Gross bei Schlager einsortiert.

Mich wudnert auch, dass noch niemand Rosenstolz erwähnt hat? Ursprünglich mal untergrundige Punkmusik und dann plötzlich massenkompatible Liebeslieder.
 
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