"Deutschpop" im Radio auf dem absteigenden Ast?

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Natürlich dauert es nicht lang und erwartungsgemäß wurde auch dieses Thema (wie fast jedes mittlerweile) mit Youtubevideos in Vollformat vollgestopft. Damit für mich nicht mehr lesenswert. Schade!
Das war schon zu befürchten, als ich las, von dem der letzte Beitrag in diesem Thema stammt...
Unglaublich...
 
Heute war Niklas Gruse, Musikchef von ffn, im Corso-Gespräch des Dlf zu hören.
Darin auch interessante Anmerkungen zum schnelleren "Burn" bei Deutschpop.
 
Im Großen und Ganzen gut begründete Aussagen von Niklas Gruse. Allein der Verweis auf die Marktforschungen zu Musiktiteln kam mir zu oft. Wir wissen schließlich, wie zulänglich sie sind. Bestätigt sehe (höre) ich aber eine leicht steigende Tendenz zur Zurückhaltung bei Deutschpop - wie auch bei anderen, ähnlich klingenden Radioformaten.
 
Allein der Verweis auf die Marktforschungen zu Musiktiteln kam mir zu oft.
Quasi immer mit Ausnahme der allerersten Aussage zur Programmgestaltung. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß am Ende nicht unbedingt der Musiktitel an sich bewertet wird, sondern eher die Arbeit der Entscheider ... oder mach' ich mir da nur die Interpretation zu schwer?

Wir wissen schließlich, wie zulänglich sie sind.
Genau das habe ich mir bei dem Gespräch auch häufiger überlegt.

Gruß
Skywise
 
Inhaltlich wurde sich da recht wenig mit der Musik selber auseinandergesetzt, da reichte eigentlich schon das Intro mit der Handvoll angespielter Titel, um zu verstehen, wieso Deutschpop nicht sonderlich beliebt ist.

Aber die Hinweise auf die Programmplanung kammen in der Tat viel zu oft, das hört sich für einen Nur-Hörer wirklich schlimm an, wenn die Musikauswahl nur nach BWL-Kriterien erfolgt und damit Musik zum reinen Wirtschaftsgut entwertet wird.
 
Es wird einige Wichtigtuer und (meist in Personalunion) selbst ernannte Instanzen des guten Geschmacks hier erschrecken - es soll sogar eine nennenswerte Anzahl von Menschen geben, die, wenn sie überhaupt mal Radio als Tagesbegleitung hören, den Deutschpopstream von "BarbaRadio" einschalten, welcher ausschließlich das hier geschmähte Musikmaterial spielt, garniert mit Einsdreißig Nachrichten zur vollen Stunde. Und - bitte jetzt festhalten - diese Menschen sind damit vollkommen glücklich.
 
Ich kann bestätigen, dass Deutschpop im Moment so unglaublich schlecht testet, dass sich jeder Musikredakteur/Musikchef schon genau überlegen muss, ob er überhaupt noch einen aktuellen deutschprachigen Titel in die Rotation eines Mainstreamprogramms nimmt ohne haufenweise Abschalter zu produzieren. Vor ein paar Jahren war das noch ganz anders...aber wie immer gibt es Trends und irgendwann haben die Menschen genug.
 
Ich höre immer nur Testen, Testen, Testen. Hat sich vielleicht jemand auch mal überlegt, ob solche Tests auch falsch sein können? Zumindest bilden sie die Wirklichkeit keinesfalls zu 100 Prozent ab. Mir wäre es lieber, wenn die Musikredakteure nach Bauchgefühl entscheiden dürfen, denn sie sind ja nicht umsonst Musikredakteure geworden.
 
Ich höre immer nur Testen, Testen, Testen. Hat sich vielleicht jemand auch mal überlegt, ob solche Tests auch falsch sein können? Zumindest bilden sie die Wirklichkeit keinesfalls zu 100 Prozent ab. Mir wäre es lieber, wenn die Musikredakteure nach Bauchgefühl entscheiden dürfen, denn sie sind ja nicht umsonst Musikredakteure geworden.
Wie oft habe ich das kritisiert und angemahnt. Oftmals sind die Musikredakteure heute entweder a) kaum noch musikkompetent, oder b) weitgehend abgeschafft.

Radio 2022.
 
Inhaltlich wurde sich da recht wenig mit der Musik selber auseinandergesetzt, da reichte eigentlich schon das Intro mit der Handvoll angespielter Titel, um zu verstehen, wieso Deutschpop nicht sonderlich beliebt ist.
M. E. liegt es tatsächlich an der Qualität der aktuellen Songs der Deutschpop-Größen wie Tim Bendzko, Mark Forster oder Max Giesinger. Vor allem kommen - wie in anderen Genres auch - einfach kaum mehr wirklich eingängige Melodien an den Start, die auch nach Jahrzehnten immer noch funktionieren. Schauen wir uns doch z. B. den Deutschpop der 80er an, da hatten wir Hits wie "Ohne Dich schlaf ich heut Nacht nicht ein", "Die Glocken von Rom", "Fred vom Jupiter", "Dein ist mein ganzes Herz" oder "Fürstenfeld". In den 90ern ging es dann mit unzähligen Hits weiter ("Ich wär so gerne Millionär"; "Abenteuerland"; "Willenlos"; "Du trägst keine Liebe in Dir"...). Diese Sachen laufen heutzutage immer noch im Radio und auf Partys. Titel dieser Güte fehlen einfach...
Wie bereits angedeutet, ist diese Flaute genauso auch in anderen Genres zu erkennen. So ist z. B. Armin Van Buuren weiterhin mit seiner "A State Of Trance" Compilation aktiv, aber darunter finden sich keine wirklich Evergreen-taugliche Hits mehr. Dabei hatte gerade die Trance-Szene in den 90ern und frühen 2000ern unzählige große Klassiker hervorgebracht, die auch heute noch laufen ("Insomnia", "Children", "Café Del Mar"; "Beachball"....). Die Rockmusik hat dasselbe Problem: Wo sind heutzutage Songs wie "Highway To Hell", "Born To Be Wild" oder "Summer Of '69"?

Das Problem ist genreübergreifend....
 
War bei der "Neuen Deutschen Welle" in den 80ern auch nicht anders.
Heute hört man gewisse Hits der NDW immer noch gerne. Damals aber, nach der Hochzeit der NDW, welche ungefähr 2-3 Jahre dauerte, waren viele froh, dass die NDW zu Grabe getragen wurde, weil die Songs immer blöder und austauschbarer wurden. Ich kann mich erinnern, es begann eine neue Zeitrechnung, es wollte fürs Erste fast niemand mehr etwas deutschsprachiges hören im Radio.

Und jetzt beginnt wieder ein ähnlicher Zyklus. Ich meine, die Interpreten sind ja alles recht sympathische Zeitgenossen, aber ihre Musik fängt mehr und mehr an zu nerven. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da viel Songmaterial dabei ist, was das Zeug hat, zum "Klassiker" zu werden. Ich weiß nicht, ob sich bei einer 2020er-Party in vielleicht 30 Jahren jemand was von Wincent Weiss, Mark Forster, Max Giesinger oder Tim Bendzko wünschen wird.....
 
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Vor allem kommen - wie in anderen Genres auch - einfach kaum mehr wirklich eingängige Melodien an den Start
Sehr richtig. "Evergreens", also Songs, die Jahrzente überdauern können, bedingen merkbare Melodieabläufe. Es stellt sich die Frage, warum in Zeiten wie heute junge Popmusik, die immer auch das gesellschaftliche Gesamtgefühl widerspiegelt, eingängige, merkbare Melodien offenbar nicht hervorzubringen in der Lage ist.
 
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Weil sie dann, gemäß dem deutschen Schubladendenken, in die Schlagerecke abgeschoben werden. Aktuelle Beispiele dafür gäbe es ja durchaus einige.
 
In Frankreich muss ein gewisser Prozentsatz an landessprachlicher Musik gespielt werden.
 
Ich höre immer nur Testen, Testen, Testen. Hat sich vielleicht jemand auch mal überlegt, ob solche Tests auch falsch sein können? Zumindest bilden sie die Wirklichkeit keinesfalls zu 100 Prozent ab.
Hier unterliegen die Programmverantwortlichen demselben Irrglaube wie die Politiker bei Covid-19: Genauso wenig, wie man mittels Kontaktverfolgung Infektionsketten unterbrechen kann, kann man nicht mittels Marktforschung den Erfolg von Musiktiteln o.ä. planen. Das Ergebnis ist nämlich der Einheitsbrei, der zwar nicht groß stört, aber auch keine echten Klassiker mehr hervorbringt.

Mir wäre es lieber, wenn die Musikredakteure nach Bauchgefühl entscheiden dürfen, denn sie sind ja nicht umsonst Musikredakteure geworden.
Die sind leider weitestgehend alle abgeschafft :(

Ich meine, die Interpreten sind ja alles recht sympathische Zeitgenossen, aber ihre Musik fängt mehr und mehr an zu nerven. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da viel Songmaterial dabei ist, was das Zeug hat, zum "Klassiker" zu werden. Ich weiß nicht, ob sich bei einer 2020er-Party in vielleicht 30 Jahren jemand was von Wincent Weiss, Mark Forster, Max Giesinger oder Tim Bendzko wünschen wird.....

Sehr vereinzelt gibt es diese Songs sicherlich. Ich würde z. B. hier Peter Fox "Haus am See", Mark Forster "Chöre", Andreas Bourani "Ein Hoch auf uns" oder Revolverheld "Lass uns gehen" als "Klassiker-tauglich" einstufen. Aber in den 80ern oder 90ern gab es von diesen Sachen einfach mehr.
 
"Evergreens", also Songs, die Jahrzente überdauern können, bedingen merkbare Melodieabläufe. Es stellt sich die Frage, warum in Zeiten wie heute junge Popmusik, die immer auch das gesellschaftliche Gesamtgefühl widerspiegelt, eingängige, merkbare Melodien offenbar nicht hervorzubringen in der Lage ist.

Das ist in der Tat ein Phänomen....
 
Sehr richtig. "Evergreens", also Songs, die Jahrzente überdauern können, bedingen merkbare Melodieabläufe.
Brauchen sie nicht. Erstens gibt es genügend merkbare Melodieabläufe in Musikstücken, die trotzdem entweder niemals oder heute definitiv nicht mehr als "Evergreen" bezeichnet würden, zweitens gibt's auch "Evergreens" ohne irgendeine spürbare oder originelle Melodie bei Gesang oder Begleitung. Ich denke, das Gesamtpaket ist sehr viel wichtiger als eine Melodie.

Gruß
Skywise
 
Weil sie dann, gemäß dem deutschen Schubladendenken, in die Schlagerecke abgeschoben werden. Aktuelle Beispiele dafür gäbe es ja durchaus einige.
Das betrifft aber nicht nur deutsche Produktionen, auch internationale Produktionen zeichnen sich seit geraumer Zeit dadurch aus, dass sie melodie- und harmoniefrei produziert werden.
 
In allen Bereichen.

J. S. Bach "Präludium C‑Dur" BWV 846
Evergreen, ja. Sind aber nur gebrochen Akkorde, ohne eine erkennbare Melodie..

Otto Reutter "Der gewissenhafte Maurer"
Evergreen, ja. Aber abgesehen von der ersten Strophe (bis ca. 0:25) gibt es keine beständige Melodie in dem Stück.

Trio "Da Da Da"
Evergreen, ja. Die einzige Melodie, die hier gespielt wird, ist der Keyboard-Lauf nach "Da Da Da". Ansonsten haben wir nur Schlagzeug und Keyboard als Rhythmusinstrumente, das bluesortientierte "Twist-And-Shout"-Gedächtnisriff, Unterstützung durch Voormanns Baß und Humpes Hintergrundgesang, und halt den Sprechgesang Remmlers, aber eigentlich nichts wirklich Markantes an Melodie.

Und mit HipHop will ich gar nicht anfangen ...

Gruß
Skywise
 
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