Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

statt "Nachdem im Landkreis X vor zwei Wochen die Hütte Y gebrannt hatte, wobei es keine Todesopfer gab, fordert der Landrat nun, daß keine Hütte brennen dürfe."
Doch, das ist ein Schachtelsatz, der in unnötiger Informationsdichte getextet und beim Hören eher schwer zu erfassen ist. Ich bin erstaunt über so einen Vorschlag und gehe davon aus, dass 90 Prozent der CvDs sowas nicht auf Sendung lassen.
 
Dazu ein keinerAusflug in die Werbung: Bei einem Gespräch mit Sprecherinnen und Sprechern am Stand des vds auf der Musikmesse (vor der Pandemie) habe ich höchst unterschiedliche Standpunkte kennengelernt.

Was passiert, wenn die Werbeagentur und der beaufsichtigende Texter eine Aussprache erwartet oder gar verlangt, die den Ausspracheregeln entgegensteht?

Nicht immer gelingt es mit einem dezenten Hinweis vom Fachmann; Werbetexter können ziemlich stur, arrogant oder beides sein (schließlich ist es ja ihr Text!).
Es soll also Sprecher geben, die sich weigern, eine falsche Aussprache zu benutzen, weil ihr - vermeintlich? - guter Ruf als professioneller Sprecher darunter leiden würde. Andere wiederum machen alles, solange es Geld bringt und sagen "ab dafür, der will es so, ich weiß es besser und wenn ich ohne Zwang eines Werbefuzzis sprechen kann, mache ich es wieder richtig".


Bei aller Liebe: Ich halte es für eine Illusion, dass da Fachleute sitzen, die die entsprechende Fachkenntnis haben. Im Print gibt es Lektoren, aber Audio? Da wird nichts geprüft. Im Werbebereich will man keine Vorbildfunktion darstellen, sondern so sprechen wie man die Zielgruppe erreicht (die keinen echten Sinn mehr dafür zu haben scheint: Was ist "Wohlklang"?).

Das sprecherische Handwerk als Vorbild für korrekt gesprochenes Deutsch? Nicht mehr in dem Maße, wie ich es für sinnhaft erachte. Eine interessante Ausnahme sind die langsam gesprochenen Nachrichten der DW, die ich auch einigen angeblich "urdeutschen" Mitmenschen dringend ans Herz legen möchte.

Da ich aber überwiegend ö-r Rundfunk höre und dort meist nachrichtenorientiert, fallen mir nicht so viele Fehler auf - Danke dafür!
Meine Erfahrung ist, dass sich Texter und Agenturen durchaus auch Hinweise zu Herzen nehmen. Man muß sich nur mal trauen. Prinzipiell können die Ihre Texte ja sprechen lassen, wie sie wollen. Nur find ich Fehler halt peinlich. Man bringt sein Produkt ja in die Öffentlichkeit. Im ÖffiFunk erwarte ich ein regelrechtes Deutsch in den Nachrichten und Beiträgen. Bei Moderationen ist das wieder anders, Umgangssprache anzuwenden, wenn man die Hörer direkt anspricht, schafft Nähe und regionale Zugehörigkeit.
 
"Im französischen Monaco ist die Gruppenphase der Fußball-Champions League ausgelöst worden" (eben im Dlf)

Abgesehen vom Versprecher (ausgelöst <--> ausgelost), seit wann ist das Fürstentum Monaco ein Teil der Republik Frankreich? :wall:

Liebe Redaktion, bitte hier nachlesen:

Monaco ist höchstens "überwiegend französischsprachig", aber keinesfalls "französisch" !!!
 
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Warum die Sprecherin da keine Rückmeldung gegeben hat , ist mir ein Rätsel. Wobei sie bestimmt um 20 Uhr "ausgelöst" gesagt hat, weil ihr das mit dem "französischen" sicher aufgefallen ist... Geht mir auch so, dass ich mich an einfachen Stellen verhaspele, wenn irgendwo vorher das Hirn denkt: da stimmt was nicht
 
Monaco ist höchstens "überwiegend französischsprachig", aber keinesfalls "französisch" !!!
AS Monaco spielt in der französischen Ligue 1, vielleicht hatte man das deshalb in der Sportredaktion nicht auf dem Schirm.

Fußballfans denken ja oft auch, Schottland und Wales seien souveräne Staaten, weil die ihre eigenen Nationalmannschaften haben. Oder die Färöer.
 
Wobei sie bestimmt um 20 Uhr "ausgelöst" gesagt hat, weil ihr das mit dem "französischen" sicher aufgefallen ist...
Ich wäre mir da nicht so sicher. Von der Existenz der Republik San Marino haben auch viele Menschen mit exzellenter Allgemeinbildung noch nie etwas gehört.

Ich könnte mir vorstellen, daß viele der neureichen Proleten, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Fürstentum haben, auch nicht wissen, daß Monaco nicht zu Frankreich gehört.

Es könnte auch sein, daß für einige professionelle Nachrichtensprecher die Verlesung von Sportmeldungen genauso wie die Aufzählung der Lottozahlen eine lästige Pflichtaufgabe ist, bei der sie einfach das Gehirn abschalten und die Sekunden zählen, bis es endlich vorbei ist.
 
Um 11 war Frankreich weg, aber "ausgelöst" wieder da.
Ich gehe mal davon aus, dass die Nachrichten dort live sind und nicht aus fertigen "Blöcken" für jede Stunde vorab neu zusammengesetzt werden (ausschließen kann man mittlerweile gar nichts mehr, Stichwort near to live). Dann muss also der vorliegende Text, das geschriebene Wort, schon so falsch gewesen sein, incl. des "ausgelöst", was an dieser Stelle das falsche Verb ist. Ein Feueralarm wird ausgelöst.

Die Kontrollmechanismen (Redaktion/ CvD) scheinen nicht effektiv zu funktionieren, wenn man das mit dem "französischen Monaco" über mindestens 3 Stunden hinweg (selbst gehört um 20, 21 und 22 Uhr) so falsch über den Sender ging, ohne dass sich irgendjemand daran aufstößt.

Schottland und Wales gehören zumindest zum Vereinigten Königreich bzw. Großbritannien und die Färöer=Schafsinseln (fälschlicherweise zur Zeit mit Blick auf die Walfang-Berichterstattung sehr oft als "Färöer-Inseln" bezeichnet) werden politisch mit Dänemark asoziiert.

Monaco / Monte Carlo und die Gefahr der Verwechslung mit Frankreich sollte doch aus rundfunktechnischer Sicht ein Begriff sein, Stichwort "Radio Monte Carlo" vs. Sender Roumoules...
 
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Auf Bremen Next, in Bezug darauf, dass irgendwelche Eintrittskarten schon ausverkauft sind: "Wir sind sorry, aber ..."
Diese eingedeutschte Redenswendung vom englischen "we are sorry" kannte ich noch nicht, grausam klingt das. Interessant, wie sich sowas in die Sprache schleicht. Und sowas kommt vermutlich nicht von Leuten, denen unsere Sprache irgendwas bedeutet.
 
Wir sind sorry.jpg
😆😁

"Wer günstig will muss Penny" ist doch genauso hohl (in jedem Werbeblock). Da fehlt das Verb ("zu Penny gehen").
 
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Das Schlimme daran ist, dass die Menschen und Institutionen, die in dieser verstümmelten Sprache kommunizieren, füher oder später auch so verstümmelt denken.
 
Die "Welpen" stammen von

DIYBridesBoutique​

auf einer Etsy-Internetseite. Das Angebot ist ganz offensichtlich aus dem Englischen automatisch ins Deutsche übersetzt worden. Diese Tatsache übergeht @Sprollywood um des Gemeckers willen lieber mit einem Screenshot anstatt mit einem Link - und hat rein gar nichts mit "Radio" zu tun.
 
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Immer wieder fällt mir ein Fehler auf, der von professionellen Sprechern in Radio und TV gemacht wird. Gleichermaßen dafür einen Rüffel an die Werbeagenturen, Regisseure und Sender, die sowas durchgehen lassen. Die Endung “ig“ wird “ich“ gesprochen. Beispiel, der aktuelle Vodafone TV Spot.
Geschschrieben König, gesprochen Könich. Geschrieben richtig, gesprochen richtich.

Hier dazu die Erklärung der Gesellschaft für Deutsche Sprache:

Manchmal ist das echt unheimlich. Eben lief der angesprochene Spot wieder. Selber Text, anderer Sprecher, richtige Aussprache. Verrückt …
 
Ich stelle immer wieder fest, der Deutschlandfunk ist auch nicht mehr das Wahre vom Ei. Oder die kochen ihre Eier eben auch nur mit kaltem Wasser.

Gestern war im DLF von "Krisenpräventation" die Rede, heute früh wurde in den DLF-Nachrichten die Meldung verbreitet, Taylor Swift (ohnehin überbewertet mMn) wäre die große Abräumerin bei den "MTV Music Awards". Es sind aber die MTV Video Music Awards!!! Auch bekannt als VMA. Und das steht für, richtig: Video Music Awards.

Das steht auch so falsch auf der Website des Deutschlandfunk:

Auf einem Dudelsender, ich meine es war bei Jump vom MDR, hieß es gestern gar "MTV Music Video Awards".

Beides es ist falsch!
Die MTV Music Awards gibt es ebenfalls, das ist etwas ganz anderes. Das ist ein komplett eigenständiger Event. Letzteres, eine Gala namens "MTV Music Video Awards" existiert hingegen gar nicht.

Man sollte die Dinge so benennen, wie sie sind.
So wie eben eine Bundestagsdebatte keine Sitzung des Bundesrats ist und ein G7 kein G8 oder G12.
Und ein Treffen des UN-Sicherheitsrats keine Vollversammlung der Vereinten Nationen ist.
Punkt!
 
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Hast du den Autorennamen, der unter diesem Artikel steht, schon mal on air gehört? Da steht gar keiner? Achso, bestimmt nur ein Fehler, die eben passieren;)

Die die die Webseite "befüllen", dürfen vermutlich in der Kantine nicht mal am gleichen Tisch wie die Radiokollegen sitzen. Aber sie experimentieren für die Webseite sicher schon mit KI-Tools. Weitermachen damit, dann wäre der Text besser geworden.

Die Bilddescription wird bei @Sprollywood. auch keine Gnade finden, zu Recht:

"Taylor Swift beim MTV Video Music Awards hält ihren Preis für "Anti-Hero" in der Hand und macht eine dankende Geste."
 
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Der DLF haut aber auch einfach immer wieder Dinger raus, die wo einfach nicht gehen. So wie heute Mittag zB in den Pressestimmen (int.Presseschau) "die Regimes". Das ist veraltetes Deutsch! Die damaligen Dudenredaktionen aus Leipzig und Mannheim haben sich ´91 darauf verständigt, dass es "die Regime" ohne S heißt. "die Regime" ist als Pluralis in Deutschland etabliert, da muss der DLF nicht im Nachkriegswörterbuch blättern.

Mir ist schon klar dass es Krisenprävention heißt, es wurde aber so gesagt: Krisenpräventation. Was falsch ist. Heute Mittag war auch die Rede von "Ölforderung" statt "Ölförderung". Ich schalte bei Wortprogrammen extra auf mono damit ich sauber und klar verständlich hören kann! Mir ist eine saubere Aussprache wichtig.

Manche mögen das für pedantisch halten, ich finde das sollte journalistischer Standard sein, noch dazu in einem von uns allen mitfinanzierten Medium. Und damit möchte ich weiß Gott nicht den Informationsgehalt oder den Unterhaltungswert des DLF schmälern. Wir wollen nicht katholischer sein als der Papst.
 
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