Dazu ein keinerAusflug in die Werbung: Bei einem Gespräch mit Sprecherinnen und Sprechern am Stand des vds auf der Musikmesse (vor der Pandemie) habe ich höchst unterschiedliche Standpunkte kennengelernt.
Was passiert, wenn die Werbeagentur und der beaufsichtigende Texter eine Aussprache erwartet oder gar verlangt, die den Ausspracheregeln entgegensteht?
Nicht immer gelingt es mit einem dezenten Hinweis vom Fachmann; Werbetexter können ziemlich stur, arrogant oder beides sein (schließlich ist es ja ihr Text!).
Es soll also Sprecher geben, die sich weigern, eine falsche Aussprache zu benutzen, weil ihr - vermeintlich? - guter Ruf als professioneller Sprecher darunter leiden würde. Andere wiederum machen alles, solange es Geld bringt und sagen "ab dafür, der will es so, ich weiß es besser und wenn ich ohne Zwang eines Werbefuzzis sprechen kann, mache ich es wieder richtig".
Bei aller Liebe: Ich halte es für eine Illusion, dass da Fachleute sitzen, die die entsprechende Fachkenntnis haben. Im Print gibt es Lektoren, aber Audio? Da wird nichts geprüft. Im Werbebereich will man keine Vorbildfunktion darstellen, sondern so sprechen wie man die Zielgruppe erreicht (die keinen echten Sinn mehr dafür zu haben scheint: Was ist "Wohlklang"?).
Das sprecherische Handwerk als Vorbild für korrekt gesprochenes Deutsch? Nicht mehr in dem Maße, wie ich es für sinnhaft erachte. Eine interessante Ausnahme sind die langsam gesprochenen Nachrichten der DW, die ich auch einigen angeblich "urdeutschen" Mitmenschen dringend ans Herz legen möchte.
Da ich aber überwiegend ö-r Rundfunk höre und dort meist nachrichtenorientiert, fallen mir nicht so viele Fehler auf - Danke dafür!