AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten
Da macht man mal ein paar Tage Urlaub und schon kommt man vor lauter Lesen gar nicht mehr nach...
zwei Anmerkungen:
[...] mir geht die epidemisch um sich greifende falsche Verwendung von "zunächst" mordsmäßig auf den Senkel:
[...]
Merke: "Zunächst" impliziert, dass anschließend noch was kommt.[...]
*aaarrgh* - und sie haben's schon wieder getan!! gerade in
Spiegel online gelesen:
Der Hintergrund der Anschläge war zunächst unklar. Während es in Weinheim bei Sachschaden blieb, gab es bei dem Anschlag in Hessen Verletzte
Hier möchte ich zur Ehrenrettung
des "Spiegels" anführen, daß die Weiterführung durchaus in diesem Artikel steht - zwar nicht direkt ersichtlich, aber der Kreis schließt sich trotzdem:
Dem Bericht zufolge sollen Kunden dem Handwerker Geld schulden: "Mir stinkt es, dass gute Arbeit nicht bezahlt wird", soll der 44-Jährige
Ob der Artikel noch editiert wurde, nachdem er hier zitiert wurde, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Die Hervorhebung im vorangegangenen Absatz leitet mich zur zweiten Anmerkung:
Ich verzweifele bei jedem verstümmelten Genitiv wie "nach Informationen des SPIEGEL"!
Ich habe mal versucht, mich da schlau zu machen, dabei aber wohl versehentlich die Büchse der Pandora geöffnet... in der Rubrik
Post an den Zwieblefisch wurde auf die Frage von Esther Lengsfeld wie folgt geantwortet:
Ich persönlich pflege bei männlichen und sächlichen Namenwörtern im Genitiv ein "s" anzuhängen, auch wenn sie mit Artikel stehen: ..., das Erscheinen des "Sterns"
. In anderen Fundstellen wurde das Genitiv-"s" hingegen kategorisch abgelehnt, wann immer ein Eigenname mit Artikel steht.
Ich schließe daraus, daß es sich hier wieder einmal um einen Fall handelt, der unterschiedlich gehandhabt wird. Nach meinem "Bauchgefühl" klingt "nach Informationen des 'Spiegel'" ebenfalls "besser" als "nach Informationen des 'Spiegels'". Auch wenn es bestimmt nicht wissenschaftlich ist, würde ich das damit begründen, daß ich durch das Genitiv-"s" einen bestimmten Spiegel meine. Einfach mal an den Haaren herbeigezogen: nehmen wir mal an, es gäbe das berühmte "Spieglein, Spieglein an der Wand" tatsächlich. Dann würde ich "nach Informationen des Spiegels" hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen nach Schneewittchen suchen, während ich "nach Informationen des 'Spiegel'" die böse Königin für die Übeltäterin hielte...
Wie gesagt, ob das irgendwie wissenschaftlich verifizierbar ist, weiß ich auch nicht, vielleich kann das ja noch jemand erhellen. Ich bin allerdings der Ansicht, daß Sprache "lebt" und sich daher ständig verändert - aber nicht überall gleich. Ich denke, darin sind die Ursachen für viele solcher Diskrepanzen verborgen.
LG
McCavity