Gendern im Radio

Als Menschlichkeit getarnter Aktivismus. Spaltung in Lager.
Ja, aber von beiden Seiten! So wie die tatsächlich davon Überzeugten, das sie mit dem Gendersprech die Welt besser machen würden, mittlerweile in einer Form sprachlich aufrüsten, das einem durchaus anders werden könnte, so weichen aber auch die erbitterten Gegner keinen Millimeter zurück und diskreditieren ein im Grunde richtiges Anliegen als "Umerziehung" und "Denkverbot", was bei genauer Betrachtung mehr als nur eine Übertreibung ist.
 
Ja, aber von beiden Seiten! So wie die tatsächlich davon Überzeugten, das sie mit dem Gendersprech die Welt besser machen würden, mittlerweile in einer Form sprachlich aufrüsten, das einem durchaus anders werden könnte, so weichen aber auch die erbitterten Gegner keinen Millimeter zurück und diskreditieren ein im Grunde richtiges Anliegen als "Umerziehung" und "Denkverbot", was bei genauer Betrachtung mehr als nur eine Übertreibung ist.
Volle Zustimmung! Wir müssen aufpassen, daß nicht die durchaus hehre Absicht hinter der Genderitis diskreditiert wird. Es ist der sprachhandwerkliche Vollmurks, der verschwinden muß. Bessere Vorschläge als Binnen-I, Sternchen und Unterstrich? Hinein in diesen Thread bitte!
 
Es ist der sprachhandwerkliche Vollmurks, der verschwinden muß. Bessere Vorschläge als Binnen-I, Sternchen und Unterstrich? Hinein in diesen Thread bitte!
Den Teufel werd ich tun. Ich muss auf gar nichts aufpassen! Wer die deutsche Sprache verhunzt, darf sich gefälligst selbst um seine Phantasie-Sprache nebst Phantasie-Sterne kümmern.
 
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Ich muss auf gar nichts aufpassen!
Das wiederum ist ziemlich ignorant. Ich hoffe (und nehme an), dass du so nicht mit Mitmenschen in deinem Alltag verfährst. Gibt es denn keinen Mittelweg?

Bessere Vorschläge als Binnen-I, Sternchen und Unterstrich? Hinein in diesen Thread bitte!
Eine generische Form ist überaus wüschenswert, die schlicht gar keine Aussage über das Geschlecht der Person trifft. Man könnte nun fragen: Wenn man das generische Maskulinum nicht für ausgrenzend hält, was spricht dann gegen das generische Femininum?

Ich für meinen Teil bin in erster Linie ein Verfechter (irgend)einer generischen Form. Alle abgeleiteten Formen liefern nur weiteren Informationsballast, der mich in den allermeisten Fällen gar nicht interessiert. Ob nun die Person, die die Elektrik in meiner Wohnung installiert, weiblich, männlich oder divers ist, ist mir ziemlich egal. Daher überfrachten Konstruktionen mit Binnen-I, Unterstrich, Sternchen und auch Doppelnennungen den Text immens und legen den Fokus lediglich weg vom Kern der Aussage. Die unwichtigste Eigenschaft der Person in diesem Kontext, ihr Geschlecht, wird überbetont.

Ich hätte daher auch grundsätzlich kein Problem mit dem generischen Femininum. Zwei Nachteile hätte dies aber: Zum einen ist die feminine Form meist die längere. Praktischer für eine generische Form ist daher die männliche. Zum anderen hat sich das Maskulinum als generische Form durchgesetzt.

Und an dieser Stelle tut sich für mich noch ein anderes Problem auf: Je mehr gegendert wird, desto mehr geht die generische Bedeutung des Maskulinums verloren. Es wird immer schwieriger, das Geschlecht nicht zu betonen. Ich bin aber der Meinung, in einer gleichgestellten Gesellschaft sollte das Geschlecht weniger betont werden. Wir brauchen mehr generisch statt weniger. Wir sollten dem Maskulinum das Generische wieder zurückgeben.
 
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Das ist so pauschal falsch, denn genau das ist schlicht rechtswidrig, was inzwischen auch mehrfach so verlautbart wurde.
Ich weiß das, Du weißt das - viele wissen das. Das ändert aber nichts an den Berichten aus dem Uni-Umfeld.

Pauschal geht das übrigens schon deshalb nicht, weils gar keine einheitlichen Genderregeln gibt. Die einen "verbiegen" die Worte, die anderen agieren mit diesen oskuren Sternchen usw., näheres hier

Ich gehe mal davon aus, daß Du einen Artikel entsprechenden Inhalts nicht beim DLF oder gar DLF Nova gefunden hast und daher auf die auch von Dir oft gescholtene NZZ zurückgegriffen hast. Das ist halt das Problem dieser Anstalten.


Letztlich steht Jedem der Rechtsweg offen, was dann der ganz entscheidende Unterschied zur DDR sein dürfte
Das kann nicht die Lösung sein: "ADVOCARD - Des Schülers Liebling" gleich mit in die Zuckertüte? Es gibt klare Rechtschreibregeln - keine Prozesse nötig. Punkt.

Ich finde nur die DIskussionen darum mittlerweile ziemlich mühseelig, weil die meisten die es verwenden, tatsächlich aus tiefsten Herzen davon überzeugt sind, zumindest in meinem Umfeld. Deshalb braucht man denen auch nicht mit Argumenten dagegen kommen. Die werden so oder so nur abgetan.
Was diese Leute privat machen, ist mir völlig egal. Auf dem Sender hat das aber nichts verloren. Nur darum geht es.


Ansonsten gibt es News aus Sachsen-Anhalt:

 
Ich fang mal hinten an. Nachdem Sachsen vor ein paar Wochen sein bereits seit zwei Jahren bestehendes Gender-Verbot erneuert bzw. geringfügig ausgeweitet hat, wars nur eine Frage der Zeit bis man in Sachsen-Anhalt nachzieht. Ich kann dem auch durchaus etwas abgewinnen, denn diese schon rein optisch skurill anmutenden Doppelpunkte und Sternchen ergeben halt wenig bis keinen Sinn. Von den zusätzlichen Hürden für beispielsweise Blinde oder Leuten die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ganz zu schweigen. Die Anmerkungen des Rates der deutschen Sprache dazu sind ja durchaus eindeutig.
Was diese Leute privat machen, ist mir völlig egal. Auf dem Sender hat das aber nichts verloren. Nur darum geht es.
Das ist ein Argument, keine Frage. Aber wenn wir das zuende denken, sind wir dann wieder bei der "Zweisprachigkeit", die man in DDR-Zeiten nur zu gut kannte. "Das eine sagen und das andere denken" kann letztlich auch keine dauerhafte Lösung sein.
Das kann nicht die Lösung sein: "ADVOCARD - Des Schülers Liebling" gleich mit in die Zuckertüte?
Vollste Zustimmung. Aber dieses Land ist nunmal ein sogenannter Rechtsstaat, in dem man sich im Zweifel sein Recht einklagen muss. So grotesk es sich anhören mag, aber eben weil die Empfehlungen u.a. des Rats der dt. Sprache nicht rechtsverbindlich sind im Sinne von juristisch in Gesetz gegossen, kann man halt aus Sicht der Unis manches diesbezüglich "großzügig" auslegen mit allen Folgen. Hinzu kommt das auch die Bildung Ländersache ist, womit das jedes Bundesland für sich entscheiden kann. Es gibt da keine bundeseinheitliche Regel. Aus meiner Sicht verschärft das unterm Strich übrigens eher diesen ganzen Gender-Kram als das da irgendeine Lösung in Reichweite wäre, mit der alle halbwegs leben könnten.

Außerhalb des Protokolls bin ich auf dem Standpunkt, dass wir unsere Kids in den Schulen mit echtem Grundwissen füttern sollten, gelehrt von Pädagogen die auf der Höhe der Zeit sind und nicht aus der Steinzeit kommen bzw. sogenannte Quereinsteiger sind. Es ist ein Unding, das heutzutage in 11.Klassen Wissen vermittelt wird, welches ich vor weit über 30 Jahren in der 8.Klasse beigebracht bekommen habe. Es ist niemandem zu erklären, das vielerorts die Leistungen der Kids eigentlich keine große Rolle mehr spielen, sondern nur noch alle "irgendwie durchgeschleift" werden, weil die Jubelzahlen am Ende des Schuljahres wichtiger sind als der tatsächliche Bildungsstand. Es ist nicht nachvollziehbar das in Schulen Grundwissensfächer abgewählt werden können usw. Hier muss angesetzt werden und eine solide, möglichst bundesweit einheitliche, umfassende Grundbildung für alle her. Es mag sich naiv anhören, aber ich glaube dann erledigt sich dieser ganze Genderkram ein ganzes Stück weit von selbst, weil zu dieser Bildung natürlich auch das Vermitteln von menschlichen Grundwerten gehören sollte, die dann solche Sprachverunstaltungen wie die Gendersternchen schlichtweg überflüssig machen. Ich weiß, das hört sich eher nach Jule Verne an als nach irgendwie umsetzbar, aber Menschen in einer Gesellschaft die von vornherein ausnahmslos allen die gleichen Rechte zubilligt wie man sie selbst in Anspruch nehmen würde, brauchen keine Sternchen und Doppelpunkte in der Schriftsprache, um genau das nochmal zu untermauern.
 
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Das ist ein Argument, keine Frage. Aber wenn wir das zuende denken, sind wir dann wieder bei der "Zweisprachigkeit", die man in DDR-Zeiten nur zu gut kannte. "Das eine sagen und das andere denken" kann letztlich auch keine dauerhafte Lösung sein.
Das ist an den Haaren herbeigezogen und nun wirklich nicht vergleichbar. Jeder kann reden wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Eine kleine Einschränkung dieser Freiheit gibt es: Wer einen Sprachfehler hat, hat am Mikro nichts verloren. Das war schon immer so.

BTW: Wie war das denn nun mit dem kleinen Radiokulti? Haste "Fröhlich sein und singen, stolz das blaue Halstuch tragen" auf dem Weg in die Schule geträllert oder lag es mehr an der "Gruppendynamik", die Dich zum Jungpionier werden ließ, um das mal so auszudrücken? Oder haste Dich etwa verweigert?
 
Hätte ich nicht gedacht, aber ich finde ja, dass unser Bundeskanzler mal recht hat. Aus https://www.spiegel.de/panorama/bil...chulen-a-08dccd93-8e5c-4c4f-ba6a-f135c0d592e6

»Also ich zum Beispiel hab mir angewöhnt, möglichst oft zusagen ›Handwerkerinnen und Handwerker‹«, sagte er im Podcast. »Aber ich finde es okay, wenn andere sagen: ›Und dann sind viele Arbeiter*innen zusammengekommen.‹ Gleichzeitig finde ich aber völlig in Ordnung, wenn mir dann im Osten Brandenburgs eine Handwerksmeisterin und Unternehmerin begegnet und sich vorstellt mit: ›Ich bin Maurer.‹« Das könne man alles »gut in einem Raum und in größer Freundschaft miteinander unterschiedlich handhaben«
 
Den Teufel werd ich tun. Ich muss auf gar nichts aufpassen! Wer die deutsche Sprache verhunzt, darf sich gefälligst selbst um seine Phantasie-Sprache nebst Phantasie-Sterne kümmern.
Sprache entwickelt sich, schon immer und wird es immer. Mit den hier von dir gewählten Formulierungen wärst du vor nicht allzu langer Zeit noch in den Kerker gekommen. Wir alle werden in Jahren sehen, was sich durchsetzt und was nicht.
 
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Ernsthaft: Mehr als zweieinhalbtausend Beiträge und immer noch das blödsinnige 'Sprache entwickelt sich halt'-Argument??

Es gibt die Diskussion jetzt schon einige Jahre und mehr als die üblichen drei Bullshitpunkte fallen den Befürwortern immer noch nicht ein.
Allein das müsste reichen, damit wirklich jeder einsieht, dass es höchste Zeit ist mit dem Unfug wieder komplett aufzuhören.
 
Wie war das denn nun mit dem kleinen Radiokulti? Haste "Fröhlich sein und singen, stolz das blaue Halstuch tragen" auf dem Weg in die Schule geträllert oder lag es mehr an der "Gruppendynamik", die Dich zum Jungpionier werden ließ, um das mal so auszudrücken?
Letzteres, was aber bei gefühlten 99% ebenso gewesen sein dürfte. Insofern könnte ich jetzt hier mit den herbei gezogenen Haaren... ;)
 
Sprache entwickelt sich, schon immer und wird es immer.
Es ist ein Unterschied, ob Sprache "sich entwickelt" oder ob Sprache "entwickelt wird". Letzteres hat stets einen manipulativen Charakter und ist eine Technik der geistigen Herrschaftsausübung, auf die immer dann zurückgegriffen wird, wenn man selbst zu der Einsicht gekommen ist, keine sachlichen Argumente für das eigene Anliegen mehr zu haben. Insofern eigentlich ein intellektueller Offenbarungseid und für den Rezipienten ein ziemlich sicheres Indiz dafür, daß mit dem jeweiligen Anliegen etwas nicht stimmt.

Es ist kein Zufall, daß diese Herrschaftstechnik in der Geschichte immer in den Phasen autoritär-totalitärer politischer Konstellationen aufgeblüht ist. Ich empfehle die Lektüre von Victor Klemperer: "LTI. Notizbuch eines Philologen" und natürlich von George Orwells "1984": „Krieg bedeutet Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke“.
 
Es ist ein Unterschied, ob Sprache "sich entwickelt" oder ob Sprache "entwickelt wird". Letzteres hat stets einen manipulativen Charakter und ist eine Technik der geistigen Herrschaftsausübung, auf die immer dann zurückgegriffen wird, wenn man selbst zu der Einsicht gekommen ist, keine sachlichen Argumente für das eigene Anliegen mehr zu haben. Insofern eigentlich ein intellektueller Offenbarungseid und für den Rezipienten ein ziemlich sicheres Indiz dafür, daß mit dem jeweiligen Anliegen etwas nicht stimmt.
Das ist so pauschal formuliert ziemlicher Quatsch, Stichwort Esperanto.
 
Das ist so pauschal formuliert ziemlicher Quatsch, Stichwort Esperanto.
Das stimmt, ich hätte mich präziser ausdrücken sollen: mir geht es um gezieltes und organisiertes "re-framing" von Sachverhalten in der Absicht, eine bestimmte Deutung zu etablieren. Manipulativ ist das insofern, alsdass z.B. die Rede von "Lehrer*innen" oder "Forschenden" bei deutschen Muttersprachlern eben aufgrund des Regelverstoßes eine affirmierende Assoziation zur Forderung nach "Geschlechtergerechtigkeit" hergestellt wird, auch wenn es in dem Beitrag eigentlich um ein völlig anderes Thema geht.

Dann ist es kein Wunder, wenn viele Hörer das als Übergriffigkeit wahrnehmen und abschalten: wer sich bei "Forschung aktuell" z.B. über neue Erkenntnisse der Plattentektonik informieren will, wird so gezwungen, dies mit "Geschlechtergerechtigkeit" in Verbindung zu bringen und sich selbst innerlich damit zu konfrontieren, auch wenn ihn das Thema (zumindest zu diesem Zeitpunkt) nicht interessiert. Der universelle Einsatz der Gendergrammatik über alle Themen hinweg führt dann dazu, dass letztlich alle Lebenssachverhalte durch die Gender-Brille gesehen werden, als ob dieses Thema alles andere durchdringe und letztlich die Hauptstruktur des Menschseins darstelle. Ich halte das für geistigen Totalitarismus, auch wenn ich natürlich nicht jedem Verwender persönlich bewusste totalitäre Absichten unterstellen würde.

Damit richte ich mich keineswegs gegen die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit, sondern nur gegen die Verwendung des sprachlichen Mittels der Gendergrammatik.

Für Plansprachen wie Esperanto oder neue Begriffe für neue Dinge gilt oben gesagtes natürlich nicht.
 
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Es ist ein Unterschied, ob Sprache "sich entwickelt" oder ob Sprache "entwickelt wird".
Ich persönlich bin sicher, dass Sprache nur über begrenzte Zeiteräume gezielt "entwickelt" werden kann. Wenn dieses gezielte Entwickeln auf zu viel Ablehnung stößt, setzt es sich nicht durch. Dabei geht es nicht um Jahre, eher Jahrzehnte. Eine Ausnahme bildet dabei z.B. die Sprache in Diktaturen - ich denke wir sind uns einig, dass es darum hier nicht ging.
Auch in anderen Sprachen gibt es ja diese Diskussion - man wird das alles sehen. Ich würde in keine Richtung etwas vorgeben wollen. Und etwas Gelassenheit tut auch hier gut - wie in so vielen Themen.
 
Das ist so pauschal formuliert ziemlicher Quatsch, Stichwort Esperanto.
Vielleicht sollten wir statt von "entwickelt" von "verändert" sprechen, dann passt es.
Ich persönlich bin sicher, dass Sprache nur über begrenzte Zeiteräume gezielt "entwickelt" werden kann. Wenn dieses gezielte Entwickeln auf zu viel Ablehnung stößt, setzt es sich nicht durch.
Dem stimme ich unumwunden zu. Nun beobachten wir ja aber im Zusammenhang mit dem Gendern den interessanten Effekt, dass die Ablehnung in der Bevölkerung ja noch zunimmt, je länger schon gegendert wird. Die logische Konsequenz daraus wäre dann doch, dass das Gendern wieder abnimmt, was ich jedoch nicht erkennen kann. Die Genderfraktion hält weiterhin an ihrer fixen Idee fest, Gleichberechtigung ließe sich am besten durch Sternchen und Sprechpausen erreichen. Und ich vermute, nein, ich bin an sich sogar ziemlich sicher, dass diese Menschen tatsächlich glauben, das, was sie da machen, sei hilfreich und brächte irgendwen weiter. Sie meinen es größtenteils also wahrscheinlich gut. Aber wie bei so vielen Dingen gilt eben auch hier, das gut gemeint oftmals das Gegenteil von gut ist. Denn indem sie, von dem an sich höchst löblichen Streben nach Gleichberechtigung beseelt, immer weiter gendern und dabei bewusst oder unbewusst ignorieren, dass ihr Gebahren von einer deutlichen Mehrheit negativ aufgefasst wird, verstärken sie die Abneigung doch nur noch. Die Folge ist oftmals, dass das Gendern und der Zweck, dem es dienen soll, in einen Topf geworfen werden. Man sieht es doch in (un)schöner Regelmäßigkeit hier im Thread. Und damit, dass man am Ende zwar niemandem zu mehr tatsächlicher Gleichberechtigung verholfen, dafür aber unnötigerweise Leute gegen das Anliegen eben dieser Gleichberechtigung aufgebracht hat, denen das Thema ansonsten relativ gleichgültig wäre, ist doch nun wirklich keinem gedient.
Muss man sich jetzt darüber aufregen, dass es Menschen gibt, die gendern? Nicht, solange diese Menschen nicht zum Missionieren neigen und keine Vorschriften und Leitfäden erstellen, die aktiv zu grammatikalisch falschem Sprechen und Schreiben auffordern und solange niemand einen Nachteil dadurch erfährt, dass er sich an bestehende Regeln der Deutschen Sprache hält. Da aber ja genau das vorkommt, darf man sich meiner Ansicht nach durchaus darüber aufregen.
Wichtig ist allerdings auch die Trennung von privater und öffentlicher Kommunikation. Von mir aus soll meinentwegen jeder privat so sprechen dürfen, wie es ihm beliebt. Ob er nun Gendert, Rückwärts redet oder meinentwegen die Löffelsprache, bekannt und belibt aus Kindergarten und Grundschule, spricht, kann mir an sich egal sein und ist es auch. Mehr als ein Stirnrunzeln hat er von mir nicht zu erwarten. Sobald es aber um den öffentlichen Raum geht, sieht das meines Erachtens deutlich anders aus. Da haben wir eine Sprache, die Deutsch heißt und gewissen Regeln unterliegt. Und diese Regeln ganz bewusst zu ignorieren, halte ich schlicht für falsch. Und sei der Hintergedanke dabei ein noch so guter.
Und aus diesem Grund gilt weiterhin das, was ich schon mal meinte: Wenn ich persönlich mit einem Menschen zu tun habe, von dem ich weiß, dass er sich von den gängigen Formulierungen nicht angesprochen fühlt, habe ich kein Problem damit, darauf Rücksicht zu nehmen. Ich sehe aber nicht ein, weshalb ich irgendwo im öffentlichen Raum, also in Bildungseinrichtungen, Medien und so weiter, in vorauseilendem Gehorsam anfangen sollte zu gendern, weil vielleicht irgendwer zuhören oder mitlesen könnte, der sich von den gängigen Formulierungen nicht angesprochen fühlt. Wer aber genau das fordert, der hat in seinem guten Willen wohl jeden Sinn für Verhältnismäßigkeit verloren. Ich finde nicht, dass man dem dann auf solche Art Rechnung tragen sollte, dass diese Menschen irgendwo für eine größere Gruppe Empfehlungen oder Vorgaben zum "richtigen" sprechen und schreiben aussprechen dürfen sollten.
 
Wichtig ist doch, alle Bevölkerungsteile mitzunehmen. Man kann den Schutz der Sprache nicht mit der Brechstange erreichen, und wir brauchen auch keine weiteren Verbote wie ein Genderverbot.
 
Es ist heute ein Teil der aus meiner Sicht arroganten links-grünen Agenda, Dinge einfach mit der Brechstange durchzusetzen, ohne Diskurs. So ist es beim Thema Gendern, so ist es beim Thema kulturelle Aneignung, so ist es auch beim Thema Klimawandel. Immer wird suggeriert, man müsse etwas genau so tun, es sei "alternativlos".

Hier wurde beispielsweise vor zwei Wochen dem Individualerkehr auf einer der wichtigsten Einfallsstraßen je eine Spur genommen zugunsten einer kombinierten Rad- und Busspur - einfach so, ohne vorherige Debatte, und praktisch üner Nacht. Das grüne Verkehrsdezernat verteidigt die Maßnahme mit "mehr Chancengleicheit", letztlich gibt es seither aber lange Staus. Ganz bewusst, sagen viele, denn Autofahrer sollen genervt werden, damit sie auf ÖPNV oder Rad umsteigen. Natürlich geht das Gebäudeenergiegesetz in eine ähnliche Richtung, erst nach erbittertem Streit wird es nun abgemildert.

Das Problem ist aber wie beim Gendern: Nimmt man die Bevölkerung nicht mit und fühlt sich das Volk bevormundet/gegängelt, entstehen Trotz und Wut. Und das ist kontraproduktiv, unter anderem davon profitiert eine AfD. Vielleicht sollten sich Grüne oder die Öffentlich-Rechtlichen (interessant, wie groß inzwischen hier die Schnittmenge ist) einmal auf demokratische Grundregeln berufen. Vorschlagen kann man vieles, einfach mal so etwas beschließen ohne demokratischen Prozess ist aber ein No Go!
 
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Man kann den Schutz der Sprache nicht mit der Brechstange erreichen
Mag sein. Die Veränderung der Sprache kann aber genauso wenig mit der Brechstange erreicht werden, somit brauchen wir also genauso wenig ein Gendergebot.
Aber wie gesagt, in den Medien sehe ich es nochmal anders. Du kannst ja auch privat irgendeinen Sozio- oder Dialekt sprechen, wie Du lustig bist. Ich kenne einen ehemaligen Nachrichtensprecher des Hessischen Rundfunks, der laut eigener Aussage außerhalb der Reichweite von Radiomikrofonen breites Meenserisch babbelt. Auf dem Sender hat sowas aber im Regelfall nichts verloren, da wird ein nach klaren Regeln definiertes Deutsch gesprochen. Und mit dem Gendern sollte es nach meinem Dafürhalten nicht anders sein.
 
wir brauchen auch keine weiteren Verbote wie ein Genderverbot.
In DE macht eh schon jeder, was er will. Natürlich braucht es ein Gender-Sprech-Verbot zum Schutz der deutschen Sprache, wie es andere Länder längst tun. Dass das mit der queeren Ampel nicht möglich ist, denen die deutsche Sprache, u.v.m. nicht wichtig ist, sollte spätestens bei der nächsten Wahl korrigiert werden. Daran hat sich jeder zu halten. Insbesondere der ÖRR & alle Privatsender. Das öffentliche Wohl ist das oberste Gesetz.
 
So sehr mich selbst das Gendern in bestimmten Formen stört: es gibt doch kaum ein Thema, das mehr zerredet wird als das Gendern. Insofern verstehe ich nicht, wie man zu dem Schluss kommen kann, es gäbe keinen Diskurs. Es ist auch sehr schwierig, einen Diskurs über etwas zu führen, das jemand noch gar nicht tut. Man muss halt das Gendersternchen auch erst mal einführen, damit Leute wie ich es scheiße finden können.

Dann wird das Gendern auch nicht "von oben her" angeordnet. Es kommt aus einer, zugegeben linken und wahrscheinlich grünen studentischen Ecke, von eher jungen als alten Leuten, und es wurde von diversen woken Journalisten und anderen Medienschaffenden aufgegriffen und in die Landschaft rausgeblasen.

Natürlich sind viele aus dieser Gruppe der Meinung, dass es alternativlos ist. Aber genauso ist die Gegenseite der Meinung, dass es keine Alternative zum generischen Maskulinum geben kann, weil das halt immer schon so war und alles neue blöd klingt. Da treffen die einen Holzköpfe auf die anderen Holzköpfe.

Ich gehöre übrigens auch zu den Holzköpfen, die sich in diesem Leben nicht mehr an neue sprachliche Formen gewöhnen werden. Aber ich kann das Thema dennoch differenziert betrachten.
 
Es ist ein Unterschied, ob Sprache "sich entwickelt" oder ob Sprache "entwickelt wird". ..

Es ist kein Zufall, daß diese Herrschaftstechnik in der Geschichte immer in den Phasen autoritär-totalitärer politischer Konstellationen aufgeblüht ist. Ich empfehle die Lektüre von Victor Klemperer: "LTI. Notizbuch eines Philologen" und natürlich von George Orwells "1984": „Krieg bedeutet Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke“.
Gendern dient also der Manipulation der Massen? Eine steile These. Genauso könnte man behaupten, die Ablehnung jeglicher Reform wäre Manipulation (weil Festhalten an liebgewordenen Prinzipien, die man nicht aufgeben will).

Ich behaupte: Die Absicht ist ehrenwert, das Ergebnis oft schauderhaft, ein Mittelweg, mit dem alle leben wollen, nicht in Sicht.

Daraus ein Politikum zu machen, ist für mich allerdings nicht mehr als Populismus.

Und richtig, Sprache entwickelt sich weiter, wir reden heute schließlich anders als zu Zeiten von Arminius, Theoderich, Goethes usw.

Alles nur manipulativ? Wer's glauben will, ist wohl selbst manipuliert. Es gibt keine "festgeschriebene" Sprache. Sonst müsste der Duden auch nicht jedes Jahr erweitert werden.
 
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