Gendern im Radio

Ich setze das mal im dazu passenden Faden fort:
Ich glaube viel eher, dass Gen Z ganz ideologiefrei gendert. Ob es uns gefällt oder nicht.
Dem möchte ich entgegenhalten, dass sich hinter der Idee, Sprache bewusst ändern zu wollen, eigentlich immer ein ideologischer Hintergedanke finden lässt. Gerade beim Beispiel Gendern wird wohl kaum jemand ernsthaft behaupten wollen, dass es beispielsweise einfach bloß besser klänge.
Und dann kann ich nur mal wieder mein (freilich) nicht repräsentatives Umfeld anführen, das zu ganz überwiegenden Teilen aus Angehörigen der sogenannten Generatiomn Z besteht. Da kommt mir im Alltag exakt eine Person unter, die ernsthaft gendert und dafür von vielen anderen belächelt und/oder verulkt wird. Den Sinn und die Notwendigkeit von Gleichberechtigung stellt indes kaum jemand hier ernsthaft in Frage. Die lässt sich aber am besten umsetzen, wenn man sie tatsächlich lebt und nicht, indem man sie verzweifelt irgendwie zu sprechen versucht. Im Gegenteil, diese sich völlig widernatürlich anhörenden Sprechpausen werfen meiner Ansicht nach kein gutes Licht auf die an sich guten Bemühungen für mehr Geschlechtergerechtigkeit, rufen nicht selten Abwehrreaktionen hervor und machen so den ganzen Themenkomplex zu einem Reizthema. Das kann es doch nicht sein.
Der überwiegende Teil der Vertreter der Generation Z, mit denen ich häufiger zu tun habe, gendert also ganz ideologiefrei nicht. Und wir haben durchaus so einige, die sich als links oder grün einordnen lassen und das teils durchaus auch selbst tun.
 
Neulich hat mir unsere Kulturstaatsministerin einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich lauschte in DLF Kultur ihrer Rede vor dem Konzert zum 100. Geburtstag des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters und sie verkündete, dass sie eine Schirmfrauschaft übernommen hätte. 👒🌂

Die Rede ist auch sonst bemerkenswert, da sie die Finanzierung des Orchester-Apparates aus Gebührengeldern quasi auf Immer und ewig zusagt. Ein Szenario, in dem das nicht mehr stattfindet, oder Gründe, dass man das Geld für andere Kulturprojekte nutzen könnte, sind für sie (bzw. ihre Redenschreiber) nicht vorstellbar.

 
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Endlich mal ein sinnvoller Einwurf. Über Probleme von unterdrückten Teilen der Gesellschaft wird immer nur zu Randzeiten oder in Special Interest Podcasts (z.B. SPUTNIK Pride) gesprochen, aber hier dann gossip-mäßig und mit Möchtegern-Experten die alles einordnen müssen. Am besten funktioniert das, wenn die betroffenen Leute authentisch selber darüber sprechen können, dafür waren Blue Moon oder Domian die perfekte Plattform im Radio. Das Problem ist, dass man zur besten Sendezeit lieber über leichte Themen spricht, hier haben wir wieder das Problem, dass die Öffis auf Quote und Werbeeinnahmen fixiert sind. Andererseits, wenn sich Sender mal trauen, solche Tabus zu brechen, schreit der rechte Pöbel und so manch Forentroll dann wieder sofort, das wäre linke Meinungsmache oder eine politische Agenda.

Genau so bei Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, sie werden in den Medien immer wie Tiere im Streichelzoo dargestellt. Wir sind schon eine seltsame Spezies.

Man schmückt sich gerne mit Flaggen, Sternchen oder irgendwelchen Bekundungen, ist halt leichter, als die Probleme beim Namen zu nennen. Wir machen es uns zu bequem.
 
Für mich ist das Gendern nur eine Nebelkerze, die von den wirklichen Problemen in unserer Gesellschaft ablenken soll.
So weit würde ich nicht gehen. Aber ich glaube, da gab es es hehre Absichten, nämlich eine Art "faire" Sprache zu realisieren, die aber im Ergebnis zu einem höchst verkrampften Resultat geführt hat, welches den Hörgenuß zuweilen gewaltig einschränken kann.
 
Absolute Zustimmung. Das Gendern ist ideologisch begründet und fördert in keinster Weise das, was man damit bezwecken will. Im Gegenteil: durch das ideologisch begründete Brechen der Rechtschreiberegeln erzeugt man Unmut und Unverständnis. Nicht zu gendern bedeutet nicht, dass man gegen Gleichberechtigung etc. ist. Leider gehört es zum "guten Ton" zu gendern. Dadurch fühlt sich aber eine Mehrheit abgeschreckt. Und erstaunlicherweise sind diejenigen, die gendern und sich damit moralisch auf der richtigen Seite fühlen diejenigen, die Toleranz nicht kennen. Ansonsten sollten sie tolerieren, dass Leute nicht gendern wollen.
 
Was mich so gewaltig stört, ist, dass sogar Unis bei der Notenvergabe das Gendern in Arbeiten mit bewerten. Das ist nicht akzeptabel. Hier wird Macht ausgeübt. Besser gesagt, missbraucht. Und genau von den Leuten, die genau das zu verhindern, immer auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Und Gendern im Radio ist auch Ausnutzung der Machtstellung. Der Hörer kann sich nicht wehren. Der jenige am Mikrofon ist in der stärkeren Position, da er zum Zuhören zwingt. Und Radio einschalten, um ständig aktiv wegzuhören, kann ja nicht der Sinn der Sache sein.
 
Bringt verstärkt Berichte z.B. über die Probleme der Frauen und sämtlicher Minderheiten im Radio!
Bloß nicht NOCH mehr Frauen-, Trans-, Schwulen-, Migrations- und Minderheitenthemen. Läuft doch schon gefühlt schon fast nichts anderes mehr. Permanent versuchen die ARD-Hörfunkwellen, mir unterzujubeln, wie vielfältig und divers sie doch sind. Die Mehrheit in diesem Land denkt und wählt aber konservativ.

Ich möchte Berichte über den Elbfährmann oder die insolvente Kauffrau aus der Nachbarschaft hören. Frauenrechte im Iran, mit denen man permanent belegt wird, interessieren mich nicht, da ich daran ohnehin nichts ändern kann.

Bin ja mal gespannt wann erste Forderungen kommen, den "Weckmann" umzubenennen. Schirmfrauschaft, so ein Blödsinn!

 
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Was mich so gewaltig stört, ist, dass sogar Unis bei der Notenvergabe das Gendern in Arbeiten mit bewerten. Das ist nicht akzeptabel. Hier wird Macht ausgeübt. Besser gesagt, missbraucht. Und genau von den Leuten, die genau das zu verhindern, immer auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Genau das bringt mich auch richtig auf die Palme. Man fordert Toleranz und Akzeptanz in jeglicher Hinsicht, schreibt aber dann im selben Atemzug anderen vor was sie zu tun und zu lassen haben. Dass man im Prinzip genau so - wenn nicht sogar noch extremer - handelt wie jene, die man ja eigentlich verachtet, wird dabei geflissentlich übersehen.
 
Ich möchte Berichte über den Elbfährmann oder die insolvente Kauffrau aus der Nachbarschaft hören.
Der Spieß läßt sich aber auch locker umdrehen. 99% der Leute interessieren sich auch nicht für den Elbfährmann. Und wenn sich für die Kauffrau jemand interessieren würde, wäre diese nicht insolvent.
Übrigens hat gestern der Bundestag über das Gendern in Kultur und Wissenschaft debattiert. Eine nicht uninteressante Debatte, die allerdings den auch hier diskutierten Kern leider vollends ignoriert.

 
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Bloß nicht NOCH mehr Frauen-, Trans-, Schwulen-, Migrations- und Minderheitenthemen. Läuft doch schon gefühlt schon fast nichts anderes mehr. Permanent versuchen die ARD-Hörfunkwellen, mir unterzujubeln, wie vielfältig und divers sie doch sind. Die Mehrheit in diesem Land denkt und wählt aber konservativ.
Vorab: Genderei lehne ich aus sprachtheoretischen Gründen ab. Absolut.

Dennoch ist dies eine völlig idiotische Aussage.
Schwule, Migranten etc. sind Teil dieses Landes und haben ein Recht darauf, in den Medien entsprechend abgebildet zu werden. Was Du hier tust, ist es einen vermeintlichen "Durchschnittshörer" (offenbar nicht migrantisch, heterosexuell und männlich, da Du ja "Frauenthemen" auch nicht möchtest) zu formulieren, an dem sich die Themenauswahl orientieren soll: was für ein Blödsinn.
Alle gesellschaftlichen Gruppen haben in den Programmen auch Widerhall zu finden.

Gemessen an einem geschätzten Bevölkerungsanteil von 5% würde das bei gerechter Repräsentation beispielsweise für schwule Männer bedeuten, dass sie in den täglichen 900 Sekunden "Tagesschau" jeden Tag für 45 Sekunden vorkommen... und nicht nur alle Jubeljahre einmal mit einem Mini-CSD-Beitrag.
Wo also da "gefühlt nichts anderes mehr" stattfinden soll, ist mir ein Rätsel. (und ehe es hier losgeht: dies ist ein Beispiel, ich diskutiere jetzt keine Prozentzahlen, darum geht es nicht).

Komischerweise schreit niemand "es läuhäuhäuft ja nuhuuut noch Opeeer", wenn 3sat und arte wieder Themenabend Mozart machen oder fünf Stunden Rheingold übertragen.
Aber ein einziger schwuler Migrantencharakter in einem Nebenstrang in einer Vorabendserie, und das große Gekreische "überall nur noch Homos und Türken" geht los.


Letztendlich geht es also ganz offensichtlich um etwas anderes: man kommt einfach mit Lebensentwürfen, Sexualitäten und Kulturen nicht klar, die nicht den eigenen entsprechen. Man braucht einfach ständig Bestätigung von außen, weil das eigene Ego offenbar nicht genug in sich selbst findet, sondern immer noch im Radio und Fernsehen erfahren muß: so wie du bist, ist es super. Eigentlich sogar besser als Abweichler...

Und ja: Es gibt eine Tendenz speziell in den ARD-Hörfunkwellen, nicht Realität abzubilden sondern erzieherisch tätig zu sein und ein buntes Bild multikulturellen Träumens zu malen, das weiß jeder, der einmal eine Programmkonferenz mit esoterischen Damen mit Amethyst-Anhängern und Herren "der alten Schule des Journalismus" bei so einer Welle erlebt hat. "Wir haben ja auch einen Bildungsauftrag" wird dort gerne von Frau Oberlehrer gesäuselt, die sich besser findet als ihre Hörer und ob ihres sehr, sehr guten Gehaltes natürlich auch in einem Stadtteil wohnt, in dem sie mit den Problemen von Migration niemals in Berührung kommt. Da toleriert es sich sehr, sehr leicht.

ABER: Dennoch haben Minderheiten und unterschiedliche Gruppen als Teil des Staates und der (zahlenden) Hörerstruktur das Recht darauf, in den Programmen auch abgebildet zu werden.

Dies geht aber durchaus unterschiedlich: Wie man bei YouFM zum Beispiel schön sieht, kann man ja auch einfach mal zwei schwule Männer als Morgenmoderatoren setzen um aus klassischen Klischees auszubrechen und man merkt schnell, dass da durchaus auf manche Dinge eine etwas andere Sichtweise und Farbe ins Programm getragen wird, dennoch aber hauptsächlich auch die Breite der Themen abgedeckt, wie sie zu solchen jungen Programmen gehört (und ich diskutiere jetzt auch nicht diese MoShow mit Euch, auch das ist nur ein Beispiel).

Und das ist mir tausendmal lieber als die 99ste Morgenshow mit Fußballfan und Familiengriller Uwe, Robbie Williams-Fan und Schuhkäuferin Tanja und Partysingle Kevin aus dem Verkehrsstudio.
 
Ich fordere, dass Gendern endlich in den Duden mit aufgenommen wird. Mir selbst ist das Thema zwar relativ egal, dennoch sollte man es als natürliche Sprachentwicklung bezeichnen. Als die alte Rechtschreibung abgeschafft wurde gab es auch nicht so einen riesen Radau um das Thema, die Leute haben es hingenommen und gut ist. Selbiges erhoffe ich mir auch beim Gendern. Dass es zur Selbstverständlichkeit wird und sich durch die breite Masse der Gesellschaft zieht, ohne dass darüber noch nachgedacht werden muss. Bis dahin ist es leider noch ein weiter Weg. Leute die gewisse Sender nicht einschalten, weil gegendert wird kann ich nicht ernst nehmen. Der Inhalt wird doch nicht weniger wert, weil da plötzlich *innen gesprochen wird.
Was mich so gewaltig stört, ist, dass sogar Unis bei der Notenvergabe das Gendern in Arbeiten mit bewerten.
Finde ich richtig und wichtig und wünsche mir das auch für alle Schulen. Die Grammatik hat sich eh immer weiter entwickelt, ja auch durch festgelegte Regeln.
 
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Also ich hab jetzt keine Sendung in Erinnerung, wo ein Moderator ständig betont, wie heterosexuell er doch ist und wie stolz er darauf ist. Diesseits des Regenbogens hört man das aber ständig und überall.

Was irgendwer in seinem Schlafzimmer macht und wen er liebt ist noch lange kein Grund daraus ein Thema für die Tagesschau zu machen.
Nachrichten definieren sich nach Nachrichtenwert und nicht nach irgendwelcher politischen Repräsentation. So einen Quark kann nur jemand schreiben, der von Journalismus überhaupt keine Ahnung hat... womit man freilich zunehmend in bester Gesellschaft ist. Auch und gerade auf den Rundfunkfluren.

Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Moderator homosexuell ist, aber es ist nicht das Hauptthema einer Sendung.
Ich will auch nicht von heterosexuellen Moderatoren hören, welche Frau er zuletzt geknattert hat oder welchen Arsch sie süß findet.
Dafür gibt es Dating-Shows und die kann man glücklicherweise freiwillig vermeiden.
 
@666: Ich stimme Deinem Beitrag weitestgehend zu, möchte aber noch eine kleine Präzisierung vornehmen:
Gemessen an einem geschätzten Bevölkerungsanteil von 5% würde das bei gerechter Repräsentation beispielsweise für schwule Männer bedeuten, dass sie in den täglichen 900 Sekunden "Tagesschau" jeden Tag für 45 Sekunden vorkommen... und nicht nur alle Jubeljahre einmal mit einem Mini-CSD-Beitrag.
Gut, hier ist natürlich das "wie" ganz entscheidend. 45 Sekunden der Tagesschau über Schwule zu berichten, einfach nur, weil sie schwul sind, hielte ich beispielsweise nicht für sinnvoll, immerhin werden die Heteros in der Tagesschau ja auch nicht bloß wegen ihrer Heterosexualität gezeigt, sondern weil sie oder das, was sie tun, Nachrichtenwert hat. Und sollte es unter dieser Prämisse nicht eigentlich völlig egal sein, wen oder was die dort gezeigten Menschen sexuell anziehend finden, Veranstaltungen wie den von Dir angesprochenen CSD einmal ausgenommen? Es wäre, um bei Deinem Beispiel zu bleiben, wohl deutlich sinnvoller, auch Schwule irgendwo in ganz normalen Beiträgen zu zeigen, denn auch die gehen Berufen nach, engagieren sich in Vereinen oder der Politik, kaufen ein, fahren mit der Bahn und so weiter. Das "Problem" (ich setze das in Gänsefüßchen, weil es ja an sich kein Problem ist, im Gegenteil) ist natürlich dabei, dass zum Beispiel Schwule von natur aus nicht anders aussehen als alle anderen auch, man also meistens gar nicht weiß, dass der Mann, der gerade im Fernsehen zu sehen ist, auf Männer steht. Wie hoch also tatsächlich der Anteil an Schwulen in im Fernsehen gezeigten Alltagssituationen ist, für die die sexuelle Orientierung keine Rolle spielt, kann wohl niemand wirklich sagen.
Deutlich förderlicher dürfte da tatsächlich Dein Beispiel mit der Vorabendserie sein, und zwar tatsächlich auch und gerade in Nebensträngen, so dass die Sexualität, die Herkunft, eine mögliche Behinderung und so weiter zwar offen gezeigt werden, für die wesentliche Handlung der Serie aber nicht entscheidend sind, den Charaktär also nicht auf diese Merkmale reduzieren. Aus meiner Warte als Blinder kann ich zum Beispiel sagen, dass es nach meinem Verständnis ein wesentlich wertvollerer Beitrag zur Inklusion ist, wenn in irgendeiner Serie einfach mal eine Nebenrolle wie ein Nachbar, ein Arbeitskollege, ein Passant und so weiter mit einem Blinden besetzt wird, der diese Rolle dann einfach so verkörpert. Freilich mit den entsprechenden Eigenheiten, wie etwa dem weißen Langstock unterwegs oder der Braillezeile am Computer im Büro, aber eben nicht hauptsächlich auf diese "andersartigkeit" fokussiert, wie das oftmals der Fall ist, wenn irgendwo ein blinder Charaktär in einer Serie, einem Film oder dergleichen vorkommt. Der Blinde und die durch seine Behinderung entstehenden Eigenheiten werden so als Teil des Alltagslebens dargestellt und das sollte doch letztendlich immer Ziel der Bemühungen um die Anerkennung von Minderheiten aller Art sein, jedenfalls, wenn man es wirklich ernst damit meint.
 
Das Problem ist, das sich tausend Subkulturen selbst definieren. Schwul und CSD sind ja schon nicht zwangsläufig die gleiche Kategorie. Wenn ich für jede Untergruppe entsprechende Repräsentation herstellen möchte, komme ich gar nicht mehr dazu eine vernünftige Geschichte zu erzählen.
Schlimmstenfalls wird es dann wie bei Woke-Hollywood: es wird die immer gleiche Geschichte erzählt, aber der Cast ist voll divers (sic! - Korrektur: starke Frauen und mehr Schwarze)

Vor lauter, es allen Recht machen zu wollen, traut sich ein Moderator dann gar nichts mehr zu sagen, jeder Witz könnte irgendwen diskriminieren, irgendwer fühlt sich nicht abgebildet und alle achten bei dem Versuch alles und jeden als normal darzustellen, mehr denn je auf Unterschiede.
Meine Meinung: Weg mit dem ganzen Quark.
 
dennoch sollte man es als natürliche Sprachentwicklung bezeichnen.
Wieso? Eine solche ist es nicht und ist es auch nie gewesen.
Selbiges erhoffe ich mir auch beim Gendern. Dass es zur Selbstverständlichkeit wird und sich durch die breite Masse der Gesellschaft zieht, ohne dass darüber noch nachgedacht werden muss.
Da tritt er anschaulich zu Tage, dieser Charakter des Genderns als Scheinlösung. Ziel muss es nicht sein, eine bemühte Kunstsprache als selbstverständlich zu etablieren, damit ist unterm Strich keinem geholfen. Ziel muss es sein, tatsächliche Geschlechtergerechtigkeit zu einer Selbstverständlichkeit werden zu lassen. Und so paradox es klingt, wäre das mit einer generischen Form wohl am besten möglich. Wenn ich zum Beispiel von meinem Briefträger spreche, meine ich den Menschen, der meine Post vorbeibringt. Ob diese Person nun männlich, weiblich oder irgendwas dazwischen ist, ist mir herzlich wurscht, weil es für den Vorgang des Postaustragens keinerlei Rolle spielt. Somit mache ich selbstverständlich keine Unterschiede zwischen dem Briefträger, der Briefträgerin und meinentwegen ens Briefträgens oder anderen selbstkreierten Eigenbezeichnungen. Die fallen bei mir alle unter die generische Bezeichnung Briefträger. Was sollte das sein, wenn nicht Gleichbehandlung aller Geschlechter? Dass diese generische Form im Deutschen nun einmal zumeist das Maskulinum ist, liegt nahe, da es für gewöhnlich auch die kürzeste Form ist. Wenn man darin nun unbedingt ein Problem sehen will, bitteschön. Man sollte sich dann nur nicht anmaßen, allen anderen zu erklären, wie sie angeblich richtig zu sprechen haben.
Schwul und CSD sind ja schon nicht zwangsläufig die gleiche Kategorie.
Klar, natürlich. So meinte ich das auch nicht. Ich ging nur auf das Beispiel von @666 ein.
 
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Vor lauter, es allen Recht machen zu wollen, traut sich ein Moderator dann gar nichts mehr zu sagen, ..
Wie ich schon mal schrieb: Die gute Absicht einer vorgeblich weniger diskriminierenden Sprache hat zu einem manchmal schwer zu ertragenden Ergebnis geführt.

Andererseits: Ich höre jeden Tag Radio. Ich vernehme dabei überhaupt nicht die vermeintliche Quälerei, die hier manche Foristen umtreibt. Manchmal habe ich den Eindruck, so mancher wartet nur auf den nächsten "gegenderten Ausdruck", um dann seine frische Empörung hier möglichst wutentbrannt kundzutun.
 
Ich will auch nicht von heterosexuellen Moderatoren hören, welche Frau er zuletzt geknattert hat oder welchen Arsch sie süß findet.
Hast du da Beispiele, dass homosexuelle Moderatoren das anders handhaben?

Nach meiner Erfahrung machen die auch nichts anderes als heterosexuelle auch und geben etwa mal eine Sachinformation, welchen Partner sie haben. Oder dass Ryan Gosling ein attraktiver Schauspieler ist, hört man zuweilen ja auch von Moderatorinnen auf Pop-Wellen.

Dass Homosexuelle permanent öffentlich darüber sprechen würden, wenn sie "knattern" würden oder welche "Ärsche" sie süß fänden, ist in 99 Prozent der Fälle eine verächtlich machende Polemisierung von Menschen, die nicht ertragen können, wenn homosexuelles Leben irgendwo sichtbar wird. Eine Form von: Ich hab nichts gegen Schwule, solange sie sich verstecken.
 
Noch schlimmer: In einer Schlagzeile einer Tageszeitung erscheint auf einmal Jeckinnen und Jecken.
Dabei ist den verantwortlichen Redakteuren erst einmal zugute zu halten, dass sie nicht wussten, was sie damt anrichten könnten:
Das Wort Jeckinnen kommt aus einem anderen Wortstamm, ist der Plural von Jeckin, einem Schimpfwort.
Tipp: Bevor man wild drauflos gendert, sich erst einmal er Bedeutung der Wortneuschöpfungen bewusst werden. Das zeigt wieder einmal, wie unsensibel hier mit Sprache umgegangen wird.
"...Jeckin, Plural: Jeckinnen
Bedeutungen:
abwertend: Jüdin, die aus einem deutschsprachigen Land stammt und nach Palästina ausgewandert ist..."


 
Als die alte Rechtschreibung abgeschafft wurde gab es auch nicht so einen riesen Radau um das Thema, die Leute haben es hingenommen und gut ist.
Dadurch wurden aber keine unnatürlichen Sprechpausen kreiert. Außerdem ist es ja auch nicht so ganz unlogisch Schifffahrt seither mit drei f zu schreiben.
Ganz protestlos ist das ganze auch nicht verlaufen, bloß darf man dabei nicht vergessen, dass das Internet zu der Zeit noch keine so große Rolle gespielt hat.

Finde ich richtig und wichtig und wünsche mir das auch für alle Schulen.
Käme das nicht staatlicher Umerziehung gleich?
Passt aber irgendwie nicht so ganz, wo sich doch heutzutage jeder bei dem was und wie er es tut wohl fühlen dürfen soll.
Der Zweck heiligt also mal wieder die Mittel.

Also ich hab jetzt keine Sendung in Erinnerung, wo ein Moderator ständig betont, wie heterosexuell er doch ist und wie stolz er darauf ist. Diesseits des Regenbogens hört man das aber ständig und überall.
Hinzu kommt dann auch noch das mitunter klischeehafte Verhalten.

Schwul und CSD sind ja schon nicht zwangsläufig die gleiche Kategorie.
Da gibt es genügend die nicht im Traum darauf kämen auf solch eine Veranstaltung zu gehen.
Ich kenne Schwule die keinesfalls mit CSD-Anhängern in einen Topf geschmissen werden möchten.
 
Also ich hab jetzt keine Sendung in Erinnerung, wo ein Moderator ständig betont, wie heterosexuell er doch ist und wie stolz er darauf ist. Diesseits des Regenbogens hört man das aber ständig und überall.
Und warum ist das so? Weil "ständig und überall" davon ausgegangen wird, dass alle Menschen heterosexuell seien. Wer nicht-heterosexuell ist, wird von morgens bis abends dafür gehalten, und während früher die Idee war, dass man das dann schamhaft zu übergehen habe, weisen LSBT heute glücklicherweise selbstbewußt darauf hin, dass man sie gerade falsch eingeschätzt hat. Gut und richtig.

Es gibt also einen ganz, ganz einfachen Weg, damit diese supernervigen Homos nicht alle drei Minuten sagen, dass sie es sind: Ganz selbstverständich davon ausgehen, dass Menschen eben auch nicht-heterosexuell sein können und dies auch artikulieren.

Es ist nämlich genau dasselbe, was auch @666 oben kritisiert hat. Heteros hauen jedem nonstop ihre Heterosexualität um die Ohren ("ich war mit meiner Frau...", "mein Mann hat gestern...", "wir fahren mit unseren Kindern...") und das kommt in jedem Unterhaltungsprogramm auch permanent vor.
Nur seht Ihr das nicht als "um die Ohren hauen" weil Ihr es, und da seid einfach mal ehrlich: "normal" findet.
Sagt aber ein Mann "ich war gestern mit meinem Mann..." geht sofort die "die müssen einem permanent ihre Homosexualität um die Ohren hauen"-Fanfare ab. Das ist aber nicht das Problem von LSBT, sondern von Euch: weil Ihr denkt, Euer "Normal" müsse für alle gelten.

Vor lauter, es allen Recht machen zu wollen, traut sich ein Moderator dann gar nichts mehr zu sagen, jeder Witz könnte irgendwen diskriminieren, irgendwer fühlt sich nicht abgebildet und alle achten bei dem Versuch alles und jeden als normal darzustellen, mehr denn je auf Unterschiede.
Das sehe ich in der Tat auch als ein Problem. Kreative machen Fehler. Nur wer sich an alle Regeln hält, haut nie daneben, ist aber auch langweilig.
Von daher fände ich es auch mehr als berechtigt, wenn in dieser ganzen Gender-Debatte auch von den Befürwortern mal abgerüstet werden würde, denn es entsteht so langsam eine Sprachpolizei, die jeglichen Esprit in den Programmen tötet.
 
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Ich fordere, dass Gendern endlich in den Duden mit aufgenommen wird. Mir selbst ist das Thema zwar relativ egal, dennoch sollte man es als natürliche Sprachentwicklung bezeichnen.
Um Himmels Willen. Dieser Nonsens hat nichts im Duden verloren. Das ist keine Sprache, sondern eine Krankheit. Besser: Die neue CDU/SPD-Regierung in Hessen wird im künftigen Koalitionsvertrag festschreiben, dass an allen Schulen, Unis, nebst ÖRR in Hessen kein Gender-Sprech mehr verwendet werden darf. Bedeutet: Sternchen, Unterstriche & Doppelpunkte fliegen raus aus der deutschen Sprache.
Moderator*innen, außen* & andere *Verrenkungen sollten in der schlimmsten ÖRR-Gender-Anstalt hr bald Geschichte sein. Das Sternchen kommt wieder da hin, wo es hingehört: Auf die Tastatur. Gleich neben der "Entertaste". ***********:p
 
Heteros hauen jedem nonstop ihre Heterosexualität um die Ohren ("ich war mit meiner Frau...", "mein Mann hat gestern...", "wir fahren mit unseren Kindern...") und das kommt in jedem Unterhaltungsprogramm auch permanent vor.
Nur seht Ihr das nicht als "um die Ohren hauen" weil Ihr es, und da seid einfach mal ehrlich: "normal" findet.
Findest Du es nicht normal, wenn verheiratete Menschen mit gemeinsamen Kindern von "meiner Frau", "meinem Mann" oder "unseren Kindern" sprechen?
 
Eine Möglichkeit für beide Fraktionen akzeptabel:
Bei vielen Publikationen findet man solch einen "Disclaimer":
"...GENDER-HINWEIS
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern auf dieser Website die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung..."

 
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