Gendern im Radio

Beim BR fand ich folgende Meldung:

BR Text Tafel 136 Stand 11 Feb 2024 00 Uhr 40.png

Ein herrliches Dokument, was eindrucksvoll die Borniertheit, Abgehobenheit, Entfremdung vom Publikum und die grenzenlose Arroganz der selbstherrlichen, über den Dingen stehenden ARD-Sender belegt!

Für den BR selbst gilt diese Anweisung freilich nicht, ebensowenig wie die amtliche deutsche Rechtschreibung im Übrigen, so dass man gleich im ersten Abschnitt der Meldung provokativ einen spracherzieherischen "Bock" schießt und somit der Blume-Forderung einen saftigen Tritt verpasst. Im zweiten Abschnitt ist sich der BR dann nicht einmal zu dämlich, von "Studierenden" daherzuschwafeln, obwohl es um Studenten geht. :wall::wall::wall:

Ein Student bleibt nämlich auch während der vorlesungsfreieen Zeit ein Student und als solcher eingeschrieben, auch wenn er dann nicht studiert.
 
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Ein Student bleibt nämlich auch während der vorlesungsfreieen Zeit ein Student und als solcher eingeschrieben, auch wenn er dann nicht studiert.
Das stört mich auch gewaltig: Studenten sind Studierende, solange sie studieren. Forscher sind Forschende, solange sie forschen. Wenn sie abends zusammen in die Kneipe gehen, sind es keine Studierenden und Forschenden mehr, sondern Saufende.
 
Das stört mich auch gewaltig: Studenten sind Studierende, solange sie studieren. Forscher sind Forschende, solange sie forschen. Wenn sie abends zusammen in die Kneipe gehen, sind es keine Studierenden und Forschenden mehr, sondern Saufende.
Die Realität ist aber, dass sich Sprache und deren Verständnis verändert. "Studierende" ist mittlerweile so etabliert, dass das immer weniger so eng verstehen wie du.

Sprache ist auch das, was die Menschen daraus machen. Ganz anderer Bereich: heutzutage wird auch formuliert, dass Menschen evakuiert werden, ohne dass jemand vermutet, deren Körper würden entleert.
 
Liebe Teilnehmer, die Suchfunktion lässt sich übrigens auch problemlos auf einzelne Threads anwenden und fördert in diesem Fall hier zu Tage, dass es bereits ab Juli 2020 Diskussionen über das Wort „Studierende“ gab und in der Folge sehr zahlreiche weitere Male darüber geschrieben wurde...
 
Die Realität ist aber, dass sich Sprache und deren Verständnis verändert.
Meine Biolehrerin würde sagen: Tiere und Pflanzen passen sich nicht an, sie sind angepasst.
Die Sprache verändert sich nicht, sondern sie wird bewusst verändert, also zurechtgebogen.
Sprachregeln, der einfachen Verständlichkeit dienend, werden aufgeweicht und missverständlich.

"Studierende" ist mittlerweile so etabliert, dass das immer weniger so eng verstehen wie du.
Wo und von wem ist das etabliert, wer hat diesen falschen Begriff bitte etabliert?

Warum gab es überhaupt einen Bedarf, dies zu ändern? Es hat immer auch weibliche Studenten gegeben! Genauso wie es weibliche Enten gibt.

Mein Lieblingsbegriff ist ja "Interviewende".
 
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Die Realität ist aber, dass sich Sprache und deren Verständnis verändert. "Studierende" ist mittlerweile so etabliert, dass das immer weniger so eng verstehen wie du.
Bitte langsam! Wessen Realität? Wer bestimmt, was Realität, die Wahrheit und etabliert ist? Du? Ich glaube nicht. Dagegen sprechen schon allein die Umfragen zum Thema, die allgemein bekannt sind.

Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung, Umstände oder der Bubble, in der man sich bewegt. In deinem Umfeld mag der Begriff "so etabliert" sein. Aber davon ausgehend auf die Allgemeinheit zu schließen ist - sagen wir - zumindest etwas mutig. Auf den Unterschied der beiden Begriffe "Studenten" und "Studierenden" (Universität vs. Fachhochschule) wurde sicher schon mehrfach hingewiesen. Ich will nicht darauf rumreiten.

Sprache ist auch das, was die Menschen daraus machen. Ganz anderer Bereich: heutzutage wird auch formuliert, dass Menschen evakuiert werden, ohne dass jemand vermutet, deren Körper würden entleert.
Das ist in der Tat ein schönes Beispiel. Ich störe mich aber sofort am "heutzutage", denn das suggeriert in Verbindung mit "Studierende", daß der (eigentlich falsche) Begriff "Menschen evakuieren" erst kürzlich entstand und "relativ schnell" in den allgemeinen Sprachgebrauch überging. Die Kernaussage:

"Studierende" zu sagen, fällt praktisch so leicht wie "Menschen evakuieren". Das kann doch nicht so schwer sein!

Indeed. Aber der Begriff "Menschen evakuieren" existiert schon sehr lange, wuchs (sicher langsam) in die Sprache rein. (Seit wann genau, müßte man mal checken.) Aber NIEMAND hat den Begriff in nur fünf bis zehn Jahren "durchgepeitscht"! DAS ist der kleine aber feine Unterschied zu den "Studierenden" und anderen Verrenkungen "heutzutage"!

Wenn Du dich dabei wohlfühlst, ist alles okay. Nur darfst Du wirklich nicht auf breites Verständnis hoffen, wenn Du deine Meinung als "Realität" hinstellst.

BTW: Es gab hier mal ein Posting von einem der Welt leicht entrückten Gendersprachebefürwortenden, der sinngemäß schrieb: "Ich möchte mit Euch nichts zu tun haben!" Mit "Euch" waren die Gegner des Genderns gemeint. Das Posting ist irgendwie abhanden gekommen, ich finde nix. Du weißt nicht zufällig, wer das war? Ich möchte mit diesem Freak jedenfalls nichts zu tun haben. Und ich hoffe, die ARD auch nicht.
 
Es ist ja richtig, Sprache entwickelt sich im laufe der Zeit. Der Begriff "Studierender" als Beispiel hat sich aber nicht Umgangssprachlich durchgesetzt, sondern wurde durch häufige Nennung im Radio, TV und sonstigen Medien praktisch als alleingültig vorgegeben.
 
Die Realität ist aber, dass sich Sprache und deren Verständnis verändert.
Ist das eigentlich Absicht oder verstehen viele tatsächlich den Unterschied zwischen "Sprache verändert sich (von innen heraus, ohne dass sie bewusst gelenkt werden müsste)" und "Sprache wird verändert, respektive zu verändern versucht (von Einzelnen, die dies bewusst tun und damit ein Ziel verfolgen)" nicht?
Wie dem auch sei, ich jedenfalls werde ab dem kommenden Wintersemester studieren und betrachte mich dann als Student und nicht als Studierender.
 
Offensichtlich verstehen die Genderer den Unterschied von gewachsener und gestalteter Sprache nicht, sonst müssten sie doch irgendwann mal erkennen, welch großen Schaden sie damit anrichten.
Die Politik schafft sich so allein sprachlich eine immer größere Opposition, Medien produzieren ein Programm, das immer mehr Menschen verachten.
Wer von oben herab in die privatesten Bereiche der Menschen eingreift - und dazu gehört die Sprache zweifellos -braucht sich nicht zu wundern, wenn er als abgehoben und zu bemisstrauen betrachtet wird.

Und so lange kein der Reproduktion dienendes, oder anderweitig funktionales, eindeutig definierbares drittes Geschlechtsteil entdeckt wird, so lange gibt es auch weiterhin eine Reihe von Normabweichungen, aber nur zwei Geschlechter.
Und so lange das der Fall ist, ist jede Doppelnennung nervig, jeder Doppelpunkt, Genderstern und Unterstrich unwissenschaftlicher und antifaktischer Unfug.

PS: Menschen zu evakuieren wird nicht richtiger, nur weil es ständig geschrieben wird. Medienschaffende sollten den Unterschied kennen und gefälligst ein korrektes Deutsch benutzen. Das ist schließlich ihr Beruf.
 
Bitte langsam! Wessen Realität? Wer bestimmt, was Realität, die Wahrheit und etabliert ist? Du? Ich glaube nicht. Dagegen sprechen schon allein die Umfragen zum Thema, die allgemein bekannt sind.

Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung, Umstände oder der Bubble, in der man sich bewegt. In deinem Umfeld mag der Begriff "so etabliert" sein. Aber davon ausgehend auf die Allgemeinheit zu schließen ist - sagen wir - zumindest etwas mutig.
Naja ein Kriterium wäre zum Beispiel der Duden, da heißt es: "Als geschlechtsneutrale Bezeichnung oder als Ausweichform für die Doppelnennung Studentinnen und Studenten setzt sich der Plural Studierende immer mehr durch."

Es ist ja richtig, Sprache entwickelt sich im laufe der Zeit. Der Begriff "Studierender" als Beispiel hat sich aber nicht Umgangssprachlich durchgesetzt, sondern wurde durch häufige Nennung im Radio, TV und sonstigen Medien praktisch als alleingültig vorgegeben.
Die NZZ gehörte dann wohl zu den Ersten mit ihrem Artikel vom 20. März 1784.
 
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Ist das eigentlich Absicht oder verstehen viele tatsächlich den Unterschied zwischen "Sprache verändert sich (von innen heraus, ohne dass sie bewusst gelenkt werden müsste)" und "Sprache wird verändert, respektive zu verändern versucht (von Einzelnen, die dies bewusst tun und damit ein Ziel verfolgen)" nicht?
Es kann nur Absicht sein. Man muss nicht studiert haben um da einen Unterschied erkennen zu können.
 
Könnte man diese ganze Diskussion nicht einfach damit zusammenfassen, dass es jeder Medienschaffende (;)) selbst entscheiden kann. Ich kenne bisher keine große Rundfunkanstalt, welche vorschreibt, dass gegendert werden MUSS. Aber es ist in vielen Anstalten erlaubt es nach eigenem ermessen zu tun. Letztendlich hängt es dann halt doch immer vom persönlichen Geschmack des CvDs bzw. Chefredaktion ab. Solange es mir erlaubt wird zu gendern, dann tue ich das auch, wenn es mir mein Chef nicht erlaubt, dann mache ich es halt nicht. Übrigens finde ich "Studierende" noch sehr viel leichter in Moderationen unterzubringen, als "Student:innen". Klingt viel flüssiger und freundlicher.


Abschließend kann man dazu wohl nur sagen - Es kommt, wies kommt (oder halt auch nicht).
 
In Sachsen ist der Spruch "weit nein böse" bekannt und wird verwendet, wenn die Lage schlecht ist, man auf verlorenen Posten steht. Wer die Bordsuche bemüht, wird feststellen, daß in der Vergangenheit die Nennung der NZZ als Quelle einer Information bei manchen Forenusern schon fast einen Herzkasper ausgelöst hat. Igitt, wie kann man nur die NZZ lesen und verlinken... (Nicht jammern, einfach mal nachlesen!)


Ich schrieb hier im Forum schon mehrfach, man möge doch bitte die bundesdeutsche Informationsbubble verlassen und sich beispielsweise auch über die NZZ seine Meinung bilden. Man kann auch andere Zeitungen nehmen - die NZZ ist aber nunmal eine der bekanntesten Zeitungen in der Schweiz. Der Hintergrund meiner Empfehlung ist, daß die Schweiz eng mit Deutschland verbunden ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Wenn es DE schlecht geht, geht es auch der Schweiz schlecht. Und die schweizer Presse muß den Schweizern diese (EU-)Welt erklären. Aber eben nicht mit schönen Worten aus den links-grünen Thinktanks, sondern einfach und verständlich, ohne Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten.

Sinngemäß ist es also schon "weit nein böse", wenn @Beyme und die "Nachdenkseiten" gar die NZZ als Quelle benutzen, um an der Gender-Front zu punkten.

Über die Jahrzehnte finden sich nicht nur vereinzelte Treffer im NZZ-Archiv, „Kandidierende“ ist im Schweizer Hochdeutsch offensichtlich einfach ein schon lange gebräuchliches Wort. Ein Schweizer Freund erzählt mir, dass die Wörter „Kandidaten“ und „Studenten“ für ihn eher nach etwas klingen, was Deutsche sagen, der Begriff "Studierende" in der Schweiz durchaus eine höhere Verbreitung hat, "Studenten" eher deutsch klingt.

Von der Schweiz lernen, heißt also Siegen lernen! Wenn es ins Weltbild passt, nimmt man halt auch mal die schweizer Gegebenheiten und das NZZ-Archiv als Waffe und greift jeden ach so dünnen Strohhalm.

Noch Fragen, Kinzle?
 
Könnte man diese ganze Diskussion nicht einfach damit zusammenfassen, dass es jeder Medienschaffende (;)) selbst entscheiden kann.
Diesen Vorschlag zu Ende gedacht bedeutet: Könnte man Redakteuren und Moderatoren nicht einfach erlauben, deutsche Sprache nach eigenem Gutdünken und eigenen Regeln zu verändern, ungeachtet dessen, was grammatikalisch und orthographisch richtig ist.
 
Diesen Vorschlag zu Ende gedacht bedeutet: Könnte man Redakteuren und Moderatoren nicht einfach erlauben, deutsche Sprache nach eigenem Gutdünken und eigenen Regeln zu verändern, ungeachtet dessen, was grammatikalisch und orthographisch richtig ist.

An der Stelle stelle ich die Frage: Wer legt denn fest, wie man reden muss? Müssten dann Dialekte nicht auch komplett verboten werden? Müssten Sender wie z.B. BigFM oder JAM dann ab sofort im perfekten Hochdeutsch senden? Die einzige korrekte gesprochene Sprache gibt es einfach nicht.

Der - oft bei der öffentlichen Diskussion angeführte - Rechtschreibrat hat dazu letztes Jahr gesagt:

Geschlechtergerechte Texte sollen

  • sachlich korrekt sein,
  • verständlich und lesbar sein,
  • vorlesbar sein (mit Blick auf Blinde und Sehbehinderte, die Altersentwicklung der Bevölkerung und die Tendenz in den Medien, Texte in vorlesbarer Form zur Verfügung zu stellen),
  • Rechtssicherheit und Eindeutigkeit in öffentlicher Verwaltung und Rechtspflege gewährleisten,
  • möglichst automatisiert übertragbar sein in andere Sprachen, vor allem im Hinblick auf deutschsprachige Länder mit mehreren Amts- und Minderheitensprachen (Schweiz, Bozen-Südtirol, Ostbelgien; aber für regionale Amts- und Minderheitensprachen auch Österreich und Deutschland),
  • die Möglichkeit zur Konzentration auf die wesentlichen Sachverhalte und Kerninformationen sicherstellen.
  • das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache nicht erschweren.
Quelle: https://www.rechtschreibrat.com/ges...gen-begruendung-und-kriterien-vom-15-12-2023/

Man beachte hier, dass diese Regeln für Texte gelten. Für die gesprochene Sprache gibt es schlicht einfach nicht DIE Übereinkunft. Man könnte auch Anglizismen als weiteres Beispiel nehmen. Letztendlich spricht jeder so wie er spricht. Bei jüngeren Menschen ist es weit mehr akzeptiert zu gendern, warum sollten sich die Jugendsender also nicht darauf anpassen? Und ganz zum Schluss: Wer macht die Vorschriften, die du hier anführst?
 
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Bei jüngeren Menschen ist es weit mehr akzeptiert zu gendern
Da war der Wunsch wohl Vater des Gedankens...


 
Die heutige Jugend wird heute so stark von den verschiedenen Medien bombardiert und versucht zu beeinflussen, sie kann mir schon leid tun. Bin froh, dass all dies in meiner Jugend so nicht gab.
 
Die heutige Jugend [...] kann mir schon leid tun.
Ja, ist wirklich verdammt schwierig für junge Menschen, das eigene Gehirn einzuschalten und sich mit der Materie zu beschäftigen. Die Tatsache, dass Medienlehre/Medienkompetenz als Bestandteil des Deutschunterrichts an allen Schulen Pflicht ist, macht es nicht leichter. Es ist ja auch bequem, andere für sich eine Meinung zu bilden. Die Reizüberflutung ist ärgerlich, aber was können denn die Kids und Teens dafür, dass sie rund um die Uhr auf ihr Plietschfon starren müssen?




Betreutes Denken.
 
Da war der Wunsch wohl Vater des Gedankens...



Um sich jetzt hier nicht über Quellen zu streiten, die Bild ist wie (immer) sehr reißerisch geschrieben. Anyways, ich habe ihn trotzdem gelesen. Die Sendung vom BR kannte ich bisher nicht. Das ist schon ein gutes Argument, allerdings ändert es auch nicht wirklich etwas an meinem.

Wie eingangs schon gesagt: Ich mag gendern und finde es wichtig, zwinge es aber auch niemanden auf. Ob jemand gendert, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Gleichzeitig möchte ich mir aber auch nicht vorschreiben lassen, wie ich zu reden habe. Also im Kern genauso, wie die Leute, die sagen, dass sie sich nicht vorschreiben lassen, dass sie gendern müssen. Können wir auf diesem Weg ein Gentlemans Agreement finden?
 
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