AW: hr 1: Reinke kommt
Ach Herr empire. Etwas weniger Überheblichkeit wäre nicht schlecht. Das vorweg. Und bitte genauer lesen - und nicht nur überfliegen. Wenn Sie sagen, Formate sind nur entstanden, um Altersgruppen und deren musikalische Vorlieben besser ansprechen zu können. Ja was ist denn das? Das sind ZIELGRUPPEN! Diese werden eben u.a. nach Alter, Geschmack (musikalische Vorlieben) unterschieden - gern auch nach Einkommen, Familienstand usw. Nur dafür sind Formate da. Dass es davon viele gibt - ich bitte Sie, das ist eine Binsenweisheit, Sie müssen Sie mir hier nicht aufzählen, um zu zeigen, dass Sie sie kennen. Ein Format kann sich jeder schlaue Programmchef selber entwickeln. Er muss nur seine Zielgruppe exakt definieren, die Bedürfnisse erkennen - und eben die programmlich richtigen Schlußfolgerungen ziehen und umsetzen. Wenn ich also sage, Formate gibt es nur, um Zielgruppen genauer ansprechen zu können, dann habe ich Recht - Sie sagen es doch ebenso - nur mit anderen Worten.
Und Zielgruppen bzw. Formateinteilungen denkt sich die Vermarktung gern stets neue aus
Wissen Sie, wie die Altersgrenze bis 49 Jahre in der Vermarktung entstanden ist? Georg Kofler hat sich das für eine Präsentation einfallen lassen, ein Grund hatte er nicht dafür. Kam aber sehr überzeugend an - und war quasi auch eine Formateinteilung. Gibt er heute gern als Anekdote zum Besten, wenn kritisiert wird, dass die Werbewirtschaft Menschen über 50 Jahre nicht für relevant hält.
Weiter im Text. Wenn ich sage, dass Formatradio kein Radio für alle ist, dann stimmt das doch. Es ist ein Radio für Zielgruppen - die sich jeder Sender / Vermarkter frei suchen kann. Radio für alle gab es mal. Das erwähnte Einschaltradio. Und da war es genauso, wie Sie sagen. Eine halbe Stunde Polka, eine halbe Stunde Klassik, mittags ein Hörspiel usw. Diese Radioform gibt es jedoch schon lange nicht mehr - weil sie nicht mehr der heutigen Medienvielfalt entspricht. Aber das hatten wir schon.
Das Formatradio - was wollen Sie konkretisieren, differenzieren, präzisieren (drei Worte mit der gleichen Aussage) ? - Das Formatradio ist, wie schon erwähnt, ein Radioprogramm für Zielgruppen - die Formatbezeichnungen (AC, MOR usw.) sind beliebig austauschbar.
Und jetzt mal ehrlich, was Sie da zu Claim schreiben, das glauben Sie doch selber nicht. Das ist feinstes Beratersprech für Jung-Volontäre, Profis sollten es besser wissen. Der Claim wird in der MA abgefragt, nur deswegen ist er da. Eine Positionierung ist nur für die MA wichtig. Nur dort wird danach gefragt. Nur in der Abfrage muss eine Unterscheidung / Abgrenzung zu Konkurrenzprogramm erreicht werden, dem Hörer ist es völlig egal.
Für die Programminhalte (Musik, Nachrichten, Moderation) ist eine sogenannte Positionierung völlig unerheblich. Im Umkehrschluß ist es leider auch so. In der MA wird nicht erfragt: Wie gefällt Ihnen die Musik? Wie finden Sie die Nachrichten? NEIN. Die Leute müssen sich am Telefon in einer Interviewsituation ad hoc erinnern, welchen Sender sie zuletzt wie lange gehört haben usw. usf. Und um dieses Erinnern so erfolgreich wie möglich zu gestalten - also die Chance zu erhöhen, dass der Angerufene den Sendernamen nennen kann - dafür findet die ständige Penetrierung der Station ID und des Claims statt. Es gibt Vorgaben, wie oft die Station ID in der Stunde zu nennen ist, damit sie auch wirklich bei jedem hängenbleibt.
Meine Aussage zu 3EB will ich allerdings etwas korrigieren. Es ist nicht zwingend, dass der 3EB auch die Station ID enthält. Als grundsätzliches Element einer Moderation sind im 3EB auch beliebig andere Inhalte möglich - wobei die Uhrzeit mir am wichtigsten erscheint. es ist jedoch so, dass die privaten Formatstationen den 3EB zur zwanghaften Nennung der Stadion ID benutzen, kein 3EB ohne Nennung des Sendernamens ist dort die Regel - eben wegen jener MA-Schematik.
Herr Empire, werfen Sie nicht so leichtfertig mit "Unsinn" u.ä. um sich. Ich weiß, ein anonymes Forum verführt dazu, es ist aber zumindest sehr unhöflich.
Ich habe den Eindruck, Sie wollen hier um jeden Preis die Erscheinungsformen des Formatradios / Formatierung als natürliche Entwicklung des Mediums Radio darzustellen.
Das ist nicht so. Ein formatiertes Radioprogramm ist nur ein Mittel zum Geldverdienen für die Gesellschafter einer Radiostation. Das Programm wird mit allem was es hat strikt danach ausgerichtet, wie es für die Werbekundschaft als Träger für ihre Spots am besten funktioniert. Und am gewinnträchtigsten funktioniert es mit mindestens sechsstelligen Stundenreichweiten. Diese werden über die MA ermittelt, ergo wird das Programm mit seinen Inhalten ausschließlich auf einen Erfolg in der MA mit eben jenen Reichweiten zusammengebaut. Und deswegen wird geclaimt, gibt es Geld in Morningshows, wird die Positionierung penetriert bis es quietscht. Und gäbe es die Lizenzvorgaben der Medienanstalten nicht, wären Nachrichten, eventuell Beiträge, TIs usw. schon längst gestrichen.
Um mal ganz illusionslos zu sein: Mir hat vor vielen Jahren mal ein Geschäftsführer einer landesweiten Radiostation gesagt, er würde on air auch polnische Gedichte rezitieren, wenn es denn Geld bringen würde. Wäre übrigens ein ganz klares Formatradio
Und wenn Sie meine Post zu Reinke etwas genauer gelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass ich die Wehmut W. Reinkes verstehen kann, weil früher ja alles besser war – und ich mich selber zu gern an das HR3 Programm von 1985 erinnere. Aber ich sage auch, dass das ÖR HR3 Radio von 1985 oder 1989 heute niemand mehr hören wollte – ohne Internet, podcast, mp3 usw. hatte Radio damals einen ganz anderen Stellenwert. Trotzdem ist WR ein wahrhaftiger Radio-Pionier, der uns allen gezeigt hat, wo es langgeht.
Aber Schluß jetzt, ich muss wieder Geld verdienen, hab mich schon viel zu lange hier rumgedrückt. Ich will es auch bei diesem post belassen
Herzlichen Gruß in die Runde
PS.
Eine Sache noch. Ich bleibe bei dem hier strittigen Begriff „Glattbügeln“ im Zusammenhang für Formatradio / formatiertes Radio. Denn einer der wichtigsten Vorgänge beim Fahren eines Formatprogramms ist das Eliminieren von (vermeintlichen) Ausschaltimpulsen /Wegschaltgründen. In diesem Zusammenhang werden dann Gitarrenriffs aus zu „rockigen“ Titeln herausgeschnitten, Titel einheitlich gekürzt usw. Nennt es wie Ihr wollt, ich nenne es Glattbügeln.