AW: JUMP – Wie lange wird noch gehüpft?
Ein hübscher Beitrag von den schreibenden Kollegen der Berliner "taz". Ok, in Berlin ist auch nicht alles schön - aber mit Radio1 und FRITZ haben sie wenigstens eine Alternative zum Dudelfunk... Und in Berlin kennen sie offenbar keinen Bertovox 3300 VX:
---------------------------------
Mitteldeutsches Mysterium
Neue taz-Radioserie "Sendersuchlauf" (1): Die MDR-Popwelle Jump hat sich auf
halbstarke Musik spezialisiert.
VON DAVID DENK
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren Bundesländer ohne Hoffnung, Hort
der Depression. Bis die Exorzisten vom MDR dem Teufel Trübsal den Kampf
ansagten. "Aufstehen lohnt sich wieder!", beschlossen sie und plakatierten
gleich ganz Mitteldeutschland mit dieser Beschwörungsformel voll.
Die Imagekampagne für die MDR-Popwelle Jump zählt zum seltsamsten, was sich
eine Werbeagentur je ausgedacht hat. Was soll das heißen, "Aufstehen lohnt
sich wieder" - ein Radiosender als Motivationstrainer für Wendeverlierer?
Rätselhaft ist vieles an Jump: Am 1. Januar 2000 ging das
öffentlich-rechtliche Programm auf Sendung und bemüht sich seitdem,
möglichst konsequent wie einer dieser austauschbaren privaten Dudelsender zu
klingen. Ausschließlich in gelegentlich gesendeten Hinweisen wird Jump als
"Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks" kenntlich gemacht.
Die Hörer von Jump sind im Schnitt 32,2 Jahre alt, 121.000 hören pro Stunde
zu. Und sie haben einen recht speziellen Musikgeschmack. Anderswo kaum
gespielte Bands wie Nickelback, Revolverheld und Sunrise Avenue prägen die -
mal abgesehen vom üblichen 08/15-Hitmix - halbstarke Musikfarbe des Senders.
Jump ist Radio für Leute, die Christina Stürmers Musik für Rock halten. "Der
neue Sound im Radio" heißt das in der Werbung.
Wer einen Tag lang Jump hört, wird sich höchstwahrscheinlich auch über die
Endlosschichten der Moderatoren wundern - bis er irgendwann feststellt, dass
in Halle längst ein anderer am Mikro sitzt, der nur haargenau so klingt wie
der Kollege zuvor und auch der danach. Im Gegensatz zu anderen
öffentlich-rechtlichen Musikradios wie Radio Eins vom RBB setzt Jump bei der
Präsentation seines Programms ausdrücklich nicht auf Personality - Ecken und
Kanten sucht man vergebens.
Am gespentischsten wirkt diese Standardisierung bei den Staumeldungen aus
dem "Jump-Verkehrszentrum", die, wie taz-Recherchen ergeben haben, nur
deswegen rund um die Uhr von einem gewissen Bert gesprochen werden können,
weil dieser "Bert" ein mit Verkehrsdaten gefütterter Roboter ist, der
Bertovox 3300 VX. Unbestätigten Gerüchten zufolge erwägen die
Senderverantwortlichen, den Einsatz des Bertovox 3300 VX auf das gesamte
Programm auszuweiten. Das wäre nur konsequent und tatsächlich mal ein neuer
Sound im Radio - wenn auch kein schöner.
Quelle:
http://www.taz.de/index.php?id=medien&art=2838&id=medien-artikel&cHash=611fd
63c57
---------------------------------
nett wa?
Ein hübscher Beitrag von den schreibenden Kollegen der Berliner "taz". Ok, in Berlin ist auch nicht alles schön - aber mit Radio1 und FRITZ haben sie wenigstens eine Alternative zum Dudelfunk... Und in Berlin kennen sie offenbar keinen Bertovox 3300 VX:
---------------------------------
Mitteldeutsches Mysterium
Neue taz-Radioserie "Sendersuchlauf" (1): Die MDR-Popwelle Jump hat sich auf
halbstarke Musik spezialisiert.
VON DAVID DENK
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren Bundesländer ohne Hoffnung, Hort
der Depression. Bis die Exorzisten vom MDR dem Teufel Trübsal den Kampf
ansagten. "Aufstehen lohnt sich wieder!", beschlossen sie und plakatierten
gleich ganz Mitteldeutschland mit dieser Beschwörungsformel voll.
Die Imagekampagne für die MDR-Popwelle Jump zählt zum seltsamsten, was sich
eine Werbeagentur je ausgedacht hat. Was soll das heißen, "Aufstehen lohnt
sich wieder" - ein Radiosender als Motivationstrainer für Wendeverlierer?
Rätselhaft ist vieles an Jump: Am 1. Januar 2000 ging das
öffentlich-rechtliche Programm auf Sendung und bemüht sich seitdem,
möglichst konsequent wie einer dieser austauschbaren privaten Dudelsender zu
klingen. Ausschließlich in gelegentlich gesendeten Hinweisen wird Jump als
"Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks" kenntlich gemacht.
Die Hörer von Jump sind im Schnitt 32,2 Jahre alt, 121.000 hören pro Stunde
zu. Und sie haben einen recht speziellen Musikgeschmack. Anderswo kaum
gespielte Bands wie Nickelback, Revolverheld und Sunrise Avenue prägen die -
mal abgesehen vom üblichen 08/15-Hitmix - halbstarke Musikfarbe des Senders.
Jump ist Radio für Leute, die Christina Stürmers Musik für Rock halten. "Der
neue Sound im Radio" heißt das in der Werbung.
Wer einen Tag lang Jump hört, wird sich höchstwahrscheinlich auch über die
Endlosschichten der Moderatoren wundern - bis er irgendwann feststellt, dass
in Halle längst ein anderer am Mikro sitzt, der nur haargenau so klingt wie
der Kollege zuvor und auch der danach. Im Gegensatz zu anderen
öffentlich-rechtlichen Musikradios wie Radio Eins vom RBB setzt Jump bei der
Präsentation seines Programms ausdrücklich nicht auf Personality - Ecken und
Kanten sucht man vergebens.
Am gespentischsten wirkt diese Standardisierung bei den Staumeldungen aus
dem "Jump-Verkehrszentrum", die, wie taz-Recherchen ergeben haben, nur
deswegen rund um die Uhr von einem gewissen Bert gesprochen werden können,
weil dieser "Bert" ein mit Verkehrsdaten gefütterter Roboter ist, der
Bertovox 3300 VX. Unbestätigten Gerüchten zufolge erwägen die
Senderverantwortlichen, den Einsatz des Bertovox 3300 VX auf das gesamte
Programm auszuweiten. Das wäre nur konsequent und tatsächlich mal ein neuer
Sound im Radio - wenn auch kein schöner.
Quelle:
http://www.taz.de/index.php?id=medien&art=2838&id=medien-artikel&cHash=611fd
63c57
---------------------------------
nett wa?