Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

. Die Angebote von Radio Bremen haben eine sehr hohe Akzeptanz im Sendegebiet und es gibt eine hohe Identifikation der Bevölkerung mit Radio Bremen wie kaum in einem anderen Bundesland.

Du verwechselst Wünschenswertes mit Sinnvollem. Eine eigene Station für Franken, eine für Schwaben, eine für Baden würden mit der Zeit wahrscheinlich die gleiche Akzeptanz erzielen. Warum gibt es sie nicht, Radio Bremen aber schon?

Weil es ein Relikt der Nachkriegszeit ist. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Bremen eine eigene Anstalt hat, die größeren Städte München, Hamburg oder Köln jedoch nicht. Und dass gleichzeitig drei Länder im Osten Deutschlands in einer Anstalt zusammengefasst sind. Oder dass die Hauptstadt und Brandenburg von einer Anstalt versorgt werden. Und MV sich dem NDR angeschlossen hat, womit gleich vier Länder unter dem Dach einer Anstalt zu finden sind.

Ähnlich - weil historisch begründet - muß man die Existenz des Saarländischen Rundfunks verstehen.

Das Hauptargument gegen die kleinen Anstalten ist nun mal die Finanzlage des ÖRR. Irgendwo wird man sparen (müssen).

Ich selbst höre übrigens SR-2 ausgesprochen gerne.
 
Und es macht leider überhaupt keinen Sinn, Wünschenswertes mit Machbaren zu Verwechseln ;)
Würde man die Öffis am Grünen Tisch neu erfinden, gäbe es bestimmt keinen SR und kein RB.
Will man aber eine Reform des Bestehenden, kann man eine freiwillige Abschaffung von SR durch den Landtag des Saarlandes oder eine freiwillige Abschaffung von RB durch die Bürgerschaft wohl vergessen.

Der einzige Weg ist m.E. der der verstärkten Kooperation. Und zwar dort, wo wo Synergien richtig was bringen. Also bei Verwaltung, IT, aber auch Orchester, Radiowellen, dritten Programmen. Ob es dann neun Intendanten sind oder sieben, macht da - glaube ich - nicht so viel aus. Eher, ob es in D insgesamt 20 Regionalfenster gibt oder 30!
 
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@ZuhörerXL
Wie du weißt ergibt sich die Struktur des ÖRR im Westen und Westberlin aus der Nachkriegszeit. Für das Saarland gilt das ebenfalls. Die Struktur des ÖRR im Osten wurde dem dann als Mühlfenzel sein Werk vollbracht hatte, "angepasst". Man wollte damals partout keinen Sender, der die ex DDR (ohne Ostberlin) abdeckte.
Es ist wie es ist.
Bremen/Bremerhaven durften damals die Besatzungszone wechseln und deshalb gibt es Radio Bremen. Und es gibt Bremen als Bundesland, bestehend aus 2 Städten.
Köln oder München waren nie eigene Länder, auch wenn diese Städte die mit Abstand größten kommunalen Einheiten jenseits der Stadtstaaten B und HH (die eine andere Kommunalverfasung haben und damit zwar die größten Städte sind, aber nicht die größten Kommunen darstellen).
Statt Sender wie RB oder SR (zufällig die einzigen mit nur 2 Buchstaben, gut es gibt noch die DW) einzustellen, wäre verstärkte Kooperation sinnvoll. Das mit der Bücherrezession hatten wir hier schon. Auch das mit einem gemeinsamen Newsdudler.
Und endlich Kooperation mit dem DLR.
Wenn es Nova gibt, braucht es nicht unbedingt Puls. Wenn DLF Kultur ein Genre ausstrahlt, braucht das nicht die regionale Kulturwelle auch zeitgleich zu tun.
 
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Du verwechselst Städte mit Bundesländern.

Natürlich ist Rundfunk Ländersache.
Deswegen hat Bremen auch noch immer eine eigene Anstalt.

Haben Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen usw. eigene Anstalten?
Sind doch alles Bundesländer?

Das Argument "ist doch ein Bundesland" ist keins. Bremen hat nur deswegen eine Anstalt, weil diese in der Nachkriegszeit übrigens von den USA oder mit deren Hilfe/ Billigung gegründet wurde. Ähnlich war die Situation im Saarland, dank der Franzosen.

Meine Frage bezog sich auf die Zielgruppe:

Das Bundesland Bremen hat 680.000 Einwohner.

Köln 1,06 Millionen.
München 1,4 Millionen.


@Sieber: Scheint mir auch so. Die ARD wird sich nicht in neuer Form konzipieren. Kooperationen sind sicher das bevorzugte Mittel, um zu sparen. Das wird aber Programmstillegungen und mehr Gemeinschaftsprogramm bzw. verstärkte Übernahme von anderen Programmen mit sich bringen. Wie das im Einzelnen dann aussieht, wird sich zeigen.
 
Natürlich hat das Bundesland Bremen das Recht, sich eine eigene Anstalt zu leisten, wenn es das will.
Wenn es das kann. Tatsächlich sieht die Realität aber so aus, dass Bremen sich das eben NICHT leisten kann. Sonst müssten doch nicht seit Jahren die Gebürhenzahler anderer Bundesländer über den Finanzausgleich innerhalb der ARD dafür aufkommen. Fakt ist, dass sich Radio Bremen offenbar nicht selbst tragen kann, obwohl mittlerweile drei (!) UKW-Hörfunkwellen Werbung ausstrahlen! Der NDR muss mit einer Werbewelle auskommen bei sechsmal soviel Einwohnern.


Sich etwas leisten zu wollen, für das man nicht die finanziellen Mittel hat, lebt man über seine Verhältnisse!
Großkotzigkeit würde ich das nennen. Alle anderen müssen für den Luxus des kleinen Staates Bremen zahlen.
 
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Wieso man sich diese Minianstalten mit mehreren Programmen noch leistet ist doch nicht nachvollziehbar.
RB sollte sich mit dem NDR vereinen, mit einem Regionalstudio in Bremen. Außer einer Landesradiowelle "NDR1 Radio Bremen" und einer Regionalschiene im NDR Fernsehen müsste man dann nicht mehr finanzieren. Alle anderen NDR Programme sind eh in Bremen empfangbar und decken ab, was der Rest von RB bietet.
Gleiches für das Saarland und den SWR. Das SWR Fernsehen übernimmt eh schon das TV Mantelprogramm vom SWR.

Dieses "Wir wollen es uns leisten" zeugt in der Tat von Überheblichkeit, wenn man über Geld verfügt, dass man nicht erwirtschaftet hat. Dann aber noch nach einer Erhöhung zu verlangen ist an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten.
 
Dieses "Wir wollen es uns leisten" zeugt in der Tat von Überheblichkeit, wenn man über Geld verfügt, dass man nicht erwirtschaftet hat. Dann aber noch nach einer Erhöhung zu verlangen ist an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten.
Polemik, Polemik, Polemik.

Den Auftrag legen die Landtage fest. Die entscheiden, ob es die kleinen Sender gibt oder nicht.
Und "verlangen" heißt in diesen Fall: der Auftraggeber (Landesregierungen) hat bestellt (Staatsvertrag, Gesetz) und der Auftragnehmer (Sender) sagt, was es kostet. Ein unabhängiger Gutachter (KEF) guckt nochmal in die Berechnungen und macht seinen Stempel drauf.

Da haben die Anstalten selbst keinen Gestaltungsspielraum!
 
Ähnlich war die Situation im Saarland, dank der Franzosen.
Das Saarland ist der Bundesrepublik Deutschland beigetreten. Da war es formal auch keine Besatzungszone. Der SR wurde nicht direkt von den Franzosen gegründet
Haben Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen usw. eigene Anstalten?
Sind doch alles Bundesländer?
Die Länder der Mehrländeranstalten regeln das über Staatsvertrräge zueinander. Rundfunk bleibt daher auch dort Ländersache.

Das Bundesland Bremen hat 680.000 Einwohner.

Köln 1,06 Millionen.
München 1,4 Millionen.
Ich verstehe deinen Gedankengang. Nur ist der ÖRR historisch gewachsen. Und auch in anderen Bereichen gibt es Ausgleiche. Länderfinanzausgleich z. B
 
Außer einer Landesradiowelle "NDR1 Radio Bremen" und einer Regionalschiene im NDR Fernsehen müsste man dann nicht mehr finanzieren.
Da man in Jahrzehnten die einst stolze Hansawelle
nicht reanimieren wollte, & es abgenudelte Berater-Oldie-Playlisten , wie es sie auf fast allen ARD-Wellen gibt, installierte : Kein Verlust! Und wenn auf Bremen1 & Bremen 4 Ed Sheeran läuft, kann das NDR2 locker übernehmen. Auch hier gilt: Kein Verlust!
Gleiches für das Saarland und den SWR.
100% Zustimmung. Die Europawelle ist längst tot. Die Spur zieht sich durch alle Anstalten. Die ARD hat bewusst ihre Flottendampfer bis zur Bedeutungslosigkeit versenkt & aus einst stolzen Sendern inhaltslose Privatfunk-Kopien erschaffen. .
 
Das Saarland ist der Bundesrepublik Deutschland beigetreten. Da war es formal auch keine Besatzungszone. Der SR wurde nicht direkt von den Franzosen gegründet
Doch doch: Das Saarland war unmittelbar nach Kriegsende französische Besatzungszone, anschliessend "Sonderzone" (formal unabhängig), mit eigener Staatsbürgerschaft, wenn auch mit Frankreich assoziiert. Erst 1955 fand die Volksabstimmung über den Beitritt zur BRD statt. Im Saarland gab es bereits kurz nach Kriegsende die französische Erfindung Radio Sarrebrueck, das später in den Saarländischen Rundfunk umgewandelt wurde.
 
Ich verstehe deinen Gedankengang. Nur ist der ÖRR historisch gewachsen. Und auch in anderen Bereichen gibt es Ausgleiche. Länderfinanzausgleich z. B
Das Argument "historisch gewachsen" ist nichtig. Was leitet man daraus für die Gegenwart und Zukunft ab? Warum der ÖR in Deutschland so aussieht, wie er aussieht, hat, glaube ich, jeder verstanden. Darum geht's aber in der aktuellen Debatte, wie man den ÖR entsprechend den Sparzwängen reformieren kann, nicht.

Die Länder der Mehrländeranstalten regeln das über Staatsvertrräge zueinander. Rundfunk bleibt daher auch dort Ländersache.
Ebenso klar. Aber das ist jetzt ein Argument wofür genau?
 
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Aber das ist jetzt ein Argument wofür genau?
Gegen eine Phantomdebatte mit Senderfusionen. Das müssten die 2 Länder bestimmen. Und sie werden es mutmaßlich nicht machen. Beide Sender, insbesondere der aus HB, sind identifikationsstiftend für diese kleinen Bundesländer. Den Schuh zieht sich keine Partei im Wahlkampf an. Und eine Länderfision genauso.
Also bleibt es zumindest dort bei der historisch gewachsenen Entwicklung. Reformen etc. schließt das nicht aus.
 
Also bleibt es zumindest dort bei der historisch gewachsenen Entwicklung. Reformen etc. schließt das nicht aus.
Schon richtig. Die Saarländer halten zu ihrem SR, bei Radio Bremen wird das nicht anders ein.

Aber: Wenn die Kasse klamm ist, und der Druck entsprechend groß, kann sich keiner mehr hinter "identitäststiftend" verschanzen. Alles Mögliche könnte dann passieren: Von gelegentlichen Gemeinschaftsprogammen bis zu gemeinsam ausgestrahlten Komplettprogrammen, bei gleichzeitiger Redzuzierung beispielsweise vom SR produzierter Hörfunkkanäle. Dann könnten die Saarländer formal ihre Rundfunkeigenständigkeit behalten, gleichzeitig aber ordentlich sparen.

Der SR ist ein interessantes Beispiel: Von vier Programmen sind zwei komplett gesichtslos (SR1 und Antenne Saar), die Kulturwelle SR-2 viel abwechslungsreicher als SWR-2 oder HR-2, und SR-3 tatsächlich sowas wie ein Programm AUS und FÜR das Saarland und die Menschen, die dort leben. Aber ob am Ende tatsächlich zwei Programme übrig bleiben, und insbesonders die wirklich hörenswerte Kulturwelle, erscheint mir fraglich.
 
Die Idee, den Rundfunk-Beitrag entsprechend eines Wiederholung-Quotienten zu kürzen, finde ich hinreißend.
 
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Da es in den letzten Beiträgen auch um Radio Bremen geht, packe ich es in diesen Faden, um nicht einen neuen zu öffnen:

21. September 2023.Radio Bremen-Intendantin Yvette Gerner wiedergewählt

In seiner Sitzung am Donnerstag hat der Rundfunkrat von Radio Bremen die amtierende Intendantin Yvette Gerner für eine zweite Amtszeit mit 22 von 24 Stimmen in ihrem Amt bestätigt. Es gab zwei Enthaltungen. Der Rundfunkrat folgte mit der Wahl dem Vorschlag der neunköpfigen Findungskommission.
 
Ich habe Reformen, Kooperationen & Co. ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Ausgeschlossen (soweit ich das kann) sind Senderfusionen betreffend den zwei Kleinen.
 
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Die Idee, den Rundfunk-Beitrag entsprechend eines Wiederholung-Quotienten zu kürzen
Höre ich zum ersten Mal. Von wem kommt diese Idee?
Sie führt wiederum zu einem weiteren Gedanken: Wenn man (siehe obige Diskussion) davon ausgehen muss, dass Wille und Fähigkeit zu einer grundlegenden Reform des ÖR nicht von den Anstalten selbst zu erwarten ist, all deren angeblichen "Reformen" letztlich nur der Besitzstandswahrung- und Weitung dienen, dann muss es vielleicht eine "Reform der Finanzierung" werden, um den Akteuren Beine zu machen.
Darüber würden dann nämlich nicht mehr die direkt Betroffenen (Anstalten, Intendanten, Wasserköpfe in den Funkhäusern) entscheiden, sondern Gremien, die auch die Meinungen der Kunden (Hörerinnen und Hörer) nicht gänzlich ignorieren können. Da entstünde dann ein möglicherweise heilsamer Druck.
 
Hast Du die Debatten der letzten Jahre verschlafen?

"Wille und Fähigkeit zu einer grundlegenden Reform des ÖR" KANN nicht von den Anstalten selbst kommen, da diese einen Auftrag ausfüllen, der von der Politik vorgegeben wird (Anzahl und Form der Sendeanstalten, Anzahl und Inhalt der linearen Sender HF/TV/Online, Breite der Inhalte etc.).

"all deren angeblichen "Reformen" letztlich nur der Besitzstandswahrung- und Weitung" - Hast Du jemals Kontakt mit jemandem in der Führung einer Rundfunkanstalt gehabt? Dich mit jemandem unterhalten, der dort Verantwortung trägt? Ich glaube, dass nicht.

"dann muss es vielleicht eine "Reform der Finanzierung" werden"
Das Gegenteil war der Plan der Politik (Medienkommission): Erst den Auftrag verändern und dann die Finanzierung anpassen. Die haben aber den Auftrag in Wirklichkeit kaum verändert, außer, dass sie "Kultur" in einer Aufzählung der Inhalte an die erste Stelle gesetzt haben, wodurch die Kulturleute nun meinen, für sie müsste in Zukunft MEHR Geld da sein als vorher (weil besonders wichtig.).

Die Finanzierung folgt dem Auftrag, das hat das Verfassungsgericht eindeutig und oft festgestellt.
 
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