Die Idee finde ich sogar ganz gut. Allerdings birgt sie auch viele gefahren und bürokratische Hürden. So könnten zum Beispiel durch gezielten Populismus kritische Berichterstattung der ÖRR verhindert werden.
Den Vorschlag mit "auf Null setzen" sehe ich eher kritisch. Primär aus zwei Gründen:
1. Muss dann jede Sendung, jedes Format, jeder Journalist auf die Goldwaage gelegt werden. Das würde unglaublichen Druck auf die Journalisten erzeugen. Eventuell berichtet man dann wirklich nur noch, was in der Gesellschaft Konsens ist. Kritische Berichterstattung und "den Finger in die Wunde legen" wäre in meinen Augen dann nur noch sehr schwer möglich.
2. Braucht es ja auch eine gewisse Planbarkeit. Man Stelle sich vor alle 6 Monate würde darüber abgestimmt werden, welche Hörfunk- und Fernsehsender noch bestehen bleiben oder ihr Format ändern sollen. Auf so einer Grundlage kann man kein vernünftiges Programm machen.
Da würde ich lieber eine längst überfällige Reform des Rundfunkrates vorziehen, bei der Menschen z.B. durch Zufall ausgewählt würden, um Entscheidungen zu treffen. Das Lobbyverbände den Rundfunk kontrollieren betrachte ich nämlich ziemlich kritisch. Zumal das keinen Querschnitt der Gesellschaft darstellen kann, wenn dort nur alte weiße Menschen hingeschickt werden.
zu 1.) Das mit dem auf Null setzen meine ich nicht in Bezug auf die Journalisten, denn die sollten ja auch schon jetzt ohne Quote ihren Job gut machen. Das bliebe gleich. Außerdem wäre das nicht verknüpft. Wer journalistisch arbeitet, sollte per se nicht damit rechnen, Begeisterungsstürme auszulösen, schließlich legt der Journalismus den Finger in die Wunde - im besten Falle. Das ist dessen Aufgabe. Aber eine Gesellschaft hat ja einen Vorteil dadurch, Missstände zu erkennen und aufzulösen.
zu 2.) Natürlich Planbarkeit. So über 4 Jahre oder so. Aber wenn sich das Abbild der Gesellschaft nicht in dem Maße zeigt, wie es die Zeit nunmal vorgibt, dann nützt langes so bleiben wie es ist auch nichts.
Was die Räte anbelangt, bin ich bei dir. Ich habe oft den Eindruck, das ist ne geschlossene Gesellschaft. Klar kann man das im Stream anschauen und im Medienmagazin @radioeins wird das gut wiedergegeben, aber es ist innerhalb der Sender bzw. im Programm gar keine Plattform da, das auch mit der Öffentlichkeit zu besprechen: Die Gremien bleiben lieber unter sich und ich habe als Nutzer den Eindruck, die sind sich auch nicht einig, haben keine Ahnung und bla bla bla. Und die beschäftigen sich gerne mit sich selbst. Vor allem störe ich mich daran, dass junge Menschen 16 aufwärts darin gar nicht vorkommen. Das sind für mich alles eher ältere Semester und die sind ja anders geprägt und haben daher auch oft eine bestimmte Ansicht. Die Sichtweise jüngerer Menschen kommt da, denke ich kaum vor. Und das sieht man auch im Programm. Ich kenne auch recht viele Leute, die gar nicht fernsehen oder Radio hören. Aber nicht in böser Absicht oder aus Boykott, sondern sie machen es nicht, weil es nicht deren Alltag ist. Ebend. Die haben Spotify und so und das reicht denen. Das hat halt bei deinen keinen hohen Stellenwert. Aber den Beitrag müssen Sie im Zweifel trotzdem entrichten. Und das ist schade.
Die Anstalten wollen immer modern, schlank und effizient aussehen. Und das glauben die auch selber. Aber das ist nicht so. Beispiel. Herr Gniffke kündigt an, einen Sender (One oder ARD alpha oder tagesschau24) einstellen zu wollen. Und da brauchen die ewig für. Das meine ich. Wieso dauert so eine Entscheidung so lange? Antwort, weil keiner der Betreibersender etwas aufgeben möchte. Und das ist eine Art Denke, die grundlegend falsch ist. Es ist keine Hoheitssache, sondern man sollte den Endverbrauchern gerecht werden. Im Umkehrschluss würde das nämlich bedeuten, dass alles, was man je auf die Beine gestellt hat, eine Ewigkeitsgarantie verdient und niemals mehr was eingestellt wird. Also wenn schon Zeitgeist, dann auch immer. Nichts ist für die Ewigkeit und das sollten die Macher immer beherzigen.
Ich kannn z. B. an der DM hängen, aber inzwischen gibts Euro. Da nützt mir Nostalgie nichts, wenn es nicht mehr ist. Ist eben so.