Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk


Aus einem Interview mit Kai Gniffke:

Gniffke:
"Egal, wo wir Kraft herausnehmen – es wird immer Menschen geben, die das nicht toll finden. Beim SWR zum Beispiel verzahnen wir gerade zwei Radioprogramme enger miteinander. Wenn ich Ihnen erzähle, was ich dazu aus dem Publikum und von der Belegschaft höre und vor allem, was Landtagsabgeordnete mir für Briefe schreiben [...] Die beschweren sich und sagen, das sei schreiendes Unrecht. Da wünsche ich mir dann doch eine redliche Diskussion. Wer ist für was zuständig, wer kann was ändern – und was nicht?"

Frage: "Was erwarten Sie von der Politik?"

Gniffke: "Dass man uns nicht länger minutiös vorschreibt, welche Programme wir zu machen haben, zwei Schlagerwellen zum Beispiel. Derzeit müssen wir ja froh sein, dass in den Staatsverträgen nicht noch steht, um welche Uhrzeit wir welchen Titel spielen sollen."
 
Ich bin auch sehr dafür, die Staatsferne des ÖRR weiter zu stärken.

Das bedeutet freilich nicht, dass dafür dann Leute wie Gniffke noch mehr Narrenfreiheit bekommen und Schaden anrichten können, so wie er das gerade ohnehin tut.

In der Praxis ist die Staatsferne leider ohnehin nur schwer durchzusetzen, solange immer wieder Personen aus der Politik zum Rundfunk wechseln, wie zuletzt wieder beim rbb.
 
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Derzeit müssen wir ja froh sein, dass in den Staatsverträgen nicht noch steht, um welche Uhrzeit wir welchen Titel spielen sollen.

Die RndfkStV mit entsprechenden Auflagen und z.B. der vorgeschriebenen Anzahl an zu verbreitenden Wellen gibt es ja aus gutem Grund, auch aus historischem Blickwinkel und auch zum Schutz der kommerziellen Anbieter (3-Säulen-Modell). Und wennn ich sowas lese, besteht offenbar dringender Bedarf, dass man manchen Leuten auf die Finger schaut, was die da treiben....

Die RndfunkStV gibt es also aus gutem Grund, und nicht etwa, weil man die unbändige Kreativität des Herrn G. einzäunen oder ihn gängeln will. Wenn er persönlich keine Schlager mag, ist das so. Fakt ist, dass der SWR zwei Länderwellen in BW und RP gesplittet anbieten muss. Aber den StV entsprechend dahingehend zu beugen oder nach Gutdünken auszulegen, wie dies derzeit in Rheinland-Pfalz geschieht, zeigt, wie wichtig es ist, dass die Lanespolitik sehr genau hinschaut was dort vor sich geht!

Wer das nicht will, kann nach Malta gehen, wo politische Parteien eigene Hörfunkwellen betreiben.
 
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Gutes Stichwort, dann würde ich sagen, fangt mal damit an, euren vorsinntflutlichen 128kbps-MP3-Streams endlich eine zeitgemäße Datenrate zu verpassen! Dass die ARD in sämtlichen Bereichen den Anschluss verpasst hat und noch im Jahr 2000 denkt, ist ja nun nicht die Schuld der Zuhörer. Ebenso wenig können diese dafür, dass man u.a. auch beim SWR damals ausgerechnet in der Schlagerwelle statt in SWR1 die ausgeprägte Regionalberichterstattung unterbringen musste, weil man ja ums Verrecken eine 4. UKW-Kette wollte...
 
Na Sprolly, werfen wir da mal wieder den Rundfunkstaatsvertrag, welcher von allen ARD-Mitgliedern gemeinsam ausgehandelt wird und den SWR-Staatsvertrag, welcher von den beiden beteiligten Ländern Rheinland-Pfalz und BaWü ausgehandelt wird, durcheinander? Niemand kann die beiden beteiligten Länder daran hindern ihren Landesmedienvertrag zu ändern, solange er die Vorgaben des bundesweiten Staatsvertrages einhält. Der Rundfunkstaatsvertrag aller Anstalten enthält lediglich die Klausel, das die Gesamtzahl der terrestrisch verbreiteten Hörfunkprogramme der in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten die Zahl der zum 1. April 2004 terrestrisch verbreiteten Hörfunkprogramme nicht übersteigen darf. Alles andere regelt das Landesrecht.
 
Dass die ARD in sämtlichen Bereichen den Anschluss verpasst hat und noch im Jahr 2000 denkt, ist ja nun nicht die Schuld der Zuhörer.
Dass dies eben nicht der Fall Ist, zeigt unter anderem ja, dass die ARD die massive Umschichtung vom Linearen ins Digitale stemmt. Das ist so gar nicht 2000 und wird von dir permanent kritisiert.
 
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dass die ARD die massive Umschichtung vom Linearen ins Digitale stemmt.
kommt ebenfalls 10 Jahre zu spät. Genau wie der Breitbandausbau.

Die, die man damit jetzt noch zu erreichen versucht, sind doch längst weg, weil sie sich digitale Alternativen gesucht (und diese in Form von Netflix, Spotify, Prime und Co.) gefunden haben! Die ARD hat ihre Zielgruppen sträflichst vernachlässigt, gerade auch im Hörfunk.

Im Übrigen sprach ich von "die RnfkStV" (pluralis).
 
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dass man u.a. auch beim SWR damals ausgerechnet in der Schlagerwelle statt in SWR1 die ausgeprägte Regionalberichterstattung unterbringen musste,
Äh, es gab mal SDR 4 und SWF 4, bzw. dann in BW S4. Da hat man schon damals lang vor SWR das Regionale hingesteckt. Und junge Zuhörer hat das wegen der Schlagermücke nie erreicht. Und das Image für "Regionales" (sorry) auch versaut. Rein wegen der Musik in dem Programm. Beim hr ähnlich.
 
Frage: "Was erwarten Sie von der Politik?"

Gniffke: "Dass man uns nicht länger minutiös vorschreibt, welche Programme wir zu machen haben, zwei Schlagerwellen zum Beispiel. Derzeit müssen wir ja froh sein, dass in den Staatsverträgen nicht noch steht, um welche Uhrzeit wir welchen Titel spielen sollen."
Wozu Staatsvertrag, das legen doch längst die Berater im wahrsten Sinne des Wortes minutiös fest.

SCNR
 
Ich habe gestern etwas im KEF-Bericht gelesen. Da stehen viele interessante Dinge drin und man wünscht gleich im Vorwort eine "erkenntnisreiche Lektüre". In der Tat.

Ich greife jetzt einen Punkt raus, bei dem ich mich frage, ob das Ganze wirklich im Sinne des Erfinders ist. Die Anstalten haben Mehrbedarf für die Progammverbreitung übers Internet angemeldet - und das nicht zu knapp. Ketzerisch könnte man formulieren: "Wer einen konstanten GEZ-Beitrag möchte, darf die Mediatheken nicht benutzen!"

Man kann davon ausgehen, das der Traffic massiv ansteigt und das die Kosten für die Programmverbreitung übers Internet durch die Decke gehen werden, sollte Gniffkes Vision von der größten deutschen Streaming-Plattform auch nur ansatzweise Realität werden.

Jeder (neue) User der Mediatheken kostet einfach bares Geld, besonders bei HD-Inhalten. Der Anteil der Verbreitungskosten im GEZ-Beitrag wird sich also erhöhen und andere Verbreitungswege(*) werden erstmal erhalten bleiben. Das führt zu der Frage, ob sich die Gesellschaft diese "größte deutsche Streaming-Plattform" (mit dem nötigen technischen Aufwand dahinter) überhaupt leisten will. Oder sollte man "Eintritt" verlangen, wie bei jeder anderen Streaminplattform auch, um einen Ausgleich zu schaffen, für die Leute, die die Mediatheken praktisch nicht nutzen?


*) Sollte der "Mantel für die Dritten" kommen, ist sicher zu überlegen, ob die Verbreitung der "vielen Dritten", die sich momentan auf den DVB-T Kanälen tummeln (z.B. BR, HR, WDR, RBB, NDR und SWR im MDR-Mux 1 & 2) überhaupt noch nötig ist. Evt. kann man in der Endkonsequenz einen der beiden MDR-Muxe problemlos abschalten.
 
Das führt zu der Frage, ob sich die Gesellschaft diese "größte deutsche Streaming-Plattform" (mit dem nötigen technischen Aufwand dahinter) überhaupt leisten will.
Diese Frage stellt der ÖRR aber nicht, im Gegenteil: er behautet einfach, das wäre alles nötig um den Programmauftrag zu erfüllen. Man sei also dazu gezwungen, tausende Social Mediakanäle zu zu betreiben und Millionen für Online-Senderechte auszugeben.
 
Die Anstalten haben Mehrbedarf für die Progammverbreitung übers Internet angemeldet - und das nicht zu knapp.
Finde ich richtig, wenn man im Gegenzug 1. sich von einem linearen Verbreitungsweg, entweder DAB oder UKW, trennen würde und 2. die Möglichkeit erhält, dort Onlinewerbung zu schalten damit der Beitrag insgesamt konstant bleibt und 3. lediglich der, welcher nachweislich die Mediatheken nutzt (mittels Zugangsdaten/Passwort/Login überprüfbar) auch den Beitrag entrichten muss. ARD Plus und andere seltsame Kuriositäten gehören eingestellt im selben Atemzuge. Gleichzeitig sollte man an die Streams der Radiowellen ran, damit diese einen zeitgemäßen Sound erhalten. 128kbps sind outdated.

"Wer einen konstanten GEZ-Beitrag möchte, darf die Mediatheken nicht benutzen!"
Ich sage es mal anders: Wer die Mediatheken (nachweislich, s.o.) nutzt, sollte auch zahlen. wer nicht, der nicht. Ich nutze Mediatheken und die tolle Audiotheke nicht, sondern höre nur lineares Radio. Früher gab es die Möglichkeit, dann 7 Euro nochwas zu bezahlen, ohne TV. Dann hieß es plötzlich, jeder kann heute alles empfangen und man hat keine Kontrolle mehr. Oh doch, die gibt es:

Grundverschlüsselung
Mediathekennutzung nur nach Login/Registrierung mit der Kundennummer des Beitragsservice.

Streamingdienste schaffen es, dass deren Abos oft nicht mehr übertragbar also personengebunden sind. Warum schafft die ARD das nicht?

Der Hintergrund ist doch ganz klar: wenn wirklich nur noch die zahlen, die auch das digitale Angebot (Audiothek + Mediatheken) tatsächlich nutzen, würde man sehen, dass das ein verschwindend geringer Teil der dt.Gesamtbevölkerung ist.

So lässt man alle dafür bluten, obwohl es nur sehr wenige nutzen. Und das verkauft man dann als Solidarität oder Demokratieabgabe.

DVB-T gehört im Übrigen sofort abgeschaltet, die Nutzungszahlen für diesen Zweitempfangsweg sind dermaßen gering und nach dem Wegfall des Kabelmonopols sind überall kostengünstige Alternativen verfügbar!
 
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In Zahlen:

Für Verbreitungskosten wurden 2025-2028 1.331 Millionen € angemeldet. Davon u.a. 582 Mio. € (= 44 %) für die terrestrische Verbreitung, 166 Mio. € (= 12 %) für die Satellitenverbreitung, 156 Mio. € für interne Leitungsnetze (= 12 %) und 116 Mio. € für die Kabelverbreitung (= 9 %). IP-basierte Verbreitung wird mit 272 Mio. € (= 20 %) veranschlagt.

Die Anstalten haben Mehrbedarf für die Progammverbreitung übers Internet angemeldet

Konkret geht es um 100,4 Mio. € für vier Jahre,...

- und das nicht zu knapp
...also 25 Mio. € pro Jahr.

Man kann davon ausgehen, das der Traffic massiv ansteigt und das die Kosten für die Programmverbreitung übers Internet durch die Decke gehen werden, sollte Gniffkes Vision von der größten deutschen Streaming-Plattform auch nur ansatzweise Realität werden.

Stand heute: 2023 nutzte bereits über ein Fünftel der Bevölkerung regelmäßig, also: mindestens wöchentlich, die ARD/ZDF-Mediathek (Quelle: https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/files/2023/ARD_ZDF_Onlinestudie_2023_Publikationscharts.pdf, Folie 19).
Also: IP wird bereits signfikant genutzt, die Kosten sind weiterhin unter den Aufwendungen für "herkömmliche" Verbreitungswege. IP-Traffic wird zudem allgemein tendenziell günstiger, was die Kostenentwicklung aufgrund steigender Nutzung dämpft.

Der Anteil der Verbreitungskosten im GEZ-Beitrag wird sich also erhöhen

Richtig, der Anteil der Verbreitungskosten im Beitrag steigt von ca. 62 Cent pro Monat auf 72 Cent pro Monat.
 
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Nun darf man lt. ARD-PM noch dankbar sein, dass die Erhöhung, die hier schon als "manifestiert" dargestellt wird, nicht noch höher ausfällt. Ginge man nach der aktuellen Inflation, läge die Zwangsabgabe wohl bei mindestens 21 Euro oder nochb mehr...


Hätte man sich in den vergangenen Jahren mal auch so treu an das Wort der KEF (überflüssig wie ein Kropf) gehalten und z.B. SDTV auf Astra püntklcich, wie von der KEF gefordert, Ende 2020 abgeschaltet, stünde man jetzt nicht mit Geldsorgen dar.

Mit drei blauen Ministerpräsidenten ab Herbst sehe ich die hier schon quasi als "beschlossen und verkündet" mit eingerechnete Erhöhung noch nicht durch gehen...
 
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Verbreitungskosten im GEZ-Beitrag wird sich also erhöhen und andere Verbreitungswege(*) werden erstmal erhalten bleiben. Das führt zu der Frage, ob sich die Gesellschaft diese "größte deutsche Streaming-Plattform" (mit dem nötigen technischen Aufwand dahinter) überhaupt leisten will.

Nein, das ist nicht die Frage.
Die Existenz der Öffis ist verfassungsrechtlich unumstritten. Ihr Auftrag ist gesetzlich normiert: "Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen."

Wenn ein Teil der Gesellschaft (zur Zeit die U30 oder U40-jährigen) lineare ("klassische") Medien bzw. Verbreitungswege (Radio, TV) kaum/nicht mehr nutzt, folgt daraus logisch zwingend, dass die Öffis dort ihre Angebote verbreiten müssen, wo dieser Teil der Gesellschaft Kultur, Bildung, Information, Unterhaltung etc. sucht. Das sind Streaming-Angebote und Social Media-Plattformen. Also müssen die Öffis dort Angebote machen.

Die Frage, die noch nicht entschieden ist, ist, wie lange das klassische lineare Angebot in welcher Breite (insbesondere für die Babyboomer) noch erhalten werden muss. Aber das werden die Analysen in den nächsten Jahren zeigen. Wenn auch diese Generation zu Abruf-TV und Podcast übergeht, wird das lineare Angebot schneller zusammengestrichen werden, als wir alle es heute prognostizieren können! Allein schon aus Kostengründen.
 
Du redest wirres Zeug, Sprolly. ARD+ZDF haben einen Grundversorgungsauftrag, was im Grunde nichts anderes heißt, als dass sie von jedermann ohne großen Aufwand nutzbar sein müssen. Davon ab kannst du dem ÖR nicht verbieten, den technischen Fortschritt zu nutzen. Sie müssen sowohl die Leute, die auf der Höhe der Zeit sind, erreichen, als auch Oma Krause, die von Internet und dem ganzen neumodischen Zeugs keinen Schimmer hat. Das ist die Krux. Und die kannste nicht einfach wegwischen. Privatfunk stürzt sich auf seine sogenannten Zielgruppen. Der ÖR kann bzw. sollte das nicht.

Streamingdienste schaffen es, dass deren Abos oft nicht mehr übertragbar also personengebunden sind.
Das wäre fast schon wieder einer für den Stilblüten-Thread...

wenn wirklich nur noch die zahlen, die auch das digitale Angebot (Audiothek + Mediatheken) tatsächlich nutzen, würde man sehen, dass das ein verschwindend geringer Teil der dt.Gesamtbevölkerung ist.
So lässt man alle dafür bluten, obwohl es nur sehr wenige nutzen.
Vielleicht solltest du mal von Fakten ausgehen und nicht von deiner gefühlten Wahrheit. Die Realität ist eine andere. Nach Belegen für deine Behauptungen frage ich gar nicht erst, denn die bekomme ich sowieso nicht.
 
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Das ZDF gehört sowieso eingestellt. Können ja gerne als Private GmbH weitermachen. Aber nicht von den Gebühren. In sämtlichen Ländern wurden derartige Programme privatisiert, in Frankreich TF1 und in Dänemark TV2. Dann bleibt auch mehr Geld für das DLRadio, die ja weder auf das eine (UKW) noch auf das andere (DAB) verzichten möchten...

Und für die ARD ein Tip: Es muss nicht aus jeder deutschen Großstadt und aus jeder europäischen Landeshauptstadt eine Krimireihe geben!!! Dann bleibt auch mehr Geld fürs lineare Hörfunkprogramm übrig.
 
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@yra: Wenn Du immer nur die Urteile des Verfassungsgerichts - wie sich das für einen öffentlich-rechtlich bestellten Wandzeitungsredakteur gehört - anführst, um die Existenzberechtigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als (praktisch von Gott) gegeben herauszustellen, wird alsbald niemand mehr mit dir reden wollen. Das muß dir doch langsam auch selbst auffallen. Fällt Dir wirklich nix besseres ein? Schwach.

Ich habe hier im Forum um 2008 herum das Ende des ÖRR in etwa 15 Jahren prognostiziert. Damals war die Welt (auch für den ÖRR) noch einigermaßen in Ordnung. Meine Prognose fußte also nur auf Annahmen bezüglich der überbordenen Kostenentwicklung. Wie wir heute wissen, hat sich beispielsweidse das ZDF nicht an die Vorgaben der KEF gehalten und 300 Stellen geschaffen, beim rbb gab es gleich einen ganzen Schwung von Mitarbeitern, die ganz tief in der Buchführung versteckt waren. Praktisch sittenwidrige Versorgungsverträge waren (und sind) an der Tagesordnung.

Entschuldigung, wer will hier eigentlich wen verarschen, wer tanzt hier wem auf der Nase rum? Und wer ist der Chef? Die KEF ist jedenfalls schon wachsamer geworden. Die Öffentlichkkeit auch.

Ich halte nichts von den Forderungen, die hier vereinzelt auftauchen. Aber wie ich schon schrieb, kann nur die Politik den "Auftrag" ändern und endlich auf eine "Grundversorgung" zurechtstutzen. Es wird allerhöchste Zeit, denn rund 8,5 Mrd. Euro pro Jahr sind echt an der Grenze des vermittelbaren. Wenn die Politik nicht eingreift, denn der "Grundversorgungsbogen" ist längst völlig überspannt, wird halt der Souverän über die kommenden Wahlen eingreifen und Entscheidungen forcieren.



Ich kenne die Zahlen, möchte aber zunächst die KEF zitieren.

[Tz. 742] Eine quantitative Darstellung des Telemedienangebots ist nach Angaben der Anstalten nicht möglich, da entsprechende Kenngrößen – etwa die Zahl der in den Mediatheken und auf anderen Plattformen vorgehaltenen Sendeminuten – den Anstalten nicht vorlägen. Dies gestalte sich u. a. durch die Unterschiede der einzelnen Plattformen sowie Neu-Konfektionierungen linearer Inhalte für die Online-Nutzung schwierig. Vielmehr sei eine Betrachtung der Kennzahlen zur Nutzung maßgeblich. In der Auswertung und Analyse der Anstalten stehe somit nicht das Angebot als bereitgestelltes Volumen im Mittelpunkt, sondern die Nutzung, also das Sehvolumen und damit die Zeit, die die Nutzer mit den Inhalten verbringen.

Ziel des ÖRR ist es also offensichtlich, daß sich möglichst jeder "Hansl" so lange wie möglich auf der "Plattform" ("The platform", werbetechnisch gemeint wie wie der Slogan "Volkswagen - Das Auto") rumtreibt, egal was er dort konsumiert. Man bemüht sich gerade krampfhaft und mit enormen Anstrengungen, die Plattform mit "Content" zu füllen. Aber eben so wie ein SEO einer Website, der "Content, Content, ich brauche Content!" schreit, um die zu bewerbende Website (für Suchmaschinen) attraktiver zu machen. Alles was die Redaktionen ausspucken und igendwie verwertbar erscheint, wird auf Teufel komm raus in die Plattform gekippt.

Warum? Natürlich um Webetreibende von der Attraktivität der Plattform zu überzeugen. Aber Werbung natürlich nicht mit der Gießkanne nach "Zielgruppen" (so wie im linearen Fernsehen), sondern zielgenau und personalisiert. Natürlich anonymisiert. Die "richtigen" Daten fallen aber trotzdem an und wecken Begehrlichkeiten Dritter. Und bitte, die Vergangenheit lehrt: Alles was technisch möglich ist ("Big Data") wird auch gemacht. Daten fallen an und nichts wird vergessen. Also bitte später nicht wundern, wenn ihr mit 35 keinen Kredit bekommt. Schlechter Score, weil in der Mediathek zu viele Beiträge zum Thema "Krebsheilung" angeschaut wurden und ihr aber eigentlich nur Medizin studiert habt und euch informieren wolltet.

Rundfunk war und ist über terrestrische Verbreitungswege eine Einwegveranstaltung - praktisch völlig anonym. (Ja, man kann ín der Nähe des Empfängers die ZF aus dem Empfänger nachweisen und auf den gehörten Sender schließen.) Diese Anonymität wird mit dem Streaming aller Art praktisch aufgegeben. Aber das nur nebenbei und als Vorschau auf die Welt von morgen.



[Tz. 84] Die Kosten für die Verbreitung von Programmen über IP-Netze steigen hingegen weiter an. Dies ist maßgeblich begründet im weiteren Anstieg der Nutzungszahlen, insbesondere der nicht-linearen Angebote. Laut Video Trends 2023 der Landesmedienanstalten nutzen derzeit 20 % der Haushalte IP-Netze als Übertragungsweg für den TV-Empfang. Der Aufwärtstrend führt zu weiter steigenden Kosten für die IP-Verbreitung. Die im 22. Bericht (vgl. dort Tz. 103) festgelegte Begrenzung des jährlichen Kostenanstiegs auf maximal 15 % pro Jahr wird weiterhin angewendet.

Das, was wir im Moment bezüglich der Nutzung der Mediatheken sehen, sind noch Peanuts. Sollte die "ARD-Vision" von der größten Stramingplattform Deutschlands auch nur teilweise Realität werden, sind die veranschlagten 100 Mio Mehrausgaben für die IP-Verbreitung bis 2028 etwas zu gering kalkuliert.

Der MDR scheibt im Januar 2024 beispielsweise:
Die Nachfrage nach Videoinhalten des MDR in der ARD Mediathek oder auf mdr.de wächst. Rund 190 Millionen Abrufe im Jahr 2023 bedeuten ein Plus von mehr als 25 Prozent im Jahresvergleich. Auch die Wiedergabedauer erhöhte sich deutlich: 63 Millionen Stunden entsprechen einem Zuwachs von fast 22 Prozent.

Ich denke wir sind uns einig, daß die "Wiedergabedauer" praktisch Traffic bedeutet. +22% in einem Jahr beim mdr. Der Trend ist eindeutig (und mag bei anderen Anstalten geringer sein) und sagt mir, daß die Rechnung mit den 100 Mio. möglicherweise nicht aufgeht.


KEF-Quiz: Welche ARD-Anstalt hat den höchtsten Anteil an festen Mitarbeitern, die im Bereich "Wasser..." - ähm - "Administration" (also nicht irgendwie mit "Programm machen") beschäftigt sind?
 
Sie müssen sowohl die Leute, die auf der Höhe der Zeit sind, erreichen, als auch Oma Krause, die von Internet und dem ganzen neumodischen Zeugs keinen Schimmer hat. Das ist die Krux.
Das ist keine "Krux", sondern die Sorglos-Lizenz zum "Immer mehr". Diese Argumentationsebene kennt keine Kriterien dazu, was und wieviel produziert werden soll. Selbst abseitigste Themen und Teuerstes lässt sich damit begründen, eine Nische bedienen zu müssen.
 
Zwerg#8 schrieb:
Laut Video Trends 2023 der Landesmedienanstalten nutzen derzeit 20 % der Haushalte IP-Netze als Übertragungsweg für den TV-Empfang.

Das, was wir im Moment bezüglich der Nutzung der Mediatheken sehen, sind noch Peanuts.
Ich würde den Satz so interpretieren, das mittlerweile 20% der Bevölkerung die IP-Streams der linearen Programme zum TV schauen nutzen und nicht die klassischen Verbreitungswege Sat/Kabel/DVB-T. Mit der Mediathek selbst hat das erstmal wenig zu tun.

Sollte die "ARD-Vision" von der größten Stramingplattform Deutschlands auch nur teilweise Realität werden, sind die veranschlagten 100 Mio Mehrausgaben für die IP-Verbreitung bis 2028 etwas zu gering kalkuliert.
Das steht glaube ich ausser Frage. Je höher die Zugriffe, um so teurer der ganze Spaß, klar.
 
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Das ist keine "Krux", sondern die Sorglos-Lizenz zum "Immer mehr". Diese Argumentationsebene kennt keine Kriterien dazu, was und wieviel produziert werden soll. Selbst abseitigste Themen und Teuerstes lässt sich damit begründen, eine Nische bedienen zu müssen.
Nein! Aus meiner Sicht würde das ausschließlich die von Sprolly so oft kritisierte Parallelausstrahlung auf UKW/DAB+ betreffen. Die ist im Moment durchaus noch gerechtfertigt, aber selbstverständlich nicht in alle Ewigkeit. Wenn sich die fehlenden Bundesländer (Meck-Pom) dann mal zu einer Abbildung der UKW-Programme auf DAB+ durchringen könnten, wäre ein kompletter UKW- Ausstieg in 3 bis 5 Jahren denkbar. Solange aber kleinteilig je nach Bundesland hier so und dort so agiert wird, ist das Ganze halt Schmarn. Da müßte eine bundesweit einheitliche Linie her.
 
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