Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Nur wenn ich z. B. die genannten Parameter zugrunde lege, dann komme ich halt nicht auf diese Nenner.
Denn wenn man Reformen durchführt, müsste man ja auch mal zu Ergebnissen kommen und ich sehe halt nicht, dass sich hier strukturell etwas ändert. Man verschiebt allenfalls. Das ist aber für mich keine Reform, sondern Kosmetik. Entweder gehe ich Probleme im Kern und grundlegend an oder ich lasse es bleiben. So sehe ich das. Und wohlwollende Worte sind noch lange keine Taten.
Die Reduzierung von Angeboten, Zusammenschaltung von Sendestrecken, Bündelung von Kompetenzen und die Ausweitung der Kooperationen sind Beispiele für konkrete Reformen und keine Kosmetik.
 
Die Reduzierung von Angeboten, Zusammenschaltung von Sendestrecken, Bündelung von Kompetenzen und die Ausweitung der Kooperationen sind Beispiele für konkrete Reformen und keine Kosmetik.
Reduzierungen, Zusammenschaltungen, Bündelungen sind genau das und so sollte man es auch nennen. Wer da von "Reform" redet, meint dann auch, dass die Entlassung von Hansi Flick eine wäre.
 
Das „ARD Radiofestival“ hat seit Samstag wieder geschlossen, bis es dann - so vermutet man - als Folge der Sparmaßnahmen ab kommenden Jahr ganzjährig eingeführt wird.

Also genießt noch einmal den letzten Herbst, Winter und hoffentlich auch Frühling mit vielfältigem Kulturradio-Angebot.
 
Mir kommt es so vor, als werden immer die einen gegen die anderen ausgespielt und wer jetzt nicht in dieses Krimi-Morgenmagazin-Sommerinterviews-Millieu passt, schaut in die Röhre. Und das ist schade. Radioeins aber ist zum Beispiel für mich immer ein Leuchtturm, also positiv.
Das wäre ein Schwenk zum TV, aber gut: Ich bin sicher, dass gerade die Programme, die du genannt hast, und offensichtlich für überflüssig hältst, ihre Zuschauer haben, und das nicht zu knapp. Damit haben sie wohl auch eine gewisse Existenzberechtigung.

Ohne Frage ist Radio Eins ein "Leuchtturm". Der aber nicht überall leuchten würde. In der bayrischen Provinz, im Schwabenländle oder in RLP, da wo sich seit Jahren bevorzugt Abba oder Queen aus dem Lautsprecher quälen, wäre das vermutlich anders.

Man kann aber eben die Frage stellen, ob neben einem flachen Bayern-1 auch noch ein flaches SWR-1 und ein ebenso flaches HR-1 existieren muss. Von Nuancen bei der Musikauswahl abgesehen läuft doch überall der gleiche Krampf. Der in der Einzahl eigentlich ausreichen sollte, solange es sich nicht um wirkliche Landesprogramme handelt. Und das ist nicht der Fall.
 
Ohne Frage ist Radio Eins ein "Leuchtturm".
Den wackeren Leuchtturmwärter, der allem trotzt, gibt es schon lange nicht mehr. Alles läuft längst auf Auto-Betrieb. Insofern ist das eher kein positives Bild. Dem aufschlussreichen Mitschnitt des Speeddatings konnte man übrigens entnehmen, dass Radioeins im Tagesprogramm eine halbe Stunde Musik-only eingebaut hat.
 
Denn in dieser Form ist der ÖRR in Deutschland nicht zukunftsfähig. Der Blähbauch der Medienlandschaft.

In welcher Form wäre er denn zukunftsfähig?

Als Zusatzangebot, nur für Abonnenten, wie in den USA oder Kanada? Dann gute Nacht.

Aus Steuergeldern finanziert, wie die BBC? Nochmal: Dann gute Nacht. Damit wird die Kontrolle über den ÖRR den jeweils Regierenden übertragen, die entscheiden, wie groß das Kuchenstückchen sein wird.

Als einzige "reformierte" Alternative kann ich nur ein Fortbestehen des jetzigen ÖRR sehen, aber eben einer, bei dem tatsächlich einige Landesanstalten zusammengelegt werden.

Die Existenz von RB und SR sind der politischen Nachkriegsordnung geschuldet. Es leuchtet auch nicht ein, dass relative wenige Hessen einen eigenen Sender haben, aber der ganze Norden nur eine Anstalt.

Das umzusetzen ist allerdings angesichts unserer föderalen Strukturen fast unmöglich.

Da die Gelder wohl zukünftig nicht mehr so fliessen wie in der Vergangenheit, wird es zwangsläufig zu weniger Programmen, Kooperationen usw. kommen. Ob man das dann Reform nennt, ist wohl nebensächlich.
 
Das „ARD Radiofestival“ hat seit Samstag wieder geschlossen, bis es dann - so vermutet man - als Folge der Sparmaßnahmen ab kommenden Jahr ganzjährig eingeführt wird.

Eher nicht! Das ARD-Radiofestival wurde in den vergangen Jahren immer über einen längeren Zeitraum ausgestrahlt. Also auch eher hier schon länger ne Sparmaßnahme.
 
Ohne Frage ist Radio Eins ein "Leuchtturm". Der aber nicht überall leuchten würde. In der bayrischen Provinz, im Schwabenländle oder in RLP, da wo sich seit Jahren bevorzugt Abba oder Queen aus dem Lautsprecher quälen, wäre das vermutlich anders.
Ich meine, auch in der Brandenburger Provinz hören - wie auch in der bayerischen Provinz, im Ländle oder auch in RLP - die meisten ebenfalls lieber Abba und Queen als das, was bei radioeins läuft. Da muß sich auch niemand dafür entschuldigen oder schämen. Nicht umsonst ist die Antenne Brandenburg ebendort die Nummer 1, hat laut letzter Media-Analyse fast 4 mal mehr Hörer als eben Radioeins. Und wenn man von der Tagesreichweite, sprich den 115.000 Hörern in Brandenburg, jetzt noch jene aus dem Berliner Umland, dem sogenannten Speckgürtel abzieht, werden im restlichen Bundesland Brandenburg sicher nicht mehr als 50.000 Hörer täglich für Radio Eins übrig bleiben. Radio Eins mag für viele ein Leuchtturm sein, aber dieser leuchtet eben auch im Bundesland Brandenburg nicht überall....

 
Zuletzt bearbeitet:
Die Existenz von RB und SR sind der politischen Nachkriegsordnung geschuldet. Es leuchtet auch nicht ein, dass relative wenige Hessen einen eigenen Sender haben, aber der ganze Norden nur eine Anstalt.
Oder besonders irre finde ich – auch wenn man sich die jeweilige (Rundfunk-)Historie vor Augen hält –, dass Bremen eine eigene Anstalt hat, Berlin hingegen nicht.

Oder Hamburg. München. Köln. Frankfurt. Alles deutlich größere Städte als Bremen.
 
Doch, wenn darauf eine Neustruktur folgt. Denn in dieser Form ist der ÖRR in Deutschland nicht zukunftsfähig. Der Blähbauch der Medienlandschaft.
Eine komplette Abschaffung mit anschließendem Neuaufbau wird bestimmt günstig für die Beitragszahler. Was für ein Schmarrn.

Als einzige "reformierte" Alternative kann ich nur ein Fortbestehen des jetzigen ÖRR sehen, aber eben einer, bei dem tatsächlich einige Landesanstalten zusammengelegt werden.
Dass eine Zusammenlegung zwangsläufig zu niedrigen Kosten führt, ist eine Mär.
 
Doch, wenn darauf eine Neustruktur folgt. Denn in dieser Form ist der ÖRR in Deutschland nicht zukunftsfähig. Der Blähbauch der Medienlandschaft.
Nein
Ich meine, auch in der Brandenburger Provinz hören - wie auch in der bayerischen Provinz, im Ländle oder auch in RLP - die meisten ebenfalls lieber Abba und Queen als das, was bei radioeins läuft. Da muß sich auch niemand dafür entschuldigen.
:thumbsup::thumbsup:
Oder besonders irre finde ich – auch wenn man sich die jeweilige (Rundfunk-)Historie vor Augen hält –, dass Bremen eine eigene Anstalt hat, Berlin hingegen nicht.

Oder Hamburg. München. Köln. Frankfurt. Alles deutlich größere Städte als Bremen.
Dann halte dir die Rundfunkhistorie und die Nackrigshistorie vor Augen.
Damit erübrigt sich
Hamburg. München. Köln. Frankfurt.
versus HB/BHV als eigene Stadtrundfunkanstalten.

Und nur zur Info: Westberlin hatte einst den SFB. Aber da kam dann mal die Wende und Stadt und Umland und so was wieder.
Bei Bremen gibt es seit Jahrzehnten keine Änderung (ggf. kleinere Grenzveränderungen).
 
Dass eine Zusammenlegung zwangsläufig zu niedrigen Kosten führt, ist eine Mär.
Das ist keine Mär, das ist logisch. Zwei Sprecher kosten mehr als einer....von der Verwaltung, den Funkhäusern, den technischen Einrichtungen, dem laufenden Betrieb usw. ganz zu schweigen. Einzige Mehrkosten: Das Programm des Funkhauses A auf die Wellen des früheren, nicht mehr existenten Funkhauses B zu schaffen. Aber diese Kosten werden X-fach kompensiert durch vielfache Einsparungen.

Sonst müsste man ja - im Gegenteil - bestehende Funkhäuser aufspalten. Oder ist gerade im Moment die kostengünstigte Situation erreicht? Da hätte ich wirklich gerne Belege für...
 
Erstmal gehört sowas wie "ARD Plus" verboten, wo für bereits aus Gebührengeldern produziertes Material der Beitragsentrichter nochmal für 4,99 zur Kasse geboten wird. So eine Schweinerei. Und dafür werden dann noch Werbespots produziert die bei WDR 2 laufen.

Es steht der ARD nach meinem Verständnis des RfStV gar nicht zu, kostenpflichtige Dienste anzubieten. Die ARD hat den Auftrag der Grundversorgung und dies barrierefrei, es ist nicht ihre Aufgabe, PayTV zu vermarkten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist keine Mär, das ist logisch.
Auf den ersten Blick erscheint es (dir) logisch, auf den zweiten Blick ist das Thema doch viel komplexer. Die kleinsten Anstalten, die übrigens schon immer sparsam unterwegs sind, würden bei einer Zusammenlegung ja als Landesfunkhäuser fortgeführt werden. Schon durch die damit verbundenen Anpassungen an die höheren Gehaltsstrukturen der größeren Anstalten, würden die Personalkosten deutlich steigen. Zeig mir doch mal eine seriöse Berechnung, die deine These belegt.
 
Dann halte dir die Rundfunkhistorie und die Nackrigshistorie vor Augen.
Damit erübrigt sich
versus HB/BHV als eigene Stadtrundfunkanstalten.
Mir ist schon klar, warum Bremen eine eigene Anstalt hat. Aber das ist doch heute gar nicht mehr vermittelbar. Außerdem: Sollen das jetzt Argumente gegen eine Reform/Zusammenlegung von Anstalten sein?

Wobei München, Köln und Frankfurt keine Bundesländer sind.
Ich weiß. Ich wollte nur verdeutlichen, dass wir – egal, aus welchen Gründen – eine Situation haben, die dem Otto-Normal-Beitragszahler absurd erscheinen muss.

Oder begreift man sich in Bremen heute noch so sehr als amerikanischer Sektor?
 
Oder begreift man sich in Bremen heute noch so sehr als amerikanischer Sektor?
Nein, aber als das kleine gallische Dorf, dessen Bewohner sein "butten und binnen" heiß und innig liebt und um dessen Bestand nach Vereinnahmung durch den NDR gewiss gebangt werden muss.

Was von den vollmundigen Versprechungen Gniffkes zu halten ist, sieht man doch auch an dem Punkt, an dem er bei seiner Amtsübernahme darüber getönt hat, dass im Laufe des Jahres ein Digitalkanal eingestellt wird. Wir bewegen uns jetzt hart auf das 4. Quartal zu. Die Intendanten haben bisher noch überhaupt nichts beschlossen. Wenn tatsächlich zum 31. 12. irgendwas eingestellt werden soll, würde es langsam mal Zeit für eine Entscheidung, die sowieso keiner fällen will, weil sie eigentlich auch unmöglich ist.
Und damit zurück zum Radio.
 
Warum sollte es bitte nicht vermittelbar sein, dass Bremen und Bremerhaven eine eigene Rundfunkanstalt haben. Die Angebote von Radio Bremen haben eine sehr hohe Akzeptanz im Sendegebiet und es gibt eine hohe Identifikation der Bevölkerung mit Radio Bremen wie kaum in einem anderen Bundesland. Zudem gibt es weitreichende Kooperationen bei Verwaltung, Technik und Programm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf den ersten Blick erscheint es (dir) logisch, auf den zweiten Blick ist das Thema doch viel komplexer. Die kleinsten Anstalten, die übrigens schon immer sparsam unterwegs sind, würden bei einer Zusammenlegung ja als Landesfunkhäuser fortgeführt werden. Schon durch die damit verbundenen Anpassungen an die höheren Gehaltsstrukturen der größeren Anstalten, würden die Personalkosten deutlich steigen. Zeig mir doch mal eine seriöse Berechnung, die deine These belegt.

Sorry, aber das verstehe ich überhaupt nicht. Und Deine Argumentation bezüglich der Gehaltsstrukruren lässt sich durch nichts belegen. Du behauptest, kleine Anstalten würden in ihrer Gehaltsstruktur den großen angeglichen? Wie kommst Du darauf? Davon abgesehen würden so manche Landesfunkhäuser ihren Wert verlieren, Regionalstudios würden reichen.

Beispiel: Hat das Landesfunkhaus Mainz einen Intendanten? Hat Stuttgart einen Intendanten? Nimm noch Frankfurt (HR) und Saarbrücken (SR) dazu, und du könntest drei hochbezahlte Beamte einsparen. Samt nachgeordneten Stab...

Dagagen sind die Einspargründe doch offensichtlich.

Eins statt mehrer Programme bedeuten wenier Technik, weniger Personal, folglich weniger Kosten.

Die Landesfunkhäuser, wenn man sie denn so nennen will - wer sagt überhaupt, dass sie fortgeführt würden - definitiv nicht die gleiche Verwaltungsstruktur, wie der Sitz des Senders. Das auch dort Personal eingespart würde, ist ebenfalls offensichtlich.


Beispiel SWR: Das "Landesfunkhaus in Mainz" produziert gegenwärtig zwei Programme. Die sind aber inhaltlich so dünn, dass man sie im Grund sofort mit denen in BW zusammenlegen könnte, selbst regionale Fenster wären (im Ersten zumindest) überflüssig, denn regionale Berichterstattung findet fast nicht mehr statt. Selbstverständlich könnte der SWR auch im Saarland und in Hessen (o.k. dort wären reginale Proramme aus den Regionalstudios gerechtfertigt).

Die Werbeeinnahmen würde auf einen Sender konzentriert. Die Gebühren ebenfalls.

Nach deiner Logik wären Synergieeffekte, die tagtäglich überall in der Wirtschaft Unternehmenumstrukturierungen begründen, ausgerechnet beim Rundfunk nicht gegeben, im Gegenteil gar ein Kostenfaktor.

Wie gesagt, das ist absolut nicht logisch.
 
Ein hörenswerter Nachtrag zum Gniffke-Auftritt neulich bei den Kulturvertretern:


Bemerkenswert der Hinweis, wie dürftig das groß angekündigte "ARD Kultur" ist. Für mich ist das kein journalistisch gestaltetes "Portal", sondern eine schnöde Landingpage, die nur ein paar ausgewählte Sendungen und Podcasts auflistet, die alle auch in den normalen ÖRR-Mediatheken und -Audiotheken stehen.
 
Warum sollte es bitte nicht vermittelbar sein, dass Bremen und Bremerhaven eine eigene Rundfunkanstalt haben. Die Angebote von Radio Bremen haben eine sehr hohe Akzeptanz im Sendegebiet und es gibt eine hohe Identifikation der Bevölkerung mit Radio Bremen wie kaum in einem anderen Bundesland.
Dieses Argument ist mir zu "gefühlig" – was nicht direkt despektierlich gemeint ist, allerdings ein "Luxusproblem" darstellt angesichts des massiven Kostendrucks im ÖR. Was bringt's, wenn allerorts überregional wertvolle, ureigens öffentlich-rechtliche Inhalte eingestellt werden, während Programm für 500.000 Bremer aus Identifikationsgründen nicht angetastet werden soll?

Die Kölner sind auch sehr stolz auf ihre Stadt. Als Dank dafür bekommen sie Lokalradio aus Oberhausen.

Nein, aber als das kleine gallische Dorf, dessen Bewohner sein "butten und binnen" heiß und innig liebt und um dessen Bestand nach Vereinnahmung durch den NDR gewiss gebangt werden muss.
Also lieber vor der Schlange erstarren? Außerdem ist das doch Kaffeesatzleserei. Im Gegenteil: Warum sollte der NDR bei einer Übernahme ein erfolgreiches, etabliertes Format einstellen? Wenn nicht an den Strukturen gespart wird, ist "buten un binnen" erst recht gefährdet.

Wer sagt eigentlich, dass die Bremer eine stärkere Identifikation mit ihrer Anstalt haben als die Bevölkerung anderer Bundesländer? Gibt es dazu Zahlen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Was von den vollmundigen Versprechungen Gniffkes zu halten ist, sieht man doch auch an dem Punkt, an dem er bei seiner Amtsübernahme darüber getönt hat, dass im Laufe des Jahres ein Digitalkanal eingestellt wird. Wir bewegen uns jetzt hart auf das 4. Quartal zu. Die Intendanten haben bisher noch überhaupt nichts beschlossen. Wenn tatsächlich zum 31. 12. irgendwas eingestellt werden soll, würde es langsam mal Zeit für eine Entscheidung, die sowieso keiner fällen will, weil sie eigentlich auch unmöglich ist.

Na ja, so hat er das dann nicht gesagt!
Sondern:
"Noch in diesem Jahr werden wir sagen, welchen linearen Kanal wir einstellen als ARD."

(bei 1:30)

Zum "sagen" ist schon noch reichlich Zeit....
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben