Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Dann gab es noch eine Aussage zu Netflix & Co., die "schon den heißen Atem der ARD im Nacken spüren"
Völlig suspekt wird es übrigens erst, wenn man bei Netflix und Co mal genauer hinschaut. Die haben nämlich auch nicht wenige ÖR-Serien und -Filme im Angebot. Insbesondere bei Amazon Prime tummelt sich davon jede Menge. Da gibts gar einen kostenpflichtigen ARD+-Kanal, der offenbar Zuspruch findet, sonst würde Amazon das nicht machen. Wie erklärt Gniffke das eigentlich?
 
Bei ARD Plus handelt es sich um ein kommerzielles Tochterunternehmen. Es ist daher verpflichtet, sich marktkonform zu verhalten und entsprechende Wettbewerbspreise aufzurufen.
 
Und wie will die ARD gegenhalten? (Noch) Mehr fiktionale Produktionen? Wer soll das bezahlen? (Netflix 2022: 31 Mrd USD Umsatz / 4,5 Mrd. Gewinn) Wie geht das mit dem Auftrag zusammen?
Die ARD will vor allem mit Investitionen in technische Innovation gegenhalten. Es geht in erster Linie nicht darum, die Produktion fiktionaler Inhalte auszubauen. Davon mal abgesehen, glaube ich, dass man irgendwann einsehen wird, dass es nicht darum gehen kann, trotz sehr guter Inhalte, eine ernsthafte Konkurrenz zu den großen, weltweit agierenden Streaming-Plattformen zu werden.
 
Die man auch nicht werden kann, wenn man bei eben jener Konkurrenz die "Sahnehäubchen" der fiktionalen Unterhaltung ebenfalls anbietet. Das beißt sich nämlich.
 
Nicht wirklich. Disney und Warner haben ihre Inhalte auch an Amazon und Netflix lizenziert, bevor sie ihre eigenen Plattformen aufgemachten.

Das einzige, was wirklich etwas dämlich ist, dass Gniffke ernsthaft denkt, dass man mit diesen Anbietern in Konkurrenz treten muss. Warum? Hat man die Eröffnung von Videotheken in den 80ern auch bekämpfen wollen? Im Radio und TV hat man sich doch sehr kampflos den Privatsendern ergeben.
 
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Die ARD will vor allem mit Investitionen in technische Innovation gegenhalten. Es geht in erster Linie nicht darum, die Produktion fiktionaler Inhalte auszubauen.

Es wird aber wohl darauf hinauslaufen (müssen), wenn man Netflix die Abonnenten "abluchsen" möchte. Dann bekomme ich sicher auch meine "WAPO Parthe", damit sich auch meine Region würdig in der Mediathek vertreten fühlt. ;)

Davon mal abgesehen, glaube ich, dass man irgendwann einsehen wird, dass es nicht darum gehen kann, trotz sehr guter Inhalte, eine ernsthafte Konkurrenz zu den großen, weltweit agierenden Streaming-Plattformen zu werden.

Wenn ich etwas zu sagen hätte, müßte der Staatsvertrag endlich abgeändert werden, damit viele Sendungen nach einer gewissen Zeit eben nicht mehr aus der Mediathek verschwinden müssen. SPON hat ja auch sein Heftarchiv im Net und kein Hahn (andere Verleger) kräht deswegen rum.
 
Hat man die Eröffnung von Videotheken in den 80ern auch bekämpfen wollen?
Das ist der beste Vergleich zu Gniffkes Mediatheken-Wahn, den ich je gelesen habe.:thumbsup: Und so ganz nebenbei kastriert er das Radio. Also das Kerngeschäft nebst seinen vorhandenen Kompetenzen. Gründet aber neue Kompetenz-Center, weil Mediatheken im großen Stil Neuland sind. Paradox, nicht wahr?! Das ist so, als würde ein Schuhmacher nach 50 Jahren sein Geschäft aufgeben & Döner verkaufen, um was Neues auszuprobieren. Können andere auch besser. Netflix & Co könnte die ARD mit ihren Möglichkeiten einatmen. Würde gar nicht auffallen.🤷‍♂️
 
Und so ganz nebenbei kastriert er das Radio. Also das Kerngeschäft nebst seinen vorhandenen Kompetenzen.
Wer legt Radio als "Kerngeschäft" fest? Beziehungweise wer sagt, dass dies in Stein gemeißelt ist?

Mehr Medien müssen sich einen auf Grund der Demografie und der Inflation kleiner werdenden Kuchen teilen. Da müssen die etablierten Ausspielwege notwendigerweise Federn lassen. Ist nicht schön, aber nicht zu ändern.

Ja, in Konkurrenz zu den internationalen Streamingdiensten treten zu wollen, ist vielleicht etwas zu viel gewollt. Stattdessen könnte Gniffke aber auch wie das Kaninchen regungslos vor der Schlange erstarren und damit den ÖR mittelbar abschaffen. Dann doch lieber etwas zu viel wollen und ein bisschen weniger davon auch schaffen.

Interessant fand ich in diesem großen Zusammenhang eine Meldung von letzter Woche:
Eine Trendumkehr bei der Radionutzung Jüngerer: Vielleicht konsolidiert sich die Radionutzung gerade auf einem - wie oben ausgeführt notwendigerweise - niedrigeren Niveau. Warum auch sollte Radio für junge Menschen gar keine Rolle mehr spielen? Das Angebot, den Stream einzuschalten und man wird ohne weiteres Zutun mit Musik, Information und Moderation begleitet und inspiriert, ist attraktiv gerade dann, wenn man sich auf den Streamingplattformen sein eigenes Programm mehr oder weniger mühsam zusammen suchen muss und vom Algorithmus doch immer nur mehr vom Gleichen vorgeschlagen bekommt.
 
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Eine Trendumkehr bei der Radionutzung Jüngerer: Vielleicht konsolidiert sich die Radionutzung gerade auf einem - wie oben ausgeführt notwendigerweise - niedrigeren Niveau. Warum auch sollte Radio für junge Menschen gar keine Rolle mehr spielen?
@thorr bringt da in #1185 einen guten Gedanken ein!- Die berühmte: "Die Jugend!" kann man nicht über einen Kamm scheren.
Klischee, dass GEN Z so absolut unterbelichtet ist, dass sie aktuell NUR TikTok konsumiert. Wer auch nur ein bisschen Hirn in der Birne hat, erkennt den Wert vom Medium: "Radio!"
 
Ich würde die Analyse von thorr auch teilen, dennoch ein kleines aber anfügen wollen.
wenn man sich auf den Streamingplattformen sein eigenes Programm mehr oder weniger mühsam zusammen suchen muss und vom Algorithmus doch immer nur mehr vom Gleichen vorgeschlagen bekommt.
Das Problem der allermeisten Programme in D ist aber genau das, denn die spielen ja auch immer nur dasselbe vom ewig Gleichen mit teils engsten Hot rotations, was wiederum nicht wenige erst zu den Streamingdiensten getrieben hat. Und dann wäre ich mir auch gar nicht so sicher, ob man bei einem Minus im untersten einstelligen Bereich tatsächlich schon von einer Trendwende sprechen sollte.
Dass das Maximum bei den Nutzungszahlen irgendwann erreicht sein würde, ist dagegen schon länger klar. Alles hat halt irgendwann seinen Zenit erreicht. Die Frage ist hier, ob diese "stagnierenden" Zahlen sich auf dem hohen Niveau halten können oder nicht.
 

Ich habe mich wohl in ihm getäuscht. 95% der ARD-Reform schon fertig, na dann kann er ja endlich etwas zurückschalten mit der Schufterei.
 
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95% der ARD-Reform schon fertig,
Das erinnert mich an diese Jubelmeldung kürzlich...

Ja, die ARD-Reform wird wirklich der ganz große Wurf. Überall neue Logos, tolle Dachmarken entstehen, es gibt noch mehr Fußball und anderen Live-Sport im TV, auch neue Krimis in sämtlichen Deutschen Städten entstehen (u.a. Flensburg und Duisburg), dazu wird das lineare Radio weiterhin kaputtgespart, siehe Bayern 2...
 
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Spannend bleibt, wo die neuen "Kompetenzcenter" angesiedelt werden. Was nach außen so selbstverständlich kommuniziert wird, dürfte hinter den Kulissen für einigen Wirbel sorgen.
 
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Was mich mal interessieren würde: Warum heißt es beispielsweise in den NDR-Nachrichten noch am heutigen Tage "Auslöser für die Demos gegen rechts war ein Geheimtreffen in Potsdam, bei dem die millionenfache Deportation von deutschen und nicht-deutschen Bürgern beschlossen wurde", obwohl sich inzwischen herausgestellt hat, dass dies überhaupt nicht stimmt? Wer bewusst Falschmeldungen verbreitet, hat meines Erachtens jegliche Glaubwürdigkeit verloren!
 
Vielleicht bezieht es sich hierauf:
https://www.welt.de/politik/plus250020822/Geheimtreffen-Correctiv-Recherche-landet-vor-Gericht.html (hier hinter der Paywall)
 
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Das ist schon interessant. Dass die Junge Freiheit, das rechtsextreme Presseorgan der AfD, natürlich versucht, die Enthüllungen zu diffamieren, ist nicht verwunderlich. Erstaunlich, dass die AfD nach Bekanntwerden der Enthüllungen, schon personelle Konsequenzen (Bauernopfer) gezogen und das Treffen selbst bestätigt hat.
 
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Es geht wohl darum, dass die sogenannte "Remigration" hier noch immer"Deportation" genannt wird, obwohl CORRECTIV zugegeben hätten, den Begriff falsch verwendet zu haben. Sie haben von von "Deportation" in ihren Texten allerdings gar nicht geschreiben, auch wenn die "Remigration" in die Richtung geht:


Wir entfernen uns damit aber ganz schön vom eigentlichen Thema.
 
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Was soll daran denn bitte nicht der Wahrheit entsprechen?
Der derzeit / seit einigen Wo. in den ö.r-Medien inflationär verwendete, sich auf ein dunkles Kapitel dt.Geschichte beziehende Begriff "Deportation" (dieser bezeichnet die massenweise Abtransport mit anschl. Vernichtung v.a. jüdischgläubiger Staatsbürger währgend der Zeit des 3.Reiches!) ist im aktuellen Kontext vollkommen unangebreacht und wurde auch von den dort Teilnehmenden in keiner Weise verwendet, dies hat sich mittlerweiile ja bestätigt...

"Beschlossen" wurde da im Übrigen auch nix, weil die dort Teilnehmenden allesamt irrelevant sind und m.W. keine bedeutenden Funktionen innehaben, die in irgeneiner Form dazu befugt wären, etwas zu "beschließen". Seemannsgarn dahertüdeln kann aber jeder...

Wenn bewusst ein irreführender Begriff verwendet wurde, ist das ein Fall für den Rundfunkrat, aufgrund Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht. Bitte hier entlang:


Ansonsten istg die negative Berichterstattung wenig überraschend, das Drehbuch dafür wurde in Österreich geschrieben (Ibizavideo).

Mit Gniffkes Reformen hat dies aber alles überhaupt nix zu tun, ebenso wenigb wie die Färbung der Sender.
 
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