Kastrierte Musiktitel – hab' ich was verpasst?

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AW: Kastrierte Musiktitel – hab' ich was verpasst?

Ich hab das vor einiger Zeit mal in einem anderen Faden eingedampft:
Die Sender bemühen sich mit einem Mordsaufwand um möglichst viele Hörer, die möglichst wenig hinhören.
Hat eigentlich mal jemand bemerkt dass der werbefinanzierte Privatfunk damit seine Kunden gehörig über's Ohr haut?
 
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Die Sender bemühen sich mit einem Mordsaufwand um möglichst viele Hörer, die möglichst wenig hinhören.
Dieser Satz ist so genial, dass man ihn eigentlich als Banner über die Foren nageln müsste.
Respekt!
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AW: Kastrierte Musiktitel – hab' ich was verpasst?

Leute, wir sind hier im FORMATRADIO.
Das ist wie der Name schon sagt Radio mit einem bestimmten FORMAT und was da nicht reinpasst kommt raus. Und das ist doch auch gut so.

(Unser Job (und das soll auch die Musik bewirken) ist doch: Den Hörer nicht stören, während er sich nebenbei berieseln lässt.)

Ich finde das hier so genannte "Kastrieren" von Titeln im Formatradio (vor allem zwischen 6 und 18 Uhr) legitim.


Die größten Irrtümer mancher hier im Forum:

1. "Hörer finden MoShows nicht lustig!": Ach ja... und warum erzählen sie dann später jedem Horst den sie treffen den lustigen Spruch vom Morgenmann?

2. "Hörer finden Majorpromos und Gewinnspiele nervig!": Ach ja... und warum raten die Hörer denn dann auf der Arbeit, in der Kneipe und überall sonst, was das mysteriöse Geräusch denn ist und unterhalten sich darüber? Und warum drehen sie das Radio lauter, wenn besagtes Geräusch kommt?

3. "Hörer wollen Musiktitel ungekürzt und ungeschnitten": Das mag bei 2-3 Prozent stimmen aber der Rest will Radio hören bzw. es im Hintergrund laufen haben und da stören zu aggressive Gitarrensoli und Rapteile.
Und mal ehrlich: 7 Minuten November Rain im Radio? Das geht gar nicht. Nach 3 Minuten schaltet die Mutter von zwei Kindern im Auto zum anderen Sender, weil "dieser Rock-Kram hier mit den Gitarren" nicht gefällt.

By the way: Auch TV-Sender schneiden und kürzen... in Filmen und Serien, damit sie in den Programmplatz passen oder um Jugendschutzregelungen zu umgehen. Habt ihr das schon bemerkt?
Die Antwort: Nein!

Und die Moral von der Geschicht: Ihr alle merkts, der Hörer nicht.
 
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Und die Moral von der Geschicht: Ihr alle merkts, der Hörer nicht.

Was die Sache keinen Deut besser macht. Aber auch dies wurde schon oft angemerkt, daß mittlerweile nicht mehr Integrität zählt (d h, daß ich als Macher verantwortungsvoll mit der mir gegebenen „Macht“ umgehe), sondern nur noch, ob es „der Hörer“ bemerkt. Was für eine Verlotterung der Sitten!
 
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@radio_radio_radio

Vielen Dank für Deinen satirischen Beitrag. Du hast wunderbar nachgeäfft, was Berater, Geschäftsführer, Formatfetischisten und andere Verpackungskünstler mangels inhaltlicher Kompetenzen seit Jahren wie ein Mantra predigen.

Herrlich ironisch auch Dein Hinweis auf all die Leute, die während der Arbeit und zu Hause im Familienkreis sowie in der Kneipe kein anderes Thema kennen, als "das geheimnisvolle Geräusch". Ja, stimmt, ich erlebe das auch permanent, es gibt überhaupt kein anderes Gesprächsthema mehr, das ist absolut das Spannendste und Interessanteste, was man sich nur denken kann.

Ach ja, und Kürzen wegen Jugendschutz! Ganz prima, dieser Hinweis. Deswegen sind ja weitgehend alle Wortinhalte und journalistische Sendeplätze weggekürzt worden. Damit die Jugend der Nation nicht durch überflüssige, verstörende und allzu anspruchsvolle Inhalte gefährdet wird.

Das passt alles, wie Du das ironisch auf den Punkt gebracht hast. Willst Du Dich nicht für den "Scheibenwischer" bewerben?

Und jetzt noch an alle Aufrechten: Ich fasse es nicht!
 
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Und die Moral von der Geschicht: Ihr alle merkts, der Hörer nicht.

Wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese kommt mir der Verdacht, dass du bei einem Berliner Privatsender arbeitest. :D

In erster Linie finde ich es unverschämt, wenn die (eigenen) Hörer für dumm verkauft werden! Nach dem Motto: sie hören den Schrott, sie wollen es so! Nein, vielleicht hören sie den Müll tatsächlich, aber vermutlich nur, weil eine bessere Alternative fehlt!

Auch zu behaupten, "November Rain" mit seinen knapp 9 Minuten würde "gar nicht gehen" bestätigt meine oben genannte Vermutung. Es sind die kleinen Besonderheiten, weshalb sich Radiohören oftmals noch lohnt: selten gespielte Stücke aus alten Tagen in Albumlänge, der kurze Schnack mit einem Hörer und zwar live On Air, ein kleiner Versprecher der zeigt, dass im Sender noch eine Seele steckt, kein Programm vom Band.

Man schlägt mich hier jedes Mal, wenn ich etwas Gutes über SWR3 schreibe, aber da spielt man noch gerne "November Rain" oder wie gestern längere Dire Straits-Stücke bis zur letzten Rille.

Dort wurde heute "Krieger des Lichts" von Silbermond nicht gekürzt, sondern um eine Minute verlängert, gegen 16.30 Uhr vor dem Verkehrsservice. Ob das auch eine "Song-Kastration" ist, sei dahin gestellt.
 
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Diese Formatradiogeschichte ist doch eine Diskussion von vorgestern, heute sind alle Stationen die "besten Hits der 80er-, 90er-, und natürlich von Heute." Aus diesem Grund ist das Radio wie eine graue Nebelsuppe, wo die Leuchttürme nur noch spärlich aus diesem Nebelmeer herausragen. Das ist leider eine unschöne Entwicklung.
Der Quote wird alles untergeordnet. Das ist eine unschöne Sache. Darunter leiden auch die Musikredaktionen.
Apropos Musikredaktionen: Wie viel aktive Musiker arbeiten noch dort, also Fachleute, die davon was verstehen? Nicht solche, die irgendwelche Playlists zusammenbasteln?
Wenn es aktive Musiker geben sollte, müsste es doch in deren Interesse sein, die Musiktitel weder schneller spielen zu lassen, wo sie selbst u.U. nicht mehr nachkommen würden, noch zu kastrieren.
Das ist eine berechtige Frage.
 
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Apropos Musikredaktionen: Wie viel aktive Musiker arbeiten noch dort, also Fachleute, die davon was verstehen? Nicht solche, die irgendwelche Playlists zusammenbasteln?
Wenn es aktive Musiker geben sollte, müsste es doch in deren Interesse sein, die Musiktitel weder schneller spielen zu lassen, wo sie selbst u.U. nicht mehr nachkommen würden, noch zu kastrieren.
Das ist eine berechtige Frage.

Was bringen denn Fachleute wenn sie nicht dürfen wie sie können/wollen?
Persönliche Interessen spielen da sowieso keine Rolle (mehr), die Zeiten sind doch lange vorbei dass persönliche Kriterien sich bis auf das Musikprogramm auswirken durften.
Die Formatierung der Welle (->Musikfarbe und -programm) zocken doch nicht die Musikredakteure beim Kaffee untereinander aus.
Die Vorgaben kommen von "oben" - und die Musikredaktion muss den vorgegebenen Rahmen füllen. Das kann man halt so oder auch so machen...
 
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Apropos Musikredaktionen: Wie viel aktive Musiker arbeiten noch dort, also Fachleute, die davon was verstehen?
Von wegen... Sorry, das sind die schlimmsten....
aber der Rest will Radio hören bzw. es im Hintergrund laufen haben und da stören zu aggressive Gitarrensoli und Rapteile.
Obwohl es als Satire gemeint war: Genau so ist es. Ich sehe da nichts Verwerfliches daran...
Solche Titel gehören nicht ins Tagesprogramm, sondern in die abendlichen Spezialsendungen (generell gesagt).
Leute, wir sind hier im FORMATRADIO.
Musikladungen, Kürzen von Titeln, Gewinnspiele etcpp. haben nichts mit einem Format zu tun.
Ich könnte direkt als Berater anfangen, was?
Nein.
 
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Vielleicht habe ich bislang bewusst einen Bogen um die Sender mit den kastrierten Musiktiteln gemacht oder sie waren wenigstens gut geschnitten (Antenne Bayern?).

Nun bin ich aber mal des nächtens beim lokalen Spätzlesender "Die neue 107,7 Bester Rock und Pop" gelandet - und was mir da neben kastrierten Titeln im Nachtprogramm auffiel, war der katastrophale Schnitt an allen Ecken und Enden.
Da werden z.B. 10 Sekunden im Anfang unterschlagen (ganz übel bei "I Don't Like Mondays") und auch sonst gibt man sich keine Mühe, das zu kaschieren.

Nein, am Internet lag das sicher nicht, das schluckt so lange und saubere Schnitte nicht. Es gab auch keine Buffer in der Nacht.

Da feiert, von dem Übel als solchem abgesehen, der Dilettantismus fröhliche Urständ'.
Schlimmer geht's nimmer, möchte man meinen, und dennoch fürchte ich, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist. :(
 
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Apropos ABY: gerade gehört; wiedermal (wie schon mal vor einiger Zeit) eine wirklich besch... Songfolge: Sarah Connor - Christmas in my heart und danach Joe Cocker - Summer in the City! :D :wow: :wall: :wall:
Und natürlich fein säuberlich geschnitten...
 
AW: Kastrierte Musiktitel – hab' ich was verpasst?

Apropos ABY: gerade gehört; wiedermal (wie schon mal vor einiger Zeit) eine wirklich besch... Songfolge: Sarah Connor - Christmas in my heart und danach Joe Cocker - Summer in the City! :D :wow: :wall: :wall:
Und natürlich fein säuberlich geschnitten...

Also da stellt sich mir echt die Frage "Wer hört diesen Sender noch?":wall:
Also auf keinen Fall Leute die auf gute Musik in voller Länge stehen
 
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Apropos ABY: gerade gehört; wiedermal (wie schon mal vor einiger Zeit) eine wirklich besch... Songfolge: Sarah Connor - Christmas in my heart und danach Joe Cocker - Summer in the City!
Dann wird es ein "Software-Fehler" gewesen sein. Wenn man entsprechend eng geladene Musikkategorien hat und man nicht über die playlist drüberschaut, passiert sowas.
(Das ist so wie beim Skatspiel: irgendwann kommen beim Geben immer wieder die gleichen Karten in der gleichen Folge...)

Auch bei ffh, die im Moment deutlich etwas in Richtung "bob!" gehen (17:09 Highway to hell / AC/DC, wäre in früheren Tagen und zu dieser Tageszeit vollkommen ausgeschlossen gewesen...), kommt trotz angeblicher "von Hand zusammengestellter playlist" sowas vor:
All summer long von Kid Rock (immer noch....) um 17:12, und das bei 5.4 Grad Celsius, dichter Bewölkung und Bodennebel... :rolleyes: (:D)
 
AW: Kastrierte Musiktitel – hab' ich was verpasst?

Also da stellt sich mir echt die Frage "Wer hört diesen Sender noch?":wall:
Also auf keinen Fall Leute die auf gute Musik in voller Länge stehen

Ich in der Regel nicht. Wollte mir aber mal ABY für etwas längere Zeit (also mal 2-3 Tage; falls man das überhaupt aushält) reinziehen, um den Kontrast zu Bayern 3 herauszufinden.
Und ich kann mittlerweile glaub ich wieder zu meinem Stammsender zurückkehren, denn Nachrichten und Infos sowie der Wetterbericht sind einfach grottenschlecht und inhaltsleer, ständige Wiederholungen, besch... Comedy und eben die angesprochenen gekürzten Songs.
Und so leid es mir tut, wenn man als Moderator nur "Bayerns meiste Musik" ansagen kann...; denkt euch den Rest!
Armes ABY! Und arme Hörer, die sich das antun.
Aber jetzt ist´s wieder gut, nich dass wir zu sehr vom Thema dieses Fadens abrutschen... :cool:
 
Radio "NERV" kastriert einen offenbar nicht formattauglichen Teil der aktuellen deutschen Verkaufs-Single Nummer 1, "We found Love" von Rihanna feat. Calvin Harris.
 
Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Redakteure meinen, sie könnten das geistige Eigentum eines Künstlers mit der Schere verbessern. Das ist eine unglaubliche Anmaßung und gehört m. E. sogar unter Strafe gestellt.
 
Jawoll, Rübe ab! Ich bekenne hiermit, ausgangs der 80er zusammen mit einem Technikkomplizen "Light My Fire" von den Doors auf 4:35min gekürzt zu haben. Und zwar nicht mit der Schere, sondern durch Überblenden der Teile mit zwei Bandmaschinen. Der Musikchef (studierter Musiker) wollte den Song lieber gekürzt spielen als garnicht. Und einfach im Gitarrensolo ausblenden kam schlecht.

Wir waren noch jung, dachten uns aber sehr wohl etwas dabei und machten uns mit den "Edits" viel Arbeit.

Damals schon war die Ansage der Berater, dass Rapper und Stromgitarren den Hörer unnötig irritieren und zumindest in der Primetime nach Möglichkeit zu vermeiden sind. Der damalige Musikchef erzählte von einem fernen Sender, wo das Saxophon verteufelt wurde und man eine Version von "Baker Streeet" ohne Saxophon gebastelt hatte. Leider war das entprechende Tondokument schon damals nicht zu beschaffen, es hätte uns sehr interessiert.
 
Nein, garnicht, ich war jung und brauchte das Geld. Außerdem entsprachen die sog. "Radio Edits" der Plattenfirmen mit Sicherheit ebenfalls nicht immer der Intention, die der Künstler (damals gab es noch Künstler, nicht nur Interpreten) mit der Albumversion des Stücks verfolgt hatte.

Ich halte das [professionell gemachte] Verändern von Titeln fürs Radio nach wie vor für legitim, und wenn der Titel zu lang ist und Anfang wie Ende prägnant sind, klingt es allemal besser, ihn in der Mitte [handwerklich gut] zu kürzen als ihn in der Sendung am Ende auszublenden.

Wie das mit den Doors war, weiß ich nach über 20 Jahren nicht mehr genau. Ich meine, die Singleversion, die wir hatten, war irgendwie blöd ausgefadet, und wir wollten den Schluss erhalten.
 
Gar nicht bitte in zwei Worten...
Außerdem entsprachen die sog. "Radio Edits" der Plattenfirmen mit Sicherheit ebenfalls nicht immer der Intention, die der Künstler (damals gab es noch Künstler, nicht nur Interpreten) mit der Albumversion des Stücks verfolgt hatte.

Sehr richtig. Selbst die Industrie entdeckte manche Unverträglichkeit und lieferte radiocuts an. Bis dato.

Ich halte das [professionell gemachte] Verändern von Titeln fürs Radio nach wie vor für legitim, und wenn der Titel zu lang ist
Das ist der Punkt. Es muß unhörbar und gut gecuttet werden. Und ein anderes Argument: Lieber einen leicht beschnittenen Titel spielen als diesen ganz in der Tonne verschwinden lassen.
 
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