Um dem spannenden Thema noch ein wenig Material zuzuführen, hier die Meldung, die zum neuen Hamburger Mediengesetz über dpa kam:
Hamburg ändert Mediengesetz: Keine Mindest-Wortbeiträge mehr
Hamburg (dpa) - In Hamburg sollen private Rundfunksender künftig keinen Mindestanteil von Wortbeiträgen mehr anbieten müssen. Der Senat der Hansestadt beschloss am Dienstag den Entwurf für ein neues Mediengesetz, das nach Einschätzung der FDP das liberalste der Bundesrepublik ist. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Grünen kritisierten den Entwurf als Weichenstellung in Richtung auf weniger Qualität und mehr "Verdudelung" des Rundfunks.
Künftig soll die Hamburger Landesmedienanstalt nur noch darüber wachen, ob das Programm eines Senders zum gesamten Medienangebot in der Stadt passt, und nicht mehr darüber, wie hoch etwa der Wort- oder Werbeanteil ist. Die Landesregierung aus CDU, FDP und Schill-Partei wolle mit dem neuen Gesetz Überregulierungen abbauen und die Rahmenbedingungen auf die Erfordernisse des "typischen dualen Rundfunks" zurückführen, sagte der Staatsrat (Staatssekretär) in der Senatskanzlei, Volkmar Schön.
"Die Zeit des Minutenzählens ist vorbei", sagte Schön zu den neuen Voraussetzungen für Zulassung und Betriebs von Privatsendern. Wie groß Wort- oder Werbeanteil künftig seien, solle der Markt bestimmen. Die Sender müssten künftig etwa keine Nachrichtensendungen mehr selbst produzieren, sondern könnten sie komplett aus Agenturmaterial bestreiten.
Die DJV-Landesvorsitzende Annegret Witt-Barthel sagte, es sei nicht ersichtlich, dass die Änderungen den auch "vom Bundesverfassungsgericht formulierten Qualitätsanforderungen für den privaten Rundfunk dienen". Eine "reine Missbrauchsaufsicht genügt angesichts der Bedeutung des Privatfunks nicht". Nach Ansicht der Grünen führt die Tatsache, dass die Sender künftig keine Wortbeiträge mehr senden müssen, zu einer "Verdudelung des Rundfunks". Gerade kleine Sender würden angesichts der sinkenden Werbeerlöse das "Angebot wahrnehmen und ihre Redaktionen abbauen".
Dagegen begrüßte die FDP das Gesetz, das noch vor der Sommerpause im Landesparlament verabschiedet werden soll. Der medienpolitische Sprecher ihrer Bundestagsfraktion, Hans Joachim Otto, sprach von einem "medienpolitischen Frühlingserwachen". Dies sei ein entscheidender Schritt in Richtung Entbürokratisierung und Eigenverantwortung. Otto forderte erneut eine Bundesbehörde für Medien und Telekommunikation und rief alle Bundesländer auf, dem Hamburger Beispiel zu folgen. Der Chef der Hamburger FDP- Bürgerschaftsfraktion, Burkhardt Müller-Sönksen, erklärte, damit schaffe der Senat "die bundesweit attraktivsten Rahmenbedingungen für den privaten Rundfunk".
Wenn ich das richtig verstehe, ist das Mediengesetz gemessen an der Realität nicht neu, sondern fasst nur das in einen angemessenen Gesetzestext, was im Prinzip Stand der Dinge ist. Will sagen: Im täglichen Programm wird sich durch die Neufassung kaum etwas ändern, es wird nur "legalisiert".