Euer Pommes/Pizza Vergleich hinkt ganz gewaltig. Wenn man einen Musiktest macht - oder auch mehrere, fragt man nicht nach drei Songs und einer Musikrichtung, sondern klappert hunderte verschiedener Songs ab. Die läßt man von Leuten bewerten, für die das Musikprogramm gemacht wird, sprich von der Zielgruppe. Logisch. Wenn die dann aus hunderten von Gerichten Pommes und Pizza als ihr Lieblingessen herauswählen, kriegen sie es tatsächlich. Damit sollte man ein einigermaßen gutes Ergebnis herauskriegen, was die Leute hören wollen und was nicht. Um ehrlich zu sein, kann ich das aber auch nicht so richtig glauben. Ich habe selbst einmal in einem Marktforschungsinstitut gearbeitet und wildfremde Menschen telefonisch nach ihren Vorlieben befragt. Ich habe aber nicht einen ehrlichen Interviewer gesehen. Man steht unter Zeitdruck, die Cheffes schauen einem auf die Finger und auf die Anzahl der Interviews, die man schafft. Wenn es zu wenige sind, gibt's einen Rüffel und irgendwann die Kündigung. Was macht man also? Man würgt Leute, die zu langsam antworten, schnell ab und füllt das Interview einfach so aus, wie man Bock darauf hat. Der Fälschungsgrad liegt nach meiner Schätzung bei guten 25 bis 30 Prozent. Gold sind solche Umfragen also nicht unbedingt, es sei denn, man macht denselben Test ein paar Mal mit verschiedenen Versuchspersonen - ausgeführt von verschiedenen Marktforschungsinstituten. Aber das wird natürlich nicht gemacht.
Für die MA gilt das gleiche. Hier haben wir auch noch ein anderes Kreuz. Die Umfrage ist nicht wirklich repräsentativ. Und dadurch leiden kleine Sender. Für die können fünf Stimmen weniger gleich ein paar Tausend Hörer weniger bedeuten.
Fazit: Tests gut und schön, aber die betreffenden Radiomacher sollten trotzdem auch ihre eigene Kreativität einbringen. Schließlich wird - egal was man auch macht oder nicht macht - ein gewisses Risiko bleiben. Und im Test liegt nicht der Stein des Weisen begraben, auch wenn man damit eine bestimmte Grundrichtung erfährt. Das ist nicht genug, um sich alleine darauf zu stützen.