Du hast die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Für dich bin ich ein Troll, für mich bist du ein ewig "Gestriger".
Sind wir jetzt quitt?
Dürfte kaum für's Thema sinnvoll sein, das aufzuwiegen. Der "ewig Gestrige", der ich dann halt bin, ist so weit erwachsen geworden, dass er Technik als reinem Selbstzweck nichts mehr abgewinnen kann. Er prüft, welche Neuerung wirklich sinnvoll ist und entscheidet dann, sie zu nutzen oder halt auch nicht.
Audiotechnik war ich immer aufgeschlossen gegenüber. Ich bin nicht sentimental, wenn es um die LP geht. Ich erkenne die CD, so nicht stupide brachial gemastert, als das bessere und vor allem viel bequemere Medium an, zumindest solange sie noch technisch auslesbar ist (da hat die LP Vorteile, irgendwie abspielbar wird sie immer sein). Ich nutze seit ca. 20 Jahren MP3 und habe keine Probleme damit, denn schon bei 192 kBit/s LAME 3.93.1 kann ich auch mit großer Mühe normalerweise keinen Unterschied mehr zum Original hören (andere behaupten, dies auch noch bei 320 kBit/s zu können). 1991 habe ich VHS-HiFi als hochqualitatives Medium für 8-Stunden-Aufnahmen eingesetzt, heute haben diese Aufnahmen hohen dokumentarischen Wert. Und 1991 kaufte ich mir (damals noch Schüler) ein schweineteures Tapedeck mit Dolby S, ich wollte den damals neuesten Rauschkiller einfach haben. Ich besaß in meinen heftigsten Zeiten 4 (vier) DAT-Recorder, weils einfach so viel besser war als die olle Kompaktkassette. Ich ärgerte mich mit den Kinderkrankheiten der Sony-Dreimotoren-DATs herum und blieb dem Medium wegen der Vorteile treu. Ich war offenbar einer der ersten Heimanwender, der vom externen A/D-Wandler (dem im Sony-DAT) bitgenau digital in den PC konnte - zu Zeiten von Windows 98. Der DAT wurde dazu sogar noch umgebaut, damit er nicht nur 48 kHz, sondern auch 44,1 kHz samplen konnte.
Audio, das durch meine Anlage lief, war in einigen öffentlich-rechtlichen Anstalten auf Sendung. Bei Werner Reinke lief einmal auf hr1 ein Vinyl-Umschnitt, den ich daheim erstellt hatte, weil der Titel in dieser Version im hr-Archiv fehlte. Das geht nur, wenn man einigermaßen up-to-date ist mit der Technik.
Seit 1993 höre ich Radio via Satellit, ich besaß einst DSR- und später ADR-Tuner, weil ich so an die Welt des Radios rankam. Mit ADR war ich bei einigen Anstalten (MDR, hr, SWR) klanglich sehr unzufrieden, das ging bis zum Sommer 2003 so, als der MDR durch eine skurrile Panne auf einen Fehler stieß, den ich aufgrund meiner Hör-Erfahrung und bescheidenen technischen Einblicke auf "Endkunden-Seite" bereits Jahre vorher vermutet hatte. Nachdem MDR und SWR deswegen (nicht wegen mir!) die Coderparameter änderten und der hr es nicht tat, stieß ich den Prozess beim hr an - des besseren Klanges wegen. Nach einer Testphase mit hr3 wurden dann alle hr-Wellen umgestellt, das Ergebnis war intern überzeugend.
Seit 1999 habe ich auch DVB-S zum Radiohören in Benutzung, seit ca. 2009 DVB-C am zweiten Wohnort. Warum? Weil es besser ist als UKW, sowohl hinsichtlich Vielfalt als auch bei den deutschen Öffi-Programmen hinsichtlich Audioqualität.
Böte mir DAB einen Mehrwert hinsichtlich Programmvielfalt und Klangqualität, hätte ich auch DAB-Geräte im Besitz, vielleicht nicht selbst, aber bei meinen Eltern. Da die nüchterne Bestandsaufnahme des DAB-Mehrwertes bei meinem Radio-Nutzungsverhalten ("stationärer Hörer") im Unterschied zu
@Der Radiotor sehr vernichtend ausfällt und da sich DAB nach anfangs echt besserer Qualität verglichen mit den allermeisten UKW-Empfangssituationen zu einer meist klanglichen Katastrophe entwickelt hat, verzichte ich. Und weil die technische Qualität inzwischen so miserabel ist, werde ich auch nicht aufhören, das zu benennen, denn Gewöhnung bedeutet an dieser Stelle: Rundfunk künftig nur noch in einer Qualität, die seit den 1950er Jahren überwunden war. Und damit nicht mehr nutzbar für mehr als nur Nebenbeihören.
Ich bin mir bewusst, dass DAB anders könnte. Aber dieser Konjunktiv nutzt nichts, real parametrisiert man das System meist in einer beschämend schlechten Audioqualität. Und das nicht nur bei den Dudlern, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, sondern viel zu oft auch bei den "gehobenen Programmen".
Ob ein qualitativ minderwertiger Rundfunk unbedingt das "Zeichen der Zeit" sein sollte, bezweifle ich.
Ich höre häufig Deutschlandfunk Kultur und Bayern 2.
DLF Kultur immerhin mit 112 kbps HE-AAC. Etwas steril wirkend in den Höhen, bei manchen Titeln ist das wirklich störend für mich, aber für Mobilempfang halte ich das auch für völlig ok. Zumal die SBR-Fake-Höhen irgendwie vom Codec bissl abgesenkt werden, zumindest war das vor einigen Jahren so, als ich mir das mal genauer anhörte und ansah.
Bayern 2 nur mit 96 kbps HE-AAC. Das war enttäuschend, da hatte ich mir gerade bei diesem Programm vom BR doch mehr erhofft (nämlich wirklich 144 kbps LC-AAC). Der Klang geht für unterwegs ok, wie ich selbst mit der Berliner Version (gleiche Bitrate, Codec steht auch in München im Funkhaus) in einem Skoda-Werksradio testen konnte auf einer Fahrt zur Kurzwellenstation Nauen. Wir hatten Bayern 2 laufen, nicht allzu laut, sondern so, dass man es gut hören konnte. Ja, das ist für diesen Zweck ok. Und Bayern 2 kann einiges an Qualität retten, weil deren das Audiospektrum erhaltende dezente Processing (wohl immer noch Jünger d07) die Spektralbandreplikation nicht so irritiert, wie es typisches heutiges Krawallprocessing mit dynamischer Mehrband-Bearbeitung täte. Also: sauberes Signal rein - besserer Output des Codecs.
Aber Mobilempfang ist nicht die einzige Art der Hörfunknutzung. Das bitte nicht vergessen.
Ich halte es für nicht zielführend, besseren Empfang gegen schlechtere Audioqualität aufzuwiegen. Es mag dort, wo UKW-Empfang fast gar nicht störungsfrei geht (übrigens ist das auch in Berlin-Zentrum so, die UKW-Tuner werden vom Fernsehturm regelrecht zugestopft, es rauscht und zischelt und in Ostberlin geht das RBB Kulturradio nur schlecht, das gilt da schon als "Fernempfang"), ja erstmal ganz nett sein, formal störungsfreien DAB-Empfang zu haben, aber gibt man sich damit schon zufrieden, fällt man alljenen in den Rücken, die ernsthafteres vorhaben, die also z.B. eine Radiosendung zu Hause im Wohnzimmer hören wollen. Dazu braucht man dann eine höhere Qualität. Wenn wir die Magerbitraten bei DAB durchgehen lassen (zumindest bei den Öffis), liegt die Hemmschwelle niedriger, uns auch die DVB-Versionen qualitativ zu kastrieren. In Norwegen ist das bereits geschehen: 64 kbps HE-AAC auf Satellit bei der NRK, schauderhaftes Geklirre, egal ob Pop auf NRK mP3 oder Klassik auf NRK Kassisk, absolut unbrauchbar.
Der BR hat dankbarerweise für das Rhein-Main-Gebiet einen Sendestandort für DAB+ aktiviert, der bei UKW fehlt: Den Hahnenkamm bei Alzenau. Dank diesem kann man erstmals Bayern 2 störungsfrei terrestrisch im Autoradio hören.
3. Ja, neben den Qualitätsprogrammen lasse ich mich auch mal berieseln. Deutschlandfunk Nova, Radio Bob (endlich ebenfalls störungsfrei), Schwarzwaldradio, auch mal lulu.fm, egoFM und Puls sind Programme, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
Deine Empfangssituation liefert ja tatsächlich ein wichtiges Argument pro DAB: mehr Programme empfangbar, darunter sogar welche, die Dich interessieren. Ich muss respektieren, dass Dir die Audioqualität dabei offenbar egal ist (es geht da vor allem um den BuMu und egoFM, Puls hat ja wenigstens noch 96 kBit/s) - mir wäre sie es nicht. Da müsste es schon ein für mich sehr wichtiges Programm sein (wie einst DT64), dass ich mich mit klanglichen Katastrophen zufriedengeben würde (damals Mittelwelle!). Ich würde heute eher verzichten.
Dass viele Programmanbieter noch mit Magerbitraten senden, liegt nicht an der Technologie DAB+
Natürlich nicht, zumindest nicht auf dem direkten Wege, dass man nicht mehr Bitrate verwenden könnte. Indirekt aber schon: DAB ist in seiner spektralen Effizienz eine Katastrophe (bei EEP 3-A ca. Faktor 9 schlechter als DVB-C bei der Kanalausnutzung), weil man den Fokus auf stabilen Mobilempfang gelegt hat. Das ist ja auch völlig ok, wenn man ein terrestrisches Rundfunksystem entwickelt. Nur - ich wiederhole mich - sind die Nettobitraten von DAB am ehesten noch zu den rundfunkpolitischen Gegebenheiten der 1980er Jahre passend, nicht aber zu den heutigen. Man bräuchte überall die doppelte bis dreifache Zahl an Muxen, um in anständiger Audioqualität arbeiten zu können. Ich bezweifle, dass es künftig da noch große Verbesserungen geben wird. Es ist ja "bloß Radio". Man setzt den Leuten den kratzigen Sound vor, erklärt die Kritiker zu Aluhutträgern und belässt es dabei. Höchstens von manchen Öffis erhoffe ich mir da noch eine Verbesserung, am ehesten vom BR.
Ich habe dafür nun eine große Programmvielfalt in endlich guter, rauschfreier Qualität.
Und nochmal: "rauschfrei" ist nicht das einzige Kriterium für anhörbare Audioqualität. Nicht nur von mir weiß ich, daß dezentes konstantes Hintergrundrauschen als wesentlich weniger lästig empfunden wird verglichen mit den dynamischen Artefakten zu niedriger Bitraten.
Bayern 2 ist mir mit 96kbps zu knapp, aber wenn der BR im Frühjahr seine Ensembles umstrukturiert und endlich Bayern 1-Regionalversionen vom bayernweiten Ensemble in die regionalen verschiebt, erwarte ich mir hier Verbesserung.
Ich hoffe auch. Das wäre großartig. Was ich von BR Klassik auf DAB kenne, ist für mich jenseits jeglicher Diskussion. Die Vorteile einer digitalen Übertragung ohne die Nachteile wahrnehmbarer Artefalke.