Wohin geht die Reise für das Medium Radio?

@Sprollywood. Du weißt schon, dass Kalkofe inzwischen bei der RTL-Gruppe gelandet ist (Nitro)? Insofern ist der zweite, verlinke Artikel nicht mehr relevant. Genauso wie Tele 5.

Der erste Artikel dagegen ist interessant und die Frage dort könnte man auch PD´s und GF´s von Radiosendern stellen: Geht es um Hörer und Einschaltquoten, oder wie man am besten billig Programm produziert?
 
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Beim Radio ist es wie bei den Zeitungen oder dem linearen Fernsehprogramm. Die Leute wandern immer mehr ins Netz ab. Sie können dort alles rund um die Uhr bekommen - maßgeschneidert auf ihre Bedürfnisse.
Gerne höre ich auch Streaming-Musik oder -Podcasts. Aber morgens im Bad, auf der Fahrt zur Arbeit, usw. habe ich gar keine Lust, immer Konserve zu hören. Man hat die Auswahl aus ALLEM, darum will man auch kein Radio mehr ist zu kurz gedacht. Und ein paar aktuelle Informationen oder ein bisschen Geplauder mit aktuellem Bezug mag ich schon.
Wer hat denn Lust andauernd nur seine eigenen oder für ihn generierten Playlists zu hören.
 
Lineares und Nonlineares ergänzt sich. Nennt sich Medienvielfalt und die sollte gewahrt werden. Alles andere würde ich als massive Einschränkung betrachten. Das kann nicht gewollt sein.
Ein YouTuber hat jetzt eine interessante Diskussion angestoßen. Sein Vorschlag (auch hier aufs Fernsehen bezogen): Der Programmauftrag der Öffentlich-Rechtlichen sollte auf Information, Bildung usw. beschränkt werden. Bei der reinen Massen-Unterhaltung hingegen habe sich schon seit den 1980er-Jahren gezeigt, dass die Privaten das wesentlich besser können.

Übertragen aufs Radio beobachte ich dort genau dasselbe: Wenn es ums reine AC-Formatradio geht, funktioniert der Wettbewerb m.E. ganz gut. Aber z. B. Sendungen mit Hintergrundwissen über die Musikkultur, bei denen ausgewiesene Musikjournalisten und DJ's ihre eigenen CD's und Schallplatten (oder heute wohl eher MP3's auf einem USB-Stick) ins Studio mitbringen und selbst anmoderieren, scheint im Privatfunk nirgends rentabel zu funktionieren. Das wäre dann z. B. ein Thema fürs öffentlich-rechtliche Radio.
 
Das wäre dann z. B. ein Thema fürs öffentlich-rechtliche Radio.
Zu dumm, dass man derartige Sendungen überall dort abgeschafft hat, allein der Blick nach Hessen verrät:
-Schwarzweiß, CrossCountry, Chan-Song, All Soul, Jazzfloor, Total Global, Blind Date, Song connection (HR1)
-Madhouse, Partygrooves, Hitparade int., World Chart Show, Modern Rock, Hard ´n´heavy, Pop remember (HR3)
-Voyager, Crossover, Theaterjournal, Swingtime mit Bill Ramsey (HR2)
-Clubnight, Pitch control, Clubtraxx, Chillout, Dope Beats, Freestylist, Meantime, Outbreak, Subworld, Unfrisiert, Wunschtrax (HRxxl)
-Schellack-Diskothek (HR4)

 
Der Programmauftrag der Öffentlich-Rechtlichen sollte auf Information, Bildung usw. beschränkt werden. Bei der reinen Massen-Unterhaltung hingegen habe sich schon seit den 1980er-Jahren gezeigt, dass die Privaten das wesentlich besser können.
:wow: Da könnte man ja jetzt vortrefflich drüber streiten. Am Anfang des Privatfunks wurde alles mögliche vom ÖR kopiert, was von selbigen dann wieder zurückkopiert wurde und was sich am Ende soweit hinaufschaukelte, das man heute den Eindruck hat, das zumindest im TV weder ÖR noch Privat ein vernünftiges, sprich vielfältiges Unterhaltungsprogramm hinbekommen.

Übertragen aufs Radio beobachte ich dort genau dasselbe: Wenn es ums reine AC-Formatradio geht, funktioniert der Wettbewerb m.E. ganz gut. Aber z. B. Sendungen mit Hintergrundwissen über die Musikkultur, bei denen ausgewiesene Musikjournalisten und DJ's ihre eigenen CD's und Schallplatten (oder heute wohl eher MP3's auf einem USB-Stick) ins Studio mitbringen und selbst anmoderieren, scheint im Privatfunk nirgends rentabel zu funktionieren. Das wäre dann z. B. ein Thema fürs öffentlich-rechtliche Radio.
Auch das erlaube ich mit anzuzweifeln. Wenn eine Sendung eine entsprechende Base hat, ist es dem geneigten Hörer völlig schnurz ob er das auf einem ÖR- oder einem Privatsender hört. Was du da formulierst ist das seit gut 20 Jahren von Beratern in die Köpfe der Privatfunkmacher eingehämmerte Kauderwelsch, dass es beim Privatfunk nicht um Hörernähe geht, sondern nur ums Geldverdienen ohne großen Aufwand.
 
Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nur informiert und nicht unterhält, verliert er auch einen Teil seiner Akzeptanz. Und überhaupt: Wo fängt Unterhaltung an und hört Information auf? Die Grenze ist sehr fließend, also wird es immer Spielraum für Interpretationen geben.

Ich denke nicht, dass eine Aufteilung zwischen reiner Information (öffentlich-rechtlich) und reiner Unterhaltung (privat) das Problem lösen würde. Was wäre mit der Unterhaltung von Minderheiten? Klassik-, Country-, Chansonfans? Diese würden privat wegen der Gewinnmaximierung herausfallen. Dass sie teilweise auch aus der öffentlich-rechtlichen Versorgung herausgefallen sind, ist ein ganz anderes Problem. Der ÖR-Apparat hat nämlich vergessen, dass er nicht dazu geschaffen wurde, Gewinn zu maximieren und es den Privaten so schwer wie möglich zu machen, indem sie ihnen alles nachäffen, das Deutschlandradio ausgenommen, welches ohnehin mittlerweile dazu missbraucht wird, alles ungeliebte zu senden, was die Landesanstalten scheuen. Da sind die Privaten zumindest ehrlicher, auch wenn das die Situation nicht unbedingt verbessert. Nein, die öffentlich-rechtlichen Medien müssen sich wieder der Versorgung ihrer Beitragszahler (gerade auch Menschen mit besonderen Geschmäckern) bewusst werden. Wie es in den frühen 90ern war, das könnte ein Fingerzeig sein. Nein, ich weiß auch, dass damals nicht alles Gold war, aber der öffentlich-rechtliche Auftrag wurde zu dem Zeitpunkt noch wesentlich ernster genommen - sowohl in der Unterhaltung, als auch in der Information.
 
Unterhaltung ist das bestmögliche Transportmittel, um Information und Bildung unter die Leute zu bringen. Wenn allerdings Unterhaltung zum reinen Selbstzweck wird und weiter nichts mehr transportiert als Trash und austauschbare Formate, dann kann man auf diese Form der UNterhaltung auch verzichten.
 
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Natürlich muss der ö.r-Rundfunk alle ansprechen, auch die Anspruchslosen. Aber er muss eben (im Gegensatz zur Privatwirtschaft) auch all die jenigen ansprechen, die für die kommerziellen Wettbewerber als Zielgruppe uninteressant/irrelevant/nicht attraktiv (geworden) sind und im Speziellen auch Minderheiten. Und zwar primär die, die in Deutschland leben und hier ihren Rundfunkbeitrag für diese Programme leisten.
 
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Natürlich muss der ö.r-Rundfunk alle ansprechen, auch die Anspruchslosen. Aber er muss eben (im Gegensatz zur Privatwirtschaft) auch all die jenigen ansprechen, die für die kommerziellen Wettbewerber als Zielgruppe uninteressant/irrelevant/nicht attraktiv (geworden) sind und im Speziellen auch Minderheiten. Und zwar primär die, die in Deutschland leben und hier ihren Rundfunkbeitrag für diese Programme leisten.
Das wird allerdings insofern schwierig, da der Publikumsgeschmack im Hinblick auf Musik und Wortbeiträge sich immer weiter ausdifferenziert, aber gleichzeitig sich das Hörverhalten dahin gehend geändert hat, dass die Leute nicht mehr ihren Tagesablauf nach den Sendeterminen von Radiosendungen planen. Wie soll man da so unterschiedliche Zielgruppen, von Klassik über Country, Chansons, Salsa, Reggaeton, House, Trance, Metal portugisischem Fado bis hin zu türkischer Musik alle unter einen Hut bringen? Es funktioniert einfach nicht, dafür sind die Zielgruppen zu unterschiedlich.
 
Country, Chansons, Salsa
portugisischem Fado
Dafür gibt es doch die Kulturprogramme. Warum finden dort überwiegend nur klassische Musik, Literatur, etwas Oper und ein wenig Alibi-Jazz statt? Was ist mit Folk, Soul, Swing? Auch Popkultur fehlt dort zuweilen.


Reggaeton, House, Trance, Metal
Dafür gibt es die sog. "Jugendradios". Fritz hatte beispielsweise für alle diese Genres eine Musikspezialsendung. Auch bei Bremen Vier gab es so etwas. Das hat man überwiegend eingestellt mit den krudesten Begründungen: Abends hört keiner mehr Radio, der Bruch zum Tagesprogramm ist zu heftig...

Auf fritz gitb es das in Ansätzen heute noch, auch eine Show für Weltmusik / Global Pop:


türkischer Musik
Warum sollte das keinen Plattz finden in den ARD-Radios bei 3 Mio. Türken in Deutschland, die hier alle auch beitragspflichtig sind?
BigFM, Planet und Metropol FM spielen auch (u.a.) dieses Genre und müssen sich allein über Werbung finanzieren und erhalten keinen Beitrag.

Absolut hörenswert!
 
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Unterhaltung ist das bestmögliche Transportmittel, um Information und Bildung unter die Leute zu bringen. Wenn allerdings Unterhaltung zum reinen Selbstzweck wird und weiter nichts mehr transportiert als Trash und austauschbare Formate, dann kann man auf diese Form der UNterhaltung auch verzichten.
Grundsätzlich stimme ich zu, möchte aber zu bedenken geben, dass es durchaus auch Unterhaltung als Selbstzweck gibt, die eben kein belangloser Trash, sondern durchaus inteligent gemacht ist. Da wird es ebenso keine wirklich brauchbare Abgrenzung geben können, weil jeder etwas anderes darunter verstehen wird.
Ich glaube, Ziel kann und sollte es nicht sein, den öffentlich-rechtlichen Sendern generell und pauschal zu verbieten, Unterhaltung zu senden, genauso wie ja auch umgekehrt wohl kaum jemand auf die Idee käme, den Privaten jegliche journalistische Aktivität zu untersagen. Bloß die hauptsächlichen Priuritäten sollten meiner Ansicht nach beim ÖRR anderswo liegen als beim Privatfunk, eben tatsächlich mehr auf der Information und auf Zielgruppen, die für die Werbung nicht atraktiv erscheinen. Denn diese würden, wenn der ÖRR sie nicht bedient, wohl gar nicht bedient.
 
Dafür gibt es doch die Kulturprogramme. Warum finden dort überwiegend nur klassische Musik, Literatur, etwas Oper und ein wenig Alibi-Jazz statt? Was ist mit Folk, Soul, Swing? Auch Popkultur fehlt dort zuweilen.
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Dafür gibt es die sog. "Jugendradios". Fritz hatte beispielsweise für alle diese Genres eine Musikspezialsendung. Auch bei Bremen Vier gab es so etwas. Das hat man überwiegend eingestellt mit den krudesten Begründungen: Abends hört keiner mehr Radio, der Bruch zum Tagesprogramm ist zu heftig...
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Warum sollte das keinen Plattz finden in den ARD-Radios bei 3 Mio. Türken in Deutschland, die hier alle auch beitragspflichtig sind?
Ja, natürlich; es gab für so ziemlich jede Nische eine Spezialsendung. Das ist aber alles schon an die 20-30 Jahre her - also zu einer Zeit, wo das massenhafte schnelle Abrufen von Medieninhalten übers Internet noch Zukunftsmusik war. Damals hat man sich halt seinen Terminkalender noch am linearen Radioprogramm ausgerichtet - und beim Fernsehen genauso. Heutzutage ist doch lineares Fernsehen auch fast nur noch bei Live-Großereignissen (ESC, Fußball-WM...) noch relevant. Ansonsten haben auch hier Amazon Prime, Netflix & Co. das Ruder übernommen.

Von daher ist auch die Frage, ob die Öffis (im Radio genauso wie im Fernsehen) noch irgendeine Chance haben, gegen die Privaten anzustinken.
 
@Sprollywood. Du weißt schon, dass Kalkofe inzwischen bei der RTL-Gruppe gelandet ist (Nitro)? Insofern ist der zweite, verlinke Artikel nicht mehr relevant. Genauso wie Tele 5.

Der erste Artikel dagegen ist interessant und die Frage dort könnte man auch PD´s und GF´s von Radiosendern stellen: Geht es um Hörer und Einschaltquoten, oder wie man am besten billig Programm produziert?
Ein privater Sender lebt nun einmal von der Vermarktung des Werbeinventars. Radio wird über relevante Reichweiten vermarktet. Insofern ist der Nutzen eines preiswert produzierten Programms zweitrangig, besonders, wenn es zu Lasten der Reichweite geht.

Trotzdem müssen die Kosten kontrolliert werden. Billigprogramme, die keine Hörerschaft finden, nutzen gar nichts. Was Qualität, sprich hörenswert, ist, entscheidet der Hörer, nicht irgendwelche geschmäcklerischen Foristen in der Radioszene.

Ansonsten lieber Manni Fan, Unterhaltung ist Selbstzweck und muss nicht mit anderen Dingen verkopft werden. Unterhaltung um sogenannte Bildung, News und Information zu transportieren, ist Heilsarmmee-Denke. Erst musste gebetet und gesungen werden, dann gab es warme Suppe.

Kein Wunder, dass die meisten deutschen Radioprogramme oftmals nur ein 'schlechter' Abklatsch ausländischer Formate und Sender sind. Wobei sich in Deutschland die Privaten Sender in einer Zwickmühle befinden, wenn es um Info/News, Bildung, Politik, Kultur geht, da sind sie dem gebührenfinanzierten Öffis hoffnungslos unterlegen. Zumal die politischen Grundausrichtung kaum eine andere ist.

Im Social Media sieht es anders an. Da sitzen die Gebührensender trotz großer Finanzmittel in der zweiten Reihe und das ist auch gut so. Was will man von Privatsendern, die Cash Cows der Verleger sind, auch erwarten?
 
dass die Privaten das wesentlich besser können.
Das mag auf die inzwischen sehr großgewordene Vielfalt auf DAB+ und im Web sicher zutreffen. Die etablierten UKW-Player sind davon aber weit entfernt. Dort wird tatsächlich noch der Stand von vor 20 Jahren gelebt und dargestellt. Eine Veränderung kann es nur durch neue Angebote geben, die es anders machen.
 
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Was Qualität, sprich hörenswert, ist, entscheidet der Hörer,
Nein, der muss nehmen, was er kriegt.
Unterhaltung ist Selbstzweck und muss nicht mit anderen Dingen verkopft werden.
Von müssen hat auch niemand gesprochen. Lediglich davon, dass es ein gut funktionierendes Transportmittel sein kann. Der ÖR liefert doch mit seinen Tatort-Krimis oder früher mit der Lindenstraße immer wieder Beispiele dafür, wie er gesellschaftspolitische Themen über "Unterhaltung" transportiert. Und wenn Günter Jauch nach Millionären sucht, dann haben seine Quizfragen auch eine Bildungskomponente, obwohl es sich um Unterhaltung handelt.
 
Nein, der muss nehmen, was er kriegt.
Der Satz passt meines Erachtens nur in der Vergangenheitsform, denn heute muss der Hörer eben nicht mehr nehmen, was er kriegt, sondern er hat Auswahl, was an sich ja auch wirklich eine sehr gute Sache ist. Sich dann hinzustellen und zu sagen, der Hörer werde schon nehmen, was man ihm vorsetzt, zeugt meiner Ansicht nach von einer gewissen Aroganz, die man sich beim Radio heute an sich nicht mehr leisten kann, wenn man weiterhin eine Existenzgrundlage haben will. Da hat der alte Chinese schon nicht unrecht, wenn er meint:
Was Qualität, sprich hörenswert, ist, entscheidet der Hörer, nicht irgendwelche geschmäcklerischen Foristen in der Radioszene.
Oder wie ich neulich hier schrieb:
Und wenn sich da ergibt, dass die Mehrheit der Hörer die klassischen Dudelprogramme mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, ihr die immer gleichen Musiktitel Freude machen und sie den kleinen Nils als hochwertigen Inhalt wahrnimmt, dann ist das eben so und Freaks wie wir müssen uns damit abfinden.
Dass aber genau sowas mehrheitlich als Qualitätsradio empfunden wird und sich die Hörer ihr Radio exakt so flach und dudelig wünschen, daran habe ich eben so meine Zweifel.
Unterhaltung um sogenannte Bildung, News und Information zu transportieren, ist Heilsarmmee-Denke. Erst musste gebetet und gesungen werden, dann gab es warme Suppe.
Findest Du? Wir sprechen ja nicht davon, dass sich der geneigte Hörer erst wieder die neue Folge vom verrückten Telefon anhören darf, wenn er vorher mal mindestens die "Informationen am Morgen" gehört hat. Ich sehe in diesem Ansatz, Informationen und Bildung über Unterhaltung zu den Hörern zu transportieren, auf Deinen Vergleich bezogen eher die Idee, dass die Leute ursprünglich vielleicht nur vorbeikommen, um ihre warme Suppe zu essen. Und während sie sich gerade an dieser laben, ist es vielleicht einfacher, sie fürs Beten und Singen zu gewinnen, denn die Suppe ist warm und wohlschmeckend und stimmt sie milde. Oder der Hund, der das Medikament, das ihm helfen soll, allein nicht schlucken würde, in ordentlich Leberwurst verpackt dagegen durchaus. Ich glaube, man kann dem Hörer erstaunlich viel nahebringen, wenn man es nur entsprechend aufbereitet.
 
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Billigprogramme, die keine Hörerschaft finden, nutzen gar nichts.
Da gibt es aber einige, die sich auf den zwei bundesweiten DAB+-Muxen austoben.
Man kann sagen leider. Und es sind von den Sendern in den zwei Bundesmuxen die Mehrheit. Gut, 3 davon werden via Sponsoring beatmet weil sie sonst gar nicht atmen würden.
Im Social Media sieht es anders an. Da sitzen die Gebührensender trotz großer Finanzmittel in der zweiten Reihe und das ist auch gut so. Was will man von Privatsendern, die Cash Cows der Verleger sind, auch erwarten?
Äh, wer sitzt da jetzt in der 2. Reihe Öffis oder Private? Die 2 Sätze widersprechen sich.
 
Beim Entscheidenden, der Information, hat der ÖR auch dort deutlich die Nase vorn.
Die Infos laufen längst über andere Kanäle und die ÖR selbst sind nicht ganz unschuldig daran, da eine zunehmende Anzahl an Menschen hierzulande die Berichterstattung der ÖR als tendenziös, einseitig, bevormundend ("ideologische Umerziehungsanstalt") und zuweilen sogar unglaubwürdig empfindet.*

Wenn man mit Nachbarn und Bekannten (oder auch mit Handwerkern oder der stellvertr.Marktleitung eines Discounters, also eher einfach strukturiert denkenden, durchschnittlich gebildeten Bürgern mit konservativer Einstellung aus der Mitte der Gesellschaft, allerdings durch 16 Jahre Stillstand in diesem Land und Aussitzen von Problemen ernüchtert und resigniert) ins Gespräch kommt, sind diese zunehmend genervt u.a. von den ständigen Berichten auf der Eins über die (sehr häufig von linken Kreisen oder SPDnahen Jugendorganisationen oder sogenannten NGOs angestachelten und durch Aussagen von Regierungspolitikern hochgeputschten, Stichwort "Jahr des Kampfes") Demos gegen das Lieblings-Feindbild AFD (hier kann man auch das Neutralitätsgebot in Frage stellen, wenn sich Landtage, deren Ministerpräsident ja letzten Endes die Erhöhung des Rundfunkbeitrags absegnen soll, derart positionieren und die ÖR ausgedehnt darüber berichten) oder die Gendersprache, die von der Mehrheit der Deutschen erwiesenermaßen abgelehnt wird, was ja sogar ARD-Anstalten wie der MDR und WDR höchst selbst berichteten, aber dennoch die Bürger fleißig weiter umerziehen zu versuchen.

Auch dass die Klimakleber teilweise verharmlost oder sogar glorifiziert (die ARD spricht u.a. von "Anfeindung[en]" und "Repression[en]" gegenüber dieser Gruppe - https://www.ardaudiothek.de/episode...trasse-ein-bein-im-knast/tagesschau/94608236/ und spielt ihre nachgewiesenen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten als "zivilen Ungehorsam" runter - https://www.swr.de/justizreporterinnen/klimakleber-kriminelle-vereinigung-100.html) , die Bauernproteste aber hingegen verteufelt oder als wütender Mob abgetan werden während man sich selbst als Opfer darstellt, ist nicht zielführend für die eigene Akzeptanz in der Bevölkerung.

*https://www.deutschlandfunk.de/debatte-um-wdr-lied-umweltsau-ein-witz-wird-zum-kulturkampf-100.html

Auch der einfache Bürger hat mittlerweile verstanden, was ein Gatekeeper im Journalismus ist, wie sich die Rundfunkräte (bereits mehrfach wurde die mangelnde Vielfalt dort zurecht kritisiert) zusammensetzen und welche Parteibücher dort besonders häufig vertreten sind, wie die Redaktionen, die ja letzten Endes vom Wohlwollen der MP der Länder (die ja schon mehrfach öffentlich mit einem Veto bei der Abstimmung über die Erhöhung gedroht haben) abhängig sind, arbeiten und dass dort -wie überall- Agenda Setting betrieben wird. Die Nachrichten im Radio haben eben nun mal nur noch 3 Minuten Länge, abzüglich Otöne. Am Wochenende, wenn sie zu mehr als der Hälfte der eigentlichen Sendezeit aus Wintersport und Bundesligafußball bestehen, noch viel weniger. Da muss man schon genau überlegen, wie man diese Sendezeit füllt, sprich: was man prominent platziert und was hinten überfällt, eins, zwei, drei ... Die Wahrheit ist manchmal unangenehm.
 
Neuerdings werden wieder mehr AfD-Leute eingeladen (Lanz, "Hart aber fair"), offenbar hat man endlich den Schuss gehört. Wenn man sich nicht bald aktiv mit den Vertretern dieser Partei auseinandersetzt statt sie in Ampel-Manier permanent zu verteufeln oder AfD-Proteste als demokratieerhaltende Bürgerpflicht zu bejubeln wird es bald ein böses Erwachen geben.

Irgendwann muss man sich mit dem durch die AfD repräsentierten Teil der Bevölkerung und seinen Ängsten und Sorgen auseinandersetzen, und dafür darf man die Kontroverse nicht scheuen. Wenn die AfD sich erklären muss findet automatisch eine schrittweise Häutung und Entradikalisierung statt.

Wegbekommen wird man die AfD jedenfalls nicht mehr, auch wenn viele ÖR-Redakteure das noch immer zu glauben scheinen.
 
Ganz, ganz schwieriges Thema, ohne in die Politik zu verfallen. Ich persönlich als (mittlerweile kaum noch) Konsument dieser (natürlich vorselektierten - denn so funktioniert das Gatekeeper-Prinzip) Hörfunknachrichten empfinde die Berichterstattung in dieser Hinsicht als nicht ehrlich und nicht aufrichtig.

Ich sage nicht, dass die Berichterstattung derzeit "gesteuert" ist, das erfolgt schon aus eigenem Antrieb der Redaktionen. Die Demos sind ein gefundenes Fressen, Agenda setting zu betreiben bzw. die Öffentliche Meinung durch die eignen Nachrichten in eine Richtung zu lenken, wie man es eben bei anderen Themen (Klima, Gendern, Zuwanderung, Silvester in Köln) auch getan hat. Für mich ist das eine Beeinflussung, so nehme ich es wahr. Und hat nichts mit dem Selbstverständnis der ARD-Sender zu tun, die Gesellschaft zu einen. Durch diese Form der Berichterstattung wird die Stimmung im Land weiter angeheizt und werden die Lager weiter gespalten. Schon allein der inflationär verwendete Begriff "rechtspopulistisch" / "Rechtspopulisten" ist eine Wertung, eine Einordnung und hat in den Stunden Nachrichten nichts verloren!

Es gibt für mich dafür eigentlich nur zwei Erklärungsansätze: Entweder wird eine extremistische Minderheit durch das In-den-Vordergrund-Rücken von einzelnen Fehltritten wie Greifswald oder Potsdam (Stichwort Nachrichtenwert Negativismus) extrem heraufgestuft, also ein Problem konstruiert, wo es keines solches flächendeckend gibt, weil es sich eben um ein paar wenige Extremisten handelt - oder aber, wenn es wirklich soviele Vorfälle gibt, dass man den Eindruck gewinnen könnte, ein Drittel der Deutschen denkt so, dann ist es eben keine "Minderheit" mehr, als die dieses Phänomen ja gerne abgetan wird.

Wer sagt mir als Konsument der Nachrichten auf den ARD-Radiowellen denn, dass diese Fehltritte nicht auch alles "Einzelfälle" sind, so wie man es bei anderen Themen ja auch in der Vergangenheit heruntergespielt hat? Ich kann als Hörer nur das glauben, was mir in den 3 Minuten berichtet wird. Und wenn (offensichtlich immer mehr) Menschen Zweifel daran haben, dass dies objektiv geschieht, hat die ARD doch ganz klar ein Glaubwürdigkeitsproblem!

Dass diese Form der Berichterstattung der Demokratie in diesem Land (wie zynisch, dass gewisse Kreise den Rundfunkbeitrag ausgerechnet als Demokratieabgabe glorifizieren) einen Bärendienst erweist, zeigen jüngste Umfragen. Die permanente Anti-Blau-Berichterstattun der ÖR trägt erste Früchte, diese Partei rutscht in der Wählergunst ab. Allerdings dürfte man sich das in den Redaktionen anders vorgestellt haben, denn zu profitieren scheinen davon nicht die gern als "demokratische Parteien" bezeichneten Altparteien sondern die andere extreme Seite! Was erhoffen sich die Landesfunkhäuser also von dieser Berichterstattung? Was bezweckt man eigentlich damit? Auf der anderen Seite werden die "Bauernproteste" immer etwas naserümpfend herabgewürdigt.

Es fehlen (ich vermisse das!) in den Nachrichtenmeldungen z.B. auch erwiesene Informationen und Fakten, wie die Tatsache, dass bei den sog. "Bauernprotesten" eben nicht nur Landwirte und Fuhrbetriebe/Lohnunternehmen mitrollen, sondern (und ich habe den ca. 7km langen Protestzug am Straßenrand mit verfolgen können) auch Handwerksbetriebe, da waren Fahrzeuge von Raumausstattern, Fliesenlegern, Estrichputzern usw. mit dabei. Auch fehlt mir bei der derzeitigen Berichterstattung über das "Phänomen" der Erstarkung der Rechten "im Osten" (in Hinblick auf die Wahlumfragen in den ostdt. Bundesländern) der Hinweis, dass die meisten AfD-Leute aus dem Westen rübergekommen sind! Warum wird das nicht erwähnt, warum wird das verschwiegen und so getan als sei dies ein rein ostdeutsches "Phänomen", dessen Ursache in der DDR-Zeit es zu suchen gilt? Es sind kleine Infos, die "hinten rüber" fallen. So geht es mir als Hörer. Und deshalb höre ich mittlerweile kaum noch Nachrichten mehr.

Es war ein Fehler, die klassischen 5minütigen Sprechernachrichten fast überall durch 3minütige Otonnachrichten zu ersetzen. Auch der klassische Zeitfunk fehlt an allen Ecken und Enden. So bleibt weniger Zeit für Ausgewogenheit und Hintergrundberichterstattung. Alles wird heruntergebrochen und vieles wird viel zu allgemeingültig formuliert. Es ist kein Platz mehr für Analysen und Gespräche. Eingestellte Sendungen wie die Echos oder die "Berichte von heute" sind ein riesiger Verlust.
 
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Ich sage nicht, dass die Berichterstattung derzeit "gesteuert" ist, das erfolgt schon aus eigenem Antrieb der Redaktionen.
Wieviele Narrative willst du uns eigentlich noch auftischen? Du wirfst einen Brocken hin und negierst ihn im nächsten Halbsatz... :wow:

Wenn wir von Information reden, reden wir schon lange nicht mehr vom klassischen Radio, denn unter anderem
Es war ein Fehler, die klassischen 5minütigen Sprechernachrichten fast überall durch 3minütige Otonnachrichten zu ersetzen.
Informationen holen sich die Leute woanders her, zumeist über digitale Kanäle, weil das halt am schnellsten geht. Und da gelten die gängigsten großen Zeitungsblätter (Welt, Zeit, Spiegel) neben dem ÖR nach wie vor als die wichtigsten und glaubwürdigsten Informationsquellen, denn dort wo man verschiedene Dinge ausführlicher darstellen kann, tut man das meistens auch. Du kannst dir gerne die Follower- und Zugriffszahlen der verschiedenen ÖR-Informationsangebote auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen anschauen. Von immer mehr Menschen die das angeblich ablehnen ist man da weit entfernt. So einseitig wie oftmals behauptet, ist der ÖR nämlich nicht. Dieses Bild kommt nur deshalb zustande, weil man in den klassichen Verbreitungswegen Magazinsendungen zusammenkürzt, absetzt oder ins späte Abendprogramm verschiebt, Radionachrichten auf 2 min + Wetter und Verkehr eindampft usw. Da muss man dann zwnagsweise die Meldung auf das wesentliche zusammenkürzen, was vor allem bei komplexen Sachverhalten meist kontraproduktiv ist. Einschaltquote um jeden Preis ist das Problem und damit beißt sich die ÖR-Katze hier wie so oft selbst in den Schwanz.
 
Vermutlich sprechen wir von etwas anderem, wenn wir "Informationen" meinen? Ja, sowas wie hat vielleicht tausende Aufrufe. Wie man aber auf die Idee kommen könnte, das mit klassischen, fünfminütigen Radio-Nachrichten zu vergleichen, geht mir nicht in den Kopp. Man muss schon sehr blauäugig sein um nicht zu erkennen, dass diese "moderne" Art der "Informationsaufnahme" gravierende gesellschaftliche Konsequenzen hat.
 
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