AW: Neustart bei MDR Sputnik am 01.12.2006
Also erstmal: solche "
Partymäuse" habe ich immer schon gemieden. Alles nur heiße Luft. Mir ist mein Leben zu schade für Fassaden, hinter die man nicht schauen können soll. Ich mags direkter, ehrlicher, "schlichter". Und bin bislang damit sehr gut gefahren. Sputnik mit dieser Zielgruppe ist wirklich nicht mehr ein Programm, das ich mir anhören sollte. Es klingt übrigens auch so: Fassade, aufgesetzt, 100% künstlich. Sie können das drehen und wenden wie sie wollen, sie werden es nicht hinbekommen mit dem Personal. Dessen bin ich mir inzwischen sehr sicher. Zwischen Sputnik und z.B. FM4 oder DT64 liegen Welten.
Eine unvollständige Chronik der abgesetzten Spezialsendungen...
Machen wir doch gleich mal weiter. Gut, wenn man alte Webseiten gebunkert hält, so kann man wenigstens immer nachschlagen. Ich bin in solchen Dingen sehr kleinlich...
Frühjahr 1992
In der Zwischenzeit erfuhr ich von Jens Molle, daß der Herr Schiewack den Hörern von DT64 solcherart Musik nicht mehr "zumuten" will und die Tendenz Hard bis Heavy gänzlich M.Hopke überlassen wurde. Damit ist der ostdeutschen Deathmetalszene ein wichtiges Informations- und Artikulationsmedium genommen.
Ritchie Ziemek in NMI&MESSITSCH 2/1992
Herbst 1992
Marusha wechselt nach Meinungsverschiedenheiten zu RockRadio B.
Leo E. Gehl, Moderator von
Bloß Blues, verläßt DT64, nachdem es zum Zerwürfnis mit der Chefredaktion kam.
Ende 1992
Marion Brasch verläßt DT64 nach Meinungsverschiedenheiten und einem "Bestrafungsversuch" (Verbot, die letzte
Spätvorstellung vor der Schwangerschaftspause zu moderieren).
1.10.1993
"Programmreform" bei MDR Sputnik: die 21-Uhr-Spezialsendungsschiene wird gestrichen. Der freitägliche
DX64-Klub, der sich zum Forum massiver Programmkritik seitens langjähriger DT64-Hörer entwickelt hatte, bekommt einen Maulkorb verpaßt. Statt einer Stunde Wort am Freitag Abend gibt es jetzt ein fast wortfreies dreistündiges Musikmagazin am Sonnabend. Moderator Jörg Wagner bekommt Olaf Jacobs zur Seite gestellt. Schon nach kurzer Zeit wird die Sendung von den Hörern nicht mehr angenommen.
Die
Partyzone mit Marcos Lopez entfällt, Lopez geht zu Fritz.
Frühjahr 1994
Jörg Wagner verläßt Sputnik. In der folgenden Zeit verlassen immer mehr Moderatoren den Sender, darunter Vera Linß, Andreas Ulrich, Thomas Kroh, Thomas Beinlich, Matthias Hoferichter, André Sander, Björn Ziegler, Knut Elstermann, Karsten Blumenthal.
Frühjahr 1994
Matthias Hopke, Moderator der
Tendenz Hard bis Heavy, muß MDR Sputnik verlassen, da er bei Energy "fremdgegangen" war.
1.4.1996
Neue Jingles bei Sputnik und damit eine weitere akustische Anpassung an die private "Konkurrenz".
Frühjahr / Sommer 1997
Das Sputnik-Musikformat ist ganz allmählich bei HipHop und Rap angekommen.
"Mehr Sputnik fürs Geld": Wegfall der halb-Nachrichten im
Morgenrock, Ausdünnung der
Rasch-Hour, Wegfall der Montags-
Spätvorstellung.
15.9.1997
MDR Sputnik geht in Halle/Saale terrestrisch auf Sendung. Mit der UKW-Aufschaltung wird das Programm endgültig auf HipHop, Rap und billig-Techno umgestellt. Der Wortanteil sinkt unter das Niveau der privaten Konkurrenz. In einer MDR-eigenen Publikation nennt man das "Veränderung der SPUTNIK-Klangfarbe, einhergehend mit einer erheblichen Verjüngung des Programms".
In der UKW-Begrüßungsparty kanzeln zwei supergutgelaunte Moderatoren Hörer ab, die das Niveau des Senders kritisieren:
Ich wollte mal fragen, warum ihr so wenig Ostrock spielt.
Ostrock?
Naja, so ältere Musik halt...
Paß auf, Andreas. Das ist immer die gleiche Nummer. Wir sind ein Jugendradio...
Ja eben...
...und wir spielen das, was im Moment zur Zeit am angesagtesten ist...
Na zum Beispiel City - "Am Fenster" find ich gut, das spielt ihr so selten...
Das ist aber nicht wirklich neu...
Was?
...nicht wirklich neu. Bei uns hörst du immer ganz neue Musik, deswegen sind wir ein Jugendradio...
Januar 1998
Sputnik fordert die Hörer auf, Radarfallen zu melden.
August / September 1998
Sputnik präsentiert die "Bravo-Talents ´98" mit Boy- und Girl-des-Jahres-Wahl in Leipzig.
25.10.1998
Der
Grenzpunkt Null, die experimentelle Radioshow von Rex Joswig, läuft zum letzten mal. Seine letzten Worte: "Wir sehen uns, wir fühlen uns, wir spüren uns in der Dunkelheit des Äthers somewhere else. I love you."
März 1999
Hörer, die im
Morgenrock anrufen und durchs Telefon singen "Nie mehr Muggefuck - wir saufen Kaffee, MDR Sputnik", bekommen 3 Pfund Bohnenkaffee geschenkt.
Danach endete die "Chronik" auf der 1999er DT64-Gedenkseite. Webarchive findet das putzigerweise nicht, man muß es also schon gebunkert haben. Die Seite selbst wurde dann ja Ende 99 vom MDR verboten. Der Witz dabei: die Domain krallte sich dann jemand, der dort als "Direkt-Trödler 64" unter anderem alte Radios feilbot.