Warten wir doch mal ab, ob und wie das Säbelrasseln weitergeht. Einen guten vorgeschobenen Grund für die Schließung einer Welle oder die Fusion von Wellen gibt das allemal ab. Und eine Populärwelle schließt man ja nicht, also bleiben die "Nischen" übrig. Wie wohl (fast?) immer. Und "Nische" ist in einem Gesellschaftssystem, das einzig auf Gewinnmaximierung oder wenigstens auf Kostenreduktion schaut und nicht auf die wirklich wichtigen Dinge, die zur Entwicklung einer menschenwürdigen Gesellschaft nötig sind, das mit der niedrigen Quote und das mit der Kultur. Also WDR 3 und WDR 5 - die beiden WDR-Programme, die "öffentlich-rechtlich" noch am meisten verdienen. Ich schließe fast nichts mehr aus bei der ARD, nachdem sie schon Kulturwellen faktisch von UKW genommen hat.
Ein Vorschlag von mir: KiRaKa und das beim MDR geplante Kinderradio sollten sinnvoll kooperieren und Sendungsaustausch machen. Das kann nur zu mehr Inhalt beitragen und verteilt einmalige Produktionskosten auf 2 Anstalten.
WDR 5 sendet praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Wieviele Leute hören diesen Sender am Tag? 1000 oder doch nur 500?
Eine mutige Behauptung. Es sind schon 3 Zehnerpotenzen mehr und mehr als doppelt soviele Hörer wie bei WDR 3 (das dadurch aber nicht unwichtiger wird, im Gegenteil):
http://www1.wdr.de/unternehmen/mediaanalyse-102.html
Man blockiert Frequenzen, sonst ist dieses Programm zu nichts nutze.
Nun, ich vermute sehr stark, daß WDR-5-Hörer nicht zu denen gehören, die heute glauben, es gäbe in diesem Land ein Grundrecht auf Gewalttätigkeit, auf Stumpfheit und Dumpfheit. Diese vermeintlichen "Grundwerte" werden ja zunehmend vom Volk eingefordert und machen das Leben in Deutschland immer widerwärtiger. Bei WDR-5-Hörern vermute ich solche Einstellungen aber ebensowenig wie bei WDR-3-Hörern oder Bayern-2-Hörern. Eine entsprechende Studie wäre mal sehr spannend, vielleicht täusche ich mich ja auch.
Ich halte aber gerade Programme wie die genannten in der heutigen Zeit für wichtiger denn je. Wo es hinführt, wenn ein Volk kulturlos wird, sehen wir ja derzeit eindrucksvoll: in die Barbarei. Besonders "fortschrittlich" ist man dabei genau dort, wo der Rundfunk am ehesten verrottet ist: in Mitteldeutschland.
Ich erinnere mich an ein Kantinengespräch in einem thüringer Ableger eines Industriekonzerns, an diesem Tag waren Gäste aus einem in Sachsen ansässigen Unternehmen zu Gast. Der, mit dem ich sprach (in der Mittagspause gabs auch private Themen), stammte ursprünglich aus NRW. Er schilderte sein Entsetzen, als er berufsbedingt nach Sachsen gezogen war, zum ersten mal das Radio anschaltete und "keinen öffentlich-rechtlichen Sender" fand. Er war WDR 5 gewohnt und bekam nun nur Privatfunk und irgendsowas ähnliches, das sich als "MDR" ausgab. Er fragte mich ernsthaft, ob das dieser Betreiber wäre, an den hier sein GEZ-Beitrag ginge. Solche Leute sind die, die heute wieder in den Westen zurückgehen, weil man in manchen Regionen Ostdeutschlands nicht mehr leben kann wegen des gesellschaftlichen Klimas. Die wollen dann z.B. ihre Kinder da auch nicht aufwachsen sehen und ich als Ossi kanns ihnen nicht übelnehmen.
Würde ich in NRW leben und terr. Radio hören, wären es WDR 5, WDR 3, DLF, ggf. DKultur und sonst vermutlich gar nichts. Ach so, halt: in passender Lage noch 100,7 Letzebürg (auch so ein Programm, das "niemand" hört). Schaue ich in meinen Bekanntenkreis (knapp 30 - > 80), wäre es fast ausnahmslos genauso.