AW: Audio-over-IP-Lösungen
also ich will mal weiter am rad drehen in der hoffnung den ein oder anderen zum nachdenken zu zu diesem kleinen aber durchaus fuer manch einen spannenden thema motivieren.. gerade falls etwas uebersehen wurde, bitte um gegenstimmen:
bei der entwicklung besagter "ausfallsicherer" ebenso teurer wie proprietaerer audio hardware kommen durchaus opensource werkzeuge zum einsatz. im grunde koennen die "hardware ip codec" produkte alle das selbe, denn sie werden allesamt mit der selben opensource referenzimplementation als gegenstelle getestet.
http://sourceforge.net/projects/aoip
mit der einfuehrung dieses standards hat man sich erstaunlich lange zeit gelassen. wir haben 2004 dreimonatige versuche mit ogg vorbis unternommen im reboot.fm projekt, und haben dabei auf basis handelsueblicher DSL verbindugnen zugegeben durchwachsene erfolge erzielt.
die systembedingten probleme des quality of service beim IP routing wurden nach ueberfliegen des
EBU – TECH 3329 zwar angedeutet aber nicht einmal ansatzweise geloest.
stattdessen wird das telefon interface der musiktaxis nachgeahmt ohne wirklich das potential von HD telefonie zu integrieren. man gaukelt dem user vor er haette ein verbindungsorientiertes "ausfallsicheres" geraet, waehrend sich dahinter ein paketorientiertes, grundlegend bestenfall fehlertolerantes geraet versteckt. im aufbau einer echten STL muss man also mit IP audio codecs mit mehrfacher duplex redundanz arbeiten und allen moeglichen tricks, um den 1-2 prozent ausfallrate bei DSL leitungen beizukommen oder eben auf das internet verzichten und mit dedizierten verbindungen arbeiten, wie sie ISDN oder ATM ehemals angeboten hat, oder je nach frequenzchaos eine microwellensichtverbindung erlaubt.
das zugrundlegende und fuer radio broadcast entscheidende problem naemlich quality of service, wird im standard also ausgeklammert.
der radiohoerer gewoehnt sich waehrenddessen neben der schlechten tonqualitaet von hoereranrufen, an abbrechende leitungen innerhalb z.b. von news formaten, hervorgerufen durch die unverhersagbarkeit ob und wann genau ein internetpaket seinen empfaenger erreicht.
die loesung des problems liegt wohl in der redundanz, und zwar nicht nur auf der ebene von 2-3 leitungen sondern von moeglichst 300 leitungen gleichzeitig. das zumindest realisieren p2p protokolle, die in diesem standard nicht angesprochen werden. Skype z.b. baut auf einem solchen proprietaeren p2p netzwerk auf (kazaa aehnlich heisst es).
obwohl es zum thema QOS natuerlich eine vielzahl von entwicklungen gibt, nicht zuletzt im ipv6 standard drin, wird eine gesicherte verbindung zwar vom interface vorgegaukelt (isdn maessig), aber von der applikation nicht sichergestellt. also ist die ausfallsicherheit ein etikettenschwindel.
also koennte man diesen ebu standard auch einen gelungenen hack nennen,
letzlich muessen die rundfunktechniker mit den internettechnikern nach einigem gegenseiteigen beschuldigungen eine loesung finden, die gerne im dauerbetrieb das zigfache der hardware codecs kostet, und tief in die netzebenen hinabsteigen, oder man hat dann doch wieder richtfunk, oder ein gutes altes kupferkabel von a nach b. jedenfalls ist es ein trugschluss zu glauben, der hardware codec alleine wuerde eine gute verbindung ermoeglichen. im besten fall versucht er sich dynamisch an die miserablitaeten anzupassen wie der apt-x codec.
Wahrendessen, kommt eine firma wie skype vielleicht ein paar jahre spaeter mit dem sendefaehigen livestreaming fuer alle. aber dann sind die teuren broadcast geraete schon wieder abgeschrieben.
sind die teuren codecs dank der marketingaktion an die paar sender verkauft die noch jobs anbieten, so gilt fuer alle produzenten welche in die etablierten sender liveinhalte verkaufen wollen dass sie sich sich in Kuerze ebenso einen solchen kompatiblen codec zu apothekenpreisen kaufen muessen. die selbe leistung waere problemlos zu einem 10tel der kosten fuer 1000 mal soviele kunden verfuegbar haette man von vorneherein das problem als streaming problem verstanden und nicht als telefonieloesung verpackt.
die EBU verfolgt aber entsprechend ihrer clientel, einer abzaehlbaren liste von radiostationen einem anderen marktmodell...
zurueck zum thema: im falle des EBU standardisierungsprozesses zu N/APIC wurde eine referenzapplikation entwickelt die auf opensource tools zurueckgreift.
http://downloads.bbc.co.uk/rd/pubs/whp/whp-pdf-files/WHP170.pdf
der witz dabei, die "hardware" codecs bilden 100% die funktion von opensource tools ab, sind aber als produkte alles andere als opensource. die encodierung erfolgt zusaetzlich durchweg auf basis proprietaerer audio codecs die eine lizensierung erfordern, wie z.b. dem fraunhofer AAC-LHD das heisst die produkte die auf den markt kommen profitieren zwar von opensource (und wenn man ihre sourcecodes sehen koennte moeglicherweise nicht immer 100% im legalen rahmen) aber sie verschliessen sich gleichzeitig grundsaetzlich dem offenenen distributionsmodell ausserhalb der entwicklungslabs.
sie geben nichts an die community zurueck. das ist nicht nur schlechter stil, sondern beweist dass man den oekonomischen prinzip von opensource nicht ganz verstanden hat.
im audio hardware bereich wird durchaus erfolgreich opensource eingesetzt, nicht ganz so verbreitet wie im internet, doch sicherlich "tendenz steigend". beispiele finden sich zahlreich. bei internet servern sollte die frage ausfallsicherheit von opensource wohl nicht mehr zur debatte stehen. das heisst das prinzip ist durchaus erfolgversprechend, und es haelt durchaus eine mischung verschiedener lizenzmodelle aus, wie man an mac os x z.b. sehen kann, oder diversen produkten von sun und ibm.
in der abgeschlossenheit der benutzergruppe liegt verstaendlicherweise der begrenzte horizont der EBU, die ja nicht kapiert dass mit dem Internet jeder zum "broadcaster" werden kann, das potential also ungleich groesser ist. die tatsache dass die lienzfreien codecs ogg vorbis, flac, speex bisher nicht in diesem EBU standard auftauchen sollte vielleicht zum nachdenken anregen, bei einem projekt das durch steuergelder und gebuehrenzahler finanziert wird. es zeigt auch dass ein standard der sich offen nennt, nicht unbedingt wirklich offen sein muss.
eine loesung fuer audiocodecs zum live einspielen von radioinhalten denkbar die kostenfrei ist und dennoch von allen genutzt werden kann. die leistung mag dabei nicht unbedingt in allen punkten den proprietaeren loesungen gleichkommen, kann aber im grossteil der anwendungsfaelle durchweg ausreichen. wer mehr leistung will kann die proprietearen erweiterungen nutzen und dafuer zahlen. im ganzen steigt die nutzerzahl und damit auch die zahl der yahlenden kunden. das modell ist nun wirklich kein geheimtip mehr. die entwickler fuer diese anwendungen sind durchaus die anwender selbst, rundfunktechniker die sich ueber die jahre das notwendige knowhow angeeignet habenn, mit etwas hilfe von informatikern und forschungsinstituten wuerde eine wesentlich kostenguenstigere loesung zu finden, vielleicht auf kosten des ein oder anderen ueberteuerten produkts. im ganzen wuerde der mittelstand in diesem bereich jedoch innovativer und anwendungsorientierter, anstatt fuer eine weile noch sich auf hohem niveau auf den etablierten standards der spaeten 80er auszuruhen. die frage ist schlicht ob man dem innovationsschub internet nun weiterhin versucht durch allerlei mimikri widerstand zu leisten oder endlich die herausforderung grundlegend neu angeht. das hiese eben auch ganz anders bestehende entwicklercommunities und knowhow in den funkhaeusern einbauen, und die drittmittelbuerokratie der diversen institute und ihrer vermeintlichen wirtschaftsfreudnlichkeit genauer auf den zahn zu fuehlen.
nach aussen hin wird zwar offenheit propagiert,
http://www.ebu.ch/CMSimages/en/OS programme_tcm6-51891.pdf
nach innen hin betreibt man aber herstellerorientierte standardisierungspolitik. das ergebnis sind dann wohl standards wie DAB, DVB-H oder DAT.
teuer in der entwicklung, von allerlei restriktionen und fehleinschaetzungen dazu verurteilt sich trotz mehrfachen nachinvestitionen in der breite nicht zu etablieren. der einzige fehler immer wieder aufs neue, der versuch in standards die sich etablieren sollen fuer den nutzer unsinnige restriktionen einzubauen, den kunden macht man das produkt schmackhaft indem man die angst und unsicherheit schuert und den zugriff auf die innereien erschwert.
firmen wie apt und barix gehen zum glueck immerhin etwas andere wege.
die erstere firma hat sich gerade von ihrer hardwareabteilung getrennt und widmet sich ganz der breiten vermarktung des codecs (ganz nach der devise von mp3) und barix, aus zuerich, einer stadt mit bewegter radiovergangenheit und genialen technischen tueftlern hat auf vielerlei weise das entwicklerfreundlichste modell, mit den schlauesten features, zum besten preis und dem verdientem erfolg am markt. es positioniert sich zwischen streaming, Signal Transmitter Links, und diversen anderen nutzerscenarien, und konzentiert sich keinswegs auf das radiostudio alleine. die firma ist bezeichnenderweise nicht in der EBU liste zu finden, wohl aber in jedem broadcasting shop im netz unter der rubrik audio codecs.
das potential der einbindung von ausseneinspielungen in hoher tonqualitaet fuer alle sollte mit talkradioformaten laengst bekannt sein. es ist nicht die frage ob, sondern wann hier die notwendige "kreative zerstoerung" einsetzt, die sich mit firmen wie IBM, apple, nokia, google und vielen anderen die doch ganz erfolgreich und gezielt auf opensource setzen laengst etabliert hat. google hat sich kuerzlich aus der radioscene zurueckgezogen.
der standard ist noch nicht ganz verabschiedet, es gibt also noch einen hoffnungsschimmer. ogg vorbis rtp payload ist als RFC verabschiedet worden, eine umsetzung fuer speex und flac, sollte im Bereich des moeglichen liegen.
http://tools.ietf.org/html/draft-ietf-avt-rtp-vorbis-09
STL mit flac ist wie man den technikseiten bei
http://kickfm.eu entnehmen kann einsatzfaehig mit ertraeglicher latenz. wer solche vorbildlichen sendeketten und hacks kennt, koennte die ja hier nochmal vorstellen.
bei missachtung der gpl gibt es ja bereits erfolgreiche initiativen.
http://gpl-violations.org/
unklar ist an welche europaeische behoerde sich man sich in faellen verunglueckter standardisierungen und wettbewerbsverzerrungen richten soll.
wie gesagt, diese piontierte meinungsauesserung soll nicht als opensource fundamentalismus missverstanden werden sondern als eine ermunterung etwas neues zu wagen, auch im unternehmerischen sinne.
schoene sonnentage...