Billiglohn - Privatradio muss man sich leisten können?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Nomos schrieb:
Wer geht denn in eine Pressestelle? Es sind fast ausschließlich aktive langjährige Journalisten, die die Seite wechseln. Die Unternehmen kaufen sich ganz gezielt die besten Leute raus. Oft kennt man sich über Jahre, bevor man mal im geeigneten Moment, ganz unverbindlich natürlich, ins Gespräch kommt - über eine gerade angedachte Umstrukturierung der Kommunikationsabteilung zum Beispiel. Und wenn dann die Unternehmen entsprechende Bezahlung, soziale Absicherung und vielerlei andere Dinge offerieren, dann kann so ein Medienjob sehr viel von seinem eigentlichen Reiz verlieren.

Genau so ist es seinerzeit bei mir gewesen. Inzwischen bin ich heilfroh, den Absprung auf diese Seite des Schreibtisches geschafft zu haben.
 
"Erzählen Sie doch mal, was Ihnen noch so zu dieser Anlage einfällt!"
Die richtige Antwort wäre: Zu der Anlage fällt mir vieles ein, zu ihrer Art der Fragestellung allerdings gar nichts mehr.
 
@radiocat

Du hast schon recht. Ich habe auch wirklich einen Moment überlegt, ob ich das Team nicht erst mal stehen lasse - mit dem Hinweis, vor einem Interview die Fragen abzuklären und sich vor allem auf EINEN Reporter festzulegen. Es ist nämlich albern, wenn drei verschiedene Leute fragen, immer nur die (vermeintliche) Reporterin anzuschauen, obwohl die Frage vom Kamermann kommt. Aber mit einem Blickwechsel auf die wirklich Fragenden hätte ich in diesem Fall die Antworten unbrauchbar gemacht. So konnte ich den was "vom Pferd erzählen" , wie man so schön sagt. Es war schon ziemlich lächerlich. Aber man bekommt nicht immer so einfach einen vollkommen wohlwollenden 2.30 Beitrag ;)
Es war an dem Tag noch ein zweites MDR Team da, die haben allerdings für eine wesentlich kleinere Sendung gedreht, das waren wiederum Vollprofis.Da kamen die Fragen knackig und durchdacht, da habe ich schon zuhören müssen (schwitz) Dafür haben die Jungs dann aber auch einen ordentlichen Kaffee bekommen.
Gruß
 
Das sind einfach Anfänger, die Angst vor geschlossenen Fragen haben. Und offene Fragen (die sie stellen sollen um verwertbares Material zu bekommen, so viel hat man ihnen beigebracht) fallen ihnen keine ein, da sie unvorbereitet ins Interview gehen. Was an mangelnder Fähigkeit liegen kann, an mangelndem Interesse, aber auch an Zeitmangel aufgrund hohen Arbeitsdrucks. (vielleicht kam ja der Auftrag zum Interview unterwegs per Mobiltelefon...)
 
Sorry, ihr labert und labert. Macht es doch mal kurz und fasst alles zusammen! Es ist ja nun auch nicht so, daß dieses Thema im Forum nicht schon längst behandelt worden wäre!

Kurz und bündig:

Nur weil der "Nachwuchs" (Studenten, die unbedingt ein Praktikum bei einem Medium brauchen) so "sendegeil" ist und massenhaft auf der Matte eines (Privat)Senders steht, sind diese Hungerlöhne überhaupt möglich! @Sender: Ihr könnt euch alle - ohne Ausnahme - in die Ecke stellen und schämen! Wegtreten! Und ab!

"Hauptsache, ich bin beim Radio!" lautet die Devise. Geld? Egal! Diese Einstellung ist aber falsch! Glaubt mir. Ich war auch mal "sendegeil". (Ja, Radio ist natürlich geil!) Das gibt sich aber mit der Zeit und die Vernunft übernimmt wieder die Regie - hoffentlich! Versteift euch bitte nicht darauf, baut euch ein zweites Standbein auf!

So leid es mir tut, ich muß es aber sagen: Radio ist ein ganz dreckiges Geschäft!

Man sollte eine gute Freund/Feind-Erkennung haben und notfalls über Leichen gehen können, wenn man "überleben" will. Man sollte seine private Meinung auch nur ganz genau ausgewählten Leuten (Freunden?) erzählen, denn ansonsten ist man ganz schnell weg vom Mikrofon....

Frau Malak fordert ja bekanntlich mehr Personality im Radio. Gut - Daumen hoch!

Gegenfrage: Woher sollen diese Leute kommen, wenn nur die "angepassten" Leute überhaupt ein Praktikum überleben? Würden Sie mich als Kollegen akzeptieren, wenn ich Ihnen offen ins Gesicht sage, daß ich Ihre "Thesen" nicht teile? Wir könnten sicher stundenlang darüber diskutieren. Sie würden mich am Ende aber trotzdem hochkantig rausschmeißen!

Wie man sicherlich erkennt, ist es nicht so einfach mit der Personality (oder persönlichen Meinung) im Radio.... ;)


Viel Spaß beim Praktikum oder Volo!

Grüßle
 
zwerg#8 schrieb:
So leid es mir tut, ich muß es aber sagen: Radio ist ein ganz dreckiges Geschäft!
Irgendwelche Belege für diese Meinung oder nur eine Meinung?
Man sollte seine private Meinung auch nur ganz genau ausgewählten Leuten (Freunden?) erzählen, denn ansonsten ist man ganz schnell weg vom Mikrofon....
Das ist allerdings so, im übrigen Leben aber auch.
Wie man sicherlich erkennt, ist es nicht so einfach mit der Personality (oder persönlichen Meinung) im Radio

Ich bin kein Freund von Traumgagen und unbezahlbaren Tarifen und habe bei allem immer die Ertragslage des Senders im Auge. Schliesslich muss der Sender es auch bezahlen können und kein Gesellschafter dieser Welt wird auf Dauer auf seine Rendite verzichten wollen.
Die im Bitter Lemmer-Artikel angeführten Zahlenbeispiele sind aber mehr als unwürdig.
 
So leid es mir tut, ich muß es aber sagen: Radio ist ein ganz dreckiges Geschäft!...
Man sollte eine gute Freund/Feind-Erkennung haben und notfalls über Leichen gehen können, wenn man "überleben" will. Man sollte seine private Meinung auch nur ganz genau ausgewählten Leuten (Freunden?) erzählen, denn ansonsten ist man ganz schnell weg vom Mikrofon....
So war es bereits im letzten Jahrtausend (ca. 1987 oder '88), nämlich dreckig. Auch damals war die angep(a)isste und sendegeile, sich selbst überschätzende (ich beim Radio) Klientel vorhanden.
Jeder Praktikant übte sich zunächst darin, Klebestellen an Bändern....vorbei.
Da war damals schon eine Menge Maso dabei, obwohl, Frau Pauli, es ging auch ohne Latex.
Leute, ich könnte Euch Geschichten erzählen...über Vergütung, Bezahlung, Krankenkasse, usw.
Aber es soll jeder für sich selbst entscheiden, ob der Beruf im Rundfunkgeschäft, das Höchste ist.
Wer für den Hungerlohn nicht arbeiten will, der unterschreibt nicht. Wer für den Hungerlohn arbeiten will, Nachschub für Frau Pauli.

2Stain
 
So war es bereits im letzten Jahrtausend (ca. 1987 oder '88), nämlich dreckig. Auch damals war die angep(a)isste und sendegeile, sich selbst überschätzende (ich beim Radio) Klientel vorhanden.
Jeder Praktikant übte sich zunächst darin, Klebestellen an Bändern....vorbei.

Band + Hinterklebeband + Prakti = Schlecht

Okay. An dieser Stelle muß man aber auch deutlich sagen, daß der heutige "Prakti" das Schneiden von Magnetband einfach nicht mehr kennen kann! Woher denn auch, wenn es selbst in den "großen" Sendern fast keine Bandmaschinen gibt! Wer soll dem "Prakti" all die Kniffe zeigen? Vom Putzen der Tonköpfe bzw. der Bandführung will ich gar nicht erst reden! Entmagnetisieren? Oh Gott, was ist denn das?


Apropos "sendegeile, sich selbst überschätzende (ich beim Radio) Klientel"...

Damit bringst du mich auf einen dummen Gedanken! :D

Ich bewerbe mich hiermit bei allen Sendern Deutschlands! Nein, ich bewerbe mich nicht, denn alles was ich bezüglich Radio weiß oder kann, steht in meinen rund 3700 Postings! (Die waren mal mehr oder weniger gut .) Ich will nicht ans Mikrofon - hab ich schon durch! Ich frage die mitlesenden Programmdirektoren oder Personalchefs: Könnt ihr euch einen Zwerg#8, so wie ihr ihn aus dem Forum kennt, als mitdenkenden (darauf bestehe ich) Mitarbeiter vorstellen?

Das ist eine gute Frage.
 
Christoph Lemmer schrieb:
Im Radio-Oberhaus mag man sich nicht vorstellen können, wie es im Radio-Unterhaus zugeht. Da bekommen Moderatoren pro Moderationsstunde unter 20 Euro, fahren damit vier oder fünf Stunden Sendung plus Vorbereitung.
Einer meiner Freunde ist Sozialarbeiter bei einem Essener Unternehmen der Energiewirtschaft. Dieses ist u.a. als Bildungsträger tätig, d.h. es bietet berufsvorbereitende Maßnahmen für Jugendliche und junge Erwachsene, die nicht in eine reguläre Ausbildung vermittelt werden können, oder für Hartz-IV-Empfänger an.
Zu diesem Zweck werden nahezu ausschließlich Honorardozenten bei einem Stundenlohn von 18€ beschäftigt.
Die Konditionen sind mit denen beim Radio vergleichbar: Die Unterrichtsvorbereitung wird nicht vergütet, es gibt keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine Kündigungsfrist und man ist nicht über den Arbeitgeber versichert.

Bei den Dozenten handelt es sich fast ausnahmslos um Akademiker: Soziologen, Historiker und Medienwissenschaftler, Linguisten, ja sogar eine Physikerin ist an dem Standort meines Freundes beschäftigt.

Besonders prekär wird die Angelegenheit bei den Weiterbildungskursen für Hartz-IV-Empfänger: Da bei vielen Dozenten das Honorar nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu decken, sind sie selbst auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Man könnte sagen: ALG-II-Empfänger unterrichten ALG-II-Empfänger.

Warum ist das so? - Weil dieses System von den Arbeitsagenturen gestützt wird!
Es herrscht ein gnadenloser Konkurrenzkampf unter den einzelnen Bildungsträgern: Bei der Vergabe einer Bildungsmaßnahme zählt nur ein einziges Kriterium: Der Preis.
Der Anbieter, der die billigste Offerte macht, bekommt stets den Zuschlag.

So tief sind wir bereits im Land der Dichter und Denker gesunken!

Wenn dagegen eine ungelernte Person bspw. im Einzelhandel einen 400-Euro-Job wahrnimmt, ist diese i.d.R. besser dran: Sie ist versichert und hat einen gewissen Kündigungsschutz; darf am Ende beim Bezug von Hartz-IV-Leistungen auch nur 100€ plus 20% vom restlichen Verdienst behalten.

Das ist Deutschland im Jahre 2012 und das ist auch der Grund, warum ich nicht erst seit den Skandalen um Karl-Theodor zu Guttenberg und unseren jetzigen Bundespräsidenten mein Vertrauen in die Politik längst verloren habe.
 
@Internetradiofan: Ich verzichte bewußt auf den Klick auf den"Gefällt mir"-Link, denn das Thema ist sehr komplex. Ich sehe aber, daß du dir über die Zustände in unserem Land ernsthafte Gedanken machst.

Warum habe ich eigentlich nicht "unhaltbare Zustände in unserem Land" geschrieben?

Das wäre eine Wertung, die ich hier nicht machen darf. Als "ganz normaler" Mensch darf ich aber werten, denn ich muß morgens in den Spiegel gucken können und mein Gesicht ertragen!


Ich sage, daß es bald zu "Umwälzungen" in Deutschland kommt. Die Schere "Arm-Reich" ist viel zu weit geöffnet! Ich habe vor nicht einmal zwei Wochen auch etwas "geschluckt", als ich in den Nachrichten gehört habe, daß in einer Stadt im Ruhrgebiet (Achtung Polemiker: Das Ruhrgebiet liegt in "Westdeutschland") jeder fünfte Einwohner von H4 lebt! In Ossideutschland sieht es natürlich auch nicht viel besser aus. Es brodelt.

Zizat von http://www.migazin.de/2011/12/22/die-hartz-iv-deutschlandkarte/
Besonders besorgniserregend sei die negative Entwicklung im Ruhrgebiet. Sehr hohe Armutsquoten mit seit Jahren steigender Tendenz im größten Ballungsgebiet Deutschlands müssten in der Politik sämtliche Alarmglocken läuten lassen. „Wenn dieser Kessel mit fünf Millionen Menschen einmal zu kochen anfängt, dürfte es schwer fallen, ihn wieder abzukühlen“, warnt Schneider.

Was mein Posting mit den gezahlten Gagen beim Privatradio zu tun hat? Auf den ersten Blick natürlich nichts. Aber macht einfach mal so weiter....


Das muß als "Streicheleinheit" genügen, Internetradiofan. ;)
 
Es wird immer so weitergehen, dass die "Oberen" alles in die Wege leiten, damit die "Unten" gar nicht erst mehr bekommen.
Aussagen wie "es brodelt" und "wartet nur ab, das wird sich rächen" sind exakt die Aussagen, die zeigen, dass der eigene Sessel eben doch bequemer ist als auf die Straße zu gehen. Und heute soll eine Demo stattfinden .... habe ich da Zeit ? Nee, ich wollte doch heute die neuen Treiber für meinen Linux-PC installieren. Um 15 Uhr ist noch ein Fußballspiel, das ist ganz wichtig.
Aber nächstes Mal, wenn ihr ne Demo macht, dann bin ich dabei, ganz bestimmt. Nur nicht nächste Woche, da sind wir auf einem Elternnachmittag eingeladen. Da müssen wir hin, ihr versteht.....
 
Eure Diskussion hier geht von der Annahme aus, dass die bemitleidenswerten und ach so ausgebeuteten Beschäftigten eine qualifizierte Arbeit abliefern, die eine viel höhere (gerechtere) Entlohnung verdient hätte.
Aber seht es mal anders herum: Was wird denn abgeliefert? Ist das, was da manchmal als "Programm" verkauft wird, wirklich das Ergebnis gründlicher Ausbildung, solider handwerklicher Arbeit, fundierter Bildung und gehobenen Intellekts? Nein, mitnichten! Es ist ganz oft - und von Ausnahmen abgesehen - Gehampel auf Dorfdisconiveau, dem findige Marketingstrategen da sEtikett "Radio" angeheftet haben. Und dafür kann ich nun wirklich keine Traumgehälter erwarten. Der Einzige, der in dieser Konstellation ein Traumgehalt verdient hat, das ist der Marketingstatege, der es fertig gebracht hat, ein bisschen aufgeblasenen Dudelpopanz als ernstgemeintes Radioprogramm zu verkaufen.
 
Es geht um Moderatoren, die in der Regel eine passende Ausbildung vorweisen, nicht um deren Chefs. Erstens machst Du (vermutlich) auch, was Dein Scheff Dir sagt, 2. wird der Boss nicht unter Billiglohn leiden...
 
@Zwerg: Wenn man im Ausland lebt, bekommt man einen anderen Blick auf die eigene Heimat.
Manches wird dort besser gemacht, anderes nicht.

Deutschland hat bspw. einen vergleichsweise hohen Lebensstandard, aber die Bürger lassen sich fast alles von der Obrigkeit, sprich der Politik, gefallen.

WAZmann schrieb:
Es wird immer so weitergehen, dass die "Oberen" alles in die Wege leiten, damit die "Unten" gar nicht erst mehr bekommen.
Aussagen wie "es brodelt" und "wartet nur ab, das wird sich rächen" sind exakt die Aussagen, die zeigen, dass der eigene Sessel eben doch bequemer ist als auf die Straße zu gehen. Und heute soll eine Demo stattfinden .... habe ich da Zeit ? Nee, ich wollte doch heute die neuen Treiber für meinen Linux-PC installieren. Um 15 Uhr ist noch ein Fußballspiel, das ist ganz wichtig.
Aber nächstes Mal, wenn ihr ne Demo macht, dann bin ich dabei, ganz bestimmt. Nur nicht nächste Woche, da sind wir auf einem Elternnachmittag eingeladen. Da müssen wir hin, ihr versteht....
Die Menschen in Deutschland sind im Allgemeinen sehr bequem und wenig risikofreudig.
In Belgien sieht das ganz anders aus: Als bspw. die Altersgrenze für die Frühverrentung von 60 auf 62 Jahre angehoben wurde, gab es einen Streik im Öffentlichen Dienst, dem sich in der Wallonie die Angestellten der Privatwirtschaft aus Solidarität anschlossen.
In Flandern, das von der Mentalität her Deutschland ziemlich ähnlich ist, haben dagegen gut zwei Drittel der Bevölkerung den Streik abgelehnt.
 
Ich habe mir jetzt längere Zeit Gedanken gemacht und festgestellt, dass sich in den letzten 20-25 Jahren bei den Privatradios nur wenig geändert hat, zumindest was das Salär betrifft.
Zur Info, ich habe den Anfang, den Aufstieg und den Beginn des Abstiegs beim Privatradio hautnah als Moderator und Redakteur erlebt.
Nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium habe ich bei lokalen, regionalen und überregionalen Sendern gearbeitet. Das Einstiegsgehalt lag Ende der 80er und Anfang der 90er bei mir, jetzt kann ich es ja sagen, bei 3500.- DM. Nach der Umstellung auf € bitte selbst umrechnen.
Der Stundensatz bei "freien Mitarbeitern" variierte, er lag zwischen 35.- DM und 50.- DM. Es kam damals auf das Verhandlungsgeschick des jeweiligen "Freien" an.
Ab ca. 1998 begann der, ich nenne es mal, "Abstieg" bei den Privatradios, die ÖR hatten gelernt, dass "Quote" wichtig ist, die Privaten hatten gelernt, dass man nicht mehr ausgeben kann als erwirtschaftet wurde. So wurde ein freier MA mit 22.-€ bis zu 50.-€ vergütet, natürlich bei nicht bezahlter Vorbereitungszeit für die Sendung.
Bereits damals gab es ein Überangebot an Bewerbern, daraus resultierte eine Nullbezahlung für das Praktikum mit dem Wunsch der Privaten, das inhaltliche Niveau der Sendungen zum Nulltarif beibehalten zu können.
Was dann passierte, ist heute noch inhaltlich zu hören.

Eines muss jedem, der den Weg zum und im Radio gehen will, als Grundvoraussetzung klar sein:
Es sind nur begrenzt Arbeitsplätze vorhanden und eine Festanstellung zu einem in der freien Wirtschaft angemessenen Gehalt läuft über die Qualität des potentiellen neuen Mitarbeiters und über Vitamin "B" - da hat sich in den letzten Jahren nichts geändert.

2Stain
 
So wurde ein freier MA mit 22.-€ bis zu 50.-€ vergütet, natürlich bei nicht bezahlter Vorbereitungszeit für die Sendung.
Bereits damals gab es ein Überangebot an Bewerbern, daraus resultierte eine Nullbezahlung für das Praktikum mit dem Wunsch der Privaten, das inhaltliche Niveau der Sendungen zum Nulltarif beibehalten zu können.

Da ist die Verdienstmöglichkeit ja schon nahezu in jeder grösseren Disco besser gewesen!

Gut, man kann das als Sprungbrett ansehen. Aber bitte nicht länger als 1 Jahr auf diesem Sprungbrett verweilen!
 
Völlig richtig, Benno Benz, deswegen schrieb ich ja in #32:
"So war es bereits im letzten Jahrtausend (ca. 1987 oder '88), nämlich dreckig. Auch damals war die angep(a)isste und sendegeile, sich selbst überschätzende (ich beim Radio) Klientel vorhanden." und "Wer für den Hungerlohn nicht arbeiten will, der unterschreibt nicht. Wer für den Hungerlohn arbeiten will, Nachschub für Frau Pauli."


2Stain
 
Wenn Du im Beruf nicht mitspielst, dann bist Du ganz schnell draußen, und zwar ohne Kohle. Morgens schaust Du in den Spiegel und sagst:
"Was bin ich doch für ein toller Hecht, hah, nicht angep(a)isst."
Zwar ohne Geld und Job oder Anstellung, aber Du kannst Dir mit einem Lächeln in die Augen schauen. Da bleiben dann die Fragen offen:
Wäre es nicht besser gewesen, dass kein möglicher finanzieller Engpass auftritt, die Faust in der Tasche zu machen?
Und, wäre es nicht besser gewesen, eine vorherige entsprechende Recherche in seinem tiefsten Inneren vorzunehmen?

Ich persönlich rate jedem, der heute nach grundsolidem Schulabschluss sein Glück beim Radio versuchen will:
Gibt es noch was anderes, das Dich interessiert? Muss es Radio sein?
Wenn die Antwort "Radio" lautet, dann kommt der Hinweis, dass Gottschalks, Jauchs und alle anderen ihren Sessel bestimmt nicht freiwillig aufgeben.

2Stain
 
Ich persönlich rate jedem, der heute nach grundsolidem Schulabschluss sein Glück beim Radio versuchen will:
Gibt es noch was anderes, das Dich interessiert? Muss es Radio sein?
Wenn die Antwort "Radio" lautet, dann kommt der Hinweis, dass Gottschalks, Jauchs und alle anderen ihren Sessel bestimmt nicht freiwillig aufgeben.

Es ist ein grundsätzlicher Denkfehler, sich ausschließlich auf den Bereich "Moderation" zu beschränken. Was soll das? Dazu benötigt man Talent. Ein "grundsolider Schulabschluss" ist hilfreich, aber ersetzt kein Talent.

Es gibt im Radio"geschäft" viele schöne, gutbezahlte Tätigkeiten. Da muß man nicht zwingend den Kasper am Mikrofon geben, um gutgelaunt und gutbezahlt abends nach Hause zu gehen.
 
Benno Benz schrieb:
Es gibt im Radio"geschäft" viele schöne, gutbezahlte Tätigkeiten. Da muß man nicht zwingend den Kasper am Mikrofon geben, um gutgelaunt und gutbezahlt abends nach Hause zu gehen.
Man kann zum Beispiel auch Empfangsgeräte verkaufen. Das ist solide. Dingsbumsmodus aus!
 
Richtig ist, dass es ein Überangebot an willigen Bewerbern gibt und diese mit ein Grund sind, dass sich Entgelte in niedrigen Regionen bewegen.
Das Problem ist aber viel vielschichtiger und nicht nur von einer Seite zu sehen. Und in diesem thread noch nicht angesprochen wurden. Zum Beispiel:

Ich habe Sender erlebt, die einen Euro eingenommen und zwei ausgegeben haben. Wo sollte man wie sparen?
Und ich habe Mitarbeiter erlebt, die auf die Uhr geschaut haben. Man kann nicht mitten in einer Sendung aufstehen oder eine Recherche unterbrechen, nur weil die im Tarif vorgegebenen 7,45 Stunden gerade abgelaufen sind. Radio ist eines der Medien, in dem man entweder mit vollem Herzen dabei ist oder man lässt es besser gleich von Anfang an bleiben.
Man kann es nicht mit Untertagebergbau, einer Supermarktkassiererin oder einem Fliessbandarbeiter vergleichen. Da käme niemand auf die Idee Mehrarbeit aus Freude an der Sache zu erwarten.

@chapri: Wo gibt es denn noch Techniker bei den privaten Sendern? Maximal einer zum vorzeigen, das war es aber auch.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben