Das grundsätzliche Problem aller öffentlich-rechtlichen oder privaten Dudelsender ist ihr selbst geschaffenes, katastrophales Image. Frei nach der Devis, es gibt kein schlimmeres Leid, als das, was man sich selbst antut.
Vor zehn Tagen saß ich im Zug, hinter mir unterhielt sich eine Gruppe 20jähriger über das Thema Radio. Sehr selten, daß sie das von sich aus tun. Normalerweise ist die Standardaussage von Menschen diesen Alters, daß sie überhaupt kein Radio hören. Aber diese Gruppe setzte sich tatsächlich inhaltlich mit dem Medium auseinander.
Zu hören war ein allgemeine eklatante Verachtung für die Programme. So waren sie sich einig, daß die Musik sich zu oft wiederhole. Einer stellte die These auf, derzeit würde besonders "Bad habits" von Ed Sheeran nerven, da es acht Mal am Tag zu hören sei. Die 20jährigen sind somit nah an der Wahrheit dran und registrieren genau, wo die Fallstricke des Formatradios liegen.
Die Hörer, die die Kommerzsender brauchen, also junge Menschen, die unreflektiert und dadurch leicht beeinflussbar viel konsumieren, schalten das Radio zunehmend erst gar nicht ein. Ein Top 40- oder Hot AC-Format schleppt mittlerweile eine stattliche Anzahl an über 50jährigen mit sich rum. Bei RTL Deutschland war vor der Formatumstellung in diesem Sommer der Anteil der Alten exakt bei 50%.
Im Fernsehen ist die Entwicklung noch krasser zu beobachten. Da kommt RTL, immerhin noch Deutschlands reichweitenstärkster Kommerzfunker, an manchen Tagen (bei allen Zuschauern ab drei Jahren) nur noch auf eine Reichweite von 6%. SAT 1 ist derweil komplett abgesoffen. Damit geht einher eine krasse Einfallslosigkeit bei den Formaten: Stundenlag scrypted reality, big brother in allen Varianten, Lebensretterdokus, Hundedokus, Kochshows, Kuppelshows, Boulevardmüll usw.
Wenn die Sender nicht mal langsam eine Ansage der Lizenzbehörden und Politiker bekommen, bleibt immer noch die Hoffnung, daß sie sich infolge ihrer kompletten Einfalls- und Phantasielosigkeit selbst abschaffen.