Danke, interessante Beobachtungen!
Die Linux-HDTV-Boxen (Enigma 2) kommen problemlos mit den neuen Streams klar. Allerdings ist der Klang meiner Meinung nach nicht besser, sondern eher etwas schlechter (Höhen zirpen, Signal klingt eingedampft) als vorher über MP2.
Mit Linux-basierten Geräten (zumindest mit denen, bei denen "Linux" bedeutet, dass eine freie Entwicklergemeinde daran aktiv ist und vom Käufer eines Consumer-Gerätes erwartet wird, dass er erweiterte Kenntnisse in Systemadministration hat) habe ich bislang nie etwas zu tun gehabt. Da fehlen mir jegliche Erfahrungen. Es gibt ja auch andere Geräte, die letztlich im Kern auf Linux basieren, aber nicht "offen" gestaltet sind.
"Besser" kann die Audioqualität gar nicht werden. 320 kBit/s MP2 sind so weit im transparenten Bereich (
MUSHRA-Scores um vielleicht 95-97 Punkte, während die versteckte Referenz auch nur ca. 97 Punkte schafft), dass es keine bemerkbare Verbesserung geben kann - egal was man veranstaltet. Da könnte man auch in PCM senden und es würde statistisch nicht mehr signifikant auffallen.
Die 128 kBit/s LC-AAC, die nun verwendet werden, liegen qualitativ zwischen den Bewertungen, die 192 bzw. 224 kBit/s MP2 bekämen (etwa so bei 208 kBit/s MP2 schätze ich - diese Stufe gibt es aber nicht) - natürlich ist das völlig unterschiedlich je nach Audiomaterial. Ich würde da nach Auswertung einiger Literaturstellen einen MUSHRA-Score von etwa 90 erwarten. Das ist schlechter, sollte aber eigentlich in vielen Fällen nicht oder nur sehr gering auffallen, weils halt oft noch knapp am unteren Ende des Transparenzbereiches liegt.
So geht es mir: ich kann zwischen den 320 MP2 und den 128 LC-AAC nur in seltenen Fällen einen Unterschied hören. Wenn ich einen höre, dann würde ich es als "da fehlt etwas Auflösung" bezeichnen. "Zirpen" oder "eingedampft" kann ich nicht wahrnehmen. Aber ich bin auch in einem Alter, in dem das akustische Wahrnehmungsvermögen abnimmt, ich bin zunehmend untrainiert und ich bin seit mehreren Jahren unter Dauerstess mit inzwischen auch äußerlich erkennbar ruiniertem Gesamtzustand, was so etwas auch negativ beeinflussen kann.
Ich kenne auch die Aussage "gepresst" für AAC, bezogen auf die Dynamik. Da sind offenbar tatsächlich die Decoder schuld, es gibt Geräte, die bei AAC offenbar in eine eigenständige Dynamikkompression (!) gehen.
Der nackte AAC-Datenstrom, den die ARD abliefert, hat das aber nicht. Das ist nicht das Problem. Die richtigen Probleme mit dieser Umstellung sind die Inkompatibilität mit vielen Endgeräten und mit Kopfstellentechnik, mackige Decoder in formal AAC-tauglichen Endgeräten und ein Knacken, das mit bestimmten Geräten bei den Programmen von BR, NDR, Radio Bremen und teils wohl auch SWR auftritt.
Eine Anfrage bei der Hotline ergab, dass dieser Codec von den älteren Geräten nicht unterstützt würde.
Dann frage mal die ARD. Die wird Dir erzählen, dass das nur ganz wenige Geräte beträfe und dass die Hersteller an Updates arbeiten würden. Das ist besonders unlustig, wenn der Hersteller eines betroffenen Gerätes nicht mehr existiert.
Ja gut beim TV kann ich es verschmerzen. Höre nicht über ein TV Radio.
Die ARD argumentiert offenbar genau andersherum. Sie behauptet ja, dass "fast alle" (in einem internen "
Redaktionsbriefing" steht sogar "...wird von allen seit ca. 2012 im Markt erhältlichen, standardkonformen DVB-S2-Empfängern (Set-Top-Box oder Fernseher) unterstützt") Geräte AAC-tauglich wären. Die wenigen nicht tauglichen Geräte sind aber dummerweise oft genau die Geräte, die für Hörfunk genutzt werden - eben die dafür besonders vorbereiteten Receiver, vor allem aus deutscher Fertigung. Das ignoriert die ARD. Man soll also Radio offenbar über den TV hören.
Wie sieht es z..B. in Krankenhäusern aus, die bisher den ARD-Radiotransponder selber 1:1 vom Astra in DVB C umgesetzt hatten?
Der ist dann halt weg. Dafür tauchen bei 1:1-Umsetzung der Transponder mit MDR, hr, RBB HD bzw. Tagesschau 24 HD die AAC-Versionen im Hauskabelnetz auf.
Ich glaube nicht, dass die nicht gerade billigen und recht komplexen "Telemünzeranlagen" so ohne weiteres auf einen neuen Audiocodec umzustellen sind.
Betrifft die Empfangsgeräte? Wenn sie kein AAC können, wars das halt. Das wird soweit bislang bekannt wohl eines der beiden massenhaft verkauften DVB-"Kabelradios" treffen. Spielt in Netzen mit 1:1-Durchleitung künftig halt keinen ARD-Hörfunk mehr. Die paar 100.000 betroffenen Geräte sind freilich aber nur Einzelfälle.
Oft ist pro Umsetzvorgang bzw. Transponder dort ein einzelner Spezial-Einschub nötig. Um jetzt die komplette Palette anbieten zu können, werden bereits 2 "Spezial-Umsetzer" (Ausstrahlung erfolgt ja über 2 verschiedene Transponder!
Nein. Die AAC-Programme sind ja mit auf den Transpondern der genannten TV-Programme drauf - und die sind ja schon im Hauskabelnetz. Oder gibt es da Netze ohne MDR / hr / RBB-TV in HD oder ohne Tagesschau24 HD, One HD, ARD Alpha HD, SR Fernsehen HD, Bremen TV HD?
Hier hätte die ARD die Sender besser ordnen können, so dass wieder alle Radios auf einem sind) nötig sein.
Für diese Betrachtung wäre das nicht nötig, da die Kanäle eh in den Netzen sind. Für eine andere Betrachtung wäre es nett: wer "alles" mitschneidet, braucht künftig 2 Tuner, bislang nur einen.
Mein kompatibles Konzept würde sogar auf 3 Transponder aufteilen - dann bekäme man alles in MP2 hochwertig hin.
So ohne weiteres kann man so ein Signal auch nicht wieder nach MP2 umrechnen. Da müsste ja jedes Programm einzeln decodiert und umgerechnet werden. Ein Aufwand, der sich vielleicht nur für einen riesigen Kabelnetzbetreiber lohnt und nicht gerade den Klang verbessert.
Das eigentliche Transcodieren ist gar nicht das Problem. Es ist "nur" Audio, das hält die Hardwareanforderungen recht niedrig. Problem ist: die professionellen Transcoder für einen solchen Umfang kosten ab 20 kEUR aufwärts - bis über 40 kEUR hinauf fand ich bei meinen Recherchen. Das 10-Jahres-Budget eines kleinen Kabelnetzes (für die Wohnanlage, für einen Stadtteil) für Kopfstellentechnik liegt bei ca. 12 kEUR. Brutto.
Und in kleine Netze lassen sich solche Transcoder gar nicht einbinden, da sie IP-basiert arbeiten, man aber in die in Klein-Netzen verwendeten Geräte nicht mit IP anbinden kann. Also muss man dort vorschalten und dem Transcoder seine eigenen Sat-Tuner und vor allem einen Sat-ZF-Modulator geben. Ausgabe also als "Fake"-Sat-Transponder. Unter 1000 EUR, eher 1500 EUR bekommste aber gar keinen Sat-Modulator...
Ein Eigenbau-Transcoder mit Open-Source-Software sollte inkl. Hardware, wenn ich mich nicht grob verkalkuliert habe, bei etwa 2500 EUR liegen. Das ist für manche Netze schon zuviel, vor allem verursacht die Kiste ja auch noch ca. 200 EUR Stromkosten pro Jahr. Nur: das muss auch jemand konfigurieren. Und das geht beim Aufsetzen des Systems los, geht über das Compilieren von FFmpeg aus den Sourcen mit Einbindung von TwoLAME (MP2-Encoder) und die Konfiguration von TSDuck (macht den DVB-konformen Transportstrom). Das ganze muss dann auch dynamische Umschaltungen stereo/5.1 abfangen und korrekt downmixen / transcodieren können, das ganze sollte bitte RDS nach UECP im MP2-Datenstrom haben, das ganze muss rund um die Uhr ohne Nutzereingriff stabil laufen, ... Wer kann das / macht das als Liebesdienst gratis?
Es ist schon eine Schade, wie die ARD da den Zwangsgebührenzahlermichel mit dieser Umstellung bestraft.
In der Tat. In mir kocht es auch entsprechend.
Wozu werden eigentlich noch die vielen ARD-Programme in SD ausgestrahlt? Mit deren Abschaltung ließen sich doch viele Transponder einsparen und man hätte den Hörfunktransponder unangetastet weitersenden lassen können.
Der Hörfunktransponder muss weg, um SD weiterhin betreiben zu können. Man beruft sich da auf mehrere Millionen Haushalte, die angeblich kein HD empfangen könnten. Real finde ich in solchen Fällen fast immer Unkenntnis über die Möglichkeiten der eigenen Geräte, Faulheit bei der Sendersuche ("seit 2011 nicht mehr gemacht") oder Private in SD wegen fehlenden HD+-Abos, also "wir haben kein HD" vor.
Die ARD vernichtet die kompatible und maximal hochwertige Hörfunkverbreitung, um Geld für die Verbreitung eines seit Jahren obsoleten TV-Systems minderwertiger Qualität freizubekommen. Für mich ist das ganze so grotesk, ich kanns nicht in Worte fassen.
Wenn schon eine Umstellung des Codecs, dann bitte richtig und in eine Norm, die von ALLEN auf dem Markt befindlichen HD-Boxen verstanden bzw. abgespielt werden kann.
"Alle" hieße: MP2 und für Surround AC-3. Aber das wollen sie ja nicht mehr.
Oder die Findung eines einheitlichen, neuen Codecs.
Der wäre dann halt wenigstens gerecht und fair nirgendwo drin. Im Ernst: was soll das?
Zum Beispiel DAB+ S. Das würde sicherlich komplett neue Boxen erfordern, hätte aber wohl eine längere Halbwertszeit, da der DAB+ Codec für Audio mittlerweile am Markt etabliert ist.
Es gibt keinen DAB+-Codec. DAB+ verwendet AAC. Genau das, was die ARD jetzt auch für Satellit nimmt, nur auf die Anforderungen des alten DAB-Datenkorsetts aus den frühen 1990er Jahren zurechtgebogen.
Bei DAB+ ists aber meist das grausige HE-AAC mit den im Empfänger hinzuerfundenen Höhen, die oft einfach nur krisselig-klirrig klingen. Hinzu kommt bei DAB eine sehr leistungsfähige Fehlerkorrektur, die für den terrestrischen Mobilempfang nötig ist, keinesfalls aber für Sat oder Kabel. Dadurch sinkt die spektrale Effizienz von DAB/DAB+ radikal: in einem 1,75 MHz breiten Kanal schafft man maximal ca. 1728 kBit/s Nettodaten. Das wären auf einen 8 MHz breiten Kanal (wie beim Kabelanschluss) hochgerechnet ca. 7,9 MBit/s. Ein Kabelkanal in 256 QAM schafft aber 50,8 MBit/s, also das 6,4-fache. DAB-Signale haben schon deshalb nichts in Kabelnetzen zu suchen, es sei denn, man hat Platz zu verschenken.