Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Nun ja, Focus halt. Bereits in den ersten beiden Absätzen zwei typische Populistenfehler, die einem mit anständiger Recherche nicht passiert wären. Punkt1: Die Chefs von RTL und/oder Pro7/Sat1 dürften Gniffke sein Jahresgehalt nur müde belächeln. Punkt 2: Der teuerste ÖR in Europa ist nicht der deutsche. Wir liegen hier gebührenmäßig mehr oder weniger im Mittelfeld. Mit 335 Schweizer Franken, also rund 340 Euro, ist der dortige ÖR nach wie vor der teuerste. In Österreich muß man je nach Bundesland bis zu 27 Euro pro Monat berappen, was dann ebenfalls teils teurer ist als hierzulande. Bis zur Umstellung auf andere Modelle war auch der skandinavische ÖR in allen drei Ländern deutlich teurer als in D.
Fehler Nr. 3: Die Aussagen zu "Babylon Berlin" sind oberflächlicher Schmarn. Man läßt mal gekonnt untern Tisch fallen, dass sich Sky komplett aus dem Bereich Eigenproduktionen verabschiedet und läßt völlig unerwähnt, dass die ARD natürlich dennoch die 5.Staffel keinesfalls alleine stemmen wird.
Wir halten also fest: Beim Focus macht nicht viel anderes als das, was man dem ÖR gerne vorwirft. Klar, Kommentare dürfen, sollen und müssen bissig sein und manchmal auch zugespitzt. Aber sie sollten dennoch inhaltlich richtig sein. Und genau deshalb:
Hier im Forum werden Focus-Quellen nicht sehr geschätzt.
 
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Nun ja, Focus halt. Bereits in den ersten beiden Absätzen zwei typische Populistenfehler, die einem mit anständiger Recherche nicht passiert wären. Punkt1: Die Chefs von RTL und/oder Pro7/Sat1 dürften Gniffke sein Jahresgehalt nur müde belächeln.
Richtig. Allerdings führen die Wirtschaftsunternehmen mit allen Risiken. Gniffke eine Anstalt öffentlichen Rechts, die zu 95 % aus einer pauschalen Haushaltsabgabe in fester Höhe finanziert wird.

Punkt 2: Der teuerste ÖR in Europa ist nicht der deutsche.
Je nach Betrachtung. Bei der Höhe des Gesamtbudgets ist er das wohl.
Wir liegen hier gebührenmäßig mehr oder weniger im Mittelfeld. Mit 335 Schweizer Franken, also rund 340 Euro, ist der dortige ÖR nach wie vor der teuerste.
Du zielst hier auf die Höhe der Gebühren/des Beitrags. Wenn man den "teuersten ÖR" identifizieren möchte, spricht für diese Herangehensweise wenig. Denn der Beitrag finanziert in vielen Ländern mehr als nur den ÖR. In Deutschland beispielsweise die Landesmedienanstalten, also die Aufsicht der Privaten. In Österreich diverse Landeskulturfonds und obendrauf noch die Mehrwertsteuer. In der Schweiz die Förderung von Privatmedien. Mithin: Das wäre bei einer sauberen Argumentation herauszurechnen, wenn es um die Kosten des ÖR ginge.

Aber sie sollten dennoch inhaltlich richtig sein. Und genau deshalb:
q.e.d.
 
@Radiokult #726
Einig. - Die von dir beim Anlesen entdeckten Schwächen waren auch mir aufgefallen. Der Focus-Claim "Fakten, Fakten, Fakten ... und an den Leser denken!" passt nicht dazu. Der Artikel ist tendenzös und beißt sich an Gniffke fest. Trotzdem entlastet dies den ARD-Vorsitzenden und seine Intendantenfreunde nicht. - Es braucht mutiges Handeln und keine Selbstbeweihräucherung.
 
Kann ein einziger Satz mehr Irrsinn bzgl. des ÖRR ausdrücken?

"ARD-Vorsitzender bittet die Fraktionschefs von CDU und CSU in einem Brief um Entschuldigung für eine inzwischen gelöschte Instagram-Story von Funk."
 
Wenn man den "teuersten ÖR" identifizieren möchte, spricht für diese Herangehensweise wenig. Denn der Beitrag finanziert in vielen Ländern mehr als nur den ÖR. In Deutschland beispielsweise die Landesmedienanstalten, also die Aufsicht der Privaten. In Österreich diverse Landeskulturfonds und obendrauf noch die Mehrwertsteuer. In der Schweiz die Förderung von Privatmedien. Mithin: Das wäre bei einer sauberen Argumentation herauszurechnen, wenn es um die Kosten des ÖR ginge.
Dann wäre aber auch das Aufgabe des Focus-Schreiberlings gewesen. Den Spieß kann man nämlich natürlich auch umdrehen. Die Gesamtsumme, die in D für den ÖR "draufgeht", sagt nämlich relativ wenig aus, ausser das sie sich nach ziemlich viel anhört. Die Gelder sind (abzüglich ZDF- und DLF-Anteil) an das Gebiet der jeweiligen Anstalt gebunden, womit sich schon wieder ein völlig anderes Bild ergibt. Ähnliche Medienstrukturen wie in Deutschland, sprich Rundfunkhoheit und damit auch Gebührenhoheit bei den Ländern, gibts nämlich nur hier und meines WIssens nirgendwo sonst in Europa, zumindest nicht in einer ähnlichen Form. Der Umstand wird fast nie berücksichtigt.

. Allerdings führen die Wirtschaftsunternehmen mit allen Risiken. Gniffke eine Anstalt öffentlichen Rechts, die zu 95 % aus einer pauschalen Haushaltsabgabe in fester Höhe finanziert wird.
Das ist ohne jeden Zweifel richtig. Aber wenn man gute Leute haben will (und auch braucht), muss man denen schon ein zumindest halbwegs ähnliches Gehalt wie in der freien WIrtschaft anbieten, sonst gehen die dort hin. Das Wechselspiel zwischen ÖR und Privat findet ja nicht nur bei den relativ bekannten Köpfen, sprich Moderatoren, statt. Das gibts im Bereich Technik, Kamera usw. ja genauso. Der mdr zahlt seinem künftigen Intendanten 280.000 Jahresgehalt brutto, wurde auf der letzten Verwaltungsratssitzung beschlossen. Ist das nun zuviel oder zuwenig? Ich bin mir mittlerweile nicht mehr so ganz sicher, ob man das wirklich immer so pauschal beurteilen kann.

Die Krux läßt sich wahrscheinlich wirklich nur auflösen, wenn man auf kurz oder lang die Rundfunkhoheit der Länder lockert und langfristig vielleicht doch auf den Bund überträgt, soll heißen das man die neun einzelnen Anstalten des öffentlichen Rechts nicht nur pro forma als ARD zu "einer" Anstalt zusammenrechnet, sondern das auch tatsächlich tut. Das würde zumindest auf der Führungs- und Verwaltungsebene eine Menge Geld einsparen. Das ZDF könnte man dann pro forma gleich mit integrieren. Dann gibts nicht mehr neun Intendanten (+ 2 fürs ZDF und den DLF), sondern nur noch einen. Das Konstrukt insgesamt stammt aus einem anderen Medien-Jahrhundert und hat im Grunde längst ausgedient. Dank Internet und Co. kann man quasi zu jeder Zeit und an jedem Ort alle Programme der ÖR insgesamt sehen und hören. Das war damals aber nicht mal ansatzweise im Sinne des Erfinders. Und genau deshalb komme ich immer öfter zu dem Schluss, dass nur das der eigentlich richtige Ansatzpunkt für eine Lösung wäre.
 
Der teuerste ÖR in Europa ist nicht der deutsche. Wir liegen hier gebührenmäßig mehr oder weniger im Mittelfeld.
Das ändert ja nichts an der Tatsache, dass sich Deutschland das teuerste öffentlich-rechtliche Rundfunksystem der Welt leistet. Die Etats von ARD, ZDF und DLF belaufen sich heuer erstmals auf über 10 Milliarden Euro......

Und nichtsdestotrotz meint z.B. die Journalistengewerkschaft DJV, dass dies noch immer zu wenig ist und dass der Rundfunkbeitrag steigen müsse......

Es wird Zeit, dass die Politik diesen Forderungen, die ein ewiges Weiter wie bisher voraussetzen, endgültig ein Ende setzt, strenge Vorgaben für Einsparungen und die Streichung von Radio- und Fernsehsendern schafft, die in der Folge natürlich auch zu einer Reduzierung des Rundfunkbeitrages zu führen haben.

In den nächsten Jahren sollte - Inflation hin, Inflation her - kein Gedanke an weitere Beitragserhöhungen verschwendet werden.
 
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Dann wäre aber auch das Aufgabe des Focus-Schreiberlings gewesen.

Der hat einen Kommentar geschrieben und keinen wissenschaftlichen Artikel. Die von mir aufgezeigte Interpretation seiner Behauptung wäre sachlich richtig und m.E. auch naheliegend.

Die Gelder sind (abzüglich ZDF- und DLF-Anteil) an das Gebiet der jeweiligen Anstalt gebunden, womit sich schon wieder ein völlig anderes Bild ergibt.

ARD-GSEA und -Finanzausgleich...?

Ähnliche Medienstrukturen wie in Deutschland, sprich Rundfunkhoheit und damit auch Gebührenhoheit bei den Ländern, gibts nämlich nur hier und meines WIssens nirgendwo sonst in Europa, zumindest nicht in einer ähnlichen Form.

Ja. Aber was willst du damit sagen? Davon abgesehen: Für eigene "Hoheit" braucht es Föderalismus. Es gibt in ganz Europa aber nur vier föderale Staaten (plus Russland formal): neben Deutschland sind das allesamt Kleinstaaten: Österreich, Bosnien-Herzegowina und die Schweiz. Die Schweizer haben vermutlich auch aus finanziellen Gründen nie in Erwägung gezogen, ein "Radio Appenzell-Innerrhoden" einzurichten.

Das Wechselspiel zwischen ÖR und Privat findet ja nicht nur bei den relativ bekannten Köpfen, sprich Moderatoren, statt.

Welche ÖR-Intendanten der letzten 30 Jahre haben eine längere Zeit im Privatrundfunk gearbeitet? Selbst auf zweiter und dritter Führungsebene sind Personalien wie Valerie Weber die absolute Ausnahme. Das Führungspersonal des ÖR rekrutiert sich aus dem ÖR und ÖR-Führungspersonal wechselt seltenst in den Privatrundfunk.
 
Der mdr zahlt seinem künftigen Intendanten 280.000 Jahresgehalt brutto, wurde auf der letzten Verwaltungsratssitzung beschlossen. Ist das nun zuviel oder zuwenig?
Zu viel.
Welche ÖR-Intendanten der letzten 30 Jahre haben eine längere Zeit im Privatrundfunk gearbeitet?
Richtig. Keiner.

Und wenn es denen nicht reicht, sollen die halt in die Privatwirtschaft gehen.
Das Argument "in der Privatwirtschaft' hinkt schon deshalb, da dort keine Gebühren die Gehälter finanzieren.
 
Das ändert ja nichts an der Tatsache, dass sich Deutschland das teuerste öffentlich-rechtliche Rundfunksystem der Welt leistet. Die Etats von ARD, ZDF und DLF belaufen sich heuer erstmals auf über 10 Milliarden Euro......
Die Rechnung bleibt falsch, denn das liegt ja vielleicht auch daran, dass in D nunmal knapp 90 Mio Menschen leben, die theoretisch alle gebührenpflichtig sind. Daher kommt da logischerweise in Summe auch eine bedeutend größere Zahl raus als beispielsweise in Österreich oder der Schweiz.
Und nichtsdestotrotz meint z.B. die Journalistengewerkschaft DJV, dass dies noch immer zu wenig ist und dass der Rundfunkbeitrag steigen müsse......
Da sind wir uns einig, das ist Wunschdenken bzw. wird hoffentlich welches sein. Eine Erhöhung in, sagen wir mal mindestens den nächsten 5 Jahren, ist niemanden nachvollziehbar zu erklären.
Es wird Zeit, dass die Politik diesen Forderungen, die ein ewiges Weiter wie bisher voraussetzen, endgültig ein Ende setzt, strenge Vorgaben für Einsparungen und die Streichung von Radio- und Fernsehsendern schafft, die in der Folge natürlich auch zu einer Reduzierung des Rundfunkbeitrages zu führen haben.
Den Ansatz finde ich nun wieder falsch. Der Wasserkopf ist das Problem, denn der führt dazu das Gelder fehlen, um die Programme mit Inhalten zu füllen. Deshalb bleibe ich dabei, langfristig die Anstalten tatsächlich zu einer Anstalt verschmelzen. Die können dabei ja durchaus ihre verschiedenen Namen behalten, aber der Verwaltungsirrsinn wäre endlich mal nachhaltig verschlankt. Es gibt beim ÖR nicht zuviele Cutter, Kameraleute oder Moderatoren, es gibt zuviele Abteilungsleiter, Entscheidungsträger und sonstige Wichtigtuer, sowie teils völlig antiquierte Hirarchien die abgeschafft gehören, weil komplett überflüßig.
Die Schweizer haben vermutlich auch aus finanziellen Gründen nie in Erwägung gezogen, ein "Radio Appenzell-Innerrhoden" einzurichten.
Diesbezüglich ist man ja hier schon auf einem durchaus sinnvollen Weg. Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich von einigen Seiten Prügel bekomme, das Zusammenlegen der Kultur- und Nachrichtensender, wenigstens erstmal stundenweise, finde ich richtig. Das könnte man auch noch auf die Jugendprogramme ausweiten, so das am Ende tatsächlich nur noch eine komplett eigentständige Servicewelle pro Sendegebiet übrig bleibt. Die Option im Fall der Fälle, beispielsiweise aus aktuellem Anlass, Frequenzen auseinander zu schalten gäbe es ja trotzdem weiterhin.
Welche ÖR-Intendanten der letzten 30 Jahre haben eine längere Zeit im Privatrundfunk gearbeitet?
Ich bezog das ausdrücklich nicht auf die obersten Führungsetagen, was im darauffolgenden Satz meines obigen Postings aber auch steht. Es läßt sich nur schwer beurteilen, aber eventuell finden sich dann gar keine brauchbaren Kandidaten mehr, wenn man die Intendantengehälter wirklich radikal rasiert. Man hat ja jetzt schon den Eindruck, dass da, salopp formuliert, an einigen Stellen nicht unbedingt die hellsten Kerzen auf der Torte am Werke sind.
 
Focus ist genau das, was Focus dem ÖR vorwirft: Zusammengeschluderter und aufgewärmter Häppchen- Journalismus, Tiefflug statt Tiefgang, Show-Rankings und dann eben solche Kommentare, wie jener zum ÖR, bei dem man weiß, er bedient Volkes Grummeln und wird deshalb Beifall ernten. Aber seriös ist das nicht.

Es stimmt, der ÖR in seinem heutigen Zustand ist beklagenswert und in einer über Jahrzehnte hinweg selbst konstruierten Falle gefangen, aber er ist - so überhöht sich das anhört - trotzdem eines unserer wichtigsten Instrumente zur Freiheitssicherung und Freiheitsvergewisserung. Das ist so zur Selbstverständlichkeit geworden, dass viele diesen Wert und diese Bedeutung gar nicht mehr erkennen, das Jammern und Wehklagen wäre aber groß, wenn wir das eines Tages nicht mehr hätten. Es geht darum, diese Funktion zu erhalten und zukunftsfähig zu machen, und das wird nicht durch "immer mehr" und "immer teurer" geschehen, sondern durch Reduktion auf das Wichtige und Richtige. Die Frage ist derzeit, ob sich Intendanten und Politik freiwillig auf diesen Weg begeben (wonach es nur bedingt aussieht), oder ob sie eines Tages aus purer Not dazu gezwungen sein werden.
 
Die Rechnung bleibt falsch, denn das liegt ja vielleicht auch daran, dass in D nunmal knapp 90 Mio Menschen leben, die theoretisch alle gebührenpflichtig sind. Daher kommt da logischerweise in Summe auch eine bedeutend größere Zahl raus als beispielsweise in Österreich oder der Schweiz.
Ist m.E. ziemlich gewagte Argumentation. DIe Anzahl der Gebührenpflichten ist nur ein Multiplikator, der monatliche Beitrag der zweite. Das Gesamtbudget ergibt sich aus beidem, und die Beitragshöhe lässt sich politisch absenken.

Du könntest natürlich in zweiter Dimension argumentieren, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk teurer wird, je mehr Menschen er versorgen muss und so das hohe Gesamtbudget auch aus der Anzahl der Versorgten entsteht.

Ganz naiv würde man erwarten, dass das öffentliche Geschehen mit mehr Menschen vielfältiger wird, so dass der aktuelle Bereich für gleiche Abdeckung mit mehr versorgten Menschen auch mehr Aufwand erfordert. Bei vielen anderen Aufgaben sind aber zumindest erhebliche Skaleneffekte zu erwarten: Die Produktion einer programmfüllenden Auswahl von qualitativ hochwertigen Unterhaltungssendungen, Kindersendungen und so weiter z.B. kostet nicht (viel) mehr, wenn sie für 80 Mio. und nicht für 8 Mio. Menschen gemacht wird. Die Kosten einer (gut aufgestellten) Verwaltung steigen nicht linear mit der Anzahl der Beschäftigten an. Und so weiter.
 
Eine Erhöhung in, sagen wir mal mindestens den nächsten 5 Jahren, ist niemanden nachvollziehbar zu erklären.

Die nachvollziehbare Erklärung ist, wenn bei den Öffentliche-Rechtlichen alles so bleiben soll, wie es jetzt ist, muss der Beitrag um den Betrag der Inflation erhöht werden.

Die Fragen sind: Soll alles so bleiben? Oder soll es weniger werden? Und falls es weniger werden soll, ist der durch die Inflation, also zufällig entstandene, Kürzungsbetrag genau die richtige, gewünschte Kürzung??
 
Oder soll es weniger werden?
Es wird doch schon weniger! Und zwar seit Jahren, ständig:
-Musikjournalistische Formate in den Popwellen faktisch abgeschafft
-Nachrichtenformate (Echos, Kuriere, Berichte von heute) gestrichen
-Abendschiene Antenne Brandenburg weg, stattdessen unmoderiert
-SWR4 RP faktisch tot und Tagesprogramm mit BW zusammengelegt
-NDR Länderwellen ab 19 oder spätestens 21 Uhr nur noch Konserve
-Kulturwellen von Freitagabend bis Montagfrüh zusammengeschaltet
-Infowellen von Freitagabend bis Montagfrüh zusammengeschaltet usw.

Wer weiß was uns da noch erwartet, vielleicht kehrt ja der NWDR zurück.
 
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DIe Anzahl der Gebührenpflichten ist nur ein Multiplikator, der monatliche Beitrag der zweite. Das Gesamtbudget ergibt sich aus beidem, und die Beitragshöhe lässt sich politisch absenken.
Ja, aber wie schon erwähnt, im Grunde sind die Gelder gebietstgebunden, sprich die Einnahmen beispielsweise in Berlin-Brandenburg sind andere als beiuspielsweise in NRW. Das verzerrt ein Stück weit das Bild. Ja, es gibt den ARD-internen Finanzausgleich. Aber der wird ja auch intern immer mal wieder heiß diskutiert.
Du könntest natürlich in zweiter Dimension argumentieren, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk teurer wird, je mehr Menschen er versorgen muss und so das hohe Gesamtbudget auch aus der Anzahl der Versorgten entsteht.
Könnte man so sehen, würde ich aber eher nur bedingt befürworten. Nur weil man mehr Leute zu versorgen hat, muss man nicht automatisch teurer werden. Der chronisch klamme rbb leistet sich mit Radio Eins zum Beispiel trotz der deutlich geringeren Einnahmen als der WDR, ein vergleichsweise anspruchsvolles und damit auch vergleichsweise teures Serviceprogramm, was man beim WDR wiederum vergeblich sucht, obwohl man dort das Geld hätte, um mindestens zwei solcher Programme zu gestalten.
Ganz naiv würde man erwarten, dass das öffentliche Geschehen mit mehr Menschen vielfältiger wird, so dass der aktuelle Bereich für gleiche Abdeckung mit mehr versorgten Menschen auch mehr Aufwand erfordert. Bei vielen anderen Aufgaben sind aber zumindest erhebliche Skaleneffekte zu erwarten: Die Produktion einer programmfüllenden Auswahl von qualitativ hochwertigen Unterhaltungssendungen, Kindersendungen und so weiter z.B. kostet nicht (viel) mehr, wenn sie für 80 Mio. und nicht für 8 Mio. Menschen gemacht wird.
Da bin ich durchaus bei dir.
Die Kosten einer (gut aufgestellten) Verwaltung steigen nicht linear mit der Anzahl der Beschäftigten an.
Naja, irgendwie doch. Jeder Angestellte mehr ist letztlich ein Kostenfaktor, denn der will ja irgendwie bezahlt sein.

ist der durch die Inflation, also zufällig entstandene, Kürzungsbetrag genau die richtige, gewünschte Kürzung??
Die momentanen Sparversuche decken vermutlich gerademal mit Ach und Krach die Inflationskosten. Man ruft ja nicht umsonst schon wieder nach Erhöhungen.
 
Ja, aber wie schon erwähnt, im Grunde sind die Gelder gebietstgebunden, sprich die Einnahmen beispielsweise in Berlin-Brandenburg sind andere als beiuspielsweise in NRW. Das verzerrt ein Stück weit das Bild. Ja, es gibt den ARD-internen Finanzausgleich. Aber der wird ja auch intern immer mal wieder heiß diskutiert.
Die Ausgleiche sind zwingende Bedingung für die heutige Struktur.

Wären die Gelder tatsächlich gebietsgebunden, gäbe es historische Relikte wie Radio Bremen nicht. 2021 45,3 Mio. € eigene Beitragseinnahmen bei gleichzeitig 50,4 Mio. € Finanzausgleich plus Strukturhilfe.

Die Politik hat sich schlicht entschieden, LRAs einzurichten, die für sich aus dem jeweiligen Beitragsaufkommen gar nicht finanzierbar sind und die ohne Ausgleich im Prinzip morgen zumachen müssten. Als Anhaltspunkt: Bei Radio Bremen dürften schon Gehalt (300.000 €, vgl. https://www.faz.net/aktuell/feuille...verzichtet-auf-gehaltserhoehung-18977989.html) plus Lohnnebenkosten der Intendantin um die 0,8 Prozent der Beitragseinnahmen (ARD-Anteil) aus dem Land Bremen ausmachen. Davon hat RB aber noch keine Sekunde Beitrag produziert, keinen Quadratmeter Funkhaus unterhalten, keine Technik gekauft, keine Stromrechnung bezahlt, keine Minute Ausstrahlung und keinen Cent Anteil an den ARD-Gemeinschaftskosten finanziert.


Könnte man so sehen, würde ich aber eher nur bedingt befürworten. Nur weil man mehr Leute zu versorgen hat, muss man nicht automatisch teurer werden.
S.o., für Aktuelles gäbe es gute Gründe, mehr auszugeben bei größerer Bevölkerungszahl.
Der chronisch klamme rbb leistet sich mit Radio Eins zum Beispiel trotz der deutlich geringeren Einnahmen als der WDR, ein vergleichsweise anspruchsvolles und damit auch vergleichsweise teures Serviceprogramm, was man beim WDR wiederum vergeblich sucht, obwohl man dort das Geld hätte, um mindestens zwei solcher Programme zu gestalten.

Naja, was hat das damit zu tun? Der WDR leistet sich übrigens z.B. seine 11 Landesstudios mit jeweils eigener Fernsehredaktion, die allein täglich mehr Liveminuten produzieren als das gesamte RBB-Fernsehen. Das ist ein Punkt, der mit größerer Bevölkerungszahl relevant wird.
Naja, irgendwie doch. Jeder Angestellte mehr ist letztlich ein Kostenfaktor, denn der will ja irgendwie bezahlt sein.

Ja, deshalb wächst eine gute und effiziente Verwaltung eben nicht einfach linear mit.

Die momentanen Sparversuche decken vermutlich gerademal mit Ach und Krach die Inflationskosten. Man ruft ja nicht umsonst schon wieder nach Erhöhungen.

Wenn wir für 2023 5 % Inflation und für 2024 4 % annehmen, wird es über die gesamte Beitragsperiode 2021-2024 in Summe zu 21 % VPI-Preissteigerung gekommen sein. Mithin: Real würden die Anstalten bei konstanter Beitragshöhe in der Periode 2025+ knapp 20 % weniger Einnahmen haben. Das ist enorm viel in der kurzen Zeit.
 
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Es wird doch schon weniger! Und zwar seit Jahren, ständig:
Es ist wirklich zum Haare raufen, die 64 ARD-Hörfunkwellen senden gar nicht mehr alle rund um die Uhr live. Allen voran trifft es unverzichtbare Sendungen wie die Abendschiene bei Antenne Brandenburg. Wertvolle Informationssendungen wie die Echos des Tages wurden zugunsten wertloser Informationssendungen wie dem durchgehenden Infoprogramm einfach so gestrichen. Wenn ein gemeinsames Infoprogramm am Wochenende läuft, wird man nur noch in den regionalen Ausstiegen erfahren können, was genau das Ablassen des radioaktiven Wassers in Fukushima konkret für Sachsen-Anhalt bedeutet. Völlig indiskutabel, was da gerade geschieht.

Und es wird ständig weniger, manchmal sogar negativ weniger, wie wir in Fachkreisen sagen, wenn Wellen wie NDR Schlager oder Bremen Next neu gestartet sicher in einigen Jahren eingestellt werden!
 
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Ich vermisse hierzulande ein Magazinprogramm, so etwas wie Radiozurnal (CZ) oder Horizont (BG). Also mit langen Wortstrecken, Interviews, aktueller Berichterstattung, von mir aus auch langen Sportberichten. Und dazwischen Popmusik, national und international der letzten 40 Jahre. Ein klassisches "public service" Radio.

Viele Länder bekommen das hin, wir nicht. Da hat man entweder Klassikgedudel dabei oder infantiles Geschwätz.
So etwas versucht Bremen 2 (und vorher das Nordwestradio) doch seit langem. Der Erfolg eines solchen Programms ist in Deutschland nun einmal überschaubar. Und das bei vergleichsweise hohen Kosten.
 
@Mischpult #744
Du argumentierst für weiter erhöhte Rundfunkabgaben, unterstützt Gniffke, der dafür kämpfen will.
Z. B. Inflationsausgleich? - Dazu sage ich nein, weil das verschleiert, dass ÖRR programmauftragsfremde Ideen entwickelte. Wo bleibt denn die 'digitale Dividende' aus den technischen Innovationen? - Gniffke fantasiert von noch neuerer neuer Technik ... und ruft: "Das wird teuer!".
Weiter: Die an die KEF gemeldeten Haushaltsentwürfe werden aufgebläht. Statt dass man mögliche Synergieeffekte aus - immer wieder angekünditen - Zusammenarbeit der ÖR nutzt und praktisch einarbeitet.
Meine These ist, dass die ÖR überfinanziert sind. Bevor Beitragserhöhungen angedacht werden können, müssen zunächst die strukturellen 'Fehler im System' beseitigt werden.
Dass bedeutet Rückbau des ÖRR auf ein angemessenes, stabiles Niveau. Folglich:
In den nächsten Jahren sollte - Inflation hin, Inflation her - kein Gedanke an weitere Beitragserhöhungen verschwendet werden.
 
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Der WDR leistet sich übrigens z.B. seine 11 Landesstudios mit jeweils eigener Fernsehredaktion, die allein täglich mehr Liveminuten produzieren als das gesamte RBB-Fernsehen. Das ist ein Punkt, der mit größerer Bevölkerungszahl relevant wird.
Hier gehts aber vorrangig um Radio und nicht um TV. Indirekt stützt das aber trotzdem meine These, viele Leute, sprich Gebührenzahler, gleich viele Einnahmen. Der rbb hat auch Studios in Cottbus und Frankfurt/O. und könnte von dort rein theoretisch ebenfalls Regionalprogramme fahren. Allein das Geld, aufgrund von in Summe wenig Einwohnern und damit wenig Gebühren, hindert daran.
Wären die Gelder tatsächlich gebietsgebunden, gäbe es historische Relikte wie Radio Bremen nicht. 2021 45,3 Mio. € eigene Beitragseinnahmen bei gleichzeitig 50,4 Mio. € Finanzausgleich plus Strukturhilfe.
In Summe gehen rund 100 Mio an Transfers an RB und SR pro Jahr. Bei allem Respekt, aber die Summe kann man in Anbetracht der Gesamteinnahmen aus den Rundfunkgebühren von knapp 8,6 Milliarden Euro, getrost vernachlässigen.

 
Hier gehts aber vorrangig um Radio und nicht um TV.
Leider bedingt die Großmannsucht beim Einen die Einsparzwänge beim Anderen.
Für Radio hat die ARD kein Geld, das geht für Anwälte, Verwaltung, Neubauten, Podcats und v.a. Sportrechte drauf. Damit man werktags 6 Stunden lang live Wassergymnastik mit Kanus oder die Tour de fraude im Ersten übertragen kann, so wie heute.
 
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Mit 335 Schweizer Franken, also rund 340 Euro, ist der dortige ÖR nach wie vor der teuerste.
Dafür erreichen SRF, SSR und RSI aber auch die Bevölkerung und bieten im Hörfunk mit jeweils nur drei Wellen eine Vollversorgung. In Deutschland schaffen das nur der WDR und der BR mit ihren Angeboten, anderenorts können die Programme des Deutschlandradios die Lücken füllen. Wobei inzwischen aufgrund der Weigerung, die landesüblichen Sprache zu verwenden, praktisch die gesamte Öffentlichkeit von der Nutzung des ÖR ausgeschlossen ist. Der ÖR ist hierzulande selbstreferenziell, sendet nur noch für sich selbst.
 
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