Schlager für Senioren, Oldies für die Jugend...
Es ist kein Wunder dass das deutsche Radiogedudel so unterirdisch schlecht ist wenn man nicht mal eine Minimalahnung von zielgruppenorientierter Programmausrichtung hat. Wen wundert's, dass sich kaum noch jemand bereitfindet sich in Foren wie diesem über die Musikgestaltung der einzelnen Programme auszulassen? Die Leute haben schlicht kein Interesse mehr am Thema Radio und organisieren sich ihre Musik im Netz, wo sie auch die Wortsendungen der besseren Programme (fast ausnahmslos ÖR) abrufen können.
Kein Wunder, dass niemand innerhalb der Branche mehr zu einer objektiven Bestandsaufnahme bereit ist, das Ergebnis wäre geradezu niederschmetternd. Sich weiterhin zu verhalten wie die berühmten drei Affen bedeutet auf die Dauer den sichersten Weg in die Bedeutungslosigkeit zu beschreiten. Noch kommt die Mehrheit nicht an der Ultrakurzwelle vorbei, aber in wenigen Jahren sieht die Welt schon völlig anders aus.
Liebe Radiomanager: Kommt endlich in die Puschen und organisiert ein nach musikalischen Interessen klar segmentiertes DAB-Spektrum, das keine allzu groben Lücken aufweist und sorgt parallel für ein üppiges Internet-Angebot, das keine Wünsche offen lässt, sonst ist der Zug bald abgefahren und das Radio als Marke gestorben. Dürfen sich die Leute erst mal an der Vielfalt ergötzen ist bei den gleichgeschalteten Dekadenpopverwertern ("Die größten Hits der XXer und das beste von heute") der Ofen aus.
Natürlich dürfen die ARD-Anstalten kein gebührenfinanziertes Digitalbouquet einrichten, aber gerade darin liegt ja die Chance für die kommerziellen Mitbewerber, die den Sprung in die Gegenwart mangels Weitblick immer noch nicht geschafft haben. Ob so was von den Zeitungsfritzen oder von anderen Unternehmern angepackt wird ist dem Konsumenten schnuppe, mit langweiligem Einheits-Hitbrei und Oldiesuppe lässt sich aber schon heute niemand mehr ködern.
P.S.: Ganz im Vertrauen: Wieviele Teilnehmer solcher Online-Umfragen hören den Sender tatsächlich? Und welcher Sender würde ein Ergebnis veröffentlichen, das seiner gegenwärtigen Programmphilosophie widerspräche? Das gilt besonders für ein Radioumfeld wo Agitation, Propaganda, Manipulation und Selbstbeweihräucherung üblicherweise legitime Methoden der Selbstdarstellung sind.