Quo vadis, Deutschlandradio?

Da ich nicht schlafen konnte, hörte ich mal in den letzten Seewetterbericht rein; wieso gibt es wirklich sekundenlange (bis 10 Sekunden!) Pausen der Sprecherin in der 01:05Uhr-Ausgabe? Das finde ich doch ungewöhnlich, hilft mir aber beim Weiterschlafen gleich.

Ist wirklich ein skurriles Relikt, das bald aussterben wird. Oder kann man solch eine Action noch woanders in Deutschland hören?
 
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Etwas ganz anderes fällt mir immer auf, wenn ich Deutschlandfunk Kultur höre. Das Programm klingt ja seit einigen Jahren moderner, die Musik ist irgendwo zwischen Indie, Pop, Folk, Singer/Songwriter gegen den Mainstream angesiedelt. Gibt es aber Hörerbeteiligung, kommen da nicht selten Professoren und Doktoren a.D. im Alter von 70+ zur Geltung. Generell ist die Hörerschaft, wenn ich es richtig im Kopf habe, sehr alt, es ist fast sogar die älteste in Deutschland (afaik noch älter als die ARD-"Seniorenwellen").

Wie passt das zusammen? Ist die aktuelle Musikfarbe nicht eher ein Störfaktor für die Hörer, wäre hier eine Mischung aus Klassik, Chanson etc. nicht eher angebracht? Oder umgekehrt: Woran liegt das, dass die Zielgruppe so alt ist? Sind jüngere Menschen, die noch voll im Berufsleben stehen, mit dem doch sehr intellektuellen Programm überfordert? Wie könnte man jüngere Hörer gewinnen, ohne gleich den Anspruch zu verlieren und zu verflachen?
 
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@Gegenstromanlage Ich musste auch schon feststellen, dass die Hörer, die sich am Programm beteiligen, vor allem per Telefon, nicht die Gesamthörerschaft widerspiegeln...was für alle Programme gilt. Wer hat die Zeit, tagsüber in einem Kulturprogramm, das aktives Zuhören und mitdenken fordert, diskutierend teilzunehmen? Eben doch vorwiegend Rentner und Pensionäre. Bei den meisten anderen geht sich das im Alltag nicht aus. Insofern glaube ich schon, dass die durchschnittliche Zuhörerschaft nicht so alt ist wie die Anrufer.
 
Bei Deutschlandfunk Kultur wird letztlich der alte RIAS 1 Grundsatz weiterversendet, tagsüber populär, abends ernsthaft.

Bis 17 Uhr wundert man/frau/es sich häufig genug, wie kaputt unsere Gesellschaft mittlerweile zu sein scheint. Da wird jede noch so verstörte Minderheit ans Mikrophon gezogen. Warum auch nicht. Früher hieß sowas "krank", heute "Kultur" - Zeiten ändern sich. Für manch älteren Hörer entsteht dabei wahrscheinlich die Genugtuung, "mit sowas zum Glück nichts mehr zu tun zu haben". Ich denke dabei an die 4454-Gemeinde.

Zum Seewetterbericht: Zweimal täglich einen vorgefertigten Text in Superzeitlupe vorlesen zu lassen, dürfte wohl das Budget des DLF nicht in schweres Fahrwasser ziehen. Es ist aber nach der Stillegung der LW- und MW-Sender wenig realistisch, Hörer auf hoher See über DAB+ oder Internet zu erreichen.

Es sei denn, jemand beim DLF besinnt sich auf die hohe Kunst des Radiomachens, das Kino im Kopf, und erhält und pflegt Programmelemente, die Tradition und Eigenartigkeit mit sich bringen. Sich über den Mainstream stellen, Programm-Marken setzen und nicht immer im Elend der Gesellschaft wühlen sondern auch mal elitär sein.

Aber der DLF schreibt sich nun Dlf und das sagt alles.
 
Da wird jede noch so verstörte Minderheit ans Mikrophon gezogen. Warum auch nicht. Früher hieß sowas "krank"
und wurde weggesperrt - oder was willst du damit sagen?

Aber der DLF schreibt sich nun Dlf und das sagt alles.
Ja, genau - mit der Änderung der Schreibweise war der Niedergang des Dlf nicht mehr aufzuhalten. :rolleyes: Dieser eine Satz am Ende des Beitrag fasst nochmal schön die Absurdität deiner vorigen Zeilen zusammen - "das sagt alles".
 
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und wurde weggesperrt - oder was willst du damit sagen?

...und heute wird niemand mehr weggesperrt sondern darüber berichtet. Ich schrieb: "Da wird jede noch so verstörte Minderheit ans Mikrophon gezogen. Warum auch nicht." Oder willst Du mir was unterstellen weil Du meinen Beitrag - auch den letzten Satz - nicht verstehen möchtest?
 
Der Seewetterbericht war/ist dazu gedacht, dass der geneigte Nutzer auf See nach diesen Angaben eine Wetterkarte zeichnen kann. ;) Man kann sich diese freilich auch per Fax(!) holen und zwar via Kurzwelle. Braucht sogar nicht viel dafür: Kurzwellenempfänger und Dekodierungssoftware. Funktioniert, unlängst selbst probiert.
 
Zum Seewetterbericht: Zweimal täglich einen vorgefertigten Text in Superzeitlupe vorlesen zu lassen, dürfte wohl das Budget des DLF nicht in schweres Fahrwasser ziehen. Es ist aber nach der Stillegung der LW- und MW-Sender wenig realistisch, Hörer auf hoher See über DAB+ oder Internet zu erreichen.

Falls der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Seewetterbericht als ernsthaften Service anbieten wöllte und nicht als etwas das gemacht wird, weil es schon immer da war, dann würde der Seewetterbericht nicht über DAB+, oder als Podcast verbreitet, sondern man würde sich bei Danmarks Radio auf Langwelle 243 kHz einmieten. Danmarks Radio schaltet die Langwelle fast ausschließlich nur mehr für ihren Seewetterbericht ein.
 
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Ein typisch strenger (?) DLF-Hörer kommt im Februar-Magazin zu Wort?

"Aktuell ist mir wieder einmal aufgefallen, dass es mich immer wieder stört, dass die Lautstärkeunterschiede zwischen den manchmal interessanten Wortbeiträgen und der anschließend (meist) belanglosen Musik zu groß sind! Die Musik ist im Vergleich zu den Wortbeiträgen immer zu laut!"

Bei den "Langen Nächten" fällt auf, dass keine als Wiederholung gekennzeichnet ist...
 
Erklär mal bitte.

Gerne.

Wie wurden - wenn überhaupt - in der Vergangenheit ethnische, religiöse und sexuelle Minderheiten in der ARD nebst DLF dargestellt? Inetwa wie (überspitzt erinnert) "Sowas gehört sich nicht!" Dunkle Zeiten.

Heute ist das guterweise anders - Aufklärung hat eingesetzt. Daß dieser publizistische Wandel den "älteren Herrschaften" womöglich komisch vorkommt, erwähnte ich. Vielleicht zu krass von mir formuliert, aber ich habe die Grundschule zuende gemacht, darf das also.

@_Stefano Nicht jede Meinung, die einem selbst nicht gefällt ist menschenverachtend. Dein pauschales Abkanzeln allerdings sehr wohl. Schau mal ohne Handy in den Spiegel, so als Idee...
 
Aber der DLF schreibt sich nun Dlf und das sagt alles.
Etwas was ich nie verstanden habe. Auf "Wdr" würde auch nie einer kommen.
Und warum man zwei Programmen mit DLF, äh DLF, eine Art Nachnamen mit Kultur und Nova verpasst hat, dem ebenfalls unter DLF sendendem Dlf aber nicht oder zu Nummerieren, verstehe ich auch nicht.
 
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Etwas was ich nie verstanden habe. Auf "Wdr" würde auch nie einer kommen.
Deutschlandfunk. Deshalb, wenn, dann nicht „Wdr“, sondern „WdR“ oder „Wd_R“.

Um mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, es wird technische Gründe haben: Bei DAB+ wird das Shortlabel aus dem Longlabel gebildet, letzteres lautet „Deutschlandfunk“, man hat für das Shortlabel also nur exakt diese Zeichen zur Verfügung, daher „Dlf“; sonst müsste das Longlabel gesperrt geschrieben werden.
Natürlich könnte man als RDS-PS auf UKW weiterhin „DLF“ hernehmen, man möchte die Kennungen aber wohl (verständlicherweise) vereinheitlichen.
 
@Dr.Znorko: Danke Dir!

Wie wurden - wenn überhaupt - in der Vergangenheit ethnische, religiöse und sexuelle Minderheiten in der ARD nebst DLF dargestellt? Inetwa wie (überspitzt erinnert) "Sowas gehört sich nicht!"
Oder gleich gar nicht. Also Ignorieren. Oder besser vielleicht sogar "nichtmal ignorieren", weil vieles so im Dunklen lag, dass es nicht bekannt war - auch in Redaktionen von Zeitfunksendungen nicht, ganz ohne böse Absicht.

Das ist doch schon mal ein Verdienst der aktuellen Zeit: auch wenn z.B. das G*ndern viele massivst nervt und es eine entsprechend intensive G*nder-Debatte gibt - ich habe bis vor ein, zwei Jahren ganz ehrlich nicht gewusst, dass es so viele davon unmittelbar Betroffene gibt, wie es sich jetzt, wo darüber auch mal qualifiziert in der Öffentlichkeit und in den Medien gesprochen wird, dann tatsächlich darstellt. Das ist schon ein Verdienst der Debatte.

Daß dieser publizistische Wandel den "älteren Herrschaften" womöglich komisch vorkommt, erwähnte ich.

Für "ältere Menschen" kann das - auch wenn sie nicht zu irgendwelchen rechtsreaktionären Kreisen gehören - durchaus zum "Schock" werden. Meine Mutter beispielsweise hat schon mit Homosexualität ein riesiges Problem, mein inzwischen verstorbener Vater (seit der "Wende" war er SPD-Wähler) hatte zu Homosexualität eine Einstellung, die man nicht wiedergeben kann, wenn man nicht unter den Volksverhetzungs-Tatbestand geraten möchte.

Insofern wäre schon interessant, etwas mehr über die gesellschaftlichen Einstellungen des angeblich doch so alten DLF-Kultur-Publikums zu erfahren. Wie die "alten" unter den Dlf-Kultur-Hörenden so ticken, was bestimmte gesellschaftliche Fragestellungen betrifft. Es gibt aber auch wirklich äußerst entspannte, weltoffene "Alte". Habe da teils faszinierende Menschen kennengelernt.

Bei DAB+ wird das Shortlabel aus dem Longlabel gebildet, letzteres lautet „Deutschlandfunk“, man hat für das Shortlabel also nur exakt diese Zeichen zur Verfügung, daher „Dlf“; sonst müsste das Longlabel gesperrt geschrieben werden.
Genau das wollte ich vorhin auch als Erklärung schreiben. Ich hatte schon mit Verfassen des Textes angefangen. Dann schaute ich sicherheitshalber nochmals auf UKWTV nach in den Details zum Bundesmux:


Ähmm... wie jetzt? Longlabel auch nur "Dlf"?

Also in den Schrank tauchen, DAB-Stick rausholen:

Dlf - DAB+.png

Tatsächlich. War das früher mal anders?

Moment... ja - vor der Umbenennung:


Longlabel "Deutschlandfunk", Shortlabel entsprechend "Dlf". Warum aber jetzt, nachdem das Longlabel auch nur noch 3 Buchstaben hat, nicht auf DLF zurück gewechselt wird, wissen vermutlich nur die Funk-Götter.
 
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Insofern wäre schon interessant, etwas mehr über die gesellschaftlichen Einstellungen des angeblich doch so alte DLF-Kultur-Publikum zu erfahren.
Das war die Baby-Boomer-Zeit. 1946-1964. Für uns sind diese 20er schon sehr gewöhnungsbedürftig. Wir sind Meinungsfreiheit gewohnt & sagen direkt, was wir denken. Der Spruch von Denzel Washington passt am besten zu uns: So viele Dinge kommen zurück & sind wieder in. Ich kann es kaum erwarten, bis Moral, Respekt & Intelligenz wieder im Trend sind. Passt.:cool:
 
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Longlabel "Deutschlandfunk", Shortlabel entsprechend "Dlf". Warum aber jetzt, nachdem das Longlabel auch nur noch 3 Buchstaben hat, nicht auf DLF zurück gewechselt wird, wissen vermutlich nur die Funk-Götter.
Danke für die Recherche!

Jetzt ist „Dlf“ wohl etabliert, warum auch nicht.
Als alter Dinosaurier besitze ich eh nur ein Gerät (auch >20 Jahre), dass beim PS überhaupt Groß-/ Kleinschreibung beherrscht, das kam werkseitig mit dem mittlerweile recht betagten Auto und ist ein herstellergelabelter Hybrid aus Alpine sowie Mitsubishi-Komponenten (Tuner, Kassettenteil / Endstufe(n)).
Alle anderen, reichlich vorhandenen Empfänger, schreiben eh groß, wenn sie überhaupt RDS abbilden können.

Höre ich, hört irgendjemand, deshalb weniger Deutschlandfunk, weil „l“ und „f“ klein geschrieben sind?
Im Bad muss ich sogar die Frequenz kennen, wenn ich die „Informationen am Morgen“ hören will und vorher was anderes gehört wurde; gefühlvoll Hand anlegen - natürlich ausschließlich an den Poti, der auf den „Drehko“ im Empfänger einwirkt.

Was ich sagen will - warum interpretiert man in die Kennung irgendwas rein, weil es nicht mehr „DLF“, sondern „Dlf“ heißt?

Platzt eigentlich einigen hier auch das Hemd, wenn sich „S_A_W“ zu Weihnachten im Display als „*S*A*W*“(1) ausweist, mit ach so vielen Gendersternchen?

(1) Aus dem Gedächtnis, wie der PS aussah.
 
Es heißt vermutlich auch im Longlabel nur noch "Dlf", damit man in einer Reihe mit Dlf Kultur und Dlf Nova in der Senderliste steht. Mit ausgeschriebenem "Deutschlandfunk" könnte sich ja jemand mit Df-Dk dazwischen mogeln.
 
Was ich sagen will - warum interpretiert man in die Kennung irgendwas rein, weil es nicht mehr „DLF“, sondern „Dlf“ heißt?
Wüsste ich auch zu gerne.

Platzt eigentlich einigen hier auch das Hemd, wenn sich „S_A_W“ zu Weihnachten im Display als „*S*A*W*“(1) ausweist, mit ach so vielen Gendersternchen?
:wow:
Vor allem blinkend (ebenfalls aus dem Gedächtnis)...

Es heißt vermutlich auch im Longlabel nur noch "Dlf", damit man in einer Reihe mit Dlf Kultur und Dlf Nova in der Senderliste steht.
Stimmt, die Sortierreihenfolge bei DAB-Geräten ist ja nicht zwingend nach SID.

Damit wäre dank Dir vermutlich das Rätsel um die unverschämte, so viel über das Programm und seinen Niedergang offenbarende Kleinschreibung gelöst. ;)

(Bei DVB ists ganz schlimm: da grätscht beim SID sogar noch ZDF neo dazwischen, was nur dank separater Liste für Radio + TV nicht auffällt. Und dann heißt die Reihenfolge gemäß SID auch noch Dlf Kultur, Dlf, DRadio DokDeb, Dlf Nova. Nee aber ooch...)
 
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