L
listenerXL
Scheinbar funktionieren deutsche Ohren anders. Wer sich beispielsweise ein Morgenmagazin auf France Bleu in Frankreich oder bei einem lokalen BBC-Radio anhört wird staunen, wie wenig Musik dort gespielt wird. Dafür sind die Sendungen randvoll mit Informationen und anderen Beiträgen. Bei SWR-1 gibt es neben der Oldie-Dauerberieselung höchstens noch ein paar Informationshäppchen, die auch noch zunehmend von albernen Pop-Histörchen abgelöst werden. Anstatt mich zu informieren, was in naher oder ferner Umgebung passiert, werde ich damit zugelabert, wie die Band Bon Jovi ihren Ursprung nahm. Unerträglich.Das kommt daher, weil 90 % der Berater das überall so vorschlagen.
Warum? Weil angeblich Hörgewohnheiten heute anders sind, Programme durchhörbar sein müssen, der geplagte und gestresste Zeitgenosse keine Zeit mehr hat, stundenlange Informationsprogramme zu hören, sich seine Informationen lieber gezielt anderswo (neue Medien blabla) sucht. Und dann ist da ja noch der Wettbewerb mit den Privaten um die Hörerzahlen. Also klingt man zunehmend wie jene, die praktische ohne Programm, nur mit Musik (und Werbung) und mehr oder weniger flotten DJ-Sprüchen und vielleicht noch ein paar nicht minder dämlichen Gewinnspielchen durchaus Erfolg haben. Der Hörer will es eben so. Und ist begeistert, zum (gefühlt) zwanzigtausendsten Mal eine Nummer von Queen (SWR BW) oder Abba (SWR RP) zu hören.
Wenn sich aber die ÖR-Programme zu schwach moderierten Playlisten mit ausgesprochen langweiliger Musik zurückentwickeln, kann man sie getrost abschalten und den Rundfunkbeitrag zusammenstreichen.
Ich bin ein absoluter Anhänger des ÖRs - aber keines ÖRs, der sich wie ein Privater (mit weniger Werbung) anhört. Es geht auch anders und besser, andere Länder machen es vor. Seltsamerweise sind das alles Länder, in denen es keine föderale Struktur gibt, sondern Zentralismus. Aber selbst dort wird man über regionale und lokale Ereignisse besser informiert als durch die föderal aufgebaute deutsche ÖR-Radiolandschaft. Ein Unding.