WDR 4 - aktuelle Entwicklungen

AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

...wieviel Power die in Marktforschung stecken...

Na, ihr Insider, packt doch mal aus, was bei so einem Research wirklich abgeht. Was genau researcht wird, wie die Methoden aussehen und welche Titel und Interpreten überhaupt in die engere Wahl kommen.

Ich vermute: Standard-AC-Song, Standard-Oldie, Durchschnitts-80er - fertig.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Was beim neune WDR4 ein weiterer Nervfaktor ist: Da hört man jetzt einen Moderator bis zu 5 Stunden am Stück. Auf so einer langen Strecke sollten zumindest Doppelmoderationen eingeplant werden. Vielleicht sollte auch mal grundlegend im Bereich Moderation ein Frühjahrsputz ausgeführt werden. Die oft langsame Redensart - fast wie in alten Schlager-Hits - passt einfach nicht mehr zu einem oldiebasierten AC-Programm. Da muss mehr Power rein.

Natürlich sind 5 Stunden Moderation eine wirklich lange Strecke. Ich finde aber die beiden ersten Wochen sind gerade von den Moderatoren Vogt und Renford (5-Std -Moderationen) hervorragend gemacht worden. Wohltuend anders, als das aufgesetzt fröhlich, plärrende, sinnlose sogenannte "Power-Gequatsche" bei vielen anderen Sendern. Mehr Power?????
Mich haben sowohl die souveräne Art der Moderation, die hervorragenden Stimmen und die Inhalte absolut angesprochen. Es ist bei aller Veränderung eben immer noch WDR4 geblieben. Und ich bin sicher, dass hier ein sehr, sehr guter Weg gegangen wird. Auch und gerade wegen der Moderatoren, die von bester Qualität sind!
Ich habe das Gefühl, dass sich hier ein paar echte "Klugscheisser" tummeln, die jeden Suppentopfdeckel nur deshalb aufmachen, damit sie ein Haar darin versenken können, das sie anschließend finden wollen!!!!
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

@ricochet: was soll ich denn auspacken? Das haben wir doch jetzt mehrfach getan! Ich fordere dich jetzt ein viertes Mal auf: sag DU uns, wo du deine Erkenntnisse her hast, dass die bösen Oldieradios eigentlich Schlager spielen sollten. Du machst hier alle immer in manchmal ziemlich heftigen Ton an, bringst aber nichts als Worthülsen - also, noch einmal: woher weißt du das? Warum immer wieder die gleichen Threads mit den gleichen Beschimpfungen? Sag uns, welche Studie du kennst, woher du das hast?????
Ich behaupte weiterhin, dass das deine private Meinung ist und du null Komma null Ahnung von Medienmanagement/Radioführung/Research/Programmplanung etc. hast! Beweise uns das Gegenteil oder hör auf, so einen Quatsch zu schreiben!
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Lange Sendestrecken kennen wir aus England und den USA. In Prinzip kann man nichts dagegen sagen.
Ob "wir" (wer immer das sei) diese Strecken egal aus welchem Land kennen, ist erst einmal uninteressant; aber, dass nichts dagegen gesagt werden kann, halte ich für einer Demokratie (auch wenn es "nur" eine Parteiendemokratie ist) für unwürdig.
Vier (inzwischen wohl die Regel) oder fünf Stunden Moderation von einer Person können durchaus ein Ausschaltimpuls sein. Das merke ich übrigens an mir, wenn bei Bremen Eins bestimmte Personen versuchen, mich zu unterhalten, informieren oder sonstwie abzulenken. Mit anderen Worten: Es kommt aufs Personal an.

@ MAXX:
Den Begriff "Worthülse" würde ich an Deiner Stelle nicht verwenden. Deine Meinung beschreibt ein Extrem, ricochet mit seiner Meinung den Gegenpol. Ich vermute einmal, der richtige Weg zum Ziel liegt irgendwo dazwischen.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Natürlich sind 5 Stunden Moderation eine wirklich lange Strecke. Ich finde aber die beiden ersten Wochen sind gerade von den Moderatoren Vogt und Renford (5-Std -Moderationen) hervorragend gemacht worden.

Ich bin ein wenig verwirrt.
Wo gibt es auf WDR 4 5 Stunden Moderationen,worüber hier so herrlich diskutiert wird?
Meines Wissens gibt es lediglich 4 Stunden-Strecken.
Und die sind doch wohl völlig normal,oder?
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Ich bin ein wenig verwirrt.
Wo gibt es auf WDR 4 5 Stunden Moderationen,worüber hier so herrlich diskutiert wird?
Meines Wissens gibt es lediglich 4 Stunden-Strecken.
Und die sind doch wohl völlig normal,oder?

Samstags ist "Hallo, NRW" 5 Stunden lang, von 9-14 Uhr. Ist aber nur ein Einzelfall...
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Samstags ist "Hallo, NRW" 5 Stunden lang, von 9-14 Uhr. Ist aber nur ein Einzelfall...
Es geht gar nicht darum, ob 4 oder 5 Stunden moderiert werden. Es geht darum, dass hier von manchen Leuten ständig versucht wird, das Ganze bei jeder sich bietenden Gelegenheit runter zu machen. Erst ist es die Musik, dann sind es die Inhalte, anschließend die Länge der Moderationsstrecken und am Ende die Moderatorinnen und Moderatoren. So wie dabei kritisiert wird, ist genau so verkrustet gedacht und geschrieben, wie es dann an WDR4 bemängelt wird. Hey Leute: Die Zeit bleibt nun mal nicht stehen!!! Und Veränderungen sind auch für in ihren Krusten gefangenen Nörgler zu akkzeptieren.
Es ist schön, dass WDR4 einen eigenen stilistischen Weg gehen will, der nicht aufgesetzt lautsprecherisch rtl-ig plärrend aus dem Radio plärrt.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Es gibt halt Nasen die absolut keinen Schlager mögen und ihn deshalb komplett aus allen Medien (Radio,TV) verdrängen wollen. Studien hier, Studien dort - es kommt auch immer darauf an wer die Studie bezahlt. :D Das Schlager völlig out sein soll ist ja nun definitiv falsch. In den Longplay-Top 100 tummeln sich ebenso Schlagerstars. Wolle Petry hat seinerzeit Stadien gefüllt, Andrea Berg und Semino Rossi machen ohne Probleme die größten Hallen voll. Events von WDR 4 sind ruckzuck ausgebucht. WDR 4 hat ähnlich viele Hörer wie WDR 2. hr 4 in Hessen kommt fast an FFH ran. Also liebe Kollegen gönnt den Älteren im Land einen Schlager und/oder Oldie-Sender. Auch IHR werdet älter!
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

@ricochet

du sprichst ´hier von mafiösen Strukturen und krakenartigen Beratern bzw. sogar von einer Connection.
Mit solchen Äusserungen wäre ich sehr vorsichtig, der Schuss kann mal ganz schnell nach hinten losgehen.

1. Beispiel wie gut und wie toll sich Schlager vermarkten lässt.

Bei Radio 50plus (Spreeradio) gab es Ende der 90ziger relativ wenig Werbung im Programm und daß bei einer Stundennettoreichweite von damals 128.000 Hörer.

Die lokalen Verkäufer haben sich die Hacken abegerannt und haben keine Werbung reinbekommen.
Von der ARD Sales und Services war nichts an nationaler Werbung zu erwarten, da das Durchschnittsalter bei ca. 65 lag.

Der einzige lokale Grosskunde was damals Das Bestattungshaus Grieneisen in Berlin mit dem Slogan

"Wir bringen Sie gut unter die Erde"

Der Laden lief einige Zeit defizitär, Thoelke starb irgendwann, einigen Gesellschaftern ging die Kohle aus. Ende vom Lied, neue Gesellschafter, neues Format "Oldie based AC"
Hörer halbiert auf 68.000 ,Geld verdient.

So hat Jochen damals die Morning Show übernommen und er hat heute wieder ca. 128.000 die aber weitaus jünger und vermarktbar sind.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Ich sag' es ja, der Fehler ist systemimmanent und der Hinweis auf die längst institutionalisierten "mafiösen Strukturen" war wohlerwogen.

Die vermeintliche Marktforschung der Beratungsfirmen ist völlig intransparent, unwissenschaftlich und für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar. Es kann doch nicht sein, dass Leute, die sich bei jeder Gelegenheit mit ihren "amerikanischen Lehrjahren" brüsten, faktisch keine essentiellen Lehren aus der amerikanischen Formatvielfalt gezogen haben und jeder noch so kleinen Senderklitsche ihr abgenutztes AC-Format aufs Auge drücken. Die absolute Inkompetenz, die sich in diesen abwegigen Konzepten spiegelt, mag nur durchgehen, weil das musikorientierte Radio heute keine Relevanz mehr hat und die Wirtschaftsunternehmen die Verteilung des Werbeetats blind den Media-Agenturen überlassen, dem zweiten großen Problemfaktor, der das Radio in den Untergang geritten hat.

Ich bin mir sicher: Keine 5% der Berater wollen das Programm hören, für das sie selber verantwortlich zeichnen.

Der Schlager wird von der Werbebranche seit über 20 Jahren schlecht gemacht, wirtschaftlich ausgeblutet und an den Rand des Ruins getrieben. Agenturen und Berater predigen immer dasselbe einfältige Musikkonzept - AC in mehreren Abstufungen für unterschiedliche Altersgruppen - ohne den natürlich gewachsenen, traditionell verankerten und bis zuletzt überaus populären deutschsprachigen Musikrichtungen trotz hoher Akzeptanzwerte auch nur den Hauch einer Chance zu geben.

Gehen wir davon aus, dass sich infolge diverser, unter obskuren Bedingungen durchgeführter "Researches" herausgestellt hat, dass eine Mehrheit der Bevölkerung mit gut eingeführten AC-Interpreten ("Standard-Pop") besser zurecht kommt als mit Schlager/Volksmusik-, Rock- oder Jazzinterpreten. Wie weltfremd muss man sein, dann allen Radiosendern das AC-Format aufzudrängen, um "möglichst viele potentielle Hörer an Land zu ziehen", obwohl das AC-Format in Summe vielleicht gerade mal bei 30-35 Prozent der Hörer auf Gegenliebe stößt? Der Schlager erreicht mit seinen deutschsprachigen Nachbarformaten unter den schlechtesten Bedingungen 25% der Hörerschaft, hat aber unter günstigen Umständen ein Potential von bis zu 35%, sofern die Qualitätsstandards steigen. Immerhin herrscht in der deutschen Radiolandschaft von alters her chronische Formatarmut.

Jungen Wellen mit Dance-Hits, Hip-Hop und Top-40-Pop bescheinige ich ein Reservoir von 5-7 Prozent, Rock in allen Varianten sehe ich bei 10-12%, "Oldies pur" bei 5%, der Rest entfiele auf anspruchsvolle Sender, Klassik, Jazz ("Lounge") und sonst noch was.

Noch ein Wort zur Alterspyramide: Deutschland verfügt über ein Rentnerheer mit rapide steigender Lebenserwartung und die Wirtschaft wird der veränderten Demographie alsbald Rechnung tragen müssen, will sie das bisher weitgehend brach liegende Milliardenvermögen der Senioren nicht einfach in den Wind schreiben oder sich ausschließlich den wechselnden Launen einer stark dezimierten, technikaffinen Jugend aussetzen. Der Fisch stinkt wie immer vom Kopf her: Die "Grand Seignieurs" der Werbebranche, selbst längst in die Jahre gekommen, predigen an allen Fronten den Jugendwahn und repetieren längst überholte Ressentiments ohne echten Wahrheitsgehalt. Warum glaubt ihr, geht es mit der deutschen Radiowirtschaft in erschreckendem Maße bergab?

In anderen Ländern gibt es keine übermächtigen Media-Agenturen, die mit erpresserischen Methoden Einfluss auf das Programmgebaren der Radioveranstalter nehmen. Dort kümmert sich jeder Sender / Radiobetreiber so groß oder klein er auch sein mag, selbst um die Vermarktung seines Programms, gibt glaubwürdige Studien bezüglich Demographie und Hörverhalten in Auftrag und zieht daraus seine rationalen Schlüsse. Anschließend werden mit professioneller Hilfe interessierte Werber kontaktiert und schon läuft der Laden. Dass ein Schlagerpogramm mit 15% Marktanteil unter normalen Wettbewerbsbedingungen für Werber wesentlich attraktiver sein muss als ein weiteres Top-40-Format mit 2% liegt doch auf der Hand. Aber in Deutschland triumphiert die Ideologie über den Hausverstand und Vorurteile sind mächtiger als Tatsachen - all das sind zwangsläufige Folgen eines verkrusteten Apparats, der sich zum Schaden der meisten Beteiligten weitgehend verselbstständigt hat.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

@ricochet: Auch wenn ich kein Schlagerfan bin, glaube ich, dass Du mit Deiner differenzierten Analyse der deutschen Radiolandschaft durchaus richtig liegst.

Es gibt einen weiteren Faktor, den man ebenfalls nicht aus dem Blick verlieren sollte: Es ist ja keineswegs so, dass man im deutschen Sprachraum nicht in der Lage wäre, gutes Radio zu machen. Deutsche sind in dieser Hinsicht auch nicht schlechter als Flamen, Franzosen, Italiener oder Engländer.
Das Problem ist nur, dass außer den Format-Dudlern, hinter denen mächtige Medienkonzerne stehen, kleine und unabhängige Stationen, anders als bspw. noch in den achtziger Jahren, keine Aussicht mehr haben, dauerhaft eine Frequenz nutzen zu können.
Privates und unabhängiges Radio auf UKW existiert in Deutschland nur noch im Rahmen des Veranstaltungs-, Einrichtungs- und Grundstücksfunks.

Ein Peter Bertelshofer wäre unter den heutigen Bedingungen selbst in Bayern (geschweige denn in rot-grün-regierten Bundesländern), kaum mehr in der Lage, einen Sender wie Radio 2Day aufzubauen.
Das liegt einfach daran, dass die auf UKW arbeitenden Sender erfolgreich Druck auf die Landesmedienanstalten ausüben, kleine Anbieter unter keinen Umständen zu lizensieren.

Wenn es dann doch einmal jemand schafft, eine UKW-Frequenz zu ergattern, geht das Programm mit der Zeit den Bach runter, indem es mehr und mehr dem Mainstream angepasst wird.
Nirgendwo ist dies m.E. in der Vergangenheit so deutlich in Erscheinung getreten wie bei Jam FM: Als die noch ausschließlich über Satellit und Kabel sendeten gab es praktischen jeden Abend und an den Wochenenden Spartensendungen; mit der Aufschaltung auf der 93,6 in Berlin verkam der Sender zu einem primitiven Hip-Hop- und Rap-Dudler.
Es ist halt so: Sobald ein Programmveranstalter merkt, dass sich mit einem in stärkerem Maße am Mainstream orientierten Format ein höherer finanzieller Gewinn erzielen lässt, spielen Kreativität und Vielfalt plötzlich keine Rolle mehr, weil dem schnöden Mammon alles untergeordnet wird.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

1. Beispiel wie gut und wie toll sich Schlager vermarkten lässt.

Bei Radio 50plus (Spreeradio) gab es Ende der 90ziger relativ wenig Werbung im Programm und daß bei einer Stundennettoreichweite von damals 128.000 Hörer.
[...]
Ende vom Lied, neue Gesellschafter, neues Format "Oldie based AC"
Hörer halbiert auf 68.000 ,Geld verdient.
Ein besseres Argument dafür, dass die ÖRAs eine Schlagerwelle anzubieten haben, gibt es nicht.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Das Musikprogramm von Jam FM hat ja schon viele Wandlungen durchgemacht - vom R&B-Jugendsender zum R&B/POP-Verschnitt und zu guter letzt zur Rhythmic-Hip-Hop-Abspielmaschine. In der multiethnischen Jugendkultur Berlins scheint der Hip-Hop eine solide Grundlage zu haben, während erwachsene R&B-Musik kulturell nicht verankert und daher (leider) nur schwer vermarktbar ist.

Zurück zur deutschen Musik:

Die "Überalterung" des Schlagerpublikums hängt vor allem mit der Präsentation und der Kombination des Schlagers mit superweichen "Evergreens" in biederen Seniorenwellen zusammen, denen jüngere Hörer üblicherweise fernbleiben. Würde man den Schlager in all seinen Erscheinungsformen mit dezentem Deutsch-Rock und modernen deutschsprachigen Produktionen kombinieren, würde sich die Schlagerzielgruppe zwangsläufig verjüngen.

Trotzdem: Die Seniorenzielgruppe lässt sich schon allein aufgrund ihrer schieren Masse werbetechnisch exzellent vermarkten, sofern man das Geschäft selbst in die Hand nimmt und einen großen Bogen um die mächtigen deutschen Media-Agenturen macht, die den Leuten das Radiohören mit ihren immer gleichen Rezepten verleiden und alle Über-60-Jährigen auf die demographische Müllhalde katapultiert haben.

Wäre der Schlager nicht von allen Geldquellen abgeschnitten und außerhalb der "Seniorenwellen" repräsentiert, gäbe es genug frische und moderne Impulse, die deutsche Musik auch für junge Menschen attraktiv machen würde. Wer kam eigentlich auf die verrückte Idee, deutsche Musik derart fest mit der Seniorenschiene zu verquicken?

Bei Radio 50plus (Spreeradio) gab es Ende der 90ziger relativ wenig Werbung im Programm und daß bei einer Stundennettoreichweite von damals 128.000 Hörer.

Die lokalen Verkäufer haben sich die Hacken abegerannt und haben keine Werbung reinbekommen.
Von der ARD Sales und Services war nichts an nationaler Werbung zu erwarten, da das Durchschnittsalter bei ca. 65 lag.

Na, und wer macht die Tarife? Die Marktgesetze wurden von diesem Werbekartell längst außer Kraft gesetzt.

Und sollte mich wieder jemand fragen, warum jeder Sender von Nord bis Süd dieselben Konzepte umsetzt, dann verweise ich auf "Radio 50 plus" als abschreckendes Beispiel für Agenturallmacht und plädiere für die Emanzipation der unabhängigen Radiobetreiber und für die Etablierung eines alternativen Marktes für Werbepartnerakquise. Dann käme ein Stein ins Rollen, der einen Erdrutsch auslösen könnte.

Es steht ohnehin fest, dass die derzeitige musikalische Ausrichtung deutscher Radiosender nicht zukunftsfest ist und eine große Mehrheit eher abschreckt als anzieht; das Radio ist in musikalischer Hinsicht kein Spiegel der Gesellschaft mehr und schon allein deshalb auf dem absteigenden Ast. Nur fehlen derzeit noch die durchschlagenden Alternativen, allerdings nicht mehr lange.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Das Musikprogramm von Jam FM hat ja schon viele Wandlungen durchgemacht [...]

Leider... am Anfang war das ein richtig "erwachsener" Sender für guten Soul & Funk à la oldschool, der soundmäßig recht gut via UKW im Kabel klang, JAM FM zählte damals zu meinen deutschen Lieblingssendern. Als die Hip-Hop-Schiene immer mehr durchkam, wurde er für mich uninteressant.

Würde man den Schlager in all seinen Erscheinungsformen mit dezentem Deutsch-Rock und modernen deutschsprachigen Produktionen kombinieren, würde sich die Schlagerzielgruppe zwangsläufig verjüngen.

Das mag unter Umständen zutreffen, ich würde aber schon beim ersten, spätestens beim zweiten Schlager abschalten ;)
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Das mag unter Umständen zutreffen, ich würde aber schon beim ersten, spätestens beim zweiten Schlager abschalten ;)

Du hast ja gar keine Ahnung, wie vielfältig und umfangreich das Gesamtgebiet des Schlagers ist. Es gibt jazzige, rockige, bluesige und sogar soulige Schlager, der Foxschlager unserer Tage ist auch für mich kein Thema.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

"Deutscher Schlager" ist für mich leider zum Schimpfwort geworden - ich wuchs mit Heintje, Bernd Clüver, Cindy & Bert, Ulli Martin, Roy Black, Heino, Tony Marshall & Co. auf.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

ricochet, diese vielseitigen Schlager hört man auf WDR 4 zwischen 18 und 20 Uhr. Aber man kann die Diskussion um Schlager auch übertreiben. Und der Musikgeschmack von älteren Leuten begrenzt sich wirklich nicht nur auf Schlager. Ich kenne mehrere ältere Leute, die mögen deutsche Schlager und eine Dudelwelle wie Radio Paloma überhaupt nicht.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

ricochet, diese vielseitigen Schlager hört man auf WDR 4 zwischen 18 und 20 Uhr. Aber man kann die Diskussion um Schlager auch übertreiben. Und der Musikgeschmack von älteren Leuten begrenzt sich wirklich nicht nur auf Schlager. Ich kenne mehrere ältere Leute, die mögen deutsche Schlager und eine Dudelwelle wie Radio Paloma überhaupt nicht.

WDR4 ist nicht das Problem, zumal sich der Sender seit der Umstellung wieder ganz ordentlich anhört. Ich habe vielmehr eine Grundsatzdebatte angestoßen, mit der ich die abstrusen Zustände im Bereich der deutschen Radiowerbung ins Bewusstsein rufen will, die aber keineswegs allein auf den Schlager abzielt. Der Schlager und die damit einhergehende Zielgruppendiffamierung ist nur ein Symptom der Verhältnisse, die uns eine irrlichternde Radio-Werbelobby beschert hat.

Naheliegende wie alternative Formatkonzepte scheiterten nie an der Machbarkeit, sondern allein am Machtkartell dieser Kreise, das sich nach Jahren der Ignoranz mit einer veritablen Dauerkrise konfrontiert sieht.

Und der Musikgeschmack von älteren Leuten begrenzt sich wirklich nicht nur auf Schlager

Natürlich nicht. Es soll sogar junge Leute geben, die sich Schlager reinziehen.

Es geht ja auch niemand davon aus, dass ein Schlagerformat Tag und Nacht von den selben Leuten gehört wird. In anderen Ländern wechseln die Leute sogar recht häufig den Sender, auch wenn sich das in Deutschland keiner so recht vorstellen mag. :D
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

@ricochet

du sprichst ´hier von mafiösen Strukturen und krakenartigen Beratern bzw. sogar von einer Connection.
Mit solchen Äusserungen wäre ich sehr vorsichtig, der Schuss kann mal ganz schnell nach hinten losgehen.

1. Beispiel wie gut und wie toll sich Schlager vermarkten lässt.

Bei Radio 50plus (Spreeradio) gab es Ende der 90ziger relativ wenig Werbung im Programm und daß bei einer Stundennettoreichweite von damals 128.000 Hörer.

Die lokalen Verkäufer haben sich die Hacken abegerannt und haben keine Werbung reinbekommen.
Von der ARD Sales und Services war nichts an nationaler Werbung zu erwarten, da das Durchschnittsalter bei ca. 65 lag.

Der einzige lokale Grosskunde was damals Das Bestattungshaus Grieneisen in Berlin mit dem Slogan

"Wir bringen Sie gut unter die Erde"

Der Laden lief einige Zeit defizitär, Thoelke starb irgendwann, einigen Gesellschaftern ging die Kohle aus. Ende vom Lied, neue Gesellschafter, neues Format "Oldie based AC"
Hörer halbiert auf 68.000 ,Geld verdient.

So hat Jochen damals die Morning Show übernommen und er hat heute wieder ca. 128.000 die aber weitaus jünger und vermarktbar sind.

Das ist ja eine recht drollige Anekdote, vor allem der Seitenhieb aufs Bestattungshaus Grieneisen ist zum Schießen. Aber Wim Thoelke starb meines Wissens bereits 1995, und damals behaupteten die Berater & Werbeagenten schon steif und fest, dass der Schlager die Jahrtausendwende nicht erleben wird, was trotz Totalboykotts durch die Werbe-Connection nicht eingetreten ist. Im Jahre 2011 erzählen sie uns im Prinzip dieselben Schnurren - ein überdeutliches Indiz dafür, dass sich die Denkrichtung dieser Leute um kein haarbreit verändert hat, schon lange keine echte Marktforschung mehr betrieben wurde und die Musik-Researches in erster Linie auf PR-Tricks beruhen. Die prognostischen Fähigkeiten dieser Branche würde ich nicht mal im höchsten Notfall in Anspruch nehmen...

Ein Sender mit Namen "50plus" war aber schon eine extradicke Provokation, noch dazu in einer Zeit, als der Alterungsprozess der Gesellschaft noch nicht so weit fortgeschritten war wie heute und die Umformatierung altbackener Sender in junge Hitwellen ein höchst gewinnträchtiges Unterfangen war. Wenn ich mich recht erinnere gab es mit dem "Stadtradio Berlin 88,8" und "Antenne Brandenburg" damals noch zwei verhältnismäßig schlagerfreundliche Programme.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Ich wollte damit nur sagen, daß selbst mit einer Persönlichkeit wie Thoelke es nicht möglich war, ein Schlagerkonzept zu werblich zu verkaufen.

Wenn es in einer Stadt lokale Werbung zu aquirieren gibt, dann ist es wohl Berlin.
Da es dort noch Werbetreibende gibt, die nicht über Agenturen oder "Kartelle" vermarktet werden.

Aber selbst die wollten bei einem Schlagerprogramm nicht werben, weder bei 50plus noch später bei Spreeradio. Einige der Werbezeitenbverkäufer für lokale Werbung sind mir persönlich bekannt und Gesprächen heraus von früher weiss ich, daß viele über ihr Fixum kaum hinausgekommen sind. Also Provi für verkaufte Werbung "Fehlanzeige".
Und das waren Jungs und Mädels die hätten einem Eskimo einen Kühlschrank verkauft.
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Oh, jetzt hast Du was verwechselt Pinochet: Du bist doch das Maß aller Dinge!
 
AW: Relaunch: Wird aus WDR 4 ab 21. März 2011 eine weitere Format-Dudelwelle?

Dass mich so bedeutende Radiopersönlichkeiten wie "Wichtigtuer" zu würdigen wissen freut mich außerordentlich.

Wenn es in einer Stadt lokale Werbung zu aquirieren gibt, dann ist es wohl Berlin.
Da es dort noch Werbetreibende gibt, die nicht über Agenturen oder "Kartelle" vermarktet werden.

Naja in den 90er-Jahren war der Markt mit Schlagerwellen gut gesättigt. In Berlin gab es mit Abstrichen 2-3 davon - das sollte für eine Millionenstadt genügen. Zu dieser Zeit schwammen sogar RTL und Sat1 erfolgreich auf der "Volksmusikwelle", die damals einen generationsübergreifenden Boom erlebte. Wäre diese Musik nicht vermarktbar gewesen, hätte sie kein Privatsender ins Programm genommen.

Aber dann hat das"Agenturkartell" den Jugendwahn ausgerufen und mit einem Mal war alles anders, ältere Zielgruppen waren plötzlich igitt. "Seniorenwerbung" gab es praktisch nur noch im Printbereich, dort aber ganz massiv.

Aber selbst die wollten bei einem Schlagerprogramm nicht werben, weder bei 50plus noch später bei Spreeradio. Einige der Werbezeitenbverkäufer für lokale Werbung sind mir persönlich bekannt und Gesprächen heraus von früher weiss ich, daß viele über ihr Fixum kaum hinausgekommen sind. Also Provi für verkaufte Werbung "Fehlanzeige".
Und das waren Jungs und Mädels die hätten einem Eskimo einen Kühlschrank verkauft.

Bevor das Internet seine segensreiche Wirkung entfaltete konnte man die Leute für dumm verkaufen und mit AC-Einheitsmucke und Chartgrütze abfüttern. Heute klappt das nicht mehr. Allein in Amerika gibt es mit Rhapsody, Pandora, Napster, Slacker, Deezer, Finetune oder Audiogalaxy dutzende Musikdienstleister, die das Radio alt aussehen lassen. Wenn sich das deutsche Radio nicht grundlegend ändert, bisher vernachlässigte oder ignorierte Hörerschichten einbindet und konkrete Zielgruppenansprache betreibt, wird es ganz brenzlig. Aber das ist Allgemeinwissen.
 
Zurück
Oben