Die Kritiker und "Dauernörgler" können sie ignorieren, die schweigende Masse, die kontinuierlich ihr Nutzungsverhalten ändert aber nicht. Dass mit dieser Art von Radio bald keine Rendite mehr erwirtschaftet werden kann wird die Branche früh genug schmerzlich zu spüren bekommen; gegen 10-15 Formatdudelwellen kann man natürlich erbost zu Felde ziehen, aber immerhin gibt es in deregulierten Märkten noch eine gewisse Vielfalt, die zumindest das Zwischendurchhören attraktiv erscheinen lassen. Doch selbst davon kann in Deutschland keine Rede sein.
Nicht wettbewerbsfähige, weil unattraktive Angebote, die auf Oligopolen und Quasi-Monopolen beruhen kommen nur so lange leidlich über die Runden, bis die nicht zu Unrecht als Bedrohung empfundenen Alternativtechnologien überall im Volk fest verankert sind, die doch relativ hohen Sendekosten nicht mehr durch Einsparungsmaßnahmen aufgefangen werden können, das Werbegeschäft am Boden liegt und die Ultrakurzwelle nur noch als bloßer Notnagel angesehen wird. Dann verlieren die Profiteure das Interesse an ihren Investitionen und sehen sich woanders um. Neue, zeitgemäße Geschäftsmodelle werden wir unter der gegenwärtigen Konstellation nicht zu sehen bekommen, die offensichtlichen Gründe folgen im nächsten Absatz.
Schön langsam fühle ich mich in meinem Verdacht bestätigt, dass die Verlage den terrestrischen Rundfunk als Auslaufmodell betrachten, gar keine Innovationen mehr anstreben und beizeiten kurzerhand den Stecker ziehen. Dann dürfen die ran, die man lange Zeit vom Konzessionsgeschacher und vom Werbemarkt abgeschnitten hat - mal sehen ob es die UKW dann überhaupt noch gibt; vielleicht leistet man sich ja dann sogar noch eine defizitäre journalistische Printschiene als Gegengewicht zum ARD-Radio, schließlich ist die Meinungshoheit ein bedeutendes Gut. Peinlich ist in diesem Zusammenhang nur, dass der nach Werbeeinnahmen gierende öffentlich rechtliche Rundfunk sich dem geltenden Reglement meist bedingungslos unterwirft und darob seine Grundsätze über Bord wirft. Ist das Werbegeschäft nicht mehr einträglich genug, dreht sich der Wind abermals um 180% und nach den überfälligen aber lange hinausgezögerten Rationalisierungsmaßnahmen wird der Hörerzuspruch zurückkehren.
Spätestens dann ist die Stellung des öffentlich-rechtlichen Hörfunks so unangefochten wie Mitte der 80er-Jahre, auch wenn die Verbreitungsplattformen zugenommen haben und die Mediennutzung nunmehr individuell und flexibel gehandhabt wird. Denn der ARD wird im deutschsprachigen Radiojournalismus niemals jemand das Wasser reichen können. Die Musik ist dann wohl kein wesentlicher Einschalt- (oder Abruf-) grund mehr, denn die gibt es anderswo zuhauf - in Form digital-terrestrischer Promokanäle, Musikempfehlungsdienste oder Genreradios großer Medienkonzerne. Wahrscheinlich werden dann auch die deutschen Zeitungshäuser im unüberschaubar gewordenen deutschen Beschallungswesen neue Engagements eingehen oder ihr Kapital streuen, diesmal unter den Vorzeichen harter Konkurrenz und ungewisser Renditeaussichten.