Es gibt viele Möglichkeiten der "digitalen Notwehr". Das fängt bei der Verschlüsselung von E-Mails an (ist aber auch kein Allheilmittel), der Benutzung "gesicherter" Protokolle (z.B. mit eingeschalteter TLS (Transport Layer Security), oder von vornherein besser gesicherte Verbindungen, wie sie die SSH-Protokoll-Suite zur Verfügung stellt), geht über den Einsatz "vertrauenswürdiger Software" (z.B. werden bei beliebten Open source Programmen mögliche Hintertürchen oder sicherheitslücken viel schnelle ruchbar, als wenn man von der "Blackbox" eines Herstellers abhängig ist), bis zur Wahl des Betriebssystems (auch hier wieder hauptsächlich Open Source vs. Closed Source).
Wie oben schon erwähnt, ein Allheilmittel ist das nicht, da spielen viel zu viele andere Faktoren mit hinein (z.B. Die Behandlung von Nachrichten, *nachdem* sie den eigenen Rechner verlassen haben, siehe Inselkobis abenteuerliche Route zwischen der Schweiz und Deutschland), aber man kann es Angreifern, auch wenn sie noch so "wohlmeinend" sind und ja nur unsere "Sicherheit" im Blick haben, schon gehörig schwer machen - aber der eigentliche Skandal ist ja, daß man überhaupt zu solchen Mitteln greifen muß. Ja, daß das Internet kein "freundlicher" Ort ist, wie er in den 60ern mal von befreundeten Forschern für den vereinfachten austausch Wissenschaftlicher Dokumente ersonnen wurde sollte spätestens auch dem letzten Schnarchsack klar sein, seit die DARPA (militärisch) bei der Entwicklung mitmischt - und das ist ziemlich von Anfang an. Aber was sich hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten an Schnüffelkultur entwickelt hat, sprengt wirklich jeden vertretbaren Rahmen.
Juli Zeh hat das in "heute" als
Zwischenruf sehr schön ausgedrückt: Es ist, als ob Einbrecher seelenruhig ein Haus ausräumen, während die Einwohner fassungslos zuschauen und die Hausverwaltung den Dieben noch hinterherruft "aber bitte schön offenlegen" - mit der NSA (und anderen Schnüfflern!) in der Rolle der Diebe, uns Bürgern als Bewohnern und unserer Bundesregierung als Hausverwaltung. Auch das beliebte "Killerargument" (huch! Werde ich jetzt überwacht? Ich habe "Killer" gesagt!) "Ich habe ja nichts zu verbergen" ist äußerst heimtückisch, denn dort, wo überwacht wird, ist die Frage längst nicht mehr, ob wir etwas zu verbergen haben, sondern wer definiert, was besser verbergenswert wäre und was nicht - wie Inselkobi sehr richtig sagte: man weiß auf einmal nicht mehr, weswegen man plötzlich ins Visier der Fahnder gerät. Reicht es aus, in einem Blogpost ein paar mal "Killer" zu schreiben? Müssen noch andere Schlüsselwörter fallen? Was erregt Verdacht, was nicht?
Diese unbestimmte Angst ist es dann aber, die die Menschen vorsichtig werden läßt: oben wurde schon gesagt: Skype nicht mehr nutzen. MSN nicht mehr nutzen. Microsoft meiden. Apple meiden. Google nicht mehr benutzen. Ich selbst sprach von der "digitalen Notwehr" - merkt Ihr was? In einem solchen Klima fangen die Menschen unwillkürlich an, ihr Verhalten zu ändern. Sie bekommen eine unbestimmte Angst, das Medium zu nutzen und für was? Die Sicherheit? Die einzige Sicherheit, die das erzeugt, ist die der Datenauswerter, daß sie alles über uns wissen, was sie über uns wissen wollen - aber wir wissen im Gegenzug viel zu wenig über sie und das ist ein massiver Eingriff in unsere Grundrechte! Deshalb ist das wichtig, dieses Thema jetzt mal gründlich zu beleuchten und Wege zu suchen, wie wir damit umgehen wollen. Die Gefahren solcher Überwachung, wie sie jetzt bekannt geworden sind, sind nicht irgendeine abstrakte Gefahr, die ein paar spinnerte Nerds in Weltuntergangsstimmung ersonnen haben sondern eine reale Bedrohung wichtiger Grundrechte. Das muß nicht unbedingt schlimme Folgen haben, aber wenn es welche hat, dann sage keiner, wir hätten nicht gewarnt.
Wir Menschen sind schon sehr erfindungsreiche Biester - aber wir neigen leider dazu, alles, was wir tun können, auch zu tun. Klar können wir Atome spalten. Ob das eine gute Idee ist, iist aber eine andere Diskussion. Klar können wir in großem Stil Energien umformen. Ob das eine gutee Idee ist, ... das gleiche gilt für technologische Entwicklungen rund um das Internet, Alle diese Erfindungen können zum Wohl der Menschen eingesetzt werden - oder zum Wohl weniger, aber zum Schaden vieler. Wo reines Wirtschafts- und / oder Machtdenken herrschen, da bleibt der größte Teil der Menschen meistens auf der Strecke. Nur im Verantwortlichen Umgang mit der Technologie und den Mitmenschen kann letztlich Nutzen daraus erwachsen. In diesem Sinne: nehmt PRISM, TEMPORA und Konsorten nicht auf die leichte Schulter, das Mistzeug ist realer, als Euch lieb sein kann!
LG
McCavity