Wohin geht die Reise für das Medium Radio?

Ist es denn wirklich so schwierig? Die ARD oder ihr Vorsitzender hat auf so einer konkreten Ebene natürlich nichts entschieden, geht ja auch gar nicht.
sic!
Was der ARD-Vorsitzende aber durchaus tun kann und wohl auch getan hat: Den Sendern nahelegen, mehr miteinander zu kooperieren, eben zum Beispiel in Form von ARD-internen Programmübernahmen.
Das haben die Intendanten sich im Moment wohl in die Hände versprochen.
Da nimmt man solche Kooperationsvorschläge sicher dankbar an.
Handelt es sich denn hier um eine "Kooperation" (also beide bezahlen, beide produzieren, beide senden)? Oder um eine "Übernahme" vom SWR (SWR produziert und bezahlt und beide senden)?

Und da ist es, ohne jetzt in irgendwelche Verschwörungstheorien abgleiten zu wollen, ja schon interessant, dass sich in dieser Hinsicht gerade beim hr viel in Richtung ausgerechnet des Senders orientiert, dessen Intendant Herr Gniffke ist.

Ja, und der rbb übernimmt irgendsoein Gesundheitsmagazin vom NDR und auch irgendwas vom mdr (habe ich vergessen, was), weil er sparen muss. Und RB übernahm schon immer etwas von NDR und der SR vom SWR. Das hatte aber nichts mit dem Vorsitz zu tun!
Die kleinen Anstalten gucken halt eher bei den großen. Und den BR und den WDR mag niemand, da fragt man gar nicht erst.
 
Tut mir leid, @Sieber, aber ich tue mich gerade schwer, den Widerspruch zwischen den Posts von @count down und mir zu erkennen.
Die ARD oder ihr Vorsitzender hat auf so einer konkreten Ebene natürlich nichts entschieden, geht ja auch gar nicht. Was der ARD-Vorsitzende aber durchaus tun kann und wohl auch getan hat: Den Sendern nahelegen, mehr miteinander zu kooperieren, eben zum Beispiel in Form von ARD-internen Programmübernahmen.

Unddaraus resultierend werden jetzt also
In allen Rundfunkanstalten [...] übergreifend Pläne entworfen, welche Sendungen welchen Senders mit Programmen welcher Sender zusammengelegt werden könnten und welche Sendungen eingestellt werden könnten.
Handelt es sich denn hier um eine "Kooperation" (also beide bezahlen, beide produzieren, beide senden)? Oder um eine "Übernahme" vom SWR (SWR produziert und bezahlt und beide senden)?
Gesagt wird, es sei eine Kooperation, was vielleicht auf das große Ganze betrachtet auch irgendwie hinkommt. Faktisch ist es aber für die jeweilige Welle betrachtet keine Kooperation in dem Sinne, denn weder übernimmt beispielsweise SWR1 im Ausgleich auch Sendestrecken aus Frankfurt, noch wechseln sich beide Sender ab. So wird dann auch verständlich, warum diese Maßnahmen im hr-Hörfunk als feindliche Übernahme wahrgenommen werden.
Die kleinen Anstalten gucken halt eher bei den großen.
Klar, wenn bloß etwas übernommen wird, ist das richtig und nachvollziehbar. Wenn man sich aber so fest vorgenommen hat, miteinander zu kooperieren, sollte es doch an sich tatsächlich so sein, dass jeder sein Schärflein, also im besten Falle seine jeweils besten Sendungen, zu einem solchen Gemeinschaftsprogramm beiträgt. Natürlich haben die kleinen Anstalten noch weniger Geld zur Verfügung, aber hier könnte man bei einer tatsächlichen Kooperation doch ansetzen. Der WDR hat ja beispielsweise Jahre lang den SR mit der Produktion der ARD-Hitnacht beauftragt und ihm dafür, so weit ich weiß, auch Geld gegeben. Hier könnte man doch ähnlich verfahren und beispielsweise dem hr für den Sonntag Abend mit dem anstaltsübergreifenden Abendprogramm für die Oldiewellen beauftragen, so dass er eben beispielsweise seine besondere Sendung Song Connection über Hessen hinaus ausstrahlen könnte. Und anschließend könnte ja beispielsweise dann vom SWR das Nachtprogramm kommen, die Morgensendung dann getrennt aus den jeweiligen Landesfunkhäusern, der Vormittag wieder von irgendwo anders her und so weiter. Und die Abendprogramme der anderen Tage kommen dann wieder aus anderen Funkhäusern, die sie dann mit ihren besonderen Formaten bestücken können. Da läge Einsparpotenzial, dass sich sogar positiv auf die Programmqualität auswirken könnte, wenn man sich zum Ziel setzt, das Beste aus allen ARD-Wellen zu erhalten und in ein gemeinsames Rahmenprogramm zu intigrieren, an dem dann jede Welle ihren Anteil hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Achtung: lang und sehr viele Diagramme und Tabellen. Aber extrem Interessantes zur Audionutzung in Deutschland:

Kontinuität statt Disruption: Der Audiomarkt nach Corona


Mich erstaunte der ausdrückliche Hinweis, dass sich die Radio-Nutzung der Jüngeren schon immer von denen der Älteren unterschied. Auch das nach diesen Ergebnissen quasi niemand mehr CDs hört. Kaufen die alle ihre "Bravo Hits" und stellen die dann nur ins Regal?

Größter Nachteil der Erhebung ist, dass keine Unterscheidung ÖRR/Nicht-ÖRR erfolgt. Dann würden die Ergebnisse möglicherweise richtig reinhauen.
 
Wenn man sich aber so fest vorgenommen hat, miteinander zu kooperieren, sollte es doch an sich tatsächlich so sein, dass jeder sein Schärflein, also im besten Falle seine jeweils besten Sendungen, zu einem solchen Gemeinschaftsprogramm beiträgt.

Genau. Und dies tut man am besten an denen Stellen, an denen man Schwerpunkte gesetzt hat / setzen will. Und diese Schwerpunkte hat Hager klar definiert:

Was die engere Zusammenarbeit innerhalb der ARD angeht, haben Sie und Ihre Intendantenkollegen Anfang Februar die Einrichtung von senderübergreifenden Kompetenzzentren für Hörspiel, Gesundheit, Klima und Verbraucher beschlossen. Der HR liefert seit Jahr und Tag ARD-weit Wetter und Börse. Wie stellen Sie sich die weitere Aufteilung inhaltlicher Zuständigkeiten vor?

Am Beispiel des HR lässt sich das gut aufzeigen. Wir würden unsere vorhandenen Kompetenzen gern einbringen und ausbauen. Ausgehend vom Wetter sind wir natürlich schnell beim Klima, von Finanzen und Börse beim breiteren Kontext der Wirtschaft. Und beide Schwerpunkte laufen wiederum in der gesellschaftlichen Debatte um Nachhaltigkeit zusammen. Wesentliches Ziel einer Koordination in den Kompetenzzentren muss natürlich sein, unnötige Dubletten zu vermeiden und Ressourcen effizienter einzusetzen. Ich verstehe den HR auch deshalb als Motor dieses Prozesses, weil wir es uns allein von unserer Aufstellung her gar nicht mehr leisten können, von allem etwas zu machen.

Wenn die einzelnen Landesrundfunkanstalten sich nach und nach auf ihren jeweiligen programmlichen Kern und hoheitliche Aufgaben konzentrieren, also im Programm zum Beispiel auf breite regionale Versorgung plus themenspezifische Tiefenkompetenz für die gesamte ARD, (...)



Das bedeutet: Eine allgemeine, überregionale Sendung zu Musik ist NICHT im Fokus des hr, da sie nicht auf die "spezifischen Kompetenzen" des hr einzahlt und auch nicht auf die "breite regionale Versorgung".

Wichtig finde ich auch diese Antwort aus dem Interview mit Hager:

Wenn ich Sie richtig verstehe, gibt es aber noch keine konkreten Vorschläge dazu, was der HR künftig sein lässt, wie viel er spart und wie er sich neu strukturiert.

Doch, wir haben da klare Zielvorgaben, was die Ressourcen betrifft. Auf dieser Basis wollen wir jetzt das Angebot entwickeln und werden das nicht von oben herab verordnen. Unsere Rolle als Geschäftsleitung und meine als Intendant ist es, ein Zielbild zu formulieren und damit einen Rahmen vorzugeben. Wie wir unsere Struktur und unser Portfolio konkret verändern werden, ist Teil des Prozesses und richtet sich nach den Veränderungen des Mediennutzungsverhaltens


Das sagt doch sehr klar und deutlich, was da passieren soll im Sender. Und wenn der Satz stimmt, ist es genau nicht eine Einzelentscheidung von Hager ("von oben herab") eine konkrete Sendung zu streichen, sondern eine Entscheidung des jeweiligen Budget-Verantwortlichen.
Aber ich weiß natürlich nicht, wie das dann tatsächlich in der Praxis gelebt wird.
 
hat Hager klar definiert:

Ja klar, z.B. hier:

... unnötige Dubletten vermeiden und Ressourcen effizienter einzusetzen...

Dubletten, die nötig sind, wären also erlaubt? Aber wer entscheidet das? Und nach welchen Kriterien wird bestimmt, was effizient - effizienter - am effizientesten ist? Für mich wäre eine erhöhte Effizienz, wenn das bestehende Programm mit der Hälfte des Finanzbedarfs gestemmt wird. Glaube kaum, dass ein Intendant in solchen Maßstäben denkt. So bleibt das nur ein Schönwetter-Blabla-Interview.
 
Mich erstaunte der ausdrückliche Hinweis, dass sich die Radio-Nutzung der Jüngeren schon immer von denen der Älteren unterschied.
Das ist interessant. Also ein Trend der (vielleicht vermindert) auch schon vor dem Streaming-Zeitalter bestand?

Auch das nach diesen Ergebnissen quasi niemand mehr CDs hört. Kaufen die alle ihre "Bravo Hits" und stellen die dann nur ins Regal?
Kauft ja auch kaum noch jemand. Innerhalb der letzten 20 Jahre ist der CD-Verkauf in Deutschland um gut 80% zurück gegangen. Und lag 2022 bei nur noch 19 Mio. Stück, damals noch klar über 100 Mio.
Die Elektronik-Märkte wissen ja kaum noch was sie mit den Flächen machen sollen wo die Leute früher eifrig durch die CDs, DVDs und Blu-rays geblättert haben.
 
Rundfunkanstalten ist es wurscht, ob sie von CD oder PC senden, nur bei Vinyl gibts inzwischen leichte Probleme...
 
Puh, hier geht ja wieder ordentlich die Diskussion ab....

Um mal wieder aufs Ursprungs-Thema zurück zu kommen:

Also, das wiederum bestätigt meinen Verdacht: Der ÖRR ist für Radio nicht mehr zu gebrauchen. Jedenfalls, wenn er das Ruder nicht rum reißt. Und danach sieht es aktuell ja nun wirklich nicht aus.
Stattdessen, sollten sich all diejenigen, die wissen wie Radio geht und es gerne gut machen wollen zusammen tun! Und dafür könnte man ja gerade Ambitionierte Rentner und aussortierte Ex- ÖRRler gebrauchen, denn ein Radio- Start up wird sich zunächst einmal nicht rentieren. Da müssten Hobby-Idealisten ran(die davon nicht leben können müssen).
Ich glaube wirklich, eine neue Initiative muss her. Vielleicht sogar eine, der es um weit mehr als nur Radio geht!

Wie schon erwähnt, gab es im Internet in der Vergangenheit viele Versuche, so etwas zu starten und erfolgreich zu machen. Aber dort funktionierte es einfach nicht. Zum einen gelingt es einem kleinen Hobbyprojekt mit beschränktem Marketing-Budget nicht, auf sich aufmerksam zu machen. Zweitens scheinen die Hörer am Medium "Internetradio" nicht wirklich Interesse zu haben. Internet-Livestreams sind generell seit Jahren "töter als tot".

Viele Leute wissen vermutlich auch nicht, dass es im Übrigen erstaunlich einfach ist, bei einem größeren Sender "on air" gehen zu können. Ambitionierte Hobby-Radiomacher gibt es nämlich nicht viele. Bei den einschlägigen Bürgerfunk-Kanälen gibt es praktisch überall mehr Sendeplätze als Leute vorhanden sind, die Interesse daran haben, das Programm mit Inhalten zu füllen. Besonders paradox ist, dass hier im Forum offenbar viele Leute aus dem Bundesland NRW kommen und sich ständig über das (in der Tat) irre flache NRW-Lokalfunkprogramm aufregen, aber dann auch in jener Stunde, die sie jederzeit selber durchgestalten könnten, das NRW-Rahmenprogramm dudeln lassen. Der Vorteil gegenüber den (sich wie oben erwähnt nicht durchsetzenden) Internetradios ist schlicht die Tatsache, dass man sich um die Rekrutierung der Hörer nicht erst kümmern muss. Die sind nämlich bereits da.

Also: Nicht meckern - Besser machen! Womöglich kann das ja ein Anstoß für eine Wende sein.
 
Viele Leute wissen vermutlich auch nicht, dass es im Übrigen erstaunlich einfach ist, bei einem größeren Sender "on air" gehen zu können. Ambitionierte Hobby-Radiomacher gibt es nämlich nicht viele. Bei den einschlägigen Bürgerfunk-Kanälen gibt es praktisch überall mehr Sendeplätze als Leute vorhanden sind, die Interesse daran haben, das Programm mit Inhalten zu füllen. Besonders paradox ist, dass hier im Forum offenbar viele Leute aus dem Bundesland NRW kommen und sich ständig über das (in der Tat) irre flache NRW-Lokalfunkprogramm aufregen, aber dann auch in jener Stunde, die sie jederzeit selber durchgestalten könnten, das NRW-Rahmenprogramm dudeln lassen. Der Vorteil gegenüber den (sich wie oben erwähnt nicht durchsetzenden) Internetradios ist schlicht die Tatsache, dass man sich um die Rekrutierung der Hörer nicht erst kümmern muss. Die sind nämlich bereits da.

Also: Nicht meckern - Besser machen! Womöglich kann das ja ein Anstoß für eine Wende sein.
In Sachen "on air" ist inzwischen gar nix mehr "einfach" - weder bei den Privaten, noch bei den öRAs - die einen verlangen ein begonnenes/abgeschlossenes Studium, die anderen das richtige Parteibuch - viele öRAs beides :)
Angesichts der vielen Webradiomacher gibt es also doch viele Hobby-Radiomacher.
Auch die Sache mit dem Bürgerfunk kann ich so nicht bestätigen: Interessierte müssen einen Kurs belegen und/oder Mitglied eines Vereins werden - da ist nichts mit "mal eben machen"!
Ausgerechnet für "Dein" Bundesland kommt die strenge Begrenzung der Sendezeit für "Bürgerradio" hinzu!
 
Angesichts der vielen Webradiomacher gibt es also doch viele Hobby-Radiomacher.
Ja, es versuchen viele. Aber letztlich scheitern sie alle. Selbst so ein Urgestein wie Frank Laufenberg hat es nicht geschafft, "Pop Stop" zu einer derart erfolgreichen Marke zu entwickeln, dass sie sich verselbstständigt, auch wenn er (wie jetzt geschehen) keinen Bock mehr auf das Projekt hat. Wie sollen es dann irgendwelche Privatleute völlig ohne Referenzen schaffen? Es ist aussichtslos.

Auch die Sache mit dem Bürgerfunk kann ich so nicht bestätigen: Interessierte müssen einen Kurs belegen und/oder Mitglied eines Vereins werden - da ist nichts mit "mal eben machen"!
"Mal eben" geht es natürlich nicht. Aber dennoch kann jeder, der sich dazu berufen fühlt, das Radioprogramm qualitativ wieder besser werden zu lassen, sich dort engagieren. Zumindest hat sich so etwas als wesentlich einfacher umsetzbar heraus kristallisiert, als ein Online-Radio auf die Erfolgsspur zu bekommen. Die Technik ist da das Einfachste, denn das Equipment bekommt man für ein paar Hundert Euro auf dem freien Markt. Mitstreiter und Zuhörer aber eben nicht.

Ausgerechnet für "Dein" Bundesland kommt die strenge Begrenzung der Sendezeit für "Bürgerradio" hinzu!
Diese Begrenzung ist zumindest bislang irrelevant, da ja bislang viele Sendeplätze einfach frei bleiben. Noch nicht mal die eine Stunde am Tag, die man für etwas Abwechslung nutzen könnte, wird regelmäßig von Bürgerfunkern gefüllt. Und ein immer noch beachtlicher Teil der Bürgerfunk-Sendungen wird mit Programm-Inhalten bestückt, die letztlich so gut wie niemanden interessieren.
 
Das bedeutet: Eine allgemeine, überregionale Sendung zu Musik ist NICHT im Fokus des hr, da sie nicht auf die "spezifischen Kompetenzen" des hr einzahlt und auch nicht auf die "breite regionale Versorgung".
OK. Und welcher Anstalt spezifische Kompetenz ist dann das Thema Musik? Da ist nach meinem Kenntnisstand bisher keine ARD-weite Zuständigkeit festgelegt worden. Wenn also eine überregionale Musiksendung nicht im Fokus des hr liegt, dann doch wohl genauso viel oder wenig im Fokus des SWR oder irgendeiner anderen ARD-Anstalt.
 
@Torz und @count down
Ihr wisst hoffentlich schon, dass die ARD nicht nur Radio in verschiedenen Anstalten, sondern auch Fernsehen in verschiedenen (sogenannten dritten) Programmen macht.
Ein Hr Gniffke mischt sich da im Radio wenig bis gar nicht ein. Und schon gar nicht mit Zusammenlegung en von irgendwelchen Radiosendungen.
 
Ihr wisst hoffentlich schon, dass die ARD nicht nur Radio in verschiedenen Anstalten, sondern auch Fernsehen in verschiedenen (sogenannten dritten) Programmen macht.
Ach, sag bloß! Die machen also auch bei dieser neumodischen Erfindung mit, dieser Art Radio mit Bild dabei? Nee, war mir bisher noch gar nicht aufgefallen. Mus wohl auch erst später eingeführt worden sein, irgendwann in den letzten 70 Jahren. Ach, BTW: Ich hörte, dass die Leute von der ARD sogar so weit auf Zack sein sollen, dass die inzwischen sogar in diesem Internet aktiv sind. Kann aber auch sein, dass das bloß ein Gerücht ist. Man hört ja so viel.
Aber jetzt mal wieder ehrlich und ernsthaft: Das genau umgekehrte Problem, also der Fokus auf Fernsehen und das gedanklich hinten runterfallende Radio, wie von @OnkelOtto auf der ersten Seite anschaulich beschrieben, sind womöglich tatsächlich ein Grund dafür, warum die Einsparungen in diesem Bereich nun einmal so ablaufen, wie sie eben ablaufen. Weil die, die die Entscheidungen treffen, vielleicht gar nicht so genau wissen, wie sich diese Entscheidungen in der Praxis auswirken.
 
Wahrscheinlich wissen die mehr als du.

Und ob eine Song Connection bei hr1 oder sonstwo außerhalb des SWR sendet oder nicht, dürfte Hr Gniffke mehr als egal sein. Es geht ihn auch gar nichts an. Mögen die Augen noch so eisig kalt sein.
 
Worüber streiten wir? Es ist völlig unerheblich, wer in persona die Sparaufforderungen ausgibt. Sie werden in und zwischen den Funkhäusern diskutiert und schrittweise umgesetzt. In meinen Gesprächen mit vielen Hörfunk-Redaktionen in der ARD wird immer wieder konstatiert: "Wir müssen sparen". Nicht, wir "sollen" sparen oder gar wir "wollen" - nein, wir müssen. Und mehr als einmal erfahre ich von gemeinsamen Planungsgesprächen zwischen den Landesrundfunkanstalten. Wer bei solchen Planungsideen aus welchen Gründen auch immer mehr Trümpfe in der Hand hat als andere und sie auszuspielen in der Lage ist, wird nach außen schon mal gar nicht mitgeteilt.

Die Einstellung der einen oder anderen Sendung, das Ersetzen von Abendsendungen durch den Automat sowie Zusammenlegungen von Sendestrecken werden wir in naher Zukunft leider vermehrt hinnehmen müssen.
 
In meinen Gesprächen mit vielen Hörfunk-Redaktionen in der ARD wird immer wieder konstatiert: "Wir müssen sparen". Nicht, wir "sollen" sparen oder gar wir "wollen" - nein, wir müssen.
Da würden mich konkrete Beispiele interessieren. Wurde das Reisespesen-Budget halbiert? Wird keine neue Kaffeemaschine angeschafft, wenn die alte defekt ist? Gibt es Vorgaben, frei werdende Stellen nicht mehr nachzubesetzen? Gibt es für runde Geburtstage keine Blumen mehr? Muss die Wiederholungsquote erhöht werden? Werden freie Mitarbeiter mit Altkonditionen durch Nachwuchskräfte ersetzt? Wir reden hier ja nicht von 5-Mann-Krauter Startups, wo allein der Gründer entscheidet, was gekauft und bestellt wird.

Denn mir will nicht einleuchten, wie man durch das "Zusammenlegen von Sendestrecken" etwas spart, wenn gleichzeitig das Produktionsbudget für Nischenpodcasts erhöht wird. Wenn das gemeint ist, nennt es bitte nicht "Sparen", sondern wirklich "Umschichten".
 
Da würden mich konkrete Beispiele interessieren. Wurde das Reisespesen-Budget halbiert? Wird keine neue Kaffeemaschine angeschafft, wenn die alte defekt ist? Gibt es Vorgaben, frei werdende Stellen nicht mehr nachzubesetzen? Gibt es für runde Geburtstage keine Blumen mehr? Muss die Wiederholungsquote erhöht werden? Werden freie Mitarbeiter mit Altkonditionen durch Nachwuchskräfte ersetzt? Wir reden hier ja nicht von 5-Mann-Krauter Startups, wo allein der Gründer entscheidet, was gekauft und bestellt wird.

Denn mir will nicht einleuchten, wie man durch das "Zusammenlegen von Sendestrecken" etwas spart, wenn gleichzeitig das Produktionsbudget für Nischenpodcasts erhöht wird. Wenn das gemeint ist, nennt es bitte nicht "Sparen", sondern wirklich "Umschichten".
Sagen wir mal so: Sparen müssen die ARD-Anstalten an sich auch, da es eben keinen vernünftigen Inflationsausgleich bei den Rundfunkgebühren gibt. Sparen müssen aber vor allen Dingen auch die einzelnen Wellen, eben weil das Geld anderswohin umgeschichtet wird. Ein Beispiel, wie sie das tun, ist etwa, dass bei einer Welle Producer-Schichten eingespart werden. Die Folge ist, dass die Producer-Schichten länger als die Sendungen sind und der zuständige Producer nun mitten in der Sendung wechselt. Oder ein anderes Beispiel: Die abendlichen Musikspezialsendungen, die es noch gibt, sollen nicht mehr von einem Musikredakteur gestaltet werden, sondern ein Computer soll die Playlists erstellen. Oder man spart Moderationsschichten ein. Dann kann man entweder die Automation dudeln lassen oder eben das moderierte Programm eines anderen ARD-Senders übernehmen. Das sind alles Sparmaßnahmen, die im ARD-Hörfunk angewendet werden.
 
Bei Recherchen zum SFB in den 1990ern habe ich gelesen, dass es ein festgelegtes Budget gab, das der Senderchef für einen Sendetag zur Verfügung hatte. Kann man natürlich auch auf die Sendestunde runter- oder den Monat hochrechnen. Mit diesem Budget konnte er frei umgehen. Wenn er jemanden zum Konzertbericht nach London geschickt hat, musste ggf. im Gegenzug die Reporterfahrt in die Provinz entfallen usw. Oder die "Alan Bangs Connection" übernehmen. Es gab also bereits damals Abwägungsentscheidungen. Das ist aber nicht = Sparen.

Gibt es dieses Prinzip nicht mehr? Oder wenn ja: Wurden die Tagesbudgets gekürzt? Das kann ja dann nicht en passant passiert sein. Oder mündlich. Klar ist natürlich, dass es nicht funktionieren kann, mit dem Sendebudget für den Radiosender noch YT-Videos zu erstellen, Merch-Webshops und Social Media Kanäle zu betreiben. Oder bspw. täglich 24 Stunden langen zusätzlichen Podcast-Content (=Sendezeit-Verdoppelung). Es würden sich doch alle im Team wehren, wenn z.B die Intendanz die Axt an das Radiosender-Tagesbudget anlegt, richtig?
 
Zuletzt bearbeitet:
In manchen Sendern ist das aber auch eine bewusste Entscheidung

Im Januar machte die Cosmo-Programmchefin die neue Wellenstrategie öffentlich: 50 Prozent der Ressourcen sollen ins Digitale fließen. Unter dem Label „Fifty Fifty“ wurde nach einem „sehr intensiven Prozess“ eine Struktur geschaffen, in der Digital- und Audio-Unit als „gleichberechtigte Einheiten unter neuer Führung eigenständig Programm machen“.

Unter dem Label „Fifty Fifty“ verbirgt sich aber auch das: ein Streichprogramm. Unvermeidbar, aus Schleis Sicht. Man lüge sich in die Tasche, wenn man glaube, alles machen zu können. „Digitale Transformation ist kein Nebenbeigeschäft.“ Man könne die Digitalisierung nur ernsthaft betreiben, „indem man Dinge weglässt oder mehr Geld hat“.


 
Wenn ein Radiosender davon redet, etwas ins "Digitale fließen zu lassen", können das ja nur Dinge sein, die nicht für das Live-Radioprogramm benötigt/verwendet werden. Also z.B. Videos auf YT, Texte auf der Webseite, Musikstreaming-Channels, Social Media-Posts oder Podcasts, die nicht über den Sender gehen. Warum das alles aber ein Radiosender machen sollte, leuchtet mir nicht ein. Denn von der ARD gibt es dort bereits zig Vergleichbares. "Radio muss visuell ins Netz"??? Letztendlich bedeutet es nur, dass man 50% des Budgets verbrennt und seiner Marke schadet. Glaubt jemand, die ARD-Radio-Jugendmarken leben online only weiter?
 
50 Prozent der Ressourcen sollen ins Digitale fließen.

Tja, was heisst das nun? Ich dachte immer es gibt eine große Schnittmenge zwischen Online und On Air Inhalten. Sowas wie, einmal recherchiert, und zweimal, jeweils ans Medium angepasst, zubereitet. Sollte doch gerade für Audio nicht so seinen großen Aufwand machen? Die Inhalte, die für Podcast/Insta/YT, etc. ersonnen werden, könnten doch - bei schlankem Mehraufwand - auch klassisch über den Sender gehen? Und umgekehrt.
 
Ich dachte immer es gibt eine große Schnittmenge zwischen Online und On Air Inhalten.
Ehrlich, das habe ich noch nie gehört von Leuten, die wirklich Online-Inhalte produzieren. Da bleibt einfach viel Aufwand, wenn man einen gewissen Qualitätsanspruch hat. Wenn du aber meinst, ein Radio-Moderator googelt nach News und liest aus der Wikipedia vor, dann vielleicht.
 
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Genau. Und das liegt eben nicht an dem Intendanten mit den kalten Augen, sondern an effektiv weniger Geld und zugleich diversifizierten Zuhörer Gruppen
 
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