Es soll auch Klempner geben, die können keinen tropfenden Wasserhahn reparieren, es gibt etliche Köche, die können alles, nur keine schmackhaften Speisen zubereiten und und und. Radio- und Programmmachen ist ein Handwerk, wenn es sehr gut läuft ein Kunsthandwerk. Wer keine Ahnung von Strategie und Programmtaktik hat wird im Reichweiten-"Krieg" eben verlieren. Wobei es in Deutschland doch harmlos zugeht. Hier können Sender schon einige Zeit gegen Best Practise Grundregeln bewusst verstoßen. Natürlich gibt es excellent geführte Stationen, die haben i.d.R. über Jahre hinweg stabile und wachsende Reichweiten. Auf der anderen Seite dann Sender da werden die Führungskräfte permanent ausgewechselt. Finanziell und konzeptionell ausgeblutet sind es Zombie-Stationen die keiner mehr ernst nimmt. Die Hörer haben schon längst umgeschaltet und die Werbekunden machen ebenfalls einen großen Bogen um diese Untoten. Aber wer soll denn dort das Steuer herum werfen, unterqualifizierte und -bezahlte Programmmacher, - Geschäftsführer die mit ihrer Visitenkarte prahlen und ein demoralisiertes Verkaufsteam (die besten Verkäufer haben dann schon meist den Sender verlassen)?
Rund 80% beim Privatradio ist Musik. Ob ich Titel A, B, C oder D spiele und in welcher Reihenfolge, ist kostentechnisch gesehen vollkommen egal. Ein ganz großer Unterschied zum TV. Dort muss ein Sender für sehr viel Geld Spielfilme, Serien etc. kaufen). Bis zu einem gewissen Grad kostet eine Playlist kein Geld. Es muss nur ein Musikredakteur im Sender arbeiten, der wirklich ein Gefühl für den Musik- und Programmflow hat. Selbst ziemliche Deppen können Playlists mit dem Selector erstellen. Nur, wenn da keiner etwas vom Handwerk versteht kommt nichts dabei raus. Das ist eine Binse, komischerweise richten sich etliche nicht danach.
- Vorn ein großes Schild: Das beste Essen der Stadt.
- Im Restaurant ein Ober mit Sprachfehler, der mehr oder weniger lustlos bis talentfrei die merkwürdigsten Sprüche klopft und aus der Bildzeitung von gestern vorliest.
- Ein Geschäftsführer, der entweder auf der Rolle ist, intensive Gespräche mit einer weiblichen Mitarbeiterin führt oder sich im Büro einschließt und im Web surft.
- In der Küche ein Dilettant der fleißig Dosen aufmacht und Tütensuppen anrührt, die dann lauwarm vom patzigen Service serviert werden.
- An der Tür ein Koberer, der harmlosen Passanten verspricht, im Restaurant geht die Luzie ab. Dabei sitzen an der Theke nur ein paar besoffene Dauertrinker, die sowieso nichts mehr checken und gerade eine Polonaise durch den Laden machen, weil ihnen die Nase hinter der Theke erzählt hat, heute ist ganz ganz großes Kino angesagt und man kann einen Riesenlutscher gewinnen wenn man eine 0190er Nummer anruft.
Ich empfehle einschlägige Programme a la Radio 21, NORA, Paradiso, Radio Group, Oldie 95 (Mix 95.0, Magic FM, OK Magic); Sender wie Sky Radio und Main FM sind ja leider schon verblichen. Die Ostseewelle war ja auch jahrelang in dieser Liga. Wenn man in der Hölle ist, kochen bekanntlich die Engländer. Für das Radioprogramm zeichnen sich Deutsche verantwortlich. Wenn man dann besonderes Pech hat, dann kommen Sie vom Bürgerfunk aus NRW, wahlweise von einem offenen Kanal oder ein Möchtegern-DJ aufm Schlager-Trip legt auf. Eingeweihte wissen: Jetzt bin im 7. Kreis der Hölle angekommen. Scheiße hätte auf meine Eltern/Lehrer gehört, was anständiges gelernt und nicht beim Radio gearbeitet...