AW: Elmars Worte
Nicht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der ist gerade nicht dafür bestimmt, Profit zu generieren.
Eben darum geht es. Ich finde dies ist der stichhaltigste Kritikpunkt von allen: Warum müssen zumindest große Teile der öffentlich-rechtlichen Sender den gleichen Zinober veranstalten wie die Privaten?
Das widerspricht fundamental dem Sinn der Gebührenmedien. Nur müssen wir uns als Gesellschaft eben darauf verständigen, was ein allgemeinwertiger Auftrag ist.
Denn die Logik kann nicht sein dass sich Sender wie SWR3 fragen wie sie mit möglichst einfachen und primitiven Sendungen Hörer erreichen, sondern was ihr Qualitätsmaßstab ist.
Übrigens, mal ein Vergleich von staatlichen Rundfunkprogramme innerhalb Europas zeigt was bei uns im Lande falsch läuft. Während Sender wie der SWR trotz hoher Zwangsgebühren den Privaten Duddelanstalten geradezu peinlich hinterher hechelt, ist im Ausland sehr wohl ein deutlicher Unterschied zwischen Privat-kommerziell und Öffentlich-rechtlich zu hören.
Beispiele. In der Schweiz sendet im italienisch-sprachigen Tessin (und darüber hinaus) Rete 1-3. Rete Uno hat dabei über 30 Prozent Wortanteil - wie hoch ist der von SWR 1? Ich tippe mal auf gefühlte 10 Prozent. Bei meinem letzten Ausflug ins Tessin habe ich den ganzen Tag im Auto Rete Tre gehört - dieser Sender klingt völlig anders als als die Hitparadenduddler der Privatsender, man spürt geradezu dass man sich mit diesem Programm einzig das Ziel gesetzt hat, genau anders zu sein als die Duddler. Selbst der deutschsprachige DRS 3 klingt anders. Mittags zwar sehr wohl eine ähnlich kommerzielle Musikgestaltung, abends dann aber oft mit speziellen Sendungen mit ganz anderer Akkustik. Toll!
Das selbe Bild in der französischen Schweiz. Couleur 3 experimentiert, gestaltet, rebelliert geradzu trotz seiner konservativen Herkunft. Früher einmal waren die Öffis die trägen Platzhirsche und Privatsender wie Radio Luxemburg rebellierten mit ihrem Programm.
Oder in Spanien. Der staatliche RNE 3 spielt nun wirklich alles was irgendwie nach Musik klingt - nur eben kein James Blunt mit zwei bekannten Liedern jede Stunde. Wortbeiträge in RNE 1 sind auch hier sehr hoch.
So könnte man dies sicher für die meisten anderen Länder weiterspinnen. Ob der englische BBC, Radio France in Frankreich oder selbst die RAI in Italien fahren ihr Prinzip der Sendegestaltung fernab kommerzieller Zwänge weiterfort.
Nirgendwo klingt der Öffentliche Rundfunk so platt wie in Südwestdeutschland, nirgendwo scheint mir die totale Anbiederung aller Gesellschaftsteile an den plumpen Kapitalismus derart hoch zu sein wie hier.