Sehr gutes Beispiel dafür, dass geschlechtergerechte Sprache möglicherweise so lächerlich doch nicht ist, wenn man es schon nötig hat, lächerliche Beispiele zu erfinden.
Ich sehe hier nicht, dass irgendetwas erfunden worden wäre.
@indigo7 hat lediglich darauf aufmerksam gemacht, wo es hinführen würde, würden die Verfächter des Genderns wirklich konsequent handeln. Dass sie aber eben genau das nur zu oft nicht tun, ist ja nichts neues. Ich verweise in diesem Zusammenhang immer wieder gern auf (nicht nur) meinen Eindruck, dass negativ konotierte Begriffe ruhig weiterhin im genärischen Maskulinum verwendet werden dürfen.
Zurück zu dem Beispiel und dem, was es aufzeigt: Einzig die Lächerlichkeit der Gendersprache, da sie in genau so einem Kauderwelsch enden würde, dächte man sie mal weiter. Nur tun das die meisten Sternsprecher eben offenbar sehr ungern. Klar, es ist ja auch um einiges einfacher, Symbolpolitik und blinden Aktionismus (ja, auch und gerade ich verwende diese Redewendung ganz selbstverständlich) zu betreiben und damit so zu tun, als setzte man sich wirklich für oder gegen etwas ein.
Die Sache ist ja, dass der ursprüngliche Gedanke, der dem Gendern zugrunde liegt, durchaus ein sehr guter ist, nämlich die Gleichberechtigung. Das ist etwas, für dass es sich meiner Meinung nach absolut lohnt, einzustehen. Es ist mir unbegreiflich, warum das auch heute, im Jahr 2022 noch ein Thema sein muss und wir nicht schon längst irgendwelche althergebrachten Herachiemuster über Bord geworfen haben. Es ist nach meiner Ansicht also durchaus richtig und wichtig, hier noch Nacharbeit zu leisten, wo es bisher noch haperte.
Solche Ideen wie das Gendern, welches von seinen Befürwortern ja gern als geschlechtergerechte Sprache betitelt wird, weil man Gegnern dieser Praxis so besser andichten kann, sie seien Gegner einer gerechten Sprache im Besonderen und der Gerechtigkeit allgemein, bringen uns in diesem Zusammenhang allerdings absolut nicht weiter, sondern können im Gegenteil bestehende Kluften, an deren Zuschüttung man in den letzten Jahrzehnten durchaus nicht ohne Erfolg gearbeitet hat, wieder weiter aufreißen. Das geht damit los, dass eine einzige Form, mit der alle gleichermaßen gemeint sind, doch eigentlich absolut im Sinne der Gleichberechtigung sein sollte. Wenn ich hier zum Beispiel von meinen Mitforisten schreibe, ist es mir dabei völlig gleichgültig, ob das jetzt Männer, Frauen oder kleine, pelzige Wesen aus dem Krebsnebel sind, weil es für die eigentliche Definition (die Leute, die hier mit mir im Forum unterwegs sind) überhaupt keine Bedeutung hat. Durch die extranennung der weiblichen Form und noch viel mehr durch geschriebene und gesprochene Sternchen wird der Fokus doch erst richtig auf die Geschlechterzugehörigkeit gelegt, um die es zumeist aber gar nicht geht.
Ein weiterer Faktor, den niemand so wollen kann, dem wirklich etwas an Geschlechtergerechtigkeit liegt, ist die Entwicklung, dass die Gendersprache immer mehr ablehnung erfährt, jemehr man sie den Menschen überstülpen will. Und bei der Sprache bleibt es mitunter nicht. Immer mehr Leute sind einfach nur noch genervt von der Genderdebatte, da inzwischen eigentlich alle Standpunkte bereits zum wiederholten mal vorgebracht worden sind, von Befürwortern wie auch Gegnern des Genderns. Und so kommt es dann leider bisweilen dazu, dass manche Menschen das Gendern mit dem allgemeinen Gleichberechtigungsgedanken gleichsetzen und das ganze, im Kern ja wie gesagt höchst löbliche Anliegen daher als lächerlich abtun.
Man erweist sich also unter Umständen einen ziemlichen Bärendienst, ohne dafür im Gegenzug wirklich etwas zum Besseren zu verändern. Denn davon, dass ein Teil der Gesellschaft am laufenden Band Schluckauf simuliert, wird die Welt noch kein Stückchen gerechter und die wirklichen Probleme in diesem Kontext, die es zweifellos gibt, nicht um einen Deut kleiner, eher ist, wie oben ausgeführt, das Gegenteil der Fall.
Und noch was:
Aber ansonsten unterhaltsam hier die "alte weiße fragile CIS Männer" Diskussion zu lesen.
Auch wieder so ein Trick aus der Mottenkiste der psychologischen Kriegsführung. Ablehnung der Gendersprache ist altmodisch, verbohrt und wird sich irgendwann sowieso erledigt haben, weil dann all die bösen Gegner der Gerechtigkeit verdienterweise ausgestorben sind. Irrtum! Wenn ich mir so mein etwa gleichaltriges Umfeld betrachte, kenne ich gerade einmal einen einstelligen Prozentsatz, der die Verwendung der Gendersprache befürwortet. Einem ebenfalls relativ kleinen Teil ist es ziemlich egal und die überwiegende Mehrheit lehnt das Gendern klar ab, macht sich darüber lustig und reagiert genervt, wenn irgendwo penetrant gegendert wird. Und ich denke jetzt mal nicht, dass unsere Schülerschaft überdurchschnittlich konservativ ist. Dagegen spricht, dass wir durchaus die zwingende Notwendigkeit von Veränderungen in einigen Lebensbereichen erkannt haben und größtenteils die von mir oben dargelegte Auffassung vertreten, dass es sich bei Gleichberechtigung in verschiedenster Hinsicht um eine gute und unterstützenswerte Sache handelt. Gleichzeitig haben die meisten von uns aber auch erkannt, dass die Verwendung von Gendersprache im Bezug auf tatsächliche Geschlechtergerechtigkeit nichts weiter als Augenwischerei ist und sich obendrein, mit Verlaub, einfach völlig bescheuert anhört.
Ich sehe da einen Unterschied, das Gendern abzulehnen oder so eine unsachliche Tirade von sich zu geben.
Siehste, da sind wir gar nicht mal sonderlich weit voneinander entfernt. Deshalb hat
@Radiocat von mir tatsächlich auch kein Like auf seinen Beitrag erhalten, obwohl ich, wie ja gerade sher ausführlich dargelegt, absolut kein Befürworter des Genderns bin. Solche Kommentare sind es nämlich, die es den Befürwortern des Genderns unwahrscheinlich leicht machen, die Gendersprachgegner als im Allgemeinen intolerant und verbittert darzustellen, wobei ich entschieden anmerken muss, dass ich
@Radiocat ganz gewiss nicht so sehe.