Fake oder real? 10-€-Spiel überführt Fremdgänger

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Keek, alleine, dass du das hier erklären musst, ist für mich "gekakte Realtity" genug. Wem nicht klar ist, was daran gequirlte Riesengülle aus der Latrine ist, dem ist meiner Meinung nach nicht mehr zu helfen. Und ob diese Riesengülle handwerklich gut gemacht ist oder nicht, ist dann auch wirklich herzlich egal.
 
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Im Prinzip haste ja Recht, aber guck mal, seit wann ich hier schon Mitglied bin. Was schließen wir daraus? Genau, ich wundere mich über gar nichts mehr.
 
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Wie sich solche scripted reality auf die Gesellschaft insgesamt auswirkt, wird sich zeigen müssen. Vor allem die Wahrnehmung der Wirklichkeit wird sich weiter verzerren.
Richtig. Aus hiesigen Gerichten ist bekannt, dass sich Angeklagte, Zeugen etc. immer öfter benehmen wie die Axt im Wald. Nach einer Ursachensuche kam man zu dem Schluss, dass die Fake-Shows von Salesch und Co. der Grund sind. "Die benehmen sich da ja auch so", ist das gängige Argument. Für den Normalzuschauer bzw. Hörer ist nicht mehr erkennbar, was real ist und was Fiktion darstellt. Auf der einen Seite mag das sicher gut sein, auf der anderen stellt es aber eine Verzerrung der Wirklichkeit dar, die der Normalkonsument für bare Münze nimmt. Und genau da liegt das Gefährliche. Deshalb hält der Normalhörer übrigens auch Schmarn wie diese 10 Euro-Story für echt. Handwerklich sicher gut gemacht, aber moralisch halt sehr bedenklich.
 
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1. habe ich scripted reality aus gesellschaftlicher Sicht bereits als negativ bewertet, ich glaube ihr unterstellt mir irgendwas, was ich nie gesagt habe.

2. gibt es einen (aus Machersicht) handwerklichen Aspekt, den man ebenfalls bewerten kann: Antenne 1 sehr gut, YOU FM sehr schlecht.

3. aus journalistischer Sicht brauchen wir über diesen "Bodensatz" nicht zu diskutieren, da er schlicht mir Journalismus nichts zu tun hat.

4. geht es eben nicht darum, mit Schauspielern echte Fälle nachzuspielen (vgl. Aktenzeichen XY), sondern vorzutäuschen, die nach Skript spielenden Schauspieler seien echte Personen und das Skript sei ein echter Vorgang in der Realität. Ganz ehrlich: ihr würdet nicht ohne weiteres erkennen, daß z.B. bei Zwei bei Kallwass weder die Fälle echt, noch die beiden ratsuchenden Personen überhaupt irgendetwas miteinander zu tun haben. Eine "echte" psychologische Beratung war dagegen z.B. bei SW3 "Lämmle live". Man braucht enorm viel Erfahrung, um manche Fakes als solche zu enttarnen, selbst als "Profi".

@Radiokult: Für die Gewinnspiele gibt es m.M. sogar rechtliche Regelungen, im Sinne, daß jeder Teilnehmer die gleiche Gewinnchance haben muß.
 
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Dann, musicology, erkläre mir bitte, warum dieser Fake Deiner Meinung nach "handwerklich sehr gut" ist.

Ist er nämlich nicht. Schlecht geschrieben, schlecht gesprochen - sowohl von den mitfühlenden Ostermännern und Schatzis als erst recht von den Kleindarstellern.

Und, mit Verlaub: Wer den Fake bei "Zwei bei Kalwass" nicht erkennt, hat definitiv nicht mehr alle Latten am Zaun (so er denn volljährig ist).
 
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Es ereifern sich ja auch nur diejenigen, die sich noch daran erinnern, dass Radio mal etwas mit Journalismus zu tun hatte.

In dem Moment, in dem ich Rundfunk als einen beliebigen Konsumartikel definiere, bei dem es nur um das "Verkaufen" und "Kunden gewinnen" geht, ist natürlich jede Ausdrucksform dieses Medium "Werbung", ergo darf "massiv gelogen" werden wie überall in der Werbung.

Sorry, jetzt geht mir die Hutschnur hoch: Radio bewegt sich doch nicht im rechtsfreien Raum. Die haben doch alle eine Zulassung beantragt und unterliegen den Landesmediengesetzen bzw. dem Strafgesetzbuch.

Und wenn das jetzt lehrerhaft klingt, ein kleiner Auszug aus dem Strafgesetzbuch und dem Landesmediengesetz von NRW (LfK ist derzeit offensichtlich nicht online erreichbar) ist jetzt fällig:

Strafgesetzbuch, Fünfzehnter Abschnitt
Verletzung des persönlichen Lebens- und Geheimbereichs
§ 201 Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes

(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt

1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder
2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugänglich macht.

Die Tat nach Satz 1 Nr. 2 ist nur strafbar, wenn die öffentliche Mitteilung geeignet ist, berechtigte Interessen eines anderen zu beeinträchtigen. Sie ist nicht rechtswidrig, wenn die öffentliche Mitteilung zur Wahrnehmung überragender öffentlicher Interessen gemacht wird.

http://bundesrecht.juris.de/stgb/index.html


Da sollte jetzt schon mal jedem schlecht werden, der ohne Hinterfragung ein Telefongespräch live ausstrahlt. In einem Fall wie dem scheinbaren "Treuevergehen" ist die öffentliche Mitteilung sicher nicht von überragendem öffentlichen Interesse. Und der Sender wird niemals so blöd gewesen sein, das live veranstaltet zu haben.

Und hier noch der versprochene und angedrohte Ausschnitt aus dem Landesmediengesetz von NRW, das adäquat und in ähnlicher Form in den anderen Bundesländern formuliert ist:

§ 31
Programmauftrag und Programmgrundsätze
(1) Die Veranstalter verbreiten Rundfunk als Medium und Faktor des Prozesses freier Meinungsbildung und als Sache der Allgemeinheit; sie nehmen insofern eine öffentliche Aufgabe wahr. Die Rundfunkprogramme haben entsprechend der jeweiligen Programmkategorie zu einer umfassenden Information und freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung beizutragen, der Bildung, Beratung und Unterhaltung zu
dienen und dem kulturellen Auftrag des Rundfunks zu entsprechen...()
(2) Für alle Rundfunkprogramme gilt die verfassungsmäßige Ordnung. Die Vorschriften der allgemeinen Gesetze und die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der persönlichen Ehre sind einzuhalten. Unterschwellige Techniken dürfen nicht eingesetzt werden.
(3) Die Rundfunkprogramme haben die Würde des Menschen zu achten und sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinung anderer zu stärken. Die sittlichen, weltanschaulichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sowie Ehe und Familie sind zu achten. Die Rundfunkprogramme sollen die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland, die internationale Verständigung, ein diskriminierungsfreies Miteinander und die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern fördern, zum Frieden und zur sozialen Gerechtigkeit mahnen, die demokratischen Freiheiten verteidigen und der Wahrheit verpflichtet sein.

So weit und jetzt setze ich mich auch wieder in der beruhigenden Gewissheit, dass wenigstens einige hier der gleichen Auffassung sind.

moonlight
 
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@Radiokult: Für die Gewinnspiele gibt es m.M. sogar rechtliche Regelungen, im Sinne, daß jeder Teilnehmer die gleiche Gewinnchance haben muß.
Das ist mir durchaus bekannt. Und mal ganz scheinheilig gefragt: Was meinst du eigentlich, warum der vermeintlich Betrügende den 10€-Schein ganz offensichtlich nicht mehr besaß? Sehn'se, genau deshalb. ;)
 
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@Ludwig: er ist deshalb handwerklich sehr gut, weil ihn die meisten Hörer nicht als Fake erkannt haben und er durch geschickte Spannungsbögen 1. den Hörer den kompletten 3'00-Break dranbleiben und zuhören läßt, 2. neugierig auf die Fortsetzung macht und deshalb 3. zum Einschalten der MoShow am nächsten Morgen animiert, außerdem 4. großen Gesprächswert liefert und 5. sogar noch für Printmedien interessant sein dürfte. Alles richtig gemacht!

Das mit den Latten am Zaun laß ich mal so stehen, halte meine Meinung aber dennoch weiter aufrecht. Die meisten erkennen es nicht und ich stehe dazu: ich habe es am Anfang auch nicht erkannt (das Format läuft schon seit etwa 2002 glaube ich).

@moonlight: Papier ist geduldig, und was willst du jetzt genau damit sagen? Es geht doch gar nicht darum, ob der Anruf live oder nicht live ist (außerdem kann ich natürlich einen Hörer live auf Sendung nehmen, der bei mir anruft).
 
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...und was willst du jetzt genau damit sagen? Es geht doch gar nicht darum, ob der Anruf live oder nicht live ist (außerdem kann ich natürlich einen Hörer live auf Sendung nehmen, der bei mir anruft).

Es ging mir eigentlich darum angesichts der Diskussion, die darin ausufert, dass Radio als beliebiger Konsumartikel definiert werden könne, in dem ergo ungestraft gelogen werden dürfe, ein paar Grundsätze ins Gedächtnis zurückzurufen, warum Radio eben kein x-beliebiger Konsumartikel ist, auch wenn unsere amerikanischen Beraterfreunde uns dies in den 80er und 90er Jahren gerne so verkauft haben (was ja auch gewirkt hat).

Live oder nicht live: kennt wirklich jeder diesen Paragraphen im Strafgesetzbuch? Schließlich war diese Frage ja auch mehrmals Gegenstand der hiesigen Diskussion. Und natürlich darfst Du auch einen Hörer, der bei Dir anruft, nur dann live auf Sendung nehmen, wenn Du ihn vorher gefragt hast. Das tust Du zum Bsp, wenn Du vorher verkündest: "Rufen Sie mich jetzt an" und der Hörer erfahrungsgemäß davon ausgehen kann, dass dies mit einem Livegespräch verbunden sein muss.

Zum Glück fehlt es dem Radio offensichtlich wirklich an Aufmerksamkeit in den anderen Medien und dem Hörer ist es offensichtlich auch wurscht. Wäre dem anders und diese ganzen Lügen und Betrügereien würden wirklich mal breitflächig thematisiert, ich glaube, dann wäre es für einige Sender bald nicht mehr so lustig. Mit dem Faktor Glaubwürdigkeit könnten auch die Sympathiewerte schwinden, mit der Sympathie die Einschaltquote etc...
 
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Absolut einverstanden, aber genau deshalb muß man das Thema doch mal wirklich ernsthaft und sachlich angehen. Und dazu gehört es einfach festzustellen: es ist heute einfach so, daß Radio (von den Verantwortlichen bei ö/r und privat) immer weniger als Informations- und Dokumentationsmedium denn vielmehr als ausschließliche Unterhaltungskiste verstanden wird - Unterhaltung um jeden Preis. Langfristige Folgen werden nicht mehr genügend gewürdigt. Aber das ist heute nicht nur beim Hörfunk oder Fernsehen, sondern ausnahmslos in allen Bereichen der Fall. Langfristiges Denken ist out, das ist einfach so.
 
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@Ludwig: er ist deshalb handwerklich sehr gut, weil ihn die meisten Hörer nicht als Fake erkannt haben und er durch geschickte Spannungsbögen 1. den Hörer den kompletten 3'00-Break dranbleiben und zuhören läßt, 2. neugierig auf die Fortsetzung macht und deshalb 3. zum Einschalten der MoShow am nächsten Morgen animiert, außerdem 4. großen Gesprächswert liefert und 5. sogar noch für Printmedien interessant sein dürfte. Alles richtig gemacht!
Klingt nach 2wöchigem Volkshochschulkurs Formatradio für Einsteiger.
Wenn das die Regeln sind, dann pupse ich morgen beim Sender meines Vertrauens nen schönes Medley der größten Hits der 80er, 90er von Störkraft handwerklich exellent gemacht (incl. preselling auf das Horst Wessel Lied am Nachmittag) durch den Äther und freu mich auf das Lob von musicology und den eklatanten Anstieg der Quote.
 
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Ja, das sind die Regeln und: solche Beiträge sind absolut kontraproduktiv.
 
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Zitat monnlight:
Sorry, jetzt geht mir die Hutschnur hoch: Radio bewegt sich doch nicht im rechtsfreien Raum. Die haben doch alle eine Zulassung beantragt und unterliegen den Landesmediengesetzen bzw. dem Strafgesetzbuch.

Glaubst Du an das Christkind? Wo kein Kläger, da kein Richter! Die Landesmedienanstalten als Aufsichtsbehörden schnarchen seit Jahren um die Wette. Ich habe noch nie von einer Abmahnung gehört, weil irgendwo ein Sender seine Lizenzauflagen nicht eingehalten hätte. Wir sind uns aber hoffentlich einig, dass fast alle Privaten solche Vorgaben wie "Wortanteil" oder "regionales Programm" mit einer "Kreativität" erfüllen, die mit der ursprünglichen Absicht des Lizensgebers in etwa so viel gemein hat, wie George W. Bush mit einem Friedensnobelpreisträger.

Die Landesmediengesetze formulieren wohlfeil, was eigentlich selbstverständlich von einem Medienschaffenden zu erwarten wäre. Die Praxis (siehe Gegenstand dieses Threads) sieht aber ganz anders aus. Das ist ja auch der Grund, warum einige hier zu Recht so allergisch reagieren. Und die Tatsache, dass es etliche Forenteilnehmer gibt, die hier die Haltung einnehmen: "Ist doch gar nicht so schlimm, ist doch gut gemacht, war doch ein Hinhörer, machen doch alle so... etc." beweist, wie weit sich die Radioszene schon vom Geist der Landesmediengesetze entfernt hat.
 
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Um eines klarzustellen: Diese Aktion geht mir relativ weit am Allerwertesten vorbei. Mich stört nur, daß jemand wie Du, musicology, der offensichtlich aus dem Metier kommt, eine so schlecht gemachte und wenig durchdachte Aktion unterstützen kann. (Spannungsbögen? Ich bitte Dich ...) Du schreibst, daß niemand mehr langfristig plant – und genau das ist der Punkt: Möglicherweise steht morgen ein Artikelchen im Lokalblättchen von Korschenbroich und alle schreien Hey! Publicity! Cross Promotion! Alles richtig gemacht! Langfristig geht das in die Hose. Auch einem mittelmäßigen Berater entfleucht in regelmäßigen Abständen die Floskel von der strategischen Planung. Was gabs da noch? Ach ja: Beweg Dich auf Augenhöhe mit dem Hörer, nimm ihn ernst! (Nich wahr, Frau Malak?) Und wer als Macher von der unvermeidlichen Boulevardisierung des Mediums redet und dies mit Fakes, albernen Aktionen und anderem Blödsinn gleichsetzt, macht es sich ziemlich einfach ...

... meint der liebe Ludi ... äh, Ludwig.
 
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kurz angemerkt: eine "Boulevardisierung" ist noch was anderes, als eine Fake-isierung". Über Lindsay Lohans Entzug zu berichten ist das eine, einen Praktikanten aufzunehmen, der erzählt, er sei Hörer und hätte sie besucht, eine andere.
@musicology: die Regeln, die du beschreibst und offenbar so schön gelernt hast, die fliegen nicht im luftleeren Raum herum, sondern beziehen sich auf einen Bereich, auf ein Arbeitsfeld. Dieses Arbeitsfeld aber, aus dem der geneigte Radiomacher Gesprächswertigkeit, Spannung etc. herausarbeiten sollte und bestenfalls auf den nächsten Morgen hinweisen sollte, dieses Arbeitsfeld gilt es nach besagten Regeln zu bearbeiten, und nicht zu kreieren. Letzteres fällt aus dem Rahmen heraus und es ist müßig bis albern, daran noch die Regelhaftigkeit anzuerkennen. Ein Polizist haut bislang auch noch keinem Kneipenbesucher das Auge blau, um einen noch so schönen Bericht zu verfassen, ein Installateur, der sein Badezimmer kaputt haut, um es danach optimal zu renovieren, ist kein Meister seiner Kunst, sondern ein Idiot. Und es schaudert mich der Gedanke, dass das mittlerweile nicht mehr klar ist.
 
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Absolut einverstanden, aber genau deshalb muß man das Thema doch mal wirklich ernsthaft und sachlich angehen. Und dazu gehört es einfach festzustellen: es ist heute einfach so, daß Radio (von den Verantwortlichen bei ö/r und privat) immer weniger als Informations- und Dokumentationsmedium denn vielmehr als ausschließliche Unterhaltungskiste verstanden wird - Unterhaltung um jeden Preis. Langfristige Folgen werden nicht mehr genügend gewürdigt. Aber das ist heute nicht nur beim Hörfunk oder Fernsehen, sondern ausnahmslos in allen Bereichen der Fall. Langfristiges Denken ist out, das ist einfach so.

Und das müssen wir mit komplettem Fatalismus hinnehmen? Mehr noch, wer dieses Rad noch stärker dreht und aufgrund dieser angeblich unabänderlichen Realität jede Niveaugrenze so weit wie es nur geht unterschreitet, verdient deshalb unser Lob?

Ich halte eine solche Schlußfolgerung für ein absolutes Armutszeugnis. Oder anders gesagt: Für den Offenbarungseid derjenigen, denen jegliche Inspiration und offensichtlich auch die Fähigkeit dafür fehlen, seinen Hörern ein authentisches Programm zu liefern; völlig egal ob das nun Informations- oder Unterhaltungs-orientiert ist.

Verarsche ist Verarsche und ist weder dadurch zu rechtfertigen, dass man was anderes nicht kann noch dadurch, dass andere das ja auch machen.

Was wäre denn, wenn die BILD anfangen würde, ausgedachte Geschichten durch nicht erkennbare Foto-Montagen zu belegen? Wäre dann auch okay, oder was? Da reden wir nämlich über genau die selbe Sache.

Ob das Teil nun handwerklich gut oder schlecht gemacht ist, ist insofern völlig unerheblich.

Und die hier zu Tage tretende Geisteshaltung find ich wirklich entsetzlich.

Übrigens: Die strafrechtliche Relevanz dieser Geschichte würde ich eigentlich mal an folgendem Punkt beleuchtet wissen: Dem Hörer wird vorgegaukelt, er können Geld gewinnen (wozu er eine kostenpflichtige Hotline anrufen muss). Tatsächlich hat er aber überhaupt keine reelle Chance durchzukommen, weil der aufrufende Sender statt eines tatsächlichen Gewinnanrufes ein inszeniertes Telefonat sendet.
 
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Finde die Aktion sehr gelungen; sie wird für Aufmerksamkeit sorgen und Leute zum dranbleiben/reinhören animieren. Menschen lieben Geschichten über Menschen.

Wer es straf/zivilrechtlich relevant findet, der kann ja den Sender anzeigen. Wem es lediglich um die Moral geht, dem sei gesagt, dass Moral an sich zum Glück nicht einklagbar ist.
 
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Übrigens: Die strafrechtliche Relevanz dieser Geschichte würde ich eigentlich mal an folgendem Punkt beleuchtet wissen: Dem Hörer wird vorgegaukelt, er können Geld gewinnen (wozu er eine kostenpflichtige Hotline anrufen muss). Tatsächlich hat er aber überhaupt keine reelle Chance durchzukommen, weil der aufrufende Sender statt eines tatsächlichen Gewinnanrufes ein inszeniertes Telefonat sendet.

Diese Praxis mag es früher - beim Aufkommen der Gewinnspiel-Manie - gegeben haben. Heute glaube ich, dass man einen weniger gefährlichen, im strafrechtlichen Sinne jedoch nicht minder relevanten Weg geht: Statt einen Call-In zu faken steuert man die zur Verfügung (oder "im Jackpot") stehende Summe fürs Gewinnspiel gezielt selbst, indem man Gewinnspiele wie den "Gewinnanruf" oder "10.000 Euro für 10" veranstaltet.

So kann beim "Gewinnanruf" einfach aufgelegt oder der 10-Euro-Schein mit der Seriennummer einfach nicht in Umlauf gebracht werden. Möchte man die Aktion beenden, lässt man den Dingen wieder freien Lauf und der nächste Kandidat ist dann endlich ein glücklicher...

Wie gesagt: Strafrechtlich gesehen genauso relevant wie einen falschen Gewinner zu präsentieren.
 
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Menschen lieben Geschichten über Menschen.
Welch interessante Erkenntnis. Warum geht der Sender dann nicht auf die Suche nach tatsächlichen Geschichten rund um das Gewinnspiel? Die gibt es garantiert. Aber dazu müßte man ein tatsächliches Interesse am Hörer haben. Das ist aber ganz offensichtlich nicht der Fall. Wozu auch? Man ist ja nur zum Geld verdienen da. Außerdem sind solche gefakten Sachen ja schließlich auch weniger aufwendig. Es laufen genug Praktis rum, die man mal schnell zu sowas verdonnern kann. Armes Radio-Deutschland...
 
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Das würde allerdings voraussetzen, dass da überhaupt jemand arbeit, der über zumindest rudimentäre Kenntnisse in Recherche verfügt.
 
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@Radiokult

Wenn das Praktis waren in dem Hörbeispiel, dann Hut ab! Denke eher, dass das mit Buch etc. professionell produziert wurde. So sieht halt "War of the Worlds" anno 2007 im Hartz-IV-Country aus!
 
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ist klar, und der Kampf stone cold Steve Austin gegen den Undertaker ist auch ganz, ganz großer Sport.
 
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Nur als Ergänzung: Habe soeben einen "Kettenbrief" mit dem Antenne-Aircheck erhalten:

Hallo Leute,

ihr werdet euch köstlich amüsieren. Tja der Teufel ist ein Eichhörnchen:0)
Wir jedenfalls haben uns echt tot gelacht.
Grüße xxx
 
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und ich will gar nicht wissen, wer den Brief wohl gestartet hat....
 
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