Liebe Radioforisten,
ich denke derzeit über ein Thema nach, das, auch im Zusammenhang mit der Ali-Khan-Geschichte steht: nämlich die Frage, inwieweit Radiostationen noch das Lebensgefühl der Region widergeben, für die sie senden.
Ali Khan war ein Mensch, der in einem Münchner Lokalsender halt die Lebenswirklichkeit der Münchnerinnen und Münchner, um mal Christian Ude zu zitieren, widerzugeben versucht hat.
Mit der zunehmenden Formatierung und der zunehmenden Angleichung der Radiosender, der Konkurrenz und dem "ich-gönne-dir-nix" hat sich das Radio eigentlich mehr und mehr in eine Richtung bewegt, wo man sagen muss, dass es eigentlich an der Realität der Leute vor Ort vorbeisendet. Abstruse Gewinnspiele, fragwürdige Verkehrszentren, die, um mal den ARBÖ in Österreich zu zitieren, die Unfall- und die Staugefahr nicht im Mindesten beseitigt haben, Moderatoren, die man da wie dort angleichen könnte, weil alles so gleich klingt, der berühmt-berüchtigte Einheitsbrei, haben das Lebensgefühl im Radio eigentlich kaputt gemacht. Eigene Initiativen, neue Sendungen sowie kreative und pfiffige Ideen werden durchkreuzt, weil im letzten Ende niemand den Schneid hat, etwas entscheidendes zu verändern. Auch manche gute Vorschläge, die hier im Radioforum geäußert wurden, welche sogar notwendig sind, um Radio wieder lebensfähiger zu gestalten, würden bei Sendern auf Ablehnung stoßen, weil die meisten der Chefs sagen: "Ja, warum soll ich was ändern? Wenn die Quote stimmt, dann auch die Kasse, und ich brauch mir über die Zukunft keine Gedanken mehr machen..." Das ist im Prinzip lächerlich. Schaut man sich die deutsche Radiolandschaft an, merkt man, dass sie eigentlich, bis auf manch kleine Ausnahmen, klinisch tot ist.
In Bayern ist der Dreikampf Bayern 1, Bayern 3 und Antenne soweit fortgeschritten, dass Lokalfunker mittlerweile in die gleiche Kerbe hauen müssen wie Antenne und z.T. auch die gleichen oder ähnliche Gewinnspiele laufen lassen.
Das kann doch nicht so weiter gehen. Ähnliches Beispiel die Diskussion um den NDR-Hörfunk, die ich hier verfolge: Ein Hörfunk, der im Wesentlichen eine fast inhaltsleere private Konkurrenz vor Ort hat, und selbst inhaltsleer rüber kommt, ist für meine Begriffe eigentlich schon mit denen deckungsgleich. Anstelle, dass man durch Qualität punktet, bei der Welle Nord z.B. und sagt: Wie können wir dem Hörer ein Gefühl vermitteln, dass er hier in Schleswig-Holstein ein gutes Lebensgefühl hat und dass er das auch in seiner Welle Nord auch repräsentiert bekommt, versucht man sich im Wettkampf mit R.SH. R.SH ist aber selber so ein "Radiogerippe", ausgezehrt vom Werbefuzzi MACH3, ausgezehrt von der Regiocast, ausgezehrt von der Expansionspolitk.
Oder aber NDR 2: Warum stellt man NDR 2 nicht so auf, dass man inhaltlich den Privatsendern in Hamburg, Niedersachsen, in Bremen, in S-H und in Mecklenburg-Vorpommern was voraus hat? Nämlich: dass man das norddeutsche Lebensgefühl ins Radio bringt, und nicht versucht, dem privaten Rundfunk einfach blindlings nachzulaufen...
Das Lebensgefühl vermitteln heißt es allerdings nicht, es wie Antenne Bayern oder Antenne Thüringen zu machen, die mit Einschüben und O-Tönen immer Selbstbeweihräucherung zu betreiben. Nein, ganz einfach authentisch bleiben. Und noch etwas: auf die regionalen Emotionen bittschön Wert legen. Man kann im norddeutschen Privatfunk, meinetwegen wenn man auf Sylt einen Sender namens "Schöne Welle Sylt" betriebe, keinen Oberammergauer Burschen seinen Ammergauer Dialekt pausenlos senden lassen, umgekehrt wäre es auch nicht wünschenswert. Überhaupt scheint es, gerade in den Lokalfunkern mittlerweile Berater zu geben, die bewusst auf den Einsatz von mundartlich geprägten Moderatoren verzichten wollten, um eine gewisse Angleichung vorzunehmen? Wozu das denn, bitte? Wenn ich Radio Oberland aus GAP bin, und nicht Antenne Bayern, dann würde ich auch wünschen, Leute aus GAP und der Region im Radio zu haben, die ich kenne, wo ich weiß, dass sie sich auch in der Region auskennen!
Genauso, wenn ein Hamburger auf seinem Radiosender 90,3 froh ist, keinen waschechten Niederrheiner zu haben, der vergeblich versucht, sich des Hamburger Plattdeutsch anzunehmen.
Das hat was mit regionaler Vielfalt des Radios zu tun... Das hat dezidiert nichts mit irgendwelchem Minderheiten-
vertreiben zu tun, sondern soll aufzeigen, dass man eigentlich die Chance hat, durch Dialekt und durch Regionalität einen originellen Charakter aufzuzeigen, der vielleicht auch eine Verwurzelung des Senders in der Region mit den Menschen der Region klassifiziert.
Man kann schon an seinen eigenen Geldbeutel im Sender denken. Nur sollte man bedenken, dass der eigene Geldbeutel auch immer von den Hörern vor Ort, zumindest indirekt, mitgespeist wird!
Was mir auch eine Angelegenheit ist, ist, dass durch die Zusammenschlüsse, wie ich oben schon geschrieben habe, z.B. bei Regiocast oder anderen Unternehmen der Charakter des vormalig alleinigen Senders massiv verbogen und zum Teil bis zur Unkenntlichkeit kaputt gemacht wird.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte sich wirklich als Gegenmodell zum privaten Einheitsbrei entwickeln, aber, da man auch hier mehr auf 1,3 Millionen Bayern 1-Hörer stolz ist, z.B., wird das wohl ein Wunschdenken bleiben. Es ist in Deutschland leider so, dass man sich stark angeglichen hat mit den Pop- und Servicewellen gegenüber den Privatfunkern. Und da auch die Beteiligungsverhältnisse so entwickelt haben, eigentlich ähnlich wie die Telekommunikationsanbieter und die Energieversorger, kann man von einer wirklichen radikalen Neuorientierung am Radiomarkt bis dato nur träumen. Wie gesagt: es gibt immer da und dort zarte Pflänzchen Hoffnung, aber die muss man leider mit der Stecknadel suchen.
ich denke derzeit über ein Thema nach, das, auch im Zusammenhang mit der Ali-Khan-Geschichte steht: nämlich die Frage, inwieweit Radiostationen noch das Lebensgefühl der Region widergeben, für die sie senden.
Ali Khan war ein Mensch, der in einem Münchner Lokalsender halt die Lebenswirklichkeit der Münchnerinnen und Münchner, um mal Christian Ude zu zitieren, widerzugeben versucht hat.
Mit der zunehmenden Formatierung und der zunehmenden Angleichung der Radiosender, der Konkurrenz und dem "ich-gönne-dir-nix" hat sich das Radio eigentlich mehr und mehr in eine Richtung bewegt, wo man sagen muss, dass es eigentlich an der Realität der Leute vor Ort vorbeisendet. Abstruse Gewinnspiele, fragwürdige Verkehrszentren, die, um mal den ARBÖ in Österreich zu zitieren, die Unfall- und die Staugefahr nicht im Mindesten beseitigt haben, Moderatoren, die man da wie dort angleichen könnte, weil alles so gleich klingt, der berühmt-berüchtigte Einheitsbrei, haben das Lebensgefühl im Radio eigentlich kaputt gemacht. Eigene Initiativen, neue Sendungen sowie kreative und pfiffige Ideen werden durchkreuzt, weil im letzten Ende niemand den Schneid hat, etwas entscheidendes zu verändern. Auch manche gute Vorschläge, die hier im Radioforum geäußert wurden, welche sogar notwendig sind, um Radio wieder lebensfähiger zu gestalten, würden bei Sendern auf Ablehnung stoßen, weil die meisten der Chefs sagen: "Ja, warum soll ich was ändern? Wenn die Quote stimmt, dann auch die Kasse, und ich brauch mir über die Zukunft keine Gedanken mehr machen..." Das ist im Prinzip lächerlich. Schaut man sich die deutsche Radiolandschaft an, merkt man, dass sie eigentlich, bis auf manch kleine Ausnahmen, klinisch tot ist.
In Bayern ist der Dreikampf Bayern 1, Bayern 3 und Antenne soweit fortgeschritten, dass Lokalfunker mittlerweile in die gleiche Kerbe hauen müssen wie Antenne und z.T. auch die gleichen oder ähnliche Gewinnspiele laufen lassen.
Das kann doch nicht so weiter gehen. Ähnliches Beispiel die Diskussion um den NDR-Hörfunk, die ich hier verfolge: Ein Hörfunk, der im Wesentlichen eine fast inhaltsleere private Konkurrenz vor Ort hat, und selbst inhaltsleer rüber kommt, ist für meine Begriffe eigentlich schon mit denen deckungsgleich. Anstelle, dass man durch Qualität punktet, bei der Welle Nord z.B. und sagt: Wie können wir dem Hörer ein Gefühl vermitteln, dass er hier in Schleswig-Holstein ein gutes Lebensgefühl hat und dass er das auch in seiner Welle Nord auch repräsentiert bekommt, versucht man sich im Wettkampf mit R.SH. R.SH ist aber selber so ein "Radiogerippe", ausgezehrt vom Werbefuzzi MACH3, ausgezehrt von der Regiocast, ausgezehrt von der Expansionspolitk.
Oder aber NDR 2: Warum stellt man NDR 2 nicht so auf, dass man inhaltlich den Privatsendern in Hamburg, Niedersachsen, in Bremen, in S-H und in Mecklenburg-Vorpommern was voraus hat? Nämlich: dass man das norddeutsche Lebensgefühl ins Radio bringt, und nicht versucht, dem privaten Rundfunk einfach blindlings nachzulaufen...
Das Lebensgefühl vermitteln heißt es allerdings nicht, es wie Antenne Bayern oder Antenne Thüringen zu machen, die mit Einschüben und O-Tönen immer Selbstbeweihräucherung zu betreiben. Nein, ganz einfach authentisch bleiben. Und noch etwas: auf die regionalen Emotionen bittschön Wert legen. Man kann im norddeutschen Privatfunk, meinetwegen wenn man auf Sylt einen Sender namens "Schöne Welle Sylt" betriebe, keinen Oberammergauer Burschen seinen Ammergauer Dialekt pausenlos senden lassen, umgekehrt wäre es auch nicht wünschenswert. Überhaupt scheint es, gerade in den Lokalfunkern mittlerweile Berater zu geben, die bewusst auf den Einsatz von mundartlich geprägten Moderatoren verzichten wollten, um eine gewisse Angleichung vorzunehmen? Wozu das denn, bitte? Wenn ich Radio Oberland aus GAP bin, und nicht Antenne Bayern, dann würde ich auch wünschen, Leute aus GAP und der Region im Radio zu haben, die ich kenne, wo ich weiß, dass sie sich auch in der Region auskennen!
Genauso, wenn ein Hamburger auf seinem Radiosender 90,3 froh ist, keinen waschechten Niederrheiner zu haben, der vergeblich versucht, sich des Hamburger Plattdeutsch anzunehmen.
Das hat was mit regionaler Vielfalt des Radios zu tun... Das hat dezidiert nichts mit irgendwelchem Minderheiten-
vertreiben zu tun, sondern soll aufzeigen, dass man eigentlich die Chance hat, durch Dialekt und durch Regionalität einen originellen Charakter aufzuzeigen, der vielleicht auch eine Verwurzelung des Senders in der Region mit den Menschen der Region klassifiziert.
Man kann schon an seinen eigenen Geldbeutel im Sender denken. Nur sollte man bedenken, dass der eigene Geldbeutel auch immer von den Hörern vor Ort, zumindest indirekt, mitgespeist wird!
Was mir auch eine Angelegenheit ist, ist, dass durch die Zusammenschlüsse, wie ich oben schon geschrieben habe, z.B. bei Regiocast oder anderen Unternehmen der Charakter des vormalig alleinigen Senders massiv verbogen und zum Teil bis zur Unkenntlichkeit kaputt gemacht wird.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte sich wirklich als Gegenmodell zum privaten Einheitsbrei entwickeln, aber, da man auch hier mehr auf 1,3 Millionen Bayern 1-Hörer stolz ist, z.B., wird das wohl ein Wunschdenken bleiben. Es ist in Deutschland leider so, dass man sich stark angeglichen hat mit den Pop- und Servicewellen gegenüber den Privatfunkern. Und da auch die Beteiligungsverhältnisse so entwickelt haben, eigentlich ähnlich wie die Telekommunikationsanbieter und die Energieversorger, kann man von einer wirklichen radikalen Neuorientierung am Radiomarkt bis dato nur träumen. Wie gesagt: es gibt immer da und dort zarte Pflänzchen Hoffnung, aber die muss man leider mit der Stecknadel suchen.