Welche Aufgaben hat der Musikchef eines Senders?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Auf ARTE läuft gerade eine Reportage über Christine Schäfer, die sich zwischendurch auch über das Thema Radio, Musikauswahl und Globalisierung als Phänomen in einem auslässt.
Sie hat nicht Unrecht, wie ich finde.
 
Mit unbekannten Titeln in der Hauptsendezeit gewinnt man keine Hörer, verliert aber SICHER Hörer.

Woher weiß man denn das so genau? Radio-Marktforscher müssen ja nachgerade aus der Zukunft kommen ;)

Wenn man einen neuen Titel ein paar mal spielt, ist er ja kraft der Definition nicht mehr unbekannt. Und dann gäbe es ja noch jede Menge "bekannte" Titel, die trotzdem auch nicht gespielt werden (zB aus dem beliebten Bouquet Die größten Hits der 80er und 90er).

In Österreichs Kommerzradios hat man kürzlich Mumford & Sons "entdeckt". Davor hat kein Hahn danach gekräht (FM4 mal ausgenommen). Jetzt hört auch der geneigte Ö3-Hörer Alternative Folk aus UK. Da frage ich mich immer, wozu der ganze Umfragekram gut ist - offensichtlich ist die Hörerschaft (selbst von Ö3) nicht annähernd so eingeschränkt, wie sich die Verantwortlichen in vorauseilendem Gehorsam das so ausmalen.

Und noch mal speziell zum Thema Musikchef: ich kann ja nur für die paar Radiosender sprechen, die ich in Österreich näher unter die Lupe nehme, aber:

so gering wie die Auswahl an aktuellen Titeln kann das Veröffentlichungspotential ja nicht sein, dass man mit vielleicht 100 Titeln im Jahr abgespeist wird - wenn es überhaupt so viele sind. Und, was die 80er und 90er betrifft, halten sich auch mehr oder weniger alle an dieselben paar Nummern. Mein "Haus-Studienobjekt" Life Radio hat zB 3,5 Titel von U2 in seiner Playlist (drei laufen ca 6-8 x im Monat in der Tagesrotation, einer nur ca. 2 x). Wären jetzt alle anderen "unbekannte" Titel???

Das scheint mir ein Hauptproblem zeitgenössischer Programmchefs zu sein: alles, was man nicht die letzten 25 Jahre penetrantest hinausgeschossen hat, wird als nicht mehr geeignet angesehen, um im Radio gespielt zu werden, aus Angst, es könnte jemand abschalten, wenn er (zum Beispiel) U2 - NEW YEAR'S EVE hört...

Dabei haben die sogenannten Formatierten in Wirklichkeit ja gar kein Format - es wird alles verwurstet, was den Sender hoffen lässt, dass ja die Werbeblöcke konsumiert werden, da geben sich Pitbull, Of Monsters and Men, Eric Clapton, Blondie, Metallica, Taio Cruz, Lady Gaga, Silbermond, Tacabro und Lenka die Klinke in die Hand - und wenn der Boden von Alternative Radio Stations und/oder YouTube lang genug bereitet wurde, auch noch PSY, Foster the People und das Klangkarussell. Klingt für mich nach keinem besonderen Konzept, für das man irgendwelche besonderen Fähigkeiten mitbringen müsste (und es soll sich jetzt bitte kein hier im Forum Mitdiskutierender angesprochen fühlen...).
 
Bend It schrieb:
Mit unbekannten Titeln in der Hauptsendezeit gewinnt man keine Hörer, verliert aber SICHER Hörer.

Hast du über diesen Satz eigentlich nachgedacht, bevor du ihn niedergeschrieben hast?

Ist nicht jeder eurer Promo-Songs neu bevor er dem Hörer präsentiert wird?
 
Hast du über diesen Satz eigentlich nachgedacht, bevor du ihn niedergeschrieben hast?

Ist nicht jeder eurer Promo-Songs neu bevor er dem Hörer präsentiert wird?

Habe ich in den letzten Jahren nicht erlebt das bei unseren UKW Sendern in der Hauptsendezeit , also Morgens und Nachmittags, ein Titel gespielt wurde der mir völlig unbekannt war.
Alles schonmal gehört.
Bei FFN zbs. in den Anfängen habe ich es erlebt.
 
Hallo!

Also wenn ihr mich fragt, da sehen wir in diesem Thread gerade wieder sehr deutlich, was passieren kann, wenn man Zitate aus dem Zusammenhang reißt oder Postings, auf die man antwortet, zuvor nur oberflächlich gelesen hat .

Am Ende steht dann nur der Satz: "Mit unbekannten Titeln in der Hauptsendezeit gewinnt man keine Hörer, verliert aber SICHER Hörer." im Forum und alle nachfolgenden Poster geilen sich daran auf!


Also nehmen wir uns doch einfach mal die Zeit:


Zitat von Zwerg#8:
... Und bei AC-Formaten kommt halt noch die altbekannte Binsenweisheit hinzu, die besagt, daß einfach keine "neuen" Oldies dazukommen. Und dabei stehen nicht nur in den ÖR-Archiven bekanntlich 100.000 CDs oder Schallplatten.

Sollten die Musikredakteure nicht - wie hier gefordert .- "brennen" und daher die Archive bei der Suche nach "Perlen" regelrecht umpflügen? So sollte es doch eigentlich sein. Das macht aber scheinbar zu viel Arbeit, oder ist nicht "erwünscht". Und daher machen alle "Dienst nach Vorschrift", ducken so gut es geht ab und es "dudelt'' quer durchs Land! Man kann auch mit 1000 Titeln in der Rotation jahrelang "überleben". Das ist jetzt keine Erfindung von mir, sondern eine leicht überprüfbare Tatsache! Bitte bloß keinen Stress!

Mir kommt da echt das Kotzen! Und ja - ich stehe mit meiner Meinung nicht allein "auf weiter Flur"! Ungezählte Radiohörer/macher haben sich hier im Forum schon ausgekotzt!
Ich sage es einfach mal knallhart: Ich habe über die Jahre hier im Forum den Eindruck gewonnen, daß in vielen Musikredaktionen einfach die falschen Leute sitzen. Praktisch "Fehlbesetzung", oder nur durch Vitamin B" an den Job gekommen. Keine Ahnung von nix und Druck (Titelvorgaben) von oben!

Die Musikredakteure machen ihren Job sicher gut und halten sich an das Format ihres Senders.
Das ist auch richtig so.
Mit unbekannten Titeln in der Hauptsendezeit gewinnt man keine Hörer, verliert aber SICHER Hörer.

Möglich sind Sendungen in der Abend- und Nachtzeit, Autorenradio mit Sendungen die sich von den Morningshows und Tagessendungen unterscheiden, mit neuer(alter) Musik. Wenn von den Hörerinnen und Hörern eine Resonanz kommt kann man die Titel ja ins Tagesprogramm einstreuen.



Wo habe ich geschrieen, daß die Musikredakteure "unbekannte" Titel aus dem Archiv picken sollen? Sie sollen Titel raussuchen, die meinetwegen vor 30 Jahren mal für drei Wochen lang auf NDR2 liefen! Das müssen also keine Charthits sein, sondern nur Titel, die damals auch ohne "Hitpotential" den Sprung ins Radio geschafft haben! Die Hörer wissen zwar nach über 30 Jahen weder den Interpreten oder den Titel, sie erinnern sich aber an die Melodie! Und genau das ist der Punkt bzw. der "Überraschungseffekt" für den Hörer, von dem nicht nur ich hier seit Jahren rede. Die Musikredaktion MUSS diese Schätze im Archiv finden, heben und ins Programm einsteuen! Aber eben nicht nur in einer Spezialsendung ab 22 Uhr!

Ich will den Namen des Senders jetzt nicht wieder nennen, aber bei einem Sender im Südwesten klappt das mit den "Handpicks" aus dem Archiv schon mitunter. Das fällt ja nicht nur mir auf. Natürlich könnte man sich in Stuttgart noch etwas mehr Mühe geben...
 
Wichtig ist auch ein Zusammenspiel von Musikredaktion und Moderatoren...
Das ist mir als (nur) Hörer immer noch zu wenig "Zusammenspiel". - Ich erwarte von einem Rundfunkprogramm das Zusammenspiel aller Beteiligten: Musik, Moderation und redaktioneller Inhalt, auch wenn hier einige in Vergangenheit eine andere Auffassung vertraten. - Es kann und darf in meinen Augen nicht passieren, dass es nach einem zum Nachdenken anregenden und/oder "tragischen" Beitrag nahtlos die dem Programm inne wohnende Fröhlich- und Lustigkeit sowohl der Musik als auch der Moderation weiter gefahren wird; das heißt übrigens nicht zwangsläufig "Trübsal blasen", aber ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl (keine Betroffenheit heucheln!) sollte zum Handwerkszeug der Medienmenschen schon gehören.
 
Hallo!

@first in Richtung Mannis Fan, olliver_55 und Lord Helmchen: Vielen Dank für die "Likes"! Das zeigt mir, daß ich hier im Forum (trotz Rechtschreibfehler, da ich emotional sehr bewegt war) nicht nur "Unfug" schreibe, sondern auch "verstanden" werde! Ich komme gleich darauf zurück.


@Bend It: Obwohl wir uns beide nicht persönlich kennen, weiß ich "wie du tickst", weiß aus deinen Posting und halt auch aus demMusikquiz, daß du ein absoluter Kenner der 60/70er Jahre bist. Möglicherweise hast du mich oben auch nur falsch verstanden. Ich will dir ein reales Beispiel zeigen, welches ich wirklich nicht "besser hätte erfinden können!" Das ist reiner Zufall und die Playlist der Sendung "Bestseller auf dem Plattenteller" auf SRF 1 vom letzten Sonntag! Das ist die schweizer Hitparade vom 12. Mai 1970.

Nach der Nummer 1 (Soulful Dynamics) unterhält man sich ein paar Minuten über die Geschichte des Titels "The house of the rising sun" und halt auch über diese Version von Frijid Pink. Normalerweise hätte man das Gespräch mit den Worten "Vielen Dank für die Informationen!" beenden können. Aber wie wir sehen, läuft danach noch ein ("unbekannter" - hey ich war damals vier Jahre alt!) Titel dieser Truppe! Genau _SO_ soll das sein! Und genau so etwas erwarte ich von "meinem" Radio!


Ich bin bekanntlich ein "Ossi-Kind", Jahrgang 1966. Meine erste Single (genauer: die meiner Schwester) war wohl ABBA -SOS /I Do, I do...) von AMIGA. Nein, ihr müßt mich dafür nicht "bemitleiden"! ;) Denn wie wir aus den "Erzählungen" in diesem Forum wissen, konnten sich auch "Wessi-Kinder" meines Jahrgangs in ihrer frühen Jugend nicht laufend irgendwelche "High-Life"- Sampler auf Schallplatte leisten.

Man hat also in West und Ost primär "Westradio" gehört, am Kassettenrecorder gehangen und - aus heutiger Sicht - ungezählte (!) Stunden auf die Hits gewartet. Und dann laberte der Moderator auch noch auf das Outro, damit die Aufnahme auch gleich richtig "versaut" wird: "Wieder vier Minuten umsonst mitgeschnitten!" Was habe ich deswegen "gekotzt"'! (Okay, ich habe mich dafür später beim Radio mitunter auch bitterböse "gerächt" und knallhart "hinten" draufgelabert. Ja, das tat echt gut - war praktisch 'ne Therapie!;) )

Nun wieder zurück zum eigentlichen Thema.

Es mag sein, daß ich beim Thema "Musik (speziell aus den 80ern)" ganz besonders überheblich, borniert oder selbstgefällig erscheine. Und Achtung - ich lege jetzt noch eine Kohle drauf:

Ja, ich kann mir das einfach leisten!

Moment! Nicht nur ich kann mir diesen "kühnen Spruch" leisten, sondern auch die vielen Forenmitglieder, die hier im Musikquiz immer wieder bewiesen haben, daß sie bestimmte Titel nur anhand von einzelnen Tönen (mitunter unter 1/10s Länge) erkennen können! Diese "Freaks" haben - wie ich - ungezählte Stunden vor dem Radio verbracht und (er)kennen mit Sicherheit auch Titel, die damals nur mal kurz im Radio liefen: "Radiohits".

Und weil "das Radio" damals eindeutig vielseitiger war, "kennen" sehr viele Leute meiner Generation auch die Oldies aus den 50/60er Jahren ganz gut. Ich rege mich ja nicht ohne Grund seit Jahren bei "Re-Recordings"-Themen auf. Obwohl manche Titel älter sind als ich, kann/konnte ich sehr oft "mitreden". Die Originalversionen sind halt in meinem Hirn "eingebrannt" und da werden sie auch bis zum bitteren Ende bleiben!






Abschließend noch ein paar Sätze zu diesem Sender aus Stuttgart, der von mir auch schon mehrfach "Perlenpunkte" bekommen hat. Kein Problem - ich lobe gern. Andererseits bin ich - wie gerade beschrieben - ein Kind der Achtziger und kenne sehr viele Titel "aus dem Radio". Und darum habe ich sehr wenig Verständnis für diese übertriebene Vorsichtigkeit beim Einsatz von vermeintlich "unbekannten" Titeln...

Schön ist nun, daß ich hier im Forum immer (m)eine klare Linie vertrete und damit völlig problemlos alte Postings von mir zitieren kann:

Aus http://www.radioforen.de/index.php?threads/swr1-großes-radio-mit-macken.23241/page-33#post-606136
PPS: Übrigens, "Schwarzwaldradio" hat "Tears of Ice" von Bolland & Bolland ganz normal in der Rotation, von "In the army now" rede ich jetzt ja gar nicht.. Warum "schafft" ihr das nicht? Erklärt mir das bitte mal! 200000 Platten im Archiv und nichts kommt!

Anmerkung: Selbst "Radio POS" spielt diesen Titel!

Und hier noch das "Paradebeispiel" vom 1. Juni 2008! (http://www.radioforen.de/index.php?...end-im-radio-laufen.19859/page-33#post-333155)

Moin!

Alles muß man selbermachen... ;)

Für mich völlig unverständlich, aber selbst auf dem Oldiesender im Südwesten - SWR1 - habe ich diesen Titel noch nicht gehört bzw. überhaupt verzeichnet. Stattdessen wird lieber Sylvia's Mutter mehrmals im Monat von einer Telefonzelle aus vollgequatscht:

Dr. Hook - Baby Makes Her Blue Jeans Talk (1982)

Damit sind wir komischerweise wieder beim Thema "Fett in der Trockenmasse", wie man leicht anhand des Videos erkennen kann. Aber ich bin ja auch nicht der Werbechef von "Du darfst"... ;)

Und weil wir gerade bei Dr. Hook sind. Wo ist das (Spiel-)Problem?:

Dr. Hook - Better love next time baby (1980)


Beide Titel gehen morgens von 5-10 jedenfalls "mehr ab" als dieses lahmarschige "Sylvia's Mother". Natürlich war "Sylvia's Mother" der "größere" Hit. Diese Frage stellt sich aber gar nicht, wenn man die Leute aus den Betten holen will...

Nun rockt mal los im SWR und fahrt die Schnulzen zurück. ;)

Anmerkung: "Better love next time" lief in der letzten Woche im SWR1-BW. Ich habe den Titel in der Musikrecherche gesehen. "Baby Makes Her Blue Jeans Talk" spielt man aber in Stuttgart noch immer nicht. Soll ich euch die CD kaufen?


Nochmal ganz deutlich: Ich rege mich jahrelang genau wegen diesen zwei "lächerlichen" Titeln auf! Sie gehören einfach zum Standardprogramm eines AC-Senders! Darüber muß man sich doch eigentlich nicht unterhalten. Sieht das jemand anders?


Grüßle
 

Anhänge

  • SRF1__Frijid_Pink.gif
    SRF1__Frijid_Pink.gif
    33,3 KB · Aufrufe: 7
@Zwerg#8: Was regst Du Dich denn noch auf?
Sei doch einfach mal so unverschämt und ruf bei einem deutschen Radiosender an und - sei nun noch unverschämter - stelle eine Bitte. Beispielsweise möchtest Du die Playlist von vor drei Wochen aus einer ganz bestimmten Sendung oder von einer ganz bestimmten Uhrzeit (20 bis 21 Uhr) zugemailt bekommen.

Dasselbe machst du nun beim SRF!

Selbst in dem Moment, in dem der Hörer abgenommen wird, scheint man als Anrufer in dem deutschen Sender bereits unerwünscht. Zumindest bekommt man das Gefühl vermittelt, wie mit einem ungegangen wird. Das ändert sich auch nicht, wird man an die nächste Stelle weiter verbunden, an der einem das Gefühl vermittelt wird, unnötig Arbeit machen zu wollen, bevor auch nur ein Wort gesprochen wurde.
So geht das Spiel ewig weiter. Und wenn denn gerade niemand erreichbar ist, bleibt einem entweder die Warteschleife oder ein freundliches "Versuchen Sie es doch einfach später nochmal!".

Ganz anders beim SRF:
Du landest in einem CallCenter. Dort sitzen - wirklich - freundliche MitarbeiterInnen, die den Eindruck vermitteln, als hätten Sie Spaß an ihrem Job.
Meistens können direkt vor Ort gleich die gestellten Fragen beantwortet werden. Wenn nicht, wird, anders als beim deutschen Rundfunk, ein Rückruf angeboten sobald ein Ergebnis vorliegt, respektive im o.g. Fall die gewünschte Mail zugestellt. Mehrmaliges Hin- und Herverbinden gibt es eigentlich nicht. Vielleicht in Ausnahmefällen.
Die Zuverlässigkeit und Schneligkeit der Erledigung ist, auch anders als bei einigen deutschen Sendern bereits erlebt, SEHR schnell. Bisher wenn ich eine Anfrage stellte bekam ich i.d.R. binnen 30 Minuten eine Reaktion. Oftmals war sie allerdings bereits schon zwischen 5 und 10 Minuten nach Beendigung des Telefonats erfolgt.

Noch Fragen?
Du gehst einfach mit zu hohen Erwartungen an die deutschen Radiosender. ;)
 
Es mag sein, daß ich beim Thema "Musik (speziell aus den 80ern)" ganz besonders überheblich, borniert oder selbstgefällig erscheine. Und Achtung - ich lege jetzt noch eine Kohle drauf:

Ja, ich kann mir das einfach leisten!

Das ist die Einstellung, die einem die Arbeit so schwer macht. Buchstäblich jeder ist ein subjektiver Musikexperte. Und das hat zur Folge, dass man die Musikprogrammierung fürs Radio kaum noch hermeneutisch ableiten kann, weil man sich damit in endlosen Diskussionen verzettelt, die immer ins Nichts führen. Deswegen wird fast überall nur noch empirisch gearbeitet, mit Musiktests.
 
@Inselkobi

Zu Deinem Posting #109: "BINGO!", "BINGO!" & nochmals "BINGO!!!"
Denn GENAU SO ist DAS - leider!

Das hat einfach etwas mit der schwerfälligen Mentalität "der Deutschen" zu tun, wie ich im Vorfeld in diesem Thread bereits schrieb. "Spaß an ihrem Job" scheinen dabei die wenigsten dieser Menschen zu haben. Und WEHE, da kommt mal einer "um die Ecke", der Spaß und Freude an seiner beruflichen Tätigkeit hat! Diese Person wird dann misstrauisch und mit Argusaugen beobachtet, denn es kann und darf - anscheinend - nicht sein, dass jemand gerne seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht. "Arbeiten" muss nach deren Denke wohl immer etwas mit "Zwang" und "Unfreiwilligkeit" zu tun haben. Dies scheint die mentale Basis der Deutschen zu sein. "Arbeit" darf demnach KEIN "Vergnügen" bereiten. Und GENAU SO klingen auch die meisten deutschen Hörfunkprogramme!

Es sei denn, derjenige der arbeitet macht es "nur" aus finanziellen Gründen und wird auch dementsprechend hoch entlohnt. Dann kann der ständig schlecht gelaunte Deutsche das noch im Ansatz nachvollziehen. Aber auch NUR DANN!

Mann, in was für einem kreativ-feindlichen Umfeld wir hier doch leben und arbeiten. Unter SOLCHEN denkbar schlechten Voraussetzungen KANN doch eigentlich nichts "Ordentliches" entstehen. Und schon gar kein tolles Radio...! "Erschwerte Bedingungen" sozusagen.

Geld und Mittelmaß regiert dieses Land - und das bezieht sich NICHT nur auf "das Radio" in Deutschland. Und solange die Menschen hierzulande DAS nicht kapieren (wollen) - und vor allen Dingen entsprechend Gegenteiliges umzusetzen lernen - wird es auf lange Sicht betrachtet nicht nur so bleiben wie es ist, sondern höchstwahrscheinlich nur NOCH SCHLIMMER werden, als es jetzt bereits der Fall ist.

Oder habt Ihr - etwa im Jahre 1995 - geahnt oder gar eine konkrete Vorstellung davon gehabt, wie "flach" und substanzlos sich "das Radio" hierzulande im Jahre 2013 anhören wird? Nein? Nun, geahnt in welche Richtung es gehen wird, habe ich es damals schon. Aber dass es SO DERMASSEN "flach" werden wird, dass habe auch ich 1995 nicht voraussehen können.


@all:

So better "wake up", Germany - as soon as you can...!
Otherwise it'll be too late, one fine day in the very near future.

Und jetzt fangt bitte damit an, Euch KREATIVE und KONSTRUKTIVE Gedanken zu machen, wie Ihr Eure Hörfunkprogramme inhaltlich verbessern könnt. So schwer ist das nicht und dafür benötigt Ihr auch keine selbsternannten "Berater", denn DAS könnt Ihr gefälligst selbst! Nehmt dazu bitte Eure Hörfunkwelle in dem jetzigen "Ist-Zustand" und überlegt Euch, wie jene Hörfunkwelle nach Euren OPTIMALEN Vorstellungen sein SOLLTE! Da optimale Vorstellungen allerdings immer auch eine Frage der finanziellen Machbarkeit (und noch einigen anderen nicht ganz unwichtigen Komponenten) ist, brecht Ihr bitte zunächst Eure Optimal-Vorstellungen auf das derzeitig bzw. mittelfristig Machbare herunter. Und - abracadabra - schon habt Ihr einen entsprechende "Anhaltspunkte" für die inhaltlich kreative und somit wertvollere Umgestaltung Eurer Hörfunkwelle. It's THAT easy!

Und den Rest - das derzeit (noch) nicht Machbare - behaltet Ihr bitte zunächst in Eurem Schreibtisch unter Verschluß! DAS könnt Ihr dann ggf. später (also langfristig) umsetzen, beispielsweise wenn sich die ersten kleinen Reformen positiv bestätigt und für Eure Hörfunkwelle (und letztendlich hoffentlich auch für Euch!) auch in finanzieller Hinsicht ausgezahlt haben.

Ich wünsche frohes Schaffen!

Und wer meint, entsprechende Hilfe zu benötigen, darf sich gerne vertrauensvoll an mich wenden - obwohl ich KEIN "Berater" bin. Ich bin in Sachen Rundfunk einfach nur entsprechend "heiß" (ja, immer noch!) und jahrzehntelang professionell erfahren. Aber wenn ich helfen kann, dann helfe ich in der Regel gerne. Denn ich lebe u.a. nach der Lebensweisheit: "what goes around comes around".

Viel Erfolg! Und scheut bei Euren kreativen Gedanken bitte auch nicht, zunächst einmal "das Undenkbare" zu denken. Kein Gedanke kann dabei "gaga" und "abgefahren genug" sein! Denn NUR SO entsteht wirklich Tolles und Neues.

Cheers,
- DV -
 
Das ist die Einstellung, die einem die Arbeit so schwer macht. Buchstäblich jeder ist ein subjektiver Musikexperte. Und das hat zur Folge, dass man die Musikprogrammierung fürs Radio kaum noch hermeneutisch ableiten kann, weil man sich damit in endlosen Diskussionen verzettelt, die immer ins Nichts führen.

Nicht unbedingt. Ich will dir keineswegs zu Nahe treten, verehrter evw, aber genau mit deinem Posting lieferst du mir eine Steilvorlage zu meiner obigen Aussage, daß oftmals die falschen Leute in den Musikredaktionen sitzen.

Es sind wirklich nur zwei kleine Dinge in deinem Posting, die mich "erschaudern" lassen.

1.) Offenbar bin ich zu dumm für diesen Job, denn ich mußte jetzt extra nachschlagen...
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik
So redet kein echter Musikfreak! Niemals! Man würde mir dafür "auf's Maul" geben...

2.) "Musikprogrammierung fürs Radio"
Du kannst sie "kaum noch hermeneutisch ableiten". Du Armer! Wie viele Programme mußt du denn mit "deiner Musik" aus dem Computer beglücken? Wie wär's, wenn du einfach mal ein Musikprogramm mit Herz und Verstand gestaltest?

Und klar, selbstverständlich soll dich der Computer bei der Musikauswahl tatkräftig unterstützen!

An dieser Stelle wieder ein "total blödes Beispiel". Vor ein paar Tagen ging es im SWR1 um die Rückkehr der Wölfe, speziell nach BaWü. Der Moderator sagt seinen Text auf und dann kommt Musik. Mein erster Gedanke war: "Mensch! Warum spielen DIE jetzt nicht "Cry Wolf" von a-ha?" Der Moderator hätte dabei sogar einen wunderschönen Ramptalk hinlegen können... Das sind die "Kleinigkeiten", über die ich mich "stundenlang" aufregen kann!
 
Lieber Zwerg,
An dieser Stelle wieder ein "total blödes Beispiel". Vor ein paar Tagen ging es im SWR1 um die Rückkehr der Wölfe, speziell nach BaWü. Der Moderator sagt seinen Text auf und dann kommt Musik. Mein erster Gedanke war: "Mensch! Warum spielen DIE jetzt nicht "Cry Wolf" von a-ha?" Der Moderator hätte dabei sogar einen wunderschönen Ramptalk hinlegen können... Das sind die "Kleinigkeiten", über die ich mich "stundenlang" aufregen kann!
genau diese Vorgehensweise ist doch inzwischen Standard im deutschen Rundfunk: Jeder an einer Sendestunde beteiligte jenseits von Spezialsendungen produziert vor sich hin ohne sich auch nur einen Gedanken zu machen, was rechts oder links passiert, oder eben nicht.
Arbeit mit "Herz und Verstand" ist sicherlich ein Auslaufmodell; warum sich die Mühe für eine in sich stimmige Sendestunde zu machen - es interessiert keinen in den Funkhäusern dieses Landes, was gesendet wird, so lange nur die politische Korrektheit übererfüllt wird. Dem Hörer bleibt, so er denn Radio hören will, mangels Alternativen kaum Möglichkeiten, sich an stimmigen Programmen, deren Hören ein "Ohrenschmaus" ist, zu ergötzen.
 
Hallo Ammerlaender!

Entschuldige bitte, daß ich dein Posting jetzt nur ganz kurz "streife"...

... es interessiet keinen in den Funkhäusern dieses Landes, was gesendet wird, so lange nur die politische Korrektheit übererfüllt wird.


Ich habe mir gerade nochmal das "Baby makes her Blue Jeans talk" - Video angesehen und auch auf den Text gehört.
Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft erzählen, daß dieses Lied "frauenfeindlich" ist und daher nicht im SWR1 läuft?

Nee - bitte nicht! So "kindisch" ist man doch in Stuttgart nun wirklich nicht! Oder doch? :rolleyes:
 
Und jetzt fangt bitte damit an, Euch KREATIVE und KONSTRUKTIVE Gedanken zu machen, wie Ihr Eure Hörfunkprogramme inhaltlich verbessern könnt. So schwer ist das nicht und dafür benötigt Ihr auch keine selbsternannten "Berater", denn DAS könnt Ihr gefälligst selbst! Nehmt dazu bitte Eure Hörfunkwelle in dem jetzigen "Ist-Zustand" und überlegt Euch, wie jene Hörfunkwelle nach Euren OPTIMALEN Vorstellungen sein SOLLTE! Da optimale Vorstellungen allerdings immer auch eine Frage der finanziellen Machbarkeit (und noch einigen anderen nicht ganz unwichtigen Komponenten) ist, brecht Ihr bitte zunächst Eure Optimal-Vorstellungen auf das derzeitig bzw. mittelfristig Machbare herunter. Und - abracadabra - schon habt Ihr einen entsprechende "Anhaltspunkte" für die inhaltlich kreative und somit wertvollere Umgestaltung Eurer Hörfunkwelle. It's THAT easy!
Ganz ohne Scherz: Jemand, der so viele Erfahrungen und vor allem derart geniale Ideen hat wie Du, sollte sich mit Stefan Schwenk zusammentun und den nächsten NRJ-Sender aufkaufen, dann gäbe es endlich eine realistische Möglichkeit für Dich, Deine Ideen in die Praxis umzusetzen.
Vielleicht steht ja nach Energy Rhein-Main in absehbarer Zeit eine der Stationen in Hamburg, Dresden, Stuttgart, Nürnberg oder München zum Verkauf, wer weiß?
Das halte ich für viel aussichtsreicher, als darauf zu hoffen, dass in NRW irgendein positiver Wandel eintritt: Wenn die vorgesehenen Änderungen im nordrhein-westfälischen Landesmediengesetz tatsächlich wie geplant umgesetzt werden, wenn also eine Priorisierung bei künftigen Frequenzvergaben zugunsten einer landesweiten Kette erfolgen soll, sind auf längere Sicht alle Optionen, im bevölkerungsreichsten Bundesland innovative Radioprojekte ins Leben zu rufen, die sich nach einer gewissen Zeit selbst tragen, verbaut.
Inzwischen kann ich allen Leuten aus NRW, die so wie Du ernsthaft Radio machen wollen, nur eines raten: Verlasst Eure Heimat und geht woanders hin! In NRW verschenkt Ihr nur Zeit, Energie und Geld und kommt nie wirklich zu Potte.

Du hast in einem Deiner Beiträge den "WWF Club" erwähnt: Einer der Moderatoren jener Sendung, Frank Laufenberg, ist genau diesen Weg gegangen und betreibt jetzt in Ingolstadt seinen eigenen Hörfunksender: Coolradio 1
So etwas hätte er in NRW nie realisieren können.

Vielleicht ist dieser Beitrag etwas persönlich geraten, aber das macht nichts.
 
1.) Offenbar bin ich zu dumm für diesen Job, denn ich mußte jetzt extra nachschlagen...
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik
So redet kein echter Musikfreak! Niemals! Man würde mir dafür "auf's Maul" geben...

Wat der Bauer nicht kennt...
Lies dir mal den Abschnitt unten auf der Wikipedia Seite durch (Psychologie des Verstehens), ersetze im letzten Abschnitt "verstehende Psychologen" und "Wissenschaftler" durch "Musik-Kenner" und überleg mal, was das mit unserem Thema zu tun haben könnte.
 
@Internetradiofan:

Zitat von Internetradiofan: "Vielleicht ist dieser Beitrag etwas persönlich geraten, er ist jedoch gut gemeint."

Ja, mag sein! Dennoch gehört "die ewige NRW-Diskussion" eben NICHT in diesen Thread (nein, bitte nicht HIER "auch noch" das leidige "Thema NRW"!), denn HIER geht es primär um die Arbeit und die Aufgaben von Musik-Chefs. Und - by the way - hochverehrter Internetradiofan, meine Tätigkeit(en) in Sachen "Rundfunk in NRW" sind nicht meine einzigen "Baustellen". Deinen mit Sicherheit gut gemeinter Rat habe ich nämlich schon vor Jahren in die Tat umgesetzt. Geographisch bin ich diesbezüglich nämlich nicht gebunden. ;)

Aber DAS kannst Du ja schließlich nicht wissen, kennst Du mich doch "lediglich" als einen nordrhein-westfälischen Rundfunkmann. :D

Doch nun zurück zum eigentlichen Thema "Musik-Chefs und deren Aufgaben" bzw. "Musik- & Programm-Philosophie(n)"...
 
@HIGHLYTRAINED-RDJ: Mir ging es lediglich darum, aufzuzeigen, wie jene von Dir vorgeschlagenen tiefgreifenden Veränderungen, die ich allesamt unterstütze, im deutschen Sprachraum am besten umgesetzt werden können.
Bei den bestehenden Programmen wird das kaum gelingen, da mit zu hohen internen Widerständen zu rechnen ist.
Dazu müsste etwas ganz Neues aufgebaut werden und genau da stoßen wir auf die bereits zuvor von Dir aufgeworfenen Fragen:
HIGHLYTRAINED-RDJ schrieb:
Wie könnte der Knoten durchschlagen werden? Durch die Verlagerung der progressiven Musikverbreitungskanäle auf das Internet? Durch eine sog. "Zerobase" und der darauf folgenden Neuordnung der terrestrischen UKW-Frequenzen? Durch DAB+?
Hier spielen unzählige Faktoren eine Rolle: Zugänge zum Markt, Refinanzierbarkeit, verfügbare Frequenzen, technische Reichweite...

Gute Ideen und Konzepte sind das eine, aber diese müssen unter den in Deutschland vorherrschenden Bedingungen auch umsetzbar sein.
 
Welche Aufgaben hat nochmal gleich ein Musikchef?
Ach, Fan vom Manni, muss es noch einmal geschrieben werden? - Aber bitte:
Er hat dafür zu sorgen, dass Musik, die ein in sich stimmiges Verbindungselement zwischen den Beiträgen und/oder Moderationen darstellt, von ihm oder seinen Mitarbeitern bereitgestellt wird und dann über den "Äther" verbreitet wird, welches im günstigsten Falle bei derMehrzahl der Hörer zu einem AHA-Effekt führt, Erinnerungen weckt oder gar Lust auf Neues macht. - Wenn ihm das gelingt, hat er seinen Posten zu Recht, ansonsten ist er (wie bei vielen Programmen zu hören) fehlbesetzt und gehört ausgetauscht.
 
ansonsten ist er (wie bei vielen Programmen zu hören) fehlbesetzt und gehört ausgetauscht.
Also haben die meisten Musikchefs nicht die nötige Qualifikation für ihre Arbeit?? :confused:

Irgendwie passt das nicht zusammen: Wir beklagen uns über die schlechte Qualität des Hörfunks und genau zu der Zeit eröffnet jemand im Großraum Frankfurt ein neues Programm, das nach der einhelligen Meinung hier im Forum qualitativ nicht der Bringer ist.

Dies führt mich zu der Frage: Haben die Musikchefs der Radio Group, von FFH, Antenne Niedersachsen, Radio NRW, Antenne 1, Radio PSR usw. alle keine Ahnung? Und wenn ja, warum sind die von ihnen verantworteten Programme in kommerzieller Hinsicht so erfolgreich?

Normalerweise ist es doch so: Ist ein Produkt schlecht, verkauft es sich schlecht; bei guten Produkten ist es genau umgekehrt.
Die MA-Zahlen verdeutlichen, dass die wenigen anspruchsvollen Programme (bspw. FluxFM) in der Hörergungst relativ weit abgeschlagen hinter den Platzhirschen liegen, die hier allenthalben wegen ihrer eintönigen und langweiligen Rotationen kritisiert werden.
Sie zeigen auch, dass Programme wie Radio21/Rockland Radio durch einen Wechsel auf ein stärker am Mainstream ausgerichtetes Format ihre Quote im jeweiligen Zielgebiet verbessern konnten.

Damit sind wir wieder bei der Ausgangsfrage angelangt: Welche Aufgabe hat ein Musikchef? - Dafür zu sorgen, dass ein Programm in qualitativer Hinsicht einen hohen Standard erreicht oder dass die Quote möglichst hoch ausfällt?
Beides zusammen scheint mit Blick auf die Radiolandschaft in Deutschland offenbar nicht zu funktionieren, oder?
 
@Ammerländer

Ich wollte nur mal mit der sogenannten Holzhammermethode zurück zum Thema führen. Scheint ja gelungen zu sein.:)
 
Normalerweise ist es doch so: Ist ein Produkt schlecht, verkauft es sich schlecht; bei guten Produkten ist es genau umgekehrt.
Normalerweise schon, nicht mehr was den Rundfunk angeht. Hier ist der Hörer so verdummt, im Übrigen auch was die Politik angeht, dass er sich ein X für ein U vormachen lässt und selbst ein schlechtes Produkt für ein gutes Produkt hält und es dem Verkäufer schlichtweg "aus den Händen" reißt.
 
@Inselkobi: Vielleicht trifft das wirklich zu.

Es fällt halt auf, dass sich in diesem Forum fast nur Personen zu Wort melden, die mit den bestehenden Sendern unzufrieden sind.
Zugleich gibt es kaum jemanden, der hier zum Ausdruck bringt, dass er dieses oder jenes Mainstream-Programm gut findet und auch begründet weshalb.
 
Zitat von Internetradiofan: "Damit sind wir wieder bei der Ausgangsfrage angelangt: Welche Aufgabe hat ein Musikchef? - Dafür zu sorgen, dass ein Programm in qualitativer Hinsicht einen hohen Standard erreicht oder dass die Quote möglichst hoch ausfällt?"

Der Musik-Chef hat eigentlich BEIDE dieser Aufgaben. Jetzt magst Du meinen, das sei die Quadratur des Kreises. Für manch' einen Musik-Chef mag das auch zutreffend sein. Ich kann, basierend auf meine langjährige Berufserfahrung, jedenfalls guten Gewissens sagen, dass ich es nicht als eine solche Quadratur des Kreises empfinde, denn wenn Du ein musikalisches Gespür hast, welches sowohl auf Anspruch und Niveau auf der einen Seite, aber AUCH auf Quote und Popularität auf der anderen Seite "programmiert" ist, dann kann und wird nicht viel schief gehen. "Gefällt DAS, was ich spiele/spielen lasse auch wirklich dem Hörer oder gefällt es nur mir?" Diese Frage solltest Du sofort, quasi "aus dem Stand", aus Deinem "Bauchgefühl" heraus Dir selbst EHRLICH beantworten können - und dementsprechend GEWISSENHAFT das Programm planen!

"Music Research" ist dabei LEDIGLICH ein (ziemlich teures) Tool, welches Dich unterstützen KANN, aber eigentlich benötigst Du dieses Tool gar nicht, denn Dein musikalisches Gespür und Empfinden weist Dir schon den richtigen Weg. Ganz schlimm wird es allerdings, wenn Dich Dein Gespür verlassen sollte und "Music Research" dabei die Rolle des "Musik-Chefs" übernimmt. Also, bleibe am Ball! Sprich mit Deinen Hörern! Höre Dir ihre Sorgen und Nöte an, die sie Dir erzählen. DAS gepaart mit Deinem Gespür, Deiner Ausbildung und mit Deiner Lebenserfahrung macht jegliches "Music Research" EIGENTLICH total überflüssig. Die BWL'ler im Management Deines Senders könnten sich eigentlich sehr darüber freuen, haben sie doch soeben einen ganzen Haufen Geld eingespart. :)

Zitat von Internetradiofan: "Beides zusammen scheint mit Blick auf die Radiolandschaft in Deutschland offenbar nicht zu funktionieren, oder?"

Na, WARUM ist das wohl so? Das hängt in allererster Linie mit der schwerfälligen Mentalität der Deutschen und mit deren Vollkasko-Denke (immer schön "auf Nummer sicher" und bloß kein Risiko eingehen, nicht wahr?) zusammen.

Zitat von Internetradiofan: "Gute Ideen und Konzepte sind das eine, aber diese müssen unter den in Deutschland vorherrschenden Bedingungen auch umsetzbar sein."

Absolutely true! Und wenn Du dann im schlimmsten Fall auch noch in der Mehrzahl BWL'ler in den eigenen Reihen Deines Sendermanagements hast (Stichwort: "Kathedralen von Zahlen"), dann hast Du als "Kapellmeister" keinen leichten Stand, denn versuche mal Gefühle (beispielsweise Dein oben von mir beschriebenes Bauchgefühl) wissenschaftlich zu erfassen. Emotionen KANN man NICHT wissenschaftlich erfassen und analysieren! Und "Musik" IST in allererster Linie Emotion! Zumindest die Wirkung jener Musik auf den Hörer (bei dem die Emotion dann durch das Anhören eines Musikstücks ausgelöst wird). Erkläre DAS aber mal einem BWL'ler! Viel Spaß dabei...! :D

Und weil wir hier im "Land der Vollkasko-Mentalität" leben, klingt deutsches Radio so WIE es klingt.

Was sagte Programmdirektor "KK" (ja, "DER BÄRTIGE" von dem Oberhausener Mantelprogrammanbieter) vor mehr als 20 Jahren (damals allerdings in Bezug auf Moderation) einmal zu mir? Er sagte: "Herr V., in Gefahr und in der Not, ist der Mittelweg der Tod!" Also mit anderen Worten: "Seihen Sie bereit, etwas zu wagen! Dann werden sie höchstwahrscheinlich auch erfolgreich sein." Oder in Marketing-Sprache ausgedrückt: "Nur wer bereit ist UNGEWÖHLICHE Wege zu gehen, wird dadurch UNGEWÖHNLICH HOHE und UNGEWÖHNLICH GROSSE ERFOLGE erzielen!" Diesen Spruch habe ich mir aber sowas von verinnerlicht! Weil er RICHTIG ist und STIMMT. Ich habe es selbst schon mehrfach erlebt! Aber wenn ich ein Angsthase, also ein sog. "Schisser" wäre, der nichts wagt und kein Risiko eingeht, dann würde das Programm auch entsprechend "fade" klingen. (Ja, "FADE"! Klingt ähnlich wie "Pfade" und NICHT wie das englische Wort "fade"!). Im musikredaktionellen Bereich werden allerdings keine Angsthasen, sondern "echte, starke Männer" (und selbstverständlich auch starke Frauen!) benötigt. Und mit "Stärke" meine ich KEINE "Muskeln" - obwohl DAS gerade in Bezug auf BWL'ler und andere hausinterne Zauderer und Zögerer wahrscheinlich auch nicht ganz falsch wäre!

Mit "Vollkasko" entsteht jedenfalls KEINE Kreativität und überhaupt KEINE Innovation! Das ist Euch höchstwahrscheinlich von der Mehrheit der bundesdeutschen Hörfunkprogrammen bestens bekannt, nicht wahr? Und genau DESHALB ist "das Radio" hierzulande inhaltlich oftmals eine einzige, aber leider auch permanente "Katastrophe".

Zeit, daran zu arbeiten und dies entsprechend zu verbessern, oder? Gerade im Hinblick auf das aufkommende (und somit "drohende") Digitalradio...! ;) Oder geht AUCH IHR konventionellen Rundfunkveranstalter lieber "auf Nummer sicher"?

Ich plädiere dafür, eine Kampagne zu entwickeln und durchzuführen, die - in Anlehnung an den Titel des großen nationalen Hits der INA DETER BAND aus 12/82 - den für unser Anliegen abgewandelten Titel trägt:

"Neue Männer braucht die Musikredaktion"...

Und damit meine ich "Ausbildung", "Ausbildung" und nochmals "Ausbildung" - und selbstverständlich entsprechende fachspezifische Förderung der Damen und Herren Musikredakteure. Vor allen Dingen derjenigen, die ganz neu und demnach noch "frisch" in diesem Beruf sind.

Für diejenigen unter Euch, die möglicherweise zu jung sind, um es zu wissen: der von mir erwähnte Hit der INA DETER BAND heisst "Neue Männer braucht das Land" und ist damals erschienen als 7" Vinyl-Single auf dem Phonogram-Label "00211 Fontana" unter der Bestellnummer 6005278. Doch diese Information nur am Rande, damit Ihr den geistigen Bezug herstellen könnt.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben