Das ist nicht das Problem. Lange bevor ich mich mit dem Medium Radio aktiv auseinandergesetzt habe, gab es Ende der 70er Jahre eine heiße Diskussion über die Frage, ob man in Deutschland kommerziellen Rundfunk einführen soll. Die SPD war dagegen, Union und FDP wollten den ihnen freundschaftlich verbundenen Unternehmern eine Chance geben. Die seinerzeitige ARD war letztgenannten Parteien eh zu rot. Von heute aus betrachtet sind alle damaligen negativen Befürchtungen eingetreten. Aus einem Kultur- wurde ein rein kommerzielles Medium.
Hörten sich die ersten Kommerzprogramme noch wie die seinerzeitigen "Servicewellen" der ARD an, sind sie ab der 90er Jahre zu reinen Geldabschöpfungseinrichtungen mutiert. Antenne Bayern trägt heute kulturell oder politisch nichts zum aktuellen Diskurs bei. Von Reform zu Reform wurde das Programm, wie andere landesweit empfangbare Sender auch, inhaltlich entkernt. Lizenzauflagen sind wirkungslos verpufft. Die ganzen Kommerzsender sind heute wie ihre US-Vorbilder aufgestellt. Entkernt, insbesondere musikalisch durchoptimiert und im Ergebnis ohne jegliche musikalische Trennschärfe.
Um es am Beispiel Los Angeles zu beschreiben: Der jeweilige Titelpool der Sender ist mittlerweile so gering, daß es völlig egal ist, ob das offizielle Format sich Classic Hits, Classic Rock, oder "Jack" schimpft. Überall dudeln stoisch ein paar hundert Titel, und obwohl die Anzahl der rotierenden Songs überall so klein ist, gibt es zwischen den Formaten (zu viele) Überschneidungen, u.a. deshalb, weil das Repertoire ehemaliger Superstars überall auf ein paar wenige Schlüsselsongs verengt wird.
Die Niederlande oder Italien haben sich nicht in dieser extremen Weise an den USA orientiert. Auch das völlig absurde Verhalten der ARD, den Kommerz 1:1 zu kopieren, gibt es im europäischen Ausland so nicht. Da die beschriebene Entwicklung seit Jahrzehnten anhält, sehe ich als Korrektur nur folgende Maßnahmen:
Zum einen muss der öffentlich-rechtliche Auftrag klar definiert und auf allen Wellen durchgesetzt werden. Zum zweiten muss den kommerziellen Sender ein dezidierter Leistungskatalog zur Pflicht gemacht werden. Insbesondere Sender, die ein ganzes Bundesland oder ganz Deutschland abdecken, müssen 24/7 live und interaktiv (Hörerbeteiligung) senden und tagsüber einen festen Informationsanteil erfüllen.