Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Eine ähnliche Problematik tritt bei dem Begriff "eine Million" auf.

Heißt es: Eine Million Menschen tat sich wieder die Talkshow mit Markus Lanz an?
Oder heißt es: Eine Million Menschen taten sich wieder die Talkshow mit Markus Lanz an?

Was sagt denn der Duden dazu?

Er akzeptiert beides: Duden

Nachtrag:

Hingegen bezieht sich die "80" bei "80 % meiner Arbeit" auf die Hundertstel, die sich auf die Vergleichszahl 100 beziehen und das bedeutet, dass hier der Plural zur Anwendung kommt.
 
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Ich hab's hier schon einmal gesagt. Der Duden erlaubt alles, auch Falsches. Der gute alte Konrad würde sich im Grab umdrehen.

So schwer ist das doch gar nicht. Alles, was mehr als 1 ist, ist Plural. Dabei ist der Numerus des Subjekts entscheidend, nicht der der Akteure.

Raumschiff schrieb:
Es heißt ja auch: "Ein Drittel der Mitglieder trat aus dem Verein aus."
Richtig. Subjekt ist das Drittel, und davon gibt's hier nur eins, auch wenn's viele Mitglieder sind.

Deswegen heißt es richtig: 80 Prozent der Arbeit finden unter Wasser statt.
 
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Vielleicht sollten wir einräumen, dass der Nachrichtenredakteur (oder die Redakteurin), welcher die News formuliert, unter Zeitdruck oder Stress stand. Wir haben hier ja die Muse, uns tagelang den Satz zurechtzulegen und darüber nachzudenken.
Dennoch fällt auf, und dafür steht dieses Beispiel exemplarisch, wie schluddrig, fahrlässig, kenntnisfrei und unbekümmert bisweilen vermeintliche oder selbsternannte Profis in den Medien Sprachschlampereien begehen, ohne es zu merken. Es ist ein bisschen die Frage, wen man auf die Menschheit loslässt. Und da, so habe ich den Eindruck, sind die Ansprüche in den letzten Jahren deutlich gesunken.
 
Mannis Fan schrieb:
Es ist ein bisschen die Frage, wen man auf die Menschheit loslässt.
Genau so ist es. Und wenn solche Sätze immer und immer wieder auf die Menschheit losgelassen werden, passiert genau das, was Zwerg#8 beschreibt.

Zwerg#8 schrieb:
Wer sagt/spricht/verwendet diesen Satzbau so? Ehrlich mal...
Und um die Frage zu beantworten: Ich und Millionen andere, die sich noch erinnern, was sie mal in der Schule gelernt haben.

legasthenix schrieb:
Aber welches rechtlich verbindliche Institut definiert falsch?
Meines Wissens gibt es kein Rechtschreibgesetz!
Ebenso wenig, wie es ein rechtlich verbindliches Institut gibt.

Zwerg#8 schrieb:
Beim Satz:
"80 Prozent der Arbeiten finden unter Wasser statt."
würde ich problemlos mitgehen.
Ich auch, sofern es denn mehrere Arbeiten sind. Aber ich will mich jetzt nicht in Haarspalterei verlieren.
 
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Wir wollen keine Haare spalten, aber etwas unlogisch erscheint mir das schon.

Wenn ich nur eine (atomare - unteilbare) Abeit mache/ verrichte, dann wird sie gemacht bzw. findet (irgendwo) statt. Singular.


Für "irgendwo" kannst du jetzt meinetwegen "zu 80% unter Wasser" einsetzen.

So sehe ich das.
 
Ist es nicht so, dass sich das "finden statt" auf die 80 Prozent und nicht auf die Arbeit bezieht?

Klar ist: die Arbeit findet statt, hier sogar unter Wasser. Aber die 80 (also mehr als ein) Prozent finden statt. (Den Plural von Arbeit: die Arbeiten, zu verwenden, ist doch nur eine clevere Behelfslösung, wo "finden" in jedem Fall richtig ist.)
 
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Ich habe den Sinn deiner/eurer Rede schon verstanden. Es ist aber trotzdem irgendwie unlogisch in den Plural zu wechseln, nur weil die Arbeit zu 80% unter Wasser stattfindet.

Es ist der atomaren Arbeit doch völlig schnuppe, wo sie (teilweise) erledigt wird. Es ist "eine" Arbeit - und die findet statt.


Onkel hilf!
 
Warum zum Teufel ist "80%" gleichbedeutend mit Plural? Wenn ich 80% einer Salami verspeise, ist das immer noch nur eine Salami, verspeise ich hingegen 80% der Salamischeiben auf meinem Teller, dann wäre der Plural auch mir eingängig. Arbeit hat aber (neben anderen) die unangenehme Eigenschaft, wie eine Salami teilbar zu sein. Beziehe ich mich auf den gesamten Prozeß, dann können 80% dieses (Arbeits-)Prozesses unter Wasser stattfinden, oder aber ich betrachte die einzelnen Arbeitsschritte des Prozesses und wenn von diesen 80% unter Wasser stattfinden, dann bin ich auch da mit dem Plural durchaus zufrieden. Aber im Ausgangszitat:

... Dort hörte ich dann den Autor des Beitrags über die Reparatur von Unterwasserkabeln im Meer sagen: "80 Prozent der Arbeit findet unter Wasser statt".

steht keine Erläuterung dazu, ob damit die Arbeit als Gesamtheit oder die Summe der Arbeitsschritte gemeint ist und - zumindest nach meinem Sprachverständnis - impliziere ich daher, daß sich der Satz auf die Gesamtarbeit bezieht. Umso mehr da es, wie ich bereits in meinem vorigen Beitrag andeutete, mehrere Arten von Arbeiten an Unterwasserkabeln gibt, von denen einige zu 100% unter Wasser stattfinden, während andere mehr oder weniger an Bord erledigt werden müssen. Insofern schließe ich mich dem Zwerg an und wandere demnächst aus, denn offensichtlich bin auch ich der deutschen Sprache nicht mächtig. Womit wir wieder bei der allseits beliebten Frage sind: "Was ist die deutsche Sprache und wer legt sie fest?" Denn wenn man einen Duden regelmäßig umkrempeln kann, was hat dann Bestand? Ach ja, ich weiß: die Änderung.

Für die Regel "<50% => Singular; >50% => Plural" hätte ich gerne mal eine einschlägige Fundstelle - nicht mißverstehen, ich schätze Eure sprachlichen Qualitäten sehr, aber diese Regel scheint mir dermaßen absurd (siehe das Salamibeispiel), daß ich dazu gerne eine "offizielle" Meinung lesen würde.

LG

McCavity

Ergänzung: die Erklärung von @count down habe ich jetzt auch verstanden, danke dafür. Das Problem ist also ein Bezugsproblem - und auch die Erklärung dafür, warum ich das nicht verstanden habe. In der Mathematik könnte "80%" kein Subjekt sein, da es alleinstehend keinen Sinn ergibt. Insofern sah ich die ganze Zeit (bis zur Aufklärung durch @count down) "80% der Arbeit" als das das Subjekt, wobei "80%" in meinem (mathematischen) Sprachverständnis lediglich ein Modifikater des eigentlichen Subjekts, der Arbeit ist. Insofern bezog ich "stattfinden", s.o., immer auf "Arbeit" und nicht auf "80%"...
 
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Für die Regel "<50% => Singular; >50% => Plural" hätte ich gerne mal eine einschlägige Fundstelle - nicht mißverstehen, ich schätze Eure sprachlichen Qualitäten sehr, aber diese Regel scheint mir dermaßen absurd (siehe das Salamibeispiel), daß ich dazu gerne eine "offizielle" Meinung lesen würde.
Die Regel war nur ein nicht gekennzeichneter Gag von mir, denn ab 50% hat man ja die Mehrheit -> Mehrzahl. ;)



BTW: Mittlerwile weiß ich auch, warum ich mich mit der unteilbaren Arbeit so "zickig" habe und daher auf den Singular stehe. Das hat mit Softwareentwicklung zu tun und wird hier beschrieben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mutex


Und wenn man noch ein paar Schritte in Richtung CPU geht, kommt man irgendwann auf die Assemblerebene, mit den Maschinenbefehlen. Diese sind unteilbar (mal abgesehen vom sog. Micocode in der CPU) und verrichten eine bestimmte Arbeit. Gut jetzt.
 
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Zwerg#8 schrieb:
Ich habe den Sinn deiner/eurer Rede schon verstanden. Es ist aber trotzdem irgendwie unlogisch in den Plural zu wechseln, nur weil die Arbeit zu 80% unter Wasser stattfindet.
Es ist vollkommen irrelevant für die Grammatik des Satzes, wo die Arbeit stattfindet. Auch die Frage "80 Prozent wovon?" spielt keine Rolle. Der Kernsatz lautet "80 Prozent finden statt", "Arbeit" und "unter Wasser" sind zusätzliche Angaben, die keinen Einfluß auf die Grammatik des Satzes haben.
 
Das finde ich ziemlich sinnlos, da bleibe ich dabei - auch mit 20% Verstand. 80% können nicht stattfinden. Arbeit kann stattfinden. Ich sehe ja ein, daß die Satzstellung "80%" als Subjekt ausweist und sich das Prädikat damit auch auf die "80%" beziehen muß - meinem Sprachempfinden läuft das dennoch zuwider.

Bin ich froh, daß ich lottern darf :p
 
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McCavity, das verstehe ich komplett. Mir geht es ja auch ähnlich, wollte aber nur nochmals die dahinter stehende Grammatik verdeutlichen. Auch in meinem Satz in #2514 steckt ja dieses Phänomen (sind?, ist?). Im Netz konnte ich Genaues dazu nicht finden, Was sagen unsere Sprachspezies @Guess who I am , @Raumschiff, @OnkelOtto, @Makeitso zum Problem?
 
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Hier würde ich aus dem sprachlichen Gefühl heraus "haben" sagen wollen; stünde da jedoch "... Veranstalter bzw. Polizei...", dann passt "hat".
 
Die entscheidenden Wörtchen sind "und" und "oder".

Indem @zwerg #8 beides verwendet, was grammatikalisch so eigentlich nicht zulässig ist, denn die Grammatik fordert, dass man sich für eines von beiden entscheidet,lässt er der Pluralvariante und der Singularvariante jeweils ihre Existenzberechtigung.

Hätte er nur mit "oder" formuliert, wäre es ein eindeutiger Singular. Es hat entweder der eine, oder der andere versagt:
"Aber hier hat eindeutig der Veranstalter oder die Polizei versagt!"

Hätte er aber nur das "und" verwendet, so wäre es ein eindeutiger Plural geworden. Es haben der eine und der andere versagt:
"Aber hier haben eindeutig der Veranstalter und die Polizei versagt!"
 
Die entscheidenden Wörtchen sind "und" und "oder".

Indem @zwerg #8 beides verwendet, was grammatikalisch so eigentlich nicht zulässig ist, denn die Grammatik fordert, dass man sich für eines von beiden entscheidet,lässt er der Pluralvariante und der Singularvariante jeweils ihre Existenzberechtigung.

Ja, ist gut! Ich habe gelottert! Manchmal habt ihr euch aber auch wie die kleinen Kinder. Pisst mir jetzt bloß nicht auch auf den Fußboden... ;)

So wär's hier vielleicht völlig streßfrei durchgegangen:

"Aber hier hat/haben eindeutig der Veranstalter und/oder die Polizei versagt!"

Gut so?
 
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