Es ist diese verblümte Arroganz, diese sprachliche Überheblichkeit. Es wird sich über die Verwendung einfacher Sprache lustig gemacht und versucht, sich intellektueller darzustellen, als man tatsächlich ist.
Sprachliche Überheblichkeit hat im öffentlich-rechtlichen Hörfunk in der Tat nichts zu suchen, die Anstalten werden von allen finanziert und demenstsprechend haben sie alle ihre Angebote für die ganze Breite der Bevölkerung bereitzustellen.
Eine "Ausschließeritis", die allen außer einer (für sich selbst in völliger Selbstüberhöhung die Bezeichnung "Elite" beanspruchenden) Minderheit den Zugang durch einen vom hierzulande allgemein Üblichen abweichenden Sprachgebrauch und eine dem inhaltlich enstsprechende einseitige politisch-ideologische Ausrichtung verwehrt, ist für einen öffentlich-rechtlich verfaßten Hörfunk schlicht nicht mit mit der demokratischen Verfaßtheit unserer Gesellschaft vereinbar.
Ausgewogenheit und Zugänglichkeit für die Allgemeinheit sind die Grundlage für den ÖRR.
Dies bedeutet allerdings nicht, daß der ÖRR den bei den Privatsendern aus wirtschaftlichen Gründen notwendigen Unterbietungswettbewerb um den kleinsten gemeinsamen Nenner mitmachen muß: die Privaten müssen, wenn sie Überleben wollen, möglichst hohe Hörerzahlen, bestenfalls in besonders konsumfreudigen Segmenten, vorweisen können, also quantitativ einen möglichst hohen Teil der (jungen) Bevölkerung erreichen, und das geht naturgemäß nur per Orientierung an den qualitativ anspruchslosesten Hörern. Das macht auch nichts, dafür sind sie ja da und das hat auch seine Berechtigung.
ARD und DRadio hingegen müssen allen etwas bieten. Für mich bedeutet das einerseits, dass z.B. Deutschlandfunk oder WDR 3 auch für "die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin im Brennpunkt-Hochhaus" mal interessant sein müssen, dass aber andererseits z.B. NDR 1 Niedersachsen oder Bayern 3 auch vom "international renommierten Germanistikprofessor" gerne mal eingeschaltet werden.
Ich plädiere also weder für eine künstliche Elitensprache noch für eine infantile Unterschichtensprache, sondern für eine Sprache, die alle anspricht. Die öffentlich-rechtlichen müssen Radio für alle machen, und das auf allen Wellen. Das kriegt die BBC z.B. ganz gut hin, Radio 4 hören alle, wenn "The Archers" oder "News at 6" ausgestrahlt werden, und Radio 2 hören auch die Intellektuellen. Oder France Inter, das hören auch Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung. Die verwenden aber auch alle eine Sprache, die von allen angenommen und verstanden wird, kein Gender, keine elitäre Klugsch'rei, keine Kleinkindersprache.