Auch auf die Gefahr hin, dass es hoffnungslos und eigentlich vergebene Liebesmüh ist, möchte ich doch zwei Punkte ansprechen.
1. Die sog. Gewinn- und Verlustrechnung besteht immer aus zwei Seiten: Aufwand und Ertrag. Ist der Aufwand höher als der Ertrag nennt man das Verlust. Läuft die Sache umgekehrt macht der Sender Gewinn... soweit ganz einfach.
Schauen wir uns jetzt mal die Ertragsseite an. Dort steht der Umsatz. Umsatz ist nicht gleich Gewinn (leider), sondern das Geld, mit dem die Kosten des Senders bezahlt werden müssen. Sind die Kosten höher als der Umsatz, macht der Sender Verlust. Soweit auch ganz einfach.
Nehmen wir doch mal an, der Umsatz ist nicht mehr so wie er schon mal war oder wie er sein sollte, um alle Kosten zu tragen. Dann schauen wir uns die Kosten an, weil wir ja sparen müssen. Schliesslich können wir ja weder in unserem Planspiel noch in der Realität mehr Geld ausgeben als wir einnehmen. Soweit immer noch einfach.
Jetzt fängt es aber an, schwierig zu werden...
Denn... Wo soll denn unser Sender sparen? Gehen wir doch mal die Posten durch...
Miete, Nebenkosten wie Strom, Heizung, Müll etc.
hm... da haben wir wenig Einfluss drauf, ausser wir ziehen um in ein kleineres billigeres Objekt... das kostet aber erstmal... also lassen wir das
Bankgebühren (Zinsen etc)
Haben wir noch Schulden, müssen wir auch dafür bezahlen... Einsparpotential gleich null
Werbung, Promotion etc.
hm... schwierig... das meiste ist eh gebartert, aber ein paar Euro fünfzig würden wohl rausschauen... ausserdem haben wir ja mit den Promotions auch ab und an Geld verdient... lassen wir mal so stehen.
Betriebskosten (Gema, GVL, Lizenzen, Telekom etc)
hm... da geht nix... eher ist das Gegenteil der Fall (siehe OLG-Urteil über die GVL-Kosten, die mit ihrer Rückforderung bis ins Jahr 94 in den kommenden Tagen dem einen oder anderen Sender noch das Kreuz brechen werden... aber das wäre einen extra Thread wert...)
Büroausstattung und sonstiger Kleinkram
Natürlich können wir anfangen, Papier beidseitig zu bedrucken und etwas weniger Bleistifte zu verbrauchen... grossartiges Sparpotential ist hier nicht...
bleiben noch die
Personalkosten
Darunter fällt zum einen Gehalt aber auch die ganze Nebenkostennummer inkl. Aus- und Fortbildung. Das Problem ist, dass diese Kosten die einzigen sind, wo ein Sender wirklich Geld sparen kann. Und zwar schnell und merklich. Jetzt geht es nur noch um den Weg. Abbau, Austausch (teuer raus, günstiger rein) oder Gehaltskürzung. Auf Grund der gesetzlichen Situation (Kündigungsschutz etc) sind diese Lösungsmöglichkeiten immer von dem guten Willen der Mitarbeiter abhängig. Spielen sie mit (wie bei ffn mit Gehaltsverzicht) dann finde ich dagegen nichts einzuwenden. Dann geschieht das aber weniger, um den Gesellschaftern die Gewinnausschüttung zu erhöhen, sondern zur Rettung der eigenen Haut (siehe oben). Und das zeugt für mich von grossem Realitätssinn und Solidarität und hat meinen vollen Respekt.
2. Es gibt viele Sender, die noch mit einem riesigen Verlustvortrag aus der Vergangenheit zu kämpfen haben. Geld, dass die Gesellschafter uns Mitarbeitern anvertraut haben in der Erwartung, dass wir bitteschön sorgfältig damit umgehen. Dass die Gesellschafter dieses Geld mit Zinsen wiedersehen möchten ist doch mehr als verständlich. Welchen tieferen Sinn die Gesellschafter damit bezweckt haben ist erstmal sekundär (Medienmacht, Geldvermehrung, Spass an der Freude). Somit werden Einsparungsmassnahmen nicht auf dem Rücken der kleinen Angestellten ausgetragen, sondern hat etwas mit der ganz persönlichen Einstellung zur Vorteilsnahme des einzelnen zu tun (wie bescheisse ich den Staat, wie kann ich meine Versicherung beschummeln, Schwarzarbeit, Montagsgrippe, endlose Raucher- und Klopausen, Forenschriftstellern und die übrigen hundertausend schönen Dinge, die die Volkswirtschaft schädigen. Selbst wenn die Gesellschafter noch andere Beteiligungen bei zigtausend anderen Gesellschaften halten, die besser laufen als Funk (z.B. bei der zitierten International Banko of Indonesia, die ich nicht kenne) kann ich doch nicht im Ernst von ihnen verlangen, dieses Geld, dass sie woanders verdient haben uns zu geben, damit wir es schön gemütlich haben *kopfschüttel*.
Die Zeiten sind hart. Jetzt muss sich zeigen, ob wir härter sind.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
(P.S. ich bin kein Gesellschafter irgendeines Radiosenders auf diesem Erdball. Und habe auch keine diesbezüglichen Ambitionen.)