Ist der deutsche Radiomarkt tatsächlich gesättigt?

Ich bin der Meinung, dass es zu einem gewissen Anteil nicht am Programm sondern an dessen Vermarktung liegt. Metropol FM scheint in Hessen eine gute Vermark zu haben.
 
Ich denke mal, das es eine Mischung aus beidem ist. Zum einen sind manche Leute so überzeugt von ihrem Programm, dass sie meinen so gut wie kein Marketing außerhalb der eigenen Programmblase zu brauchen. Und zum Teil sind es auch die Programme selbst, denn an Programme die inhaltlich "anders" sind als der Rest, muss man interessierte Hörer in gewisser Weise "gewöhnen". Klingt irgendwie dämlich, aber ich denke mal es ist verständlich.

"Gesättigt" würde ich je nach Sichtweise definieren. In Bezug auf Programminhalte ist da noch deutlich Luft nach oben, bezogen auf die Anzahl der Programme eher nicht. Die insgesamte Zahl der Radiohörer wird nicht mehr werden. Demzufolge verteilen sich die Hörerzahlen je mehr Programme es gibt. Da es aber auch zahlreiche Sender gibt, die quasi dasselbe Programm fahren, ist auch die Zahl der "Wechselhörer" ziemlich groß. Das wiederum ist schlecht für die Werbung.
 
Film- und Serienfans die aber mit Klassik nichts anfangen können und daher den Muttersender nicht eingeschaltet haben..
Das war dann vielleicht eine doch zu sehr spezielle Zielgruppe. Man bedenke, das Hauptprogramm spielt ebenfalls viel Filmmusik. Ich wüsste nicht, warum jetzt jemand der gelegentlich mal Klassik hören will, nur Filmmusik mag. Was Movie da angeboten hatte war mehr oder weniger eine Art "KLASSIK RADIO 2". Das einzige wo ich da noch nach trauere war der unfassbar gute Klang, den so vorher noch kein anderes 72 kb/s Programm hatte. Leider hat man dieses Soundprocessing nie im Hauptprogramm übernommen.

Für Filmmusik ist vielleicht schlichtweg einfach kein Markt in Deutschland, nichteinmal im Ausland gibt's es dergleichen. Das taugt prima als Ergänzung in einem bestehenden Spartenprogramm, aber als eigener Kanal ist das dann doch bisschen arg in der Nische unterwegs. Da fährt man jetzt mit Beats bedeutend besser, denn das war wirklich eine Lücke, die auch teilweise von anderen Privatsendern hinterlassen wurde (ich denke da vorallem an Sunshine Live).

Allgemein finde ich, dass sich der Radiomarkt diverser aufstellen sollte, denn dahingehend findet auch generell eine Entwicklung statt, also nach und nach mehr verschiedene Sparten und nicht die xte Dudelstation in noch schlechter. Es gibt gute Hitradios keine Frage, aber irgendwann ist auch mal das Ende der Fahnenstange erreicht wo es sich dann nur noch selbst kannibalisiert. Und das ist nicht gut. Linnenbach hats gezeigt wie man damit gegen die Wand fahren kann. Letztendlich sind auch konventionelle Massensender Spartenprogramme, eben halt für die Massen.
 
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Das war dann vielleicht eine doch zu sehr spezielle Zielgruppe.

Für Filmmusik ist vielleicht schlichtweg einfach kein Markt in Deutschland, nichteinmal im Ausland gibt's es dergleichen.
Deswegen hat man ja auch den Stecker gezogen. Ich wage aber zu beweifeln, dass Beats jetzt so viel mehr Hörer hat. Vielleicht möchte man sich ein weiteres Scheitern aber auch nicht eingestehen und lässt das Programm (vorerst) noch on air.
 
Zugpferd auf den einst reichweitenstarken Hot AC-Sendern war ein nicht versiegender Quell von gut gemachter Mainstreammusik. Da kommt seit 15 Jahren viel zu wenig.
Eines wird gerne vergessen: Bei vielen reichweitenstarken UKW-Sendern findet Regionalberichterstattung statt. Das ist ein starker Grund, Radio gegenüber Spotify vorzuziehen. Man erfährt beim Frühstück oder auf dem Weg zur Arbeit das neueste aus seiner Gegend. Was, wenn dieser Grund wegfällt? Ist ein Nischen-Programm, welches von Werbung unterbrochen wird, heute wirklich noch für eine ausreichende Masse von Menschen interessant? Vielleicht wenn ein Sender schon etabliert ist, aber neue haben es schwer.
 
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Deswegen hat man ja auch den Stecker gezogen. Ich wage aber zu beweifeln, dass Beats jetzt so viel mehr Hörer hat. Vielleicht möchte man sich ein weiteres Scheitern aber auch nicht eingestehen und lässt das Programm (vorerst) noch on air.
Man hat den Stecker gezogen, da man anscheinend schon zwischen der Ankündigung von Movie das man über DAB+ sendete und dem Sendestart schon merkte, so wie geplant wird das Programm nichts. Man wusste nur noch nicht wie man die früher "Klassik Lounge" in Movie hereinbekommt oder ob man gleich ein Loungeradio über DAB+ sendet. Da man den Sendetart aber nicht verzögern wollte, hat man Movie einfach erst mal gestarte.

Beats Radio hat bei den Streamabruf/Nutzzahlen stark steigende Werte. Scheitern und dann die Expansion nach Österreich und Schweiz ankündigen, wie passt das zusammen.
 
Streaming ist auch immer was anderes. Das kostet nicht viel und da können sich ein paar tausend Klicks schon rentieren. Wobei gerade im Internet die Zahlen auch immer sehr nebulös sind.
Allerdings wurde Beats bei der letzten MA Audio gar nicht ausgewiesen. Also scheinen, zumindest über DAB, die Zahlen jetzt nicht sooo toll zu sein, wenn selbst Programme wie Toggo oder Holiday ausgewiesen werden. Scheitern und Expansion passt super zusammen. Beispiele gibt es da genug.
 
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Ich hatte mal das Vergnügen, an einem Assessment-Center für Leute, die sich selbstständig machen wollen, teilzunehmen.

Jeder kam ran, musste seine Business-Idee vorstellen und wurde von den anderen mit kritischen Nachfragen gegrillt. Vieles waren gute, ehrliche Ideen, doch eine tragfähige Finanzierung war meist Wolkenkuckucksheim.

Dasselbe sehe ich bei dem Konzept, einen Radiosender neu an den Start zu bringen und zu betreiben und das mit Werbeerlösen zu finanzieren.

Ähnlich erfolgversprechend wie ein neues Print-Magazin billig an die Kioske zu bringen, das sich aus gebuchten Anzeigen tragen soll.

Der Aufwand, Radiowerbung einzuwerben und zu organisieren, bleibt personalintensiv und unkalkulierbar. Denn von alleine kommen die Werbetreibenden leider nicht ins Haus.

Daher ist es zweitrangig, wie toll und einzigartig der Sender wäre, selbst wenn er viele reiche Hörer hätte. Oder eine vernachlässigte Zielgruppe erreicht. Dass es nicht mehr so teuer wäre, einen Sender technisch zu betreiben - schön, aber letztlich nebensächlich.

Für die meisten Werbetreibenden bleiben Google Ads & Co. einfach tausendfach skalierbarer und messbarer. Und mit den Podcasts hat sich eine billige Audiowerbungskonkurrenz positioniert.

Ihr könnt gerne noch andere Einnahmen ins Spiel bringen (Abomodelle, Crowdfunding, Merchandising, Sponsor). Aber auch dann würde ich nicht in dieses Geschäftsmodell investieren wollen. Das Geld wird mit großer Sicherheit verbrannt und die Gründer arbeiten sich in den Burnout.

Ach so: ...und ernten in Internetforen Hohn und Spott.
 
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Der Aufwand, Radiowerbung einzuwerben und zu organisieren, bleibt personalintensiv und unkalkulierbar.
Etablierte Mainstream-Radiosender leisten sich, auch wenn sie klein sind, dafür in der Regel eine ganze Verkaufs-Abteilung, die den ganzen Tag nichts anderes macht als Werbekunden und Kooperationspartner zu suchen. Teilweise auch im Außendienst. Das sind vielfach Kontakte, die über Jahrzehnte entstanden sind.

Das alles von Null weg aufzubauen, stellen sich bestimmt manche leichter vor, als es ist. Besonders in einer Zeit, in der wir von Medien sowieso schon reizüberflutet sind und niemand auf einen neuen Radiosender gewartet hat.
 
Schon Sun Tzus wusste: 'Fange nur einen Krieg an, wenn du ihn sicher gewinnen kannst. Denn sonst kann es dein Untergang sein."
Im Wilden Westen hieß es simpler, steig auf kein totes Pferd.

Sorry, lineare Medien sind im Spätherbst. Um mit einem Radiosender ein kleines Vermögen zu machen, startet man mit einem großen Vermögen. Mit Old School Radiogeschäftsmodellen kann man keinen Blumentopf mehr gewinnen. Nostalgie zahlt sich nicht aus. Radio hat schon längst sein Musik- und Unterhaltungsmonopol beim User verloren. Mit dieser sinnfreien VT-Moderation könnt ihr nicht mal ein Altersheim unterhalten. Trotzdem, man lebt als etablierter nicht schlecht von der Substanz.

Insofern ist der Markt gesättigt. Daran ändern auch die vielen Versuche, die alle unterkapitalisiert sind, nichts. Dazu kommt, in den nächsten Jahren ist Stagnation oder Rezession dank der überragenden links-grünen Wirtschaftspolitik angesagt. Erfahrungsgemäß schrumpfen dann Marketing- und Werbeetats.

Ausgemusterten Radio- und Medienmanager empfehle ich: Spielt Golf, sucht euch ne junge Geliebte, outet euch, kauft ein E-Bike oder fahrt Motorrad. Eure halbherzigen Versuche (man will sich ja nicht überarbeiten) wieder ins Geschäft zu kommen werden schwerlich funktionieren. Ihr habt alle die Rechnung ohne den digitalen Wirt gemacht und der Postmann klingelt immer zweimal.

Jetzt gibt es genug DAB-Frequenzen, aber der Markt ist dicht.
 
Ich wüsste nicht, warum jetzt jemand der gelegentlich mal Klassik hören will, nur Filmmusik mag.
Filmmusik vs. Klassik ist wie Stefan Raab vs. Harald Schmidt, wie Babylon 5 vs. Star Trek, wie Esoterik vs. Religion, wie Religion vs. Philosophie, wie McDonalds vs. Haute Cuisine, wie püriertes Essen. Hauptsache den Rezipienten nicht überfordern bzw. besser garnicht fordern. Klassik Radio und NDR "Kultur" lassen grüßen.
 
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Scheitern und dann die Expansion nach Österreich und Schweiz ankündigen, wie passt das zusammen.
Eben, das wundert mich. Solche Pläne schmiedet man halt wirklich erst wenn man sich sicher ist und weiß, dass man es sich leisten kann. Und bei Klassik Radio erwarte ich eigentlich Transparenz, das ist kein kleiner Irgendwer, wie Joke Krix und wie sie alle heißen und hießen, sondern ein großer Player, seit über 20 Jahren am Markt. Was die machen sollte schon Hand und Fuß haben.

Ich finde es auch nachwievor interessant, dass hier im Forum bis auf Radiotor jetzt im Thread noch niemand über lulu.fm gesprochen hat, dessen Programm sich seit bald 6 Jahren sehr gut hält, es 2020 und 21 lediglich einen kleinen Corona Schock erlitt (Programm war zu dieser Zeit stark ausgedünnt). Das Programm hat seit 2022 immer mehr Inhalte, die wirklich relevant sind und die andere Sender nicht wirklich beachten. Die Werbeblöcke sind seitdem auch immer voller, das Programm wird seither auch inhaltlich immer besser auch in der Musikauswahl. Warum sollten das andere nicht auch können? Was macht lulu anders, was andere Veranstalter nicht gemacht haben und deswegen gescheitert sind? War es die fehlende Ambition, wollte man nach einer gewissen Zeit nicht mehr oder hat das noch andere Gründe?
 
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Jetzt gibt es genug DAB-Frequenzen, aber der Markt ist dicht.
Beim ersten Teil gehe ich nicht mit.
Genug DAB-Kanäle gibt es bei weitem nicht, wenn man sich das Drama um den Mux der DG anschaut, zuletzt den Stadtmux C oder derzeit den Stadtmux DD. Und die Störsituation. Das Band ist genauso dicht. Es müssten dringend endlich der Kanal 5 vollständig freigegeben werden ebenso wie der Kanal 13.

Es gibt eher zuviele Sendewillige bzw. die Hürden für den Einstieg sind viel zu niedrig. Weil im Grunde jeder buchstäbliche "Depp" heutzutage auf DAB senden kann. Die Kosten sehen zunächst gering aus und es gibt keine wirkliche Auswahlentscheidung i.S. einer Bestenauslese wie bei UKW. Einen Businessplan braucht da niemand vorzulegen, weshalb sich diverse Tagträumer, Schwätzer, Blender und Wichtigtuer im VHF-III Band tummeln denen nach kurzer Zeit auffällt, dass sie sich verzockt haben, weil sie niemand hört und keiner bei einem Sender ohne Hörer überhaupt Geld lassen will für Werbung!

Das zeigt auch die mangelnde Wertigkeit von digital-terrestrischen Übertragungskapazitäten ggü. den wertvollen UKW-Frequenzen, hier insbesondere den leistungs- und reichweitenstarken landesweiten Privatfunkketten, die weiterhin auf lange Sicht in bewährter Hand verbleiben - Änderungen nicht in Sicht...

Ein paar Zuckerl die derzeit verteilt werden wie diese Schrottfrequenzen in Thüringen machen niemanden reich.
 
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Damit meine ich, dass die LMAen sich nicht trauen, die seit Jahren in fester Hand befindlichen Ketten an andere zu vergeben. Und wo es derartige Versuche gab (Berlin 98,2 MHz - Hamburg 97,1 MHz) ist dies gescheitert.

Nicht einmal dort, wo es drastische Umbrüche und komplett neue Programme gab (Brocken 89,0 MHz oder RPR2-->> BigFM, Skyradio -->> Bob, Nora -->> Bob, Antenne MV -->> 80s80s) sah man Gründe für einen Lizenzentzug und eine anschließende Neuausschreibung, obwohl dies zwingend notwendig gewesen wäre, weil das tatsächliche Produkt nicht mehr dem seinerzeit ausgeschriebenen Format entsprach.

Bei der ARD schert sich dank Selbstverwaltung niemand darum, dass die Wellen teilweise haarscharf am rechtlichen Rahmen der Rundfunkstaatsverträge vorbeischliddern (Programme wie NDR 2 oder HR3 sind de-facto Privatsender, de-jure aber allgemeinfinanziert).

Und auf DAB macht sowieso jeder was er will. Der eine sendet fragwürdige politische Ansichten, der nächste ignoriert jegliche journalistische Standards und der Dritte sendet bunte Bilder mit kommerzieller Produktwerbungen. Niemanden interessiert's - und Hörer haben die Programme dort ohnehin kaum, bei Marktanteilen zwischen 0,8 und 1,2 Prozent.

Die Anzahl der terrestrisch empfangbaren Radiowellen steigt seit einigen Jahren sprunghaft an - parallel zum proportional flächendeckend stark zurückgehenden Nutzungsverhalten der Hörer. Salopp gesagt, gibt es ein Überangebot an Programmen für eine immer geringer werdende Gesamtanzahl an Hörern.
 
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Ohne klare Ansage geht gar nichts. Bei der ARD nicht und bei den Privaten auch nicht. Da, wo es harte Linzenzauflagen gab oder gibt, steigt das Niveau im Programm. Beispiele auf kommerzieller Seite sind ITV in England und RTL in Luxemburg.
 
Der Analyse stimme ich zu:
Der Hauptgrund ist aber für mich, dass Radio keine Inhalte mehr anbietet und damit meine ich jetzt nicht DLF & Co., sondern die sog. Unterhaltungsprogramme die sich immer mehr angeglichen haben und daher jetzt überall fast identisch und austauschbar klingen. Damit hat sich der Radiomarkt selbst das Wasser abgegraben, weil die Hörer gar nicht mehr an noch mehr Stationen mit "more of the same" interessiert sind.
 
Damit meine ich, dass die LMAen sich nicht trauen, die seit Jahren in fester Hand befindlichen Ketten an andere zu vergeben.
Warum sollten sie? Auch die LMAs können nicht halten und walten sie wollen. Um die großen Ketten an jemand anderen zu vergeben, brauchts Gründe. Und solange ein Programm nicht nachweislich pleite ist, sehe ich da als juristischer Leihe keinerlei Chance.

und Hörer haben die Programme dort ohnehin kaum, bei Marktanteilen zwischen 0,8 und 1,2 Prozent.
Du sollst nicht immer von deinem medial langweiligen Meck-Pom auf den Rest der Republik schließen.
 
DAB ist der Totengräber für das Medium Radio.
Zumindest ist DAB+ keine Werbung fürs Radio. Fehlende Moderation nebst VT & vielen Streams sind für mich kein Grund, zu bleiben. So hackt man sich selbst die linearen Beine ab, auf die der Hörfunk steht. Wo ist die Nähe zum Hörer & wer soll mich begeistern, da keine Radio-Personality in Sicht? Ich weiß nicht mal, warum welche Musik genau jetzt gespielt wird. Das ist kein Radio. Die goldene Regel: Du sollst nicht langweilen. In diesem Fall wechsele ich zu einem USB-Stick. Da sind wenigstens meine Lieblingssongs drauf. :p
 
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