Bild hat mehr Reporter in jedem
Dorf als die öffis, das ist schon traurig.
Wovon ich den größten Teil als alles mögliche bezeichnen würde, aber bestimmt nicht als Reporter. Und was man bei Bild als Informationsfernsehen ansieht, hat man ja nun lange genug bei BildTV "bewundern" können. So bitte nicht! Dann können wir den ÖR tatsächlich kommentarlos abschalten.
Das Verhältnis zwischen Berlin und Brandenburg ist wirklich ziemlich speziell. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Lebenswirklichkeit nicht mit den politischen Grenzen übereinstimmt. Wir reden im Prinzip nicht von Berlin und Brandenburg, sondern von der Hauptstadtregion, die ich mal so ungefähr mit "von Falkensee bis Strausberg und von Oranienburg bis Ludwigsfelde" definieren würde. Da sind dann Potsdam, Königs Wusterhausen und Erkner mit drin. Und dann haben wir auf der anderen Seite eben die Gegenden in Brandenburg, die weiter weg von Berlin sind, also Wittenberge, Angermünde, Cottbus oder Senftenberg.
Ja und nein. Es gibt auch innerhalb Berlins höchst unterschiedliche Lebenswirklichkeiten. Dafür brauche ich die Brandenburger gar nicht heranziehen. Das mit dem gemeinhin als "Speckgürtel" betitelten Rand um Berlin herum, ist zwar richtig. Dennoch gibts natürlich auch da solche und solche. Der heiße Kampf darum, welcher denn nun der "schönste, lukrativste und beste Vorort" von Berlin ist, tobt doch längst. Da ist beim genaueren Hinsehen auch nicht immer alles Gold was glänzt.
Das inhaltliche Dilemma des rbb offenbart sich aktuell nach wie vor am meisten an dem regionalen Vorabendprogramm. Während ZiBB es, über die Jahre hinweg gewachsen, gut hinbekommen hatte, alle diese "Besonderheiten" möglichst breit unter einen Hut zu bekommen, ist das neue Programm komplett auf eher unpersönliches Großstadt-Hipster-Getue aufgebaut. Mehr leere Phrasen, weniger konkrete, breit aufgestellte Inhalte. Jeder Programmverantwortliche, der auch nur halbwegs einen Blick auf sein Sendegebiet hat, womit ich ausdrücklich das gesamte Sendegebiet meine, hätte merken müssen, dass das nur nach hinten losgehen konnte. Diese eine Sendung ZiBB und ihr "Nachfolgeprojekt" sind, wenn man so will, absolut symptomatisch für den Blick der rbb-Entscheider auf ihr Sendegebiet.
Man kann das beim Radio übrigens ebenfalls feststellen. Schon seit Jahren wird beispielsweise über Radio eins immer mal wieder gewitzelt, dass das Sendegebiet inhaltlich ohnehin nur bis zum Spreewald reicht. "Alibi-Sendungen" aus bzw. über das Studio Cottbus, welche dann aber auch nur über die 95,1 ausgestrahlt wurden und nicht über alle Frequenzen, wurden inzwischen offenbar ganz eingestellt. Der geneigte Hörer ausserhalb des Berliner Dunstkreises nimmt das sehr wohl wahr und weiß es entsprechend einzuordnen. Das kommt aber in Berlin bzw. Potsdam nicht an, weil man dort tatsächlich in Teilen glaubt, dass da unterhalb des Spreewaldes eh keiner zuhört und nördlich von Berlin bis zur Ostsee eh nur Wüste ist. Beim Jugendprogramm Fritz ein ähnliches Bild. Da braucht man sich nur die SocialMedia-Kanäle anschauen und fragt sich verwundert, wo denn eigentlich das Brandenburger Sendegebiet abgeblieben ist. Nicht zuletzt ist gerade im Bereich Radio die seit Jahrzehnten stattfindende Unterversorgung insbesondere im Süden des Landes ein weiterer Punkt, mit dem man offenbar ohne es zu merken, dem geneigten Gebührenzahler vermittelt, dass er im Grunde nicht interessiert. Der mdr in Sachsen-Anhalt hat heute in Jessen einen Sender eingeschaltet, der jetzt noch besser nach Brandenburg reinfunkt als der in Wittenberg. Im Frühjahr rüstet Sachsen in Sachen DAB+ auf. Das spätestens dann die letzten rbb-Hörer im Süden aufgrund ständiger Aussetzer im Empfang woanders hin flüchten, sollte in Potsdam nicht weiter verwundern. (Koordiniert sind mindestens zwei Standorte im äußersten Süden. man müßte sie nur mal aktivieren.) Und so ergeben halt viele kleine Puzzle-Teile ein großes Ganzes, das, je genauer man hinschaut, einen immer mehr schaudern läßt darüber, wie man bei soviel inhaltlicher Ignoranz überhaupt solange sich selbst feiern konnte in der rbb-Chefetage, fernab der tatsächlichen Realitäten.